Zwillich

Zwillich

Zwillich (Zwilch), 1) ein von Flachs od. Hanf gefertigtes, sehr dichtes Gewebe, blos geköpert od. nur einfacher gemustert, daher meist durch Fußarbeit (getretene Arbeit, s. Musterweberei A) hergestellt; die dichtesten u. gemusterten nennt man auch Drillich (Drell, Drillig, Trillich) Es gibt folgende in Feinheit u. Beschaffenheit des Gewebes verschiedene Sorten: a) Sackzwillich, ganz aus Leinen, grob, ungebleicht, drei- od. vierbindig geköpert; b) Bettzwillich (Bettdrell, Matratzenzwillich, Coutil), ungebleicht od. gebleicht, oft mit farbigen Streifen, bald als einfacher Köper, wie der Sackzwillich, bald mit Köperstreifen, bald fünfschäftiger Atlas (dann Atlasdrell od. Leinenatlas), immer aber sehr dicht u. fest gearbeitet, meist in Stücken von 60 sächsischen Ellen Länge, 6/4, 7/4 u. 8/4 Ellen breit; die weißen werden auch nach Drittelstücken von 20 Ellen verkauft; die Feinheit wird nach den Gängen (40 Faden auf den Gang) beurtheilt. Am besten werden die Bettzwilliche bei Zittau, Bautzen u. Löbau, in Rumburg, Warnsdorf u. anderen böhmischen Örtern, im Eisenachischen, Gothaischen, Regierungsbezirk Düsseldorf etc. gefertigt. Sebnitz ist der Hauptsitz der Fabriken des Coutils u. übertrifft Amiens, Abbeville u. Tournay darin bei weitem. Die Gratels (Halbcoutils), sind nicht geflammt, sondern schmal gestreift in mehren Farben u. nie breiter als 4/4 Ellen; sie[773] gehen bes. nach Italien, in Stücken von 60 Ellen Länge; halbseidene Gratels mit bunten Streifen sind 6/4 Ellen breit. c) Terlices (Terlizzi, Terlions, Breslauer Ballen), Drells mit schmalen bunten Streifen auf weißem Grund, eigentlich nur eine geköperte buntgestreifte Leinwand. Man fertigt sie in Thüringen, Schlesien, Sebnitz u. der Lausitz, 4/4 Ellen breit, 60 Ellen lang, bes. für Italien. Es gibt drei Hauptsorten: Zwillichballen, Leinwandballen u. Schürzenleinwandballen. Es gibt auch geblümte Breslauer Ballen. Niederländische Ballen nennt man die damastartigen Bettzeuge, in denen Figuren eingewebt sind. d) Beinkleiderdrell (Hosendrell), theils auf verschiedene Weise geköpert od. atlasartig gewebt, theils mit höchst mannigfaltigen (in der Regel streifenartigen) einfachen Mustern. e) Tischdrell u. Handtuchdrell, am häufigsten in Tischtüchern, Servietten u. Handtüchern abgepaßt; erster mit Steinmustern (welchen man in Sachsen Schachwitz nennt) od. mit anderen blumenartigen u. ähnlichen, oft mit Kanten versehenen Mustern; letzter am häufigsten mit großen u. kleinen gewürfelten u. anderen rechtwinkeligen Mustern in vierbindigem Köper (Zwillichgrund) od. fünfbindigem Atlas, oft aber auch gestreift od. mit verschiedenen anderen kleinen Mustern, in Stücken von 60 Ellen 4/4, 5/4 u. 6/4 Ellen breit, zuweilen auch in Weben von 72 Ellen od. in Drittelweben von 24 Ellen Länge; jedes Handtuch ist 2–21/2 Ellen lang, oben u. unten mit einer verschieden gemusterten Kante gewebt, oft ist auch ein schmaler figurirter Rand an beiden Seiten. f) Canefaß, 4/4 u. 5/4 breiter, weiß gestreifter Z., zu Rouleaux, Handtüchern u. Bettüberzügen. Außer Schlesien u. Sachsen, bes. der Oberlausitz, hat Westfalen (hier unter dem Namen Teiken) u. Halberstadt, Hessen, Fränkisch-Baiern, Flandern u. Frankreich ansehnliche Zwillichwebereien. 2) Wollenes, geköpertes Zeug, zu Futter u. Unterbeinkleidern.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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