Alraun

Alraun

Alraun, 1) (Gold-, Galgen-, Erdmännchen; niederl.: Pisdisjë, d.i. Harndiebchen), nach dem deutschen Aberglauben kleines, aus der rübenartigen, in 2 Enden ausgehenden Alraunwurzel (Atropa Mandragora), od. von der Wurzel eines Hundskürbisses gebildetes, teufelähnliches, höchstens 11/2 Schuh hohes, meist männliches, selten weibliches, behaartes u. mit Bart versehenes Bild, dem ein Menschenantlitz u. ein Augenpaar durch Eindrücken von schwarzen Pflanzenkörnern gegeben ist, angeblich unter dem Galgen, aus dem, einem unschuldig Gehenkten entfallenen Samen entstanden, u. von einem schwarzen Hund, den der Teufel sogleich tödtet, der Erde entrissen, wobei der A. einen dumpfen Seufzer hören läßt; wird als heilbringender Hausgott betrachtet, sorgfältig in einem Kästchen an geheimen Orten aufbewahrt, prächtig gekleidet, Sonnabends in Wein u. Wasser gebadet. An seinen Besitz ist Segen des Hauses, Freiheit von [354] Krankheiten u. Gefahren, Glück bei Processen, Fruchtbarkeit der Weiber, Beförderung glücklicher Niederkunften etc. gebunden. Auch die Zukunft sollen die A-en voraussagen u. zwar theils durch Bewegungen mit dem Kopfe, theils mit vernehmlicher Stimme. Nur zu solchem Zweck werden sie aus ihrem Versteck heraus geholt. Auch weichen sie nicht von ihrem Besitzer, u. selbst weggeworfen kehren sie wieder, außer wenn sie wohlfeiler verkauft werden, als sie erworben worden waren. Chamisso u. Arnim haben die Fabel von dem A. zu Novellen benutzt. 2) so v.w. Alrune.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Alraun — Sm (Alraune f.) magisch gebrauchte, menschenförmige Wurzel per. Wortschatz arch. (11. Jh.), mhd. alrūne, ahd. alrūn(a) Stammwort. Dieses Wort wurde benützt, um den Pflanzennamen l. mandragora m. wiederzugeben. Dieser steht für ein… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Alraun [1] — Alraun (althochd. alrûna, v. got. rûna, Geheimnis), in der deutschen Mythologie ein weissagender dämonischer Geist, dann ein kleines, halbteuflisches Wesen in Menschengestalt, welches den Besitzer reich machen sollte (auch Galgenmännlein genannt) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Alraun [2] — Alraun, s. Mandragora; wil der A., s. Allium …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Alraun — Alraun, die Wurzel von Mandragora (s.d.) officinalis L., wegen ihrer menschenähnlichen Gestalt als Alräunchen, Erd , Heck , Galgenmännchen Gegenstand des Aberglaubens, für glückbringend aber auch gefährlich gehalten …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Alraun — Alraun, gewöhnlich Alraune: Der Name der als zauberkräftig angesehenen menschenähnlichen Wurzel der Alraunpflanze (Mandragora) lautete in den älteren Sprachzuständen mhd. alrūne, ahd. alrūn‹a›. Diese Benennung ist wahrscheinlich durch… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Alraun — * Er hat Alraun gegessen. – Genlis, II, 164. Von einem trägen und schläfrigen Menschen. Die Fabel liess den Alraun aus dem blutigen Eiter des an den kaukasischen Felsen geschmiedeten Prometheus entspringen, weshalb er auch von den Alten das Kraut …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Alraun — Mandragora; Alraunwurzel; Alraune * * * Al|raun 〈m. 1〉 = Alraunwurzel * * * Alraun   [althochdeutsch alrun(a), wohl zu alp »Angsttraum« und runen »heimlich flüstern«] der, (e)s/ e …   Universal-Lexikon

  • Alraun, der — Der Alraun, des es, plur. die e. 1) Eine Pflanze mit einer glockenförmigen Krone, und einer kugelrunden Beere, welche mit zwey Fächern versehen ist, ohne Plural; Atropa Mandragora, L. im Deutschen auch Wolfskirche, Schlafapfel, Hintschapfel.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Alraun — Alraunen Gemeine Alraune (Mandragora officinarum) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophy …   Deutsch Wikipedia

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