Auersperg [3]

Auersperg [3]

Auersperg, 1) Anton Alexander, Graf von, als Dichter unter dem Namen Anastasius Grün bekannt, geb. 11. April 1806 in Laibach, gest. 12. Sept. 1876 in Graz, aus der Pankrazischen Hauptlinie der Grafen von A. (s. oben), studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Graz und Wien, machte Reisen durch Italien, Frankreich und England, übernahm 1831 die Verwaltung der ererbten Güter und trat 1832 in den Laibacher Landtag, wo er durch seine liberalen Reden bald zu Ansehen kam. 1839 heiratete er die Reichsgräfin Maria v. Attems und lebte, ohne ein öffentliches Amt zu bekleiden, abwechselnd auf seiner Besitzung Gurkfeld, in Graz und in Wien. Wegen der liberalen Haltung seiner Gedichte zu den Führern der freisinnigen Partei Österreichs gerechnet, ward er im April 1848 in das deutsche Vorparlament und bald darauf in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, aus der er jedoch schon zu Ende September wieder ausschied. Erst nach dem Sturz des Ministeriums Bach (1859), als Österreich in konstitutionelle Bahnen einlenkte, erschien A. wieder im öffentlichen Leben. Er wurde 1860 von der Krone in den »verstärkten Reichsrat« für Krain berufen und 1861 unter Schmerlings Ministerium zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses ernannt und entwickelte 1861–67 in dem Krainer, seit 1867 in dem steiermärkischen Landtag eine glänzende Tätigkeit. Für Auerspergs Dichtungen ist das Vorwalten des reflektierenden Clements und ein Übermaß von Metaphern charakteristisch; doch gelingt ihm auch oft ein echtes Lied. Der Hauptinhalt seiner Dichtungen ist die Ahnung und Vorbereitung einer neuen und freien Zeit. Auf die unbedeutenden »Blätter der Liebe« (Stuttg. 1830) ließ er den Romanzenzyklus »Der letzte Ritter« (das. 1830; 8. Aufl., Berl. 1860) folgen, der den ritterlichen Kaiser Maximilian I. feiert. Sodann erschienen (anonym) die »Spaziergänge eines Wiener Poeten« (Hamb. 1831; 7. Aufl., Berl. 1876), Hymnen auf den Sieg des Frühlings und des Lichtes, im damaligen (Metternichschen)Österreich ein bedeutsames Zeichen der Zeit. Tiefsinniger sind die folgenden Dichtungen: »Schutt« (Leipz. 1836; 14. Aufl., Berl. 1890), allegorische Schilderungen von glänzendem Kolorit, worin der Dichter unter den Trümmern einer zerfallenden Welt die Keime einer neuen sucht, die ihm in Amerika aufzublühen scheint. Auch seine kleinern Dichtungen, die gesammelt als »Gedichte« (Leipz. 1837; 18. Aufl., Berl. 1893) erschienen, durchklingt der nämliche Grundton wie die größern Werke. A. wurde so ein Vorläufer der spätern politischen Lyriker, obschon er deren radikale Tendenzen niemals teilte. Nach längerer Pause erschienen die »Nibelungen im Frack« (Leipz. 1843; 2. Aufl., Berl. 1853), eine humoristische Dichtung; endlich das ländliche Gedicht »Der Pfaff vom Kahlenberg« (das. 1850, 3. Aufl. 1877), das in der idyllischen Schilderung der Feste, der Jahreszeiten und des Volkslebens von poetischem Wert ist. A. ließ noch »Volkslieder aus Krain« (Leipz. 1850) und »Robin Hood« (Stuttg. 1864) erscheinen, letzteres eine vortreffliche Bearbeitung der englischen Volksballade. Auch besorgte er die Herausgabe von Lenaus »Nachlaß« (Stuttg. 1852). Nach seinem Tod erschien: »In der Veranda. Eine dichterische Nachlese« (Berl. 1876). Seine »Gesammelten Werke« wurden von L. A. Frankl (Berl. 1877, 5 Bde.) herausgegeben. Der »Briefwechsel zwischen A. Grün und L. A. Frankl« erschien Berlin 1897. Vgl. Radics, Anastasius Grün und seine Heimat (Stuttg. 1876); Derselbe, Anastasius Grün, Verschollenes und Vergilbtes aus dessen Leben und Wirken (Leipz. 1878).

2) Karlos (Karl Wilhelm), Fürst, österreich. Staatsmann, geb. 1. Mai 1814, gest. 4. Jan. 1890 in Wien, stand eine Zeitlang im Militärdienst und lebte dann auf seinen Gütern ästhetischen und literarischen Neigungen. 1846–47 schloß er sich im böhmischen Landtag der deutsch-böhmischen Fortschrittspartei des Adels an. Bei Beginn der verfassungsmäßigen Regierung in Österreich berief ihn Schmerling zum erblichen Mitglied und Präsidenten des Herrenhauses, wo er ebenso wie im böhmischen Landtag sich als gewandten und schlagfertigen Vorkämpfer der Verfassung und der Staatseinheit erwies. Anfang 1868 wurde er Präsident des Bürgerministeriums Herbst-Giskra-Berger. Als Beust im Januar 1868 hinter Auerspergs Rücken über einen Ausgleich mit den Tschechen unterhandelte, zog sich A. demonstrativ auf seine Güter zurück und erhielt im September seine Entlassung. Nach Berufung seines jüngern Bruders, Adolf A. (s. unten: 3), an die Spitze des Ministeriums wieder zum Präsidenten des Herrenhauses und 1872 auch zum Oberstlandmarschall des böhmischen Landtags ernannt, unterstützte er die Politik des Ministeriums, nahm aber nach dessen Rücktritt 1879 seine Entlassung als Präsident des Herrenhauses und 1883 auch als böhmischer Oberstlandmarschall.

3) Adolf, Fürst, Bruder des vorigen, geb. 21. Juli 1821, gest. 5. Jan. 1885 auf Schloß Goldegg bei St. Pölten, wurde Offizier, nahm 1860 seinen Abschied und lebte der Verwaltung seiner Güter. 1867 von der verfassungstreuen Partei der böhmischen Grundbesitzer gewählt und von der Regierung zum böhmischen Oberstlandmarschall berufen, leitete er drei Jahre lang die oft stürmischen Verhandlungen des böhmischen Landtags mit größter Unparteilichkeit und Umsicht. Im März 1870 kam A. als Landespräsident nach Salzburg, wo er mutig für die Verfassung und die Aufrechterhaltung der Reichseinheit eintrat. Der Sturz des Ministeriums Hohenwart-Schäffle brachte A im November 1871 an die Spitze der eisleithanischen Regierung, die er streng verfassungsmäßig führte. Die Durchführung des Ausgleichs mit Ungarn, nach langwierigen Verhandlungen 1877 durch das persönliche Eingreifen des Kaisers zustande gekommen, brachte das Ministerium mit der Majorität des Reichsrates in Streit, welche die großen Zugeständnisse an Ungarn und die Erhöhung der Zölle nicht bewilligen wollte. Die von A. angebotene Entlassung wurde vom Monarchen nicht genehmigt, und es gelang A. im Juni 1878 endlich, auch die letzten Punkte des Ausgleichs gegen die Opposition der meisten Verfassungstreuen zur Annahme zu bringen. Da die Verfassungspartei ihn aber auch in der Orientpolitik im Stiche ließ, forderte A. von neuem seine Entlassung, erhielt sie Mitte Februar 1879 und wurde zum Präsidenten des obersten Rechnungshofes ernannt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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