Boden [2]

Boden [2]

Boden (Landwirthsch.), 1) ist der Theil des festen Erdkörpers, der mit einem gröberen od. feineren pulverartigen Stoff bedeckt ist; derselbe erscheint in den mannichfaltigsten Abstufungen des Zusammenhangs, der Schwere, Farbe etc. u. besteht aus einer theils chemischen, theils mechanischen Verbindung der Kiesel-, Tbon- u. Kalkerde, des Eisenoxyds u. Humus, zuweilen noch der Talkerde, des Gypses, Braunsteinoxyds u. anderer Mineralien; 2) bes. die Ackerkrume, od. die obere lockere Erdschicht des Ackers, so tief diese gepflügt od. gegraben werden kann, so tief als die Wurzeln eindringen u. soweit sie von Luft, Wärme u. Regen durchdrungen wird. Er ist fast stets mit einer Zersetzung der Gebirgs- od. Felsarten durch Wasser, Luft, Kälte, Wärme u. durch[945] das Wachsthum der Pflanzen bewirkt, entstanden. Haben sich einmal Flechten u. Moose indem zerfetzten Gestein angesiedelt, so bilden diese durch ihre Zersetzung schon eine bessere Erdschicht, die vermögend ist, höhere Pflanzenformen aufzunehmen. Die Baumwurzeln durchkreuzen die unterliegenden Steinmassen u. durch Abfall des dürren Holzes, der Blätter u. Früchte wird die Erdschicht immer mehr vermehrt. Viel wirkt die Fortbewegung des Gerölles durch Regengüsse zur Bildung des Bodens. Durch die Strömung wird das Gestein nach u. nach abgerundet u. verkleinert, u. nach u. nach entstehen Rollstücke, grobes Geschiebe, Kies, Sand u. Schlamm. Dieser Schlamm besitzt aber nicht an jedem Orte, wo er abgelagert wird, gleiche Bestandtheile wie die ursprüngliche Felsart, weil die Flüsse in der Folge ihres Laufs andere Gewässer aufnehmen, die oft in den verschiedenartigsten Gebirgen ihren Ursprung nehmen. In Niederungen u. auf Hochebenen ist der B. durch Sumpfgewächse entstanden. Eine Vergrößerung der festen Erdrinde entsteht auch noch durch die vulkanische Thätigkeit. Nicht die ganze Erde, sondern nur die Ackerkrume ist zum Anbau geschickt. In dem Untergrunde der tiefer liegenden Erdschicht, die nicht selten mit Stein- u. Felsmassen durchzogen ist, gedeihen keine Pflanzen, weil die Atmosphäre nicht auf ihn einwirken kann; gleichwohl ist er von sehr großem Einfluß auf die Gewächse, wenn seine Beschaffenheit die Heraufbringung od. unterirdische Bearbeitung gestattet. Die obere fruchtbare Erdschicht nennt man nach der verschiedenen Art ihrer Benutzung: Acker-, Wiesen- od. Garenland; doch kommen auf ihr auch zuweilen Sandschollen, Torfgründe, Brüche etc. vor, die nicht zum Fruchtbau taugen. Sehr wichtig sind die Eigenschaften des B-s, bes. seine Wärme, sein Gewicht, seine Consistenz (zäher, strenger, lockerer, loser B.), Feuchtigkeit (wassersüchtiger, nasser, feuchter, frischer, trockner, dürrer B.), indem davon das mehr od. weniger gute Gedeihen der angebauten Pflanzen abhängt. Der B. besteht aus verschiedenen Erdarten u. aus thierisch-pflanzlichen Bestandtheilen (Humus), die aber für sich allein nicht geschickt sind, Früchte zu tragen; nur die richtige Vermischung mit einander macht sie dazu erst fähig. In reinem Thon wachsen u. gedeihen seiner Festigkeit wegen keine Pflanzen; Sand für sich allein hat nicht genug Zusammenhang; Kalk nimmt die Wärme nicht an u. läßt die Feuchtigkeit schnell wieder fahren; Mergel steht in seinen physischen Eigenschaften zwischen Thon u. Kalk in der Mitte; Gyps nähert sich in dieser Beziehung dem Sande am meisten; Eisen in größerer Menge u. in zähem B. macht diesen unfruchtbar; der Humus, ein Gebilde der mehr od. weniger verfaulten organischen Überreste, ist zu lose u. schwammig; er ist es aber, der in Verbindung mit Wasser zum Gedeihen der Gewächse dient u. von diesen gleichsam verzehrt wird, denn Thon, Sand u. Kalk unter einander verbunden geben zwar den Pflanzen einen bequemern Standort u. nehmen die eigenthümliche Pflanzennahrung auf, Nahrung allein können sie ihnen aber nicht ausreichend geben, dies geschieht erst durch Beimischung des Humus, u. nur erst die richtige Mischung der Thon-, Kiesel-, Kalk-, Mergel-, Eisenerden u. des Humus bildet einen fruchtbaren B. Je nachdem die eine od. andere Erdart auf einem B. vorherrschend ist, wird er darnach benannt u. ist von höberem od. geringerem Werthe. A) Nach der Beschaffenheit des B-s (physikalische Classification), theilt man denselben in: a) Thon-B., der über 50–60% abschwemmbaren Thon, nicht über 20% Humus, nicht über 5% kohlensauern Kalk, übrigens Sand enthält. b) Lehm-B., der über 40–60% abschwemmbaren Thon, nicht über 20% Humus u. nicht über 5% kohlensauern Kalk enthält. c) Sandigen Lehm-B., der über 20–24;; abschwemmbaren Thon, nicht über 20% Humus u. nicht über 5% kohlensauern Kalk enthält. d) Lehmigen Sand-B., der über 10–20% abschwemmbaren Thon, nicht über 204 Humus u. nicht über 5% kohlensauern Kalk enthält. e) Sand-B., der 90% u. darüber Sand, nicht über 10% Humus u. nicht über 5% kohlensauern Kalk hat. f) Mergel-B., der über 5–20% kohlensauern Kalk u. nicht über 20% Humus hat. g) Kalk-B., der über 20% kohlensauern Kalk u. nicht über 20% Humus enthält. h) Humosen-B., der über 20% Humus enthält. B) Nach den Früchten, zu denen er bes. geeignet ist (ökonmische Classification) in: a) Weizen-B.: aa) starken, der nach einmaliger Düngung innerhalb 6 Jahren 2 Weizenernten geben kann, er ist selten, meist nur an Strömen u. Flüssen, bringt Raps, Weizen, Gerste u. Bohnen u. ist schwer zu bearbeiten; bb) schwachen, der in diesem Zeitraum nur einmal Weizen trägt; man trifft ihn sowohl in Flußniederungen als auf der Höhe; ein starker Gehalt von Humus u. Kalk gibt ihm erst seinen Werth. b) Gersten-B., aa) starken, welcher Thon u. Sand in richtigem Verhältnisse hat, so daß er bindend genug ist, aber auch das Verhärten der Oberfläche verhindert; u. bb) schwachen, der gewöhnlich aus lehmigem Sandboden besteht, außer Gerste auch für Hack- u. Hülsenfrüchte u. weißen Klee geeignet ist u. sich gut bearbeiten läßt; c) Hafer-B., der nach Winterfrüchten keine Gerste, wohl aber Hafer tragen kann, meist aus lehmigem Sandboden besteht, in der Düngung vernachlässigt u. seiner trocknen Lage wegen nicht für Gerste geeignet ist; u. d) Roggen-B., der entweder sicher nach jeder Düngung od. erst nach 3 od. mehr Jahren nur einmal nothdürftig Roggen trägt u. in letzterem Falle aus dürrem, lehmigem od. losem Sandboden besteht. C) Nach der Kleefähigkeit: a) in ausgezeichneten Luzerneboden, der jährlich in 4 Schnitten bis 48 Ctr.; b) in guten Luzerneboden, der jährlich in 3 Schnitten bis 36 Ctr.; c) in ausgezeichneten Kopfkleeboden, der in 2–3 Schnitten bis 40 Ctr.; d) in guten Kopfkleeboden, der bis 24 Ctr.; e) in guten Esparsetteboden, der in 2 Schnitten bis 26 Ctr.; f) in geringen Esparsetteboden, der in 1 Schnitt bis 15 Ctr. Heu vom Morgen liefert. Von Wichtigkeit ist auch die Gestalt u. Lage des B-s. Man unterscheidet gleichen od. ungleichen, ebenen od. abhängigen, Höhe- u. Niederungs-B., nach Osten, Westen, Süden, Norden gerichteten B., wagerechten, erhöhten, vertieften, eingeschlossenen B. Von diesen Lagen sind die besten die gleiche, ebene, östliche, wagerechte, umstellte, wenn er namentlich auf der nördlichen u. östlichen Seite von hohen Gegenständen umgeben ist. Den B. kann man verbessern; es geschieht dies theils durch Düngung, theils durch eine zweckmäßige Bestellung (s. Ackerbau F), theils durch [946] Auffahren u. Vermischen derjenigen Erdarten, in deren Verbindung er erst zu einem fruchtbaren umgeschaffen wird. Bei der Beurtheilung des B-s hat man auf Tiefe der Ackerkrume, Untergrund, Feuchtigkeit, Temperatur, Lage, Klima, Reinheit, Beschattung etc. zu sehen, nach dem sichtlich größern od. kleinern Zusammenhang, wie er sich beim Pflügen u. Eggen im halbvertrockneten Zustande darstellt u. nach seiner wasserhaltenden u. aussagenden Kraft Am sichersten lernt man einen B. nach seiner Beschaffenheit durch die chemische Analyse kennen; s. Bonitirung. Derjenige Theil der Ackerbaulehre, welcher von der Kenntniß des B-s nach seiner Beschaffenheit, Artbarkeit etc. handelt, heißt die Bodenkunde. Vgl. Krome, Der B. u. sein Verhältniß zu den Gewässern, Hannov. 1812; Sprengel, Die Lehre vom B., 2. A. Lpz. 1844: Protz, Der B., Lpz. 1855; Trommer, B-kunde, Berl 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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