Labadie

Labadie

Labadie, Jean de L., geb. 13. Febr. 1619 zu [943] Bourg in Guienne, wurde in Bordeaux von den Jesuiten erzogen u. trat in den Orden; er studirte seit 1626 Theologie u. zeichnete sich als Prediger aus; da er aber, ergriffen von dem Verderben der Kirche, in seinem Orden keinen Anklang mit seinem Streben für Verbesserung fand, trat er aus u. ging 1639 erst zu den Vätern des Oratoriums u. dann zu den Jansenisten. 1640 wurde er Canonicus in Amiens u. begann hier seit 1644 eine Reformation der Kirche nach dem Muster der Apostolischen Kirche, führte Conventikel zur Bibellectüre ein u. genoß mit seinen Anhängern das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Um seine Thätigkeit hier zu stören, wurde er 1646 als Prediger u. Aufseher des Tertiarierordens nach Guienne geschickt u., um dort der fortgesetzten Verfolgung der Jesuiten zu entgehen, trat er 1650 in Montauban zur Reformirten Kirche über, wurde Prediger daselbst, 1657 in Orange u. 1659 in Genf, überall für Wiederherstellung der alten Frömmigkeit u. Zucht eifernd u. namentlich an letzterem Orte einen großen Kreis Gleichgesinnter um sich sammelnd; 1666 ging er als Prediger an der Wallonisch-reformirten Gemeinde nach Middelburg; von seinen Feinden hier vertrieben, wendete er sich 1669 nach Amsterdam, wo seine Anhänger bald eine besondere Religionsgesellschaft bildeten, in welcher auch Peter Yvon Prediger war (Labadisten). Deswegen verwiesen, ging L. 1670 nach Herford, wo er, unter Verwendung seiner Anhängerin, Anna Marie von Schurmann, bei der Äbtissin Elisabeth Schutz fand; 1672 auf Befehl des Reichskammergerichts als Wiedertäuferischer Sectirer auch von da vertrieben, wendete er sich nach Bremen u. dann nach Altona, wohin ihn die Schurmann begleitete u. wo er unter Assistenz von P. Yvon u. de Lignon Vorträge u. Privatandachten hielt u. den 13. Febr. 1674 starb. Er schr.: La réformation de l'église; Le jeune religieuse; L'arrivée apostolique; Abregé du christianisme (deutsch Frankf. 1724). Nach ihrer Bekenntnißschrift (Declaration der reinen Lehre u. des gefunden Glaubens des Joh. de L. etc., Herf. 1671, u. veritatis sui index) wichen die Labadisten im Ganzen von der Lehre der Reformirten Kirche nicht ab, deren Symbolische Bücher sie auch annahmen. Sie nährten sich nach dem Muster der ältesten Kirche größtentheils von Händearbeit u. hatten Gütergemeinschaft, erklärten sich gegen die Kindertaufe, verwarfen aber die Wiedertaufe; hatten keinen Feiertag, sondern verlangten, daß das ganze Leben ein solcher sei. Der den Labadisten oft gemachte Vorwurf der Unsittlichkeit ist ungegründet, die Ehe verwarfen sie nicht. Nach L-s Tode zogen sich seine Anhänger nach Wiewert in Westfriesland, fanden aber wegen ihrer strengen Kirchenzucht wenig Verbreitung u. erloschen in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. Gegen sie schrieben Hund, Pauli (Hamm 1671), Maier, Brakel, Calov. Vgl. Histoire de la vie de J. de Labadie, Haag 1670.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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