Sternkorallen

Sternkorallen

Sternkorallen (Steinkorallen, Lithophyta Schweig., Lamellifera Lam.), Ordnung der Klasse der Polypen, mit kalkigem Stamme u. an den Enden der Aste od. an der ganzen Oberfläche mit kleineren od. größeren sternartigen Zellen. Die Polypen sind klein, haben gar keinen, zwölf od. sehr vielfache Fühler u. eine einfache, hinten geschlossene, also afterlose Magenhöhle. Alle Polypen einer Colonie sind durch einen häutigen Mantel verbunden, welcher beständig Knospen treibt, um die einzelnen Polypen Kalkmassen ablagert, welche mit einander verschmelzen u. also ein zusammenhängendes, poröses, u. zwar sehr festes, unbewegliches u. angewachsenes Kalkgerüste bilden, an welchem der Mantel gewöhnlich von unten her abstirbt, der Stamm daher nackt wird. Die Zellen, in denen die Polypen einzeln stecken, erscheinen als Vertiefungen in der Oberfläche des Gerüstes, welche durch radiale Kalkblättchen in verschiedene Fächer getheilt sind u. gewöhnlich von einem aufgeworfenen, zackigen Rande umgeben werden. Nach der Zahl jener gewöhnlich sternförmig gestellten Kalkblätter (Lamellen), sechs, zwölf od. viele läßt sich die Anzahl der Fühler bestimmen, auch liegen in den Fächern die Keim- od. Eiersäcke der Thiere. Diese Korallenpolypen vermehren sich außerordentlich u. zwar theils durch Eier, theils durch Sprossenbildung od. Selbsttheilung, daher wachsen die Kalkgerüste derselben auch schnell zu den sogenannten Korallenbänken od. Korallenriffen heran, welche für die Schifffahrt so gefährlich u. verderblich werden. Zum Theil erheben sie sich aber auch über die Fluthen u. bilden ganze Inseln, welche allmälig durch Verwitterung der Oberfläche, so wie durch Anschwemmen von Ufertheilen u. vegetabilischen Stoffen, namentlich auch von Sämereien, welche auch von Vögeln herbeigebracht werden, sich allmälig mit einer Vegetation bedecken u. dadurch zur Wohnstätte von Menschen u. Thieren werden. Übrigens sind sie an bestimmte Meerestiefen u. Temperaturen gebunden u. können sich nur in solchen Meeresregionen zahlreich u. kräftig entwickeln, deren Temperatur nicht unter 20° C. u. deren Tiefe nicht über 120 Fuß beträgt. In größeren Tiefen scheint Druck u. Dunkelheit ihrem gedeihlichen Wachsthume eine Grenze zu setzen. Von Vielen wird der übrigens sehr seine Kalk zu Mörtel etc. benutzt. Man theilt diese Korallenpolypen auf folgende Weise ein: 1. Zunft: Dodecactinia, Polypen mit höchstens zwölf Fühlern od. ohne dieselben; 1. Familie: Milleporina, mit den Gattungen: Pocillopora, Millepora etc.; 2. Familie: Madreporina, mit den Gattungen: Heteropora, Madrepora etc.; 2. Zunft: Polyactinia, die Polypen mit zahlreichen, nicht sehr langen Fühlern; die Zellen mit vielen, aber ungleichen, größeren od. kleineren Lamellen; 1. Familie: Daedalina, mit den Gattungen: Pavonia, Agaricia, Maeandrina, Astraea, Favia, Caryophyllia u.a.m.; 2. Familie: Oculina, mit den Gattungen: Cladocora, Anthrophyllum, Explanaria, Oculina, Cyathina u.a. Von diesen sind hier insbesondere zu bemerken: a) Madreporina, die zweite Familie der ersten Zunft, deren kalkiger Stamm einen hohlen Achsenkanal hat, von welchem wieder kleinere Kanäle nach den deutlich sechs- bis zwölfstrahligen Sternzellen ausgehen, u. die in diese Familie gehörende Gattung Schwammkoralle (Madrepora), mit aufrechtem od. Überzüge bildendem Stamme mit überall stachelähnlich vorstehenden Zellen, die ganze Oberfläche mit Sternen besetzt; b) Astraea, Gattung aus der Familie der Dädalinen, mit kugeligem Korallenstocke, welcher überall mit dicht aneinanderstoßenden Sternzellen ohne Zwischenräume bedeckt ist; daher auch der Mantel unbedeutend, nur am Rande Knospen treibend; Arten: Gemeine S. (Astraea astroites L.), ausgebreitet, etwas kissenförmig, die Sterne flach, strahlig, ungleich, einander berührend, fünf- bis sechseckig; an den Antillen; Große S. (A. cavernosa Esp.), mit großem zirkelrunden, 24strahligem Sterne, außen mit gezähnelten, strahligen Lamellen, 2–6 Zoll dicke Massen bildend; an den südamerikanischen Küsten. Man kennt auch mehre fossile Arten unter dem Namen der Sternsteine, z.B. Astraea helianthoïdes, welcher den oberen Jura charakterisirt, scheibenförmig ist, mit großen fünfseitigen, trichterförmigen, 300–40strahligen Sternen. – Unter den vorweltlichen S. finden sich die Gattungen Astraea, Cyathophyllum, Anthophyllum, Lithodendron, Oculina, Explanaria, Agaricia, Maeandrina, Madrepora, Ceripora u.a. Sie kommen vorzüglich im Jura- u. Grobkalke vor u. spielen eine bedeutende Rolle in der Gebirgswelt, indem sie nicht nur die Korallenriffe u. Koralleninseln bauen, sondern auch die oft in weit ausgedehnten Felsenreihen auftretenden älteren Korallenkalksteine bilden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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