Fluŏr

Fluŏr

Fluŏr (Fluorĭum, Fluorīne, abbr. F.), Atomgewicht od. Äquivalent = 237,5, ein farbloses Gas, von eigenthümlichem Geruche, bleicht Pflanzenfarben nicht, greift Glas nicht an u. zersetzt das Wasser schon bei gewöhnlicher Temperatur, es verbindet sich aber mit allen Metallen, ausgenommen mit Gold u. Platin, im Statu nascendi aber mit allen. Louyet stellt es dar, indem er entwässertes Fluormetall in Flußspathgefäßen mit trockenem Chlorgas zersetzte. Nach Louyet darf das F. nicht zu der Gruppe des Chlors, Broms u. Jods gezählt, sondern muß der Reihe des Sauersstoffs, Phosphors, Schwefels etc. angereiht werden. Es findet sich in der Natur häufig im Flußspath, selten im Glimmer, Topas, Hornblende, auch in den Knochen u. dem Zahnschmelz der Thiere u. in manchen natürlichen Phosphaten, bes. im Apatit, Phosphorit u. Grünbleierz, in höchst geringer Menge auch im Meerwasser, hat zu fast allen einfachen Körpern bes. zu den meisten Metallen, zu Wasserstoff, Boron, Silicium, eine höchst energische Verwandtschaft, weniger zu Blei; ist mit Chlor, Brom, Jod u. Sauerstoff noch nicht verbunden worden. Verbindungen mit Metallen (Fluoride u. Fluorüre, sonst flußsaure Salze genannt), indirect mittelst der Fluorwasserstoffsäure dargestellt, entwickeln mit wasserhaltiger Schwefelsäure glasätzenden Fluorwasserstoff u. verbinden sich unter sich u. mit Fluorwasserstoff, Fluorboron, Fluorsilicium zu Fluorsalzen. F. u. Wasserstoff verbinden sich zu Fluorwasserstoffsäure (Flußsäure, Flußspathsäure, Acidum hydrofluoricum), FlH, bei Erhitzung von Fluormetallen, bes. Flußspath, mit concentrirter Schwefelsäure im Augenblick ihres Freiwerdens. Diese war schon 1670 ihrer Existenz nach bekannt, wurde 1771 von Scheele absichtlich abgeschieden, 1808 von Gay-Lussac u. Thenard rein dargestellte, farblose, stechend riechende, höchst scharf schmeckende, stark sauer reagirende, an feuchter Luft rauchende, höchst ätzende, alles Organische zerstörende Flüssigkeit, ist sehr flüchtig, specifisches Gewicht = 1,0609, kocht schon bei 15° R., greift fast alle Metalle an, außer Platin, Gold, Silber u. Blei; ihr Dampf wirkt, eingeathmet, sehr nachtheilig. In Wasser löst sie sich reichlich unter Erhitzung. Man bedient sich ihrer, theils in Dampfform, theils als wässerige Säure zum Ätzen des Glases (s. Ätzen). Mit Metallen u. deren Oxyden in Berührung gebracht, zersetzt sie sich. Das F. verbindet sich mit dem Metall, der Wasserstoff entweicht od. verbindet sich mit dem Sauerstoff des Oxyds zu Wasser. Mit andern Fluorverbindungen bildet sie Fluorsalze. Mit Silicium verbindet sich F. leicht durch Behandlung des Kiesels (Kieselsäure) od. deren Salze (z.B. Glas) mit Flußspathsäure. Erwärmen von Glaspulver, Schwefelsäure u. Flußspath, zu Fluorsilicium od. Siliciumfluorid, SiFl3 (sonst Kieselflußsäure), farbloses, stechend riechendes, an der Luft rauchendes Gas, das beim Vermischen mit Wasser in sich trennende Kieselerde u. Fluorsiliciumwasserstoffsäure, 3SiFl3 + 2SiFl3 (Kieselflußsäure), eine farblose, starksaure, das Glas nicht angreifende Flüssigkeit, zersetzt, die bei der Destillation Flußsäure entwickelt, mit Metalloxyden (Fluorsiliciummetalle, Fluorkieselsaure Fluorsalze) bildet, u. gis Reagens Kali u. Baryt bildet, die sie aus ihren Lösungen als fast unlösliche Fluorsiliciummetalle niederschlägt. Boronfluorid od. Fluorbor, BFl3, bildet sich beim Glühen von wasserfreier Borsäure mit Flußspath, ist ein farbloses, erstickend riechendes, an der feuchten Luft rauchendes, sauer reagirendes, alles Organische zerstörendes Gas; wird von Kalium unter Abscheidung von Bor lebhaft zersetzt. Von Wasser u. Schwefelsäure wird es absorbirt, Borsäure abgeschieden u. Borfluorwasserstoffsäure, BFl3, FlH (Fluorboron, Flußboraxsäure), gebildet, die mit Basen Fluorbormetalle (Fluorborsaure Fluorsalze) bildet. Fluorammonium (Flußsaures Ammoniak), bildet sich durch Erhitzen des Salmiaks mit Fluornatrium im verschlossenen Platingefäß, neutral als weißer, das Glas stark angreifender Sublimat erhalten; leicht löslich in Wasser. Beim Verdampfen der wässerigen Lösung schießt das saure Salz in undeutlichen, leicht an der Luft zerfließlichen Körnern an. Man benutzt es in neuerer Zeit in der Photographie, eben so auch das Fluornatrium u. Fluorcalcium. Äthylfluorid (Flußsäureäther) bildet sich bei Behandlung der Flußsäure mit Alkohol, sehr flüchtige, lösselkrautartig riechende[391] u. schmeckende, Glas angreifende, sich schnell in Alkohol u. Flußsäure zersetzende Flüssigkeit. Fluorcalcium, CaFl (Flußsaure Kalkerde), kommt in der Natur häufig als Flußspath (s.d.) vor, kann auch künstlich dargestellt werden, bildet mit schwefelsauren u. kohlensauren, Doppelsalze, geht auch mit Bor-, Kiesel-, Titan-, Tantal-Fluor Verbindungen ein. Kupferfluorür u. Kieselkupferfluorür sind kupferroth, andere einfache u. zusammengesetzte Kupferfluorverbindungen hellblau od. blaßgrün. Die Molybdänfluorsalze sind theils roth, theils schwarz; die Nickelfluorsalze grün, die Kobaltfluorsalze blaßroth. Die zahlreichen übrigen, bes. von Berzelius genauer untersuchten Fluorverbindungen bieten kein allgemeineres Interesse dar.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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