Pseudomorphosen

Pseudomorphosen

Pseudomorphosen (Afterkrystalle, Pseudokrystalle, Krystalloide), diejenigen krystallinischen u. amorphen Mineralkörper, welche selbst nicht Krystalle sind, aber die Krystallform eines anderen Minerals zeigen. Naumann unterscheidet nach ihrer verschiedenen Entstehung u. Beschaffenheit: a) Hypostatische P., welche durch Ablagerung fremder Mineralsubstanz an die Begrenzungsflächen eines Krystalls entstanden sind u. zwar: aa) Umhüllungs-P., welche sich von den Begrenzungsflächen des Kryalls aus nach außen gebildet haben; sie sind also blos Überzüge od. krustenartige Ablagerungen von Mineralien, denen als Unterlage ein Krystall gedient hat. Sie sind oft sehr dünn u. lassen die Formen des umhüllten Krystalls noch deutlich erkennen; letzter ist häufig durch spätere Auflösungsprocesse zerstört u. weggeführt worden, die Innenseite der P. zeigt alsdann einen vollkommenen Abdruck der Krystallform. Ost ist dieser leere Raum, ganz od. theilweis durch neue gleiche Mineralsubstanz ausgefüllt. bb) Ausfüllungs-P. entstehen, wenn der leere Raum einer Umhüllungspseudomorphose mit anderer Mineralsubstanz angefüllt ist, als die, aus welcher die Umhüllung besteht u. die Umhüllung zerstört worden ist. Alsdann bleibt eine im Inneren oft drusig u. hohl erscheinende Ausfüllung zurück, welche genau die Form des ursprünglichen Krystalls zeigt. cc) Verdrängungs-P. entstehen so, daß sich die Substanz des pseudomorphosirenden Minerals in demselben Maße absetzt, wie die Substanz des ursprünglichen Minerals zerstört u. weggeführt wurde; was also von der Form des Krystalls durch Zerstörung verloren ging, wurde Atom für Atom durch neue Mineralmasse ersetzt. b) Metasomatische P. (Umwandlungs-P.), nennt man solche P., welche durch die innere Umwandlung eines krystallinischen Minerals in ein anderes krystallinisches od. amorphes Mineral, jedoch ohne Veränderung der Form, entstanden ist. Hierbei erfolgt entweder kein Verlust u. keine Aufnahme von Stoffen (wenn z.B. Aragonitkrystalle in Kalkspath umgewandelt werden; überhaupt nur bei dimorphen Mineralien), od. der Krystall verliert Bestandtheile (P. von Kalkspath nach Gay. Lusfit), od. der Krystall nimmt Bestandtheile auf (P. von Gyps nach Anhydrit), od. endlich es findet theilweiser Austausch von Bestandtheilen statt; diese letzte Art von Pseudomorphosirung kommt ziemlich häufig vor, z.B. bei P. von Kaolin nach Feldspath, Speckstein nach Quarz od. Braunspath, Brauneisenerz nach Eisenkies od. Eisenspath, Malachit nach Kupferlasur. Manche solche metasomatische P. lassen sich auch künstlich erzeugen; so hat man P. von Kalkspath nach Gyps, Magnetkies nach Eisenspath u. Silberglanz nach Silberblende dargestellt. Vgl. Landgrebe, Über die P. im Mineralreiche, Kassel 1841; Blum, Die P. des Mineralreichs, Stuttg. 1843, Nachtr. 1847.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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