Kos

Kos

Kos (jetzt ital. Stanco, türk. Istanköi), eine der Sporaden an der Küste von Karien (s. Karte »Griechenland«), 52 km breit und 10 km lang, mit einem Flächeninhalt von 286 qkm, in ihrer Südhälfte in mittelhohen Gebirgen aus Schiefer, Kreidekalk und Tertiärschichten bis zu 875 m ansteigend, im Altertum berühmt wegen ihres Weines, ihrer Amphoren, Salben und leichten, durchsichtigen Gewänder (Koïsche Gewänder, Coae vestes). Die ältere Hauptstadt, Astypaläa, lag im Westen der Insel; die spätere, K. (das heutige Ko mit ca. 4000 Einw.), 366 v. Chr. durch Synoikismos der übrigen Städte an einem guten Hafen gegründet und durch starke Mauern befestigt, in der Nähe der nordöstlichen Landspitze Skandarion. Von Erdbeben wurde die Insel wiederholt heimgesucht; nur die Mauern von K., Antimachia und andern Städten hielten stand und wurden von den Johannitern zu stattlichen Burgen (von 1310 an) ausgebaut. Bis 1523 dauerte deren Herrschaft; erst nach langem Kampfe bemächtigten sich der Insel die Türken, die sie noch jetzt als Teil des Wilajets Dschesairi Bahri Sefid besitzen. Hauptausfuhrgegenstände sind Rosinen (nach Triest) und Trauben (nach Alexandria); den Verkehr vermitteln hauptsächlich britische und österreichische Dampfer. Wichtiger als durch seine politische Geschichte war K. im Altertum durch das Asklepieion, eine ausgedehnte Kuranstalt und Ärzteschule, eine halbe Stunde von der Stadt K. gelegen. Diese für die Geschichte der medizinischen Wissenschaft hochbedeutsame Stätte, die Heimat des aus der Familie der Asklepiaden stammenden Hippokrates, wurde lange vergeblich gesucht, auch von den verdienstlichen Forschern Paton und Hicks. Erst dem Tübinger Gelehrten R. Herzog, der schon vorher an andern Stellen der Insel gegraben hatte, gelang es 1902, an der von Paton vermuteten Stelle sie zu finden und mit Unterstützung des kaiserlichen deutschen archäologischen Instituts, der Berliner Akademie, der Württemberger Regierung, des Johanniterordens und mehrerer Privaten den größten Teil der großartigen Anlage in den Jahren 1902 und 1903 auszugraben. Sie baut sich in drei Terrassen auf, die durch breite Freitreppen miteinander verbunden sind. Auf der obersten stand ein dorischer Peripteros aus Marmor, auf der mittlern ein stattlicher Altar und eine Exedra, mit Tempeln rechts und links, die untere nahm ein durch die Terrasse und Säulenhallen, an die sich nach außen Wohngebäude anschlossen, umgrenzter geräumiger Markt ein, auf den zahlreiche kunstvoll gefaßte Quellen mit teils kalkhaltigem, teils schwefel- und eisenhaltigem Wasser münden, der eigentliche Kurplatz. Erdbeben haben auch hier häufig Verwüstungen angerichtet und Neubauten notwendig gemacht. Daher rühren die Bauten, von denen Reste gefunden sind, aus mehreren Jahrhunderten her, aus den Jahren 400 v. Chr. bis 155 n. Chr. Schon im 4. Jahrh. nahmen Christen die alten Heiligtümer als Kirchen und Kapellen in Gebrauch; gründlich zerstörte sie dann das Erdbeben von 554, und so erheben sich die ausgegrabenen Mauern und Säulen nur wenige Meter über den Boden; doch reichen sie für die Erkenntnis des Planes der Anlage aus, und die Inschriften (vom 4. Jahrh. an) gewähren einen klaren Einblick in die Geschichte der koischen Ärzteschule. Vgl. Paton und Hicks, Inscriptions of Cos (Lond. 1891); R. Herzog, Koische Forschungen und Funde (Leipz. 1899); Archäologischer Anzeiger 1891, S. 131–140; 1903, S. 1–12 und 186–199; 1905, S. 1–15.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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