Schwarzwald

Schwarzwald

Schwarzwald, 1) Wald, aus Schwarzholz bestehend; 2) im Alterthum Abnoba u. ein Theil der Marciana Silva, ein zu den deutschen Mittelgebirgen gehöriges, seinen Namen von den vorherrschenden Tannenwaldungen führendes Gebirge in Baden u. Württemberg, welches an dem Rheinknie bei Basel beginnend sich in einer Länge von 221/2 Meilen u. einer Breite von 21/2 bis 5 Meilen in nordöstlicher Richtung bis zu den badenschen Städten Durlach u. Pforzheim erstreckt; es nimmt einen Flächenraum von 120 QM. ein u. läuft mit dem Oberrhein u. den Vogesen parallel; im Westen fällt es gegen das Rheinthal zwischen Basel u. Karlsruhe steil, an manchen Stellen 3000 Fuß, ab, senkt sich im Osten schwach u. saust gegen das weit höher als das Rheinthal gelegene Mittelland Württembergs u. hängt südöstlich mit der Schwäbischen Alp zusammen. Ein scharfer Kamm läßt sich in dem S. nicht verfolgen, obwohl, vom Rhein aus gesehen, ein solcher vorhanden scheint; er besteht mehr aus Hochebenen, als aus isolirten Spitzen. Der Hauptzug streicht vom Blauen über den Belchen u. Feldberg von Südwest nach Nordost, dann nördlich nach dem Doldenbühl beim hohlen Graben, der Kaiserebene beim Kilben, dem Gschassikopf u. Farrenkopf, wo er vom Kinzigthal durchbrochen wird; jenseits desselben erhebt er sich wieder zum Hundskopf u. Kniebis u. geht, sich ganz der Westseite zuwendend, zwischen dem Rhein- u. Murgthal über die Hornisgründe bis zum 2048 Pariser Fuß hohen Mercurius u. 2300 Fuß hohen Dobel. Durch das tief eingeschnittene, von Osten nach Westen sich erstreckende Kinzigthal wird der S. in einen oberen u. unteren Theil geschieden. Der obere S., von dem südlich vom Rhein bespülten Fuße bis zur Kinzig, hat eine mittlere Höhe von 3000 Fuß, u. seine höchsten Spitzen sind: Feldberg (4650 Pariser Fuß), Herzogenhorn (4300 F.), Blösling (4019 F.), Erzkasten od. Schau ins Land (3982 F.), Weißtannenhöhe (3714 F.); in einem vom Feldberg südwestlich laufenden Zweige stehen der Belchen (4397 F.), der Blauen (3537 F.) u. der Kandelberg (3886 F.). Der untere S., vom Kinzigthale nördlich sich erstreckend u. von 2000 Fuß mittler Höhe, hat zu seinen höchsten Spitzen: Hundsrücken (3815 F.), Hornisgründe (3621 F.), Badener Höhe (3092 F.), Roßbühl mit Kniebis (2960 F.), Hundskopf (2897 F.). Das Gebirge besteht seiner Hauptmasse nach aus plutonischen Gesteinen, u. die vorherrschenden Gebirgsarten sind Gneiß, Granit, Glimmerschiefer u. Sandstein. Pässe, welche über den S. führen, sind der Belchenpaß, der Paß durchs Höllenthal, der über den Kilben, über den Kniebis u. der durchs Kinzigthal; außerdem stehen die Querthäler durch Seitenpässe in Verbindung. Solcher Querthäler hat der S. viele u. große, alle tief eingeschnitten, manche eng u. wild, mit steilen Wänden (Wiesen-, Münster-, Höllen-, Elz-, Schutter-, Kinzig-, Rench-, Acher-, Murg-, unteres Albthal); östlich ist das bedeutendste das wilde Wutachthal; tiefe Längenthäler sind am Südende das Stein-, Schlucht-, Alb- u. Wehrathal, am Nordende das Enz-, Nagold- u. Würmibal; mitten im Gebirge liegt das Gutachthal. Seen: der Feldsee, Titisee, Schluchsee, Mummelsee u.a. Auf dem S. entspringen die Donau, der Neckar (mit Enz, Nagold, Würm) u.v.a. Nebenflüsse des Rhein, wie Wutach, Alp, Wehra, Wiese, Dreisam, Elz, Kinzig, Murg. Der S. ist ein großentheils heiteres, vielfach angebautes Gebirgsland mit üppigen Wiesen in den Thalgründen, herrlichen Tannenwaldungen, Triften auf den Bergen, reich bewässert, von zahlreichen Straßen durchschnitten, mit vielen wohlhabenden u. reinlichen Dörfern besetzt, in einzelnen Gegenden auch rauh u. wild, mit finstern Schluchten u. Moosgründen, jähen Felsabhängen u. undurchdringlichem Wald. Der S. birgt an Mineralien Eisen, Kupfer, Kobalt, Blei, Silber, Steinkohlen, hat viele Mineralwasser (Alleehaus bei Karlsruhe, Baden-Baden, Badenweiler, Beiertheim od. Stephanienbad, Dürrheim, Erlenbad, Fischingen, Glotterthal, Haningen, Hub, Hüttersbach, die Kniebisbäder Petersthal, Griesbach, Freiersbach u. Autogast, ferner Lichtenthal, Nordwasser im Reuchtbale, Oppenau, Rippoldsau, Rothenfels, Säckingen, Suckenthal, Sulzbach, Sulzburg) u. großen Reichthum an Holz u. Wild. Die Bewohner desselben (etwa 1/2 Million) treiben weniger Ackerbau, welcher nicht sehr ergiebig ist, beschäftigen sich aber desto mehr mit Anfertigung von Holz- u. Spieluhren u. Uhrenbestandtheilen (Hauptorte der Uhrenfabrikation sind: Furtwangen, Neustadt, Vöhrenbach, Lenzkirch, St. Georgen, Schönwald, Gütenbach u. Neukirch; 1796 gab es 500 Uhrenmacher im Schwarzwalde, 1855 1568 Meister u. dreimal so viel Gehülfen), seiner mit Strohflechterei, Holzwaaren- u. Bürstenfabrikation, Rußbrennen, Theerschwelen etc. Vgl. Bührlen, Bilder aus dem S., Stuttg. 1828, 2 Bde.; Schwarz, Die Schwarzwaldreise, ebd. 1836; Arnold, Wanderungen im S., Reutling. 1837; Fecht, Der südwestliche S.u. das anstoßende Rheingebiet, Lörrach 1858; Der S. in forstwissenschaftlicher. Beziehung, Stuttg. 1833; P. Merian, Geognostische Übersicht des südlichen S., Basel 1838; Fromherz, Die Diluvialgebilde des S-es, Freiburg 1842; M. Gerbert, Historia nigrae Silvae, Ulm 1783.–88, 3 Bde. 3) Spitze des Sächsischen Erzgebirges, 3700 Fuß hoch, s.u. Erzgebirg 1); 4) Dorf im Gothaischen Amte Zella; Theerschwelerei, Kalkbrennerei, Burgruine dabei; 300 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schwarzwald — Geologische Karte vom Schwarzwald …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwarzwald — (Rickenbach,Германия) Категория отеля: Адрес: 79736 Rickenbach, Германия …   Каталог отелей

  • Schwarzwald — (hierzu »Geologische Karte des Schwarzwaldes«), Gebirge im südwestlichen Deutschland, das den Vogesen, mit denen es in wunderbar symmetrischer Anordnung übereinstimmt, gegenüber das obere Rheintal als hoher Gebirgswall begrenzt und sich in… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwarzwald — Schwarzwald, bei den Römern Silva Marciāna und Abnŏba, Gebirge im südwestl. Deutschland [Karte: Bayern etc. I, Tafel: Bayern etc. II, 10], vom Rhein zwischen Waldshut und Basel durch Baden und Württemberg bis Pforzheim, durch de …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schwarzwald — Schwarzwald. Dieses theils zu Baden, theils zu Würtemberg gehörende, 18 M. lange und durchschnittlich gegen 6 M. breite Gebirge, das sich vom Rheine bei Basel nördlich bis zum Einflusse des Neckar in den Rhein erstreckt, ist der Wohnsitz der… …   Damen Conversations Lexikon

  • Schwarzwald — (bei den Römern Silva marciana und Abnoba), Gebirge im südwestl. Deutschland (zu 2/3 badisch, 1/3 württemb.), beginnt bei der nördl. Wendung des Rheins, läuft den Vogesen parallel, ist 18 Ml. lang, durchschnittlich 6 Ml. breit, fällt gegen den… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Schwarzwald — [shvärts′vält΄] Ger. name for the BLACK FOREST …   English World dictionary

  • Schwarzwald — f1 Schwarzwald Topographie des Schwarzwaldes Höchster Gipfel Feldberg (1.493  …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarzwald — Schwạrz|wald, der; [e]s: südwestdeutsches Mittelgebirge. * * * Schwạrzwald,   Mittelgebirge in Südwestdeutschland, Baden Württemberg, erstreckt sich rd. 160 km lang zwischen dem Hochrhein im Süden und dem Kraichgau im Norden, ist im Süden 60 km …   Universal-Lexikon

  • Schwarzwald — Auf dem Schwarzwald wächst wenig Wein dies Jahr. [Zusätze und Ergänzungen] 2. Am Schwarzwald begegnete der Teufel dem Satan. Das Verwandte findet sich leicht zusammen. Böhm.: Svůj svého poznal, i na pivo pozval. Pod černým lesem potkal se čert s… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”