Winterquartiere

Winterquartiere

Winterquartiere, die Cantonnements, in welche sich eine Armee nach beendigtem Feldzug zurückzieht, um dort die rauhe Jahreszeit in Ruhe zu verbringen. Diese Cantonnements werden in möglichst von dem Kriege verschonten, mehr rückwärts gelegenen Gegenden, u. wo thunlich so bezogen, daß der Gegner keinen wichtigen Punkt überfallen u. durch einen od. zwei abgewonnene Märsche nehmen kann. Die Truppen werden möglichst weitläufig, doch so gelegt, daß sie sich brigaden- u. divisionsweise möglichst schnell versammeln können. Für jedes Bataillon u. Escadron ist ein Sammelplatz bestimmt, auf welchem sie sich im Fall eines Allarms sammeln u. sogleich nach dem Hauptsammelplatz rücken. Um die W. schnell allarmiren zu können, werden Fanale errichtet, auch Kanonen aufgestellt, um Schallsignale geben zu können. Zum Schutz der W. wird eine od. mehre Divisionen näher gegen den Feind vorgeschoben, u. diese entsenden wieder mehre Bataillone auf Vorposten, welche eine Postenkette ausstellen, sich auch wohl durch, in der Eile angelegte Werke verschanzen. Im Alterthum pflegten die Truppen beim Beginn des Winters in ihre Heimath zurückzukehren u. nicht vollendete Kriege mit Anfang des Frühlings weiter fortzusetzen. Die Römer versuchten ein Winterlager (Hiberna) in Feindes Lande zuerst bei der Belagerung von Veji (400 v. Chr.); dasselbe war befestigt durch Wall u. Graben; die Zelte (Hibernacula) waren aus Bretern, Schilf, Stroh u. dgl. Unter den Kaisern wurden die Winterlager so eingerichtet, daß für alle Lebens- u. militärischen Bedürfnisse hinreichend Sorge getragen war, man fand dort Waffenstätten, Lazarethe, Restaurationen etc. u. aus solchen W-n entstanden in Deutschland, Frankreich u. England oft Städte, bes. in England die auf -cester u. -chester endigenden. Im Mittelalter endigte jeder Feldzug mit regelmäßigen W-n, ebenso in den späteren Kriegen von dem Niederländischen Aufstand bis zum Siebenjährigen Krieg. In den neueren Feldzügen seit 1792 haben gar keine W. Statt gefunden, sondern man setzte, wie im Feldzuge 1805–1806, 1806–1807, 1812–1813, 1814–1815 auch im Winter den Krieg fort (Winterfeldzüge), ja begann sie noch im W., wie 1864 der Deutsch-Dänische Krieg. Höchstens finden jetzt noch Erholungs- (Rafraichissements-)quartiere Statt, wo die Truppen 14 Tage bis 3 Wochen von den Strapazen des Krieges ausruhen u. Verstärkungen an sich ziehen. Sie werden ganz wie W. behandelt, nur daß die Truppen nicht in so weite Cantonnements verlegt werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Winterquartiere — Winterquartiere, Unterkünfte, die früher Truppen bei Eintritt des Winters, währenddessen die Operationen eingestellt wurden, bezogen. Im Altertum kehrten die Truppen bei Beginn des Winters in ihre Heimat zurück, nicht vollendete Kriege wurden mit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Spanischer Erbfolgekrieg — (Spanischer Succesionskrieg). 1) Veranlassung zu dem Kriege. Nach dem Ruswijker Frieden (20. Sept. 1697, s.u. Frankreich S. 559) stand der Mannsstamm der spanischen Zweigs vom Hanse Habsburg auf dein Erlöschen, denn König Karl II. hatte keine… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siebenjähriger Krieg von 1756-1763 — Siebenjähriger Krieg von 1756–1763. I. Veranlassung u. Beginn des Krieges. Die Kaiserin Maria Theresia von Österreich hatte, um das in den Schlesischen Kriegen (s.d.) an König Friedrich II. von Preußen verlorene Schlesien wiederzugewinnen,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dreißigjähriger Krieg — Dreißigjähriger Krieg. I. Ursachen des Krieges. Die Ursachen des Krieges, welcher von 1618–48 Deutschland verheerte, reichen um etwa 100 Jahre in der Geschichte zurück. Nur scheinbar hatte der Religionsfriede zu Augsburg 1555 eine Ausgleichung… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Brandenburgisch-Schwedischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Nordischer Krieg (1674–1679) — Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg beziehungsweise Schonischer Krieg genannt, war ein selbständiger Teilkonflikt zwischen Brandenburg Preußen, Dänemark und dem Königreich Schweden im parallel… …   Deutsch Wikipedia

  • Schonischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Schwedisch-Brandenburgischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichischer Erbfolgekrieg — Österreichischer Erbfolgekrieg. I. Veranlassung da zu Karl VI. war seinem Bruder Joseph J. 1711 in den Österreichischen Erblanden gefolgt u. hatte durch die Frieden von Rastadt u. Baden 1714 die Katholischen Niederlande, Neapel, Sardinien… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Großer Nordischer Krieg — Gemäldezusammenschnitt dem Uhrzeigersinn nach: Schlacht von Polta …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”