Grouchy

Grouchy

Grouchy (spr. Gruschi), Emanuel Marquis v. G., geb. 1766 in Paris, von adeligen Eltern, trat Anfangs in die Artillerie, bald aber zur Reiterei, wurde 1784 Capitän u. 1785 Offizier der Garde du Corps. Im Feldzuge von 1792 war er Commandeur eines Dragonerregiments, wurde Maréchal de Camp u. befehligte 1793 die Cavallerie bei der Alpenarmee, ging dann aber nach der Vendée, wurde jedoch durch den Conventsbeschluß, welcher die adeligen Offiziere aus der Armee entfernte, in Unthätigkeit versetzt. 1794 wurde er wieder Divisionsgeneral in der Vendée, focht 1795 mit Auszeichnung unter Hoche u. vereitelte zu Quiberon den Angriff der Emigranten. 1797 erhielt er das zweite Commando der mißlungenen Expedition nach [723] Irland; 1798 commandirte er in Italien eine Division unter Jaubert, erhielt nach der Übergabe Piemonts dort den Oberbefehl, organisirte daselbst die provisorische Regierung, schlug den 18. Juni die Österreicher unter General Bellegarde bei Alessandria u. befehligte 1799 bei Novi den linken Flügel, wo er schwer verwundet u. gefangen genommen, aber bald wieder ausgeliefert wurde. An Moreaus Siegen in Deutschland nahm er 1800 wesentlich Antheil u. entschied bei Hohenlinden. 1802 wurde er Generalinspector über die Reiterei, später aber wegen seiner Freundschaft zu Moreau einige Mal von Bonaparte bei Beförderungen übergangen. Im Kriege 1806 u. 1807 befehligte er gegen Preußen ein Corps Cavallerie u. trug wesentlich zur Gefangennehmung des Fürsten Hohenlohe, so wie zum Siege von Friedland bei. 1808 wurde er Gouverneur von Madrid, diente 1809 mit Auszeichnung in Italien, drang von da aus nach Ungarn vor, schlug bei Wagram die österreichische Cavallerie u. wurde dafür von Napoleon zum Großoffizier des Reichs ernannt. 1812 befehligte er ein Cavalleriecorps, trug zum Sieg an der Moskwa bei, deckte den Rückzug bis Smolensk u. commandirte das zu Napoleons persönlichem Schutz organisirte u. aus Offizieren gebildete Bataillon sacré. D. ihm Napoleon kein Corpscommando anvertrauen wollte, zog sich G. 1813 vom Dienste zurück, bis er beim Einfall der Alliirten in Frankreich 1814 ein Cavalleriecorps übernahm u. sich bei Montmirail etc. auszeichnete. Bei der Restauration wurde er verbannt, bekam zwar im Januar 1815 die Erlaubniß zur Rückkehr nach Frankreich, aber keine Anstellung; er nahm daher in den Hundert Tagen sogleich für Napoleon Partei, erhielt die Marschallswürde, commandirte die Alpenarmee gegen den Herzog von Angoulème, der von seinem Corps gefangen genommen wurde, dann die Reservecavallerie der Großen Armee u. befehligte diese bei Ligny. Beauftragt, mit zwei Infanterie- u. zwei Cavalleriecorps die sich zurückziehenden Preußen zu verfolgen, ließ er sich bei Wawre von dem 3. preußischen Corps unter Thielemann aufhalten u. soll nach Napoleons Behauptung den Verlust der Schlacht von Waterloo dadurch verschuldet haben, daß er den Marsch von drei preußischen Armeecorps nach Waterloo, welche dort Napoleon in die Flanke fallen sollten, nicht bemerkt habe u. sich allzu streng an des Kaisers Ordre haltend, selbst nicht durch den starken Kanonendonner sich habe bewegen lassen, Napoleon zu Hülfe zu kommen. Ein späterer Befehl des Kaisers verfehlte ihn. Er zog sich nun nach Namur, bestand dort ein glückliches Gefecht gegen die Preußen u. führte sein Corps nach Paris. Durch königliche Ordonnanz verwiesen, begab er sich nach Amerika, kehrte jedoch, 1819 begnadigt, nach Frankreich zurück. Die Julirevolution 1830 setzte ihn in alle seine Würden wieder ein, er wurde 1832 Pair u. st. den 19. Mai 1847 in Etienne.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Grouchy — (spr. gruschih), Emanuel, Marquis von, franz. Marschall, geb. 23. Okt. 1766 zu Paris, focht seit 1795 fast in allen Kriegen Frankreichs, 1815 Marschall, kam Napoleon bei Waterloo nicht zu Hilfe, da er den General Thielmann 18. Juni bei Wavre… …   Kleines Konversations-Lexikon

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  • grouchy — 1895, U.S. college student slang, from GROUCH (Cf. grouch) + Y (Cf. y) (2). Related: Grouchily; grouchiness …   Etymology dictionary

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