Bentheim [2]

Bentheim [2]

Bentheim, Grafen u. Fürsten von B. Schon in den frühesten Perioden der Geschichte kommen Grafen Tubant vor, 1120 sollen sie, als die Grafschaft Tubant durch Heirath an Otto von Pfalz-Rheineck kam, den Namen Tubant mit dem von B. vertauscht haben. Durch Sophie (st. 1176), Tochter od. Schwester dieses Otto, kam die Grafschaft an den Grafen Theoderich VI. von Holland. Der zweite Sohn beider, Otto (starb 1207) folgte in B., u. dessen männliche Linie starb mit Graf Bernhard I. 1421 aus. Der Enkel seiner Schwester Hedwig, der Dynast Eberwyn von Güterswyk (st. 1454) succedirte; er hatte durch Heirath mit Melte, der Erbtochter des Grafen von Steinfurt-Steinfurt, u. in 2. Ehe mit Gisperta, der Tochter des Grafen von Bronkhorst, u. in 3. mit Agnes, Gräfin von Solms-Ottenstein, deren Güter er heirathet, u. ein Nachkomme von ihm, Arnold IV. (geb. 1554, st. 1606), vereinte die väterlichen Güter mit denen seiner Mutter, der Erbtochter des Grafen von Tecklenburg u. Rheda. Von dessen 5 Söhnen starben 3 kinderlos u. das Geschlecht B. wurde in 2 Hauptlinien fortgesetzt, welche noch blühen u. der Reformirten Confession folgen. A) Die ältere Linie B.-Tecklenburg-Rheda; Residenz: Hohenlimburg; ihr Stifter war Adolf (st. 1625), sie besaß Tecklenburg-Rheda u. Hohenlimburg. Ein Nachkomme von Adolf, Johann Adolf (st. 1701) trat 16993/4 von Tecklenburg u. 1/4 von Rheda an den Grafen von Solms ab. Solms cedirte seine Rechte wieder an Preußen, das 1707 die ganze Grafschaft Tecklenburg in Besitz nahm. B.-Tecktenburg gab auch seine Rechte an Rheda zu Gunsten des Bisthums Münster auf, doch setzte der Wiener Congreß fest, daß Rheda (3 QM., 11,355 Ew.) Standesherrschaft unter Hoheit Preußens sein u. Hohenlimburg (21/2 QM., 6480 Ew.) ebenfalls unter der Oberhoheit von Preußen stehen sollten. 1816 wurde preußischer Seits beiden Standesherrschaften das Recht einer Virilstimme auf dem westphälischen Landtage u. 1817 dem Grafen Emil (geb. 1765, st. 1837) die preußische Fürstenwürde ertheilt. Der jetzt regierende Fürst ist 1) Casimir, Sohn Emils, geb. 4. März. 1795, vermählt seit 1828 mit Agnes, geb. Prinzessin von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (geb. 1804); sein eventueller Nachfolger ist sein Bruder Prinz Franz (geb. 1800). B) Die jüngere Linie B.-Steinfurt, mit der Residenz Steinfurt, ward von Arnold Jobst 1622 gestiftet; dieser st. 1643 u. hinterließ 2 Söhne. Ernst Wilhelm (geb. 1623, st. 1693) erhielt B., dessen Sohn Ernst verglich sich 1691 in einem Successionsstreit mit der jüngeren Linie Steinfurt dahin, daß er Steinfurt, jene aber B. erhielt. Als jene Linie B.-Bentheim, welche Arnold Moritz Wilhelm gestiftet hatte, mit dessen Enkel 1703 erlosch, nahm der Nachkomme von B. Steinfurt die eigentliche Grafschaft B. in Besitz u. damit den Namen Bentheim-Bentheim an. Graf Friedrich Karl verpfändete, Schulden halber, sein Land 1753 auf 30 Jahre an Hannover, u. 1783 wurde dieser Vertrag auf 30 Jahre verlängert. Vor dem Ablauf des Vertrages nahmen aber die Franzosen Hannover in Besitz, u. der Graf von B. löste durch Convention mit Frankreich die hannöverschen Pfandansprüche durch Aversionalquantum von 800,000 Franken ab. Gleichwohl wurde B. 1806 durch die Rheinbundacte dem Großherzogthum Berg einverleibt u. 1810 mit Frankreich verbunden. Nach dem Sturz der französischen Herrschaft erkannte Hannover die Convention mit Frankreich nicht an, u. Frankreich mußte im Pariser Frieden die 600,000 Franken baar zurückzahlen u. 310,000 Fr, in Inscriptionen mit Rentengenuß übernehmen, worauf 1622 der Vertrag mit Hannover erlosch. Nach der [572] Ordnung des Wiener Congresses gehört die Grafschaft B. (163/4 QM. mit 29,000 Ew.) unter die Herrschaft Hannovers, Steinfurt (11/8 QM. mit 5900 Ew.) unter die Preußens. Auch diese Linie wurde mit Graf Ludwig im Januar 1817 in den preußischen Fürstenstand erhoben. Jetziger Fürst ist 2) Alexius, Sohn des im August 1817 verstorbenen Fürsten Ludwig, geb. 1781, vermählt seit 1811 mit Wilhelmine, geb. Prinzessin von Solms-Braunfels (geb. 1793); der Erbprinz, Ludwig, ist geb. 1812. 3) Wilh. Belgicus (welchen Namen er von seinen Pathen, den Generalstaaten, erhielt), Prinz von B., geb. 1782, Bruder des Vorigen, trat 1799 in österreichische Dienste als Hauptmann, ward 1805 Major, 1809 Oberstlieutenant u. auf dem Schlachtfeld von Aspern Obrist, führte bei Wagram, die Fahne in der Hand, sein geworfenes Regiment wieder vor, focht 1813 bei Dresden u. Kulm, wurde General u. zeichnete sich mit der von ihm errichteten österreichisch-deutschen Legion 1814 in SFrankreich aus. Nach dem Pariser Frieden zu mancherlei diplomatischen Sendungen, bes. nach London u. Paris, geschickt, führte er dort u. in Berlin u. Frankfurt die Sache der Mediatisirten, wurde dann Brigadier in Prag, 1826 Inhaber eines Infanterieregiments, 1827 Feldmarschalllieutenant u. Divisionär in Padua, rückte 1831 rasch nach Bologna vor u. stillte die dort ausgebrochenen Unruhen; er st. 1839 zu Villafranca.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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