Bogenlampen [1]

Bogenlampen [1]

Bogenlampen. Bringt man in dem Schließungskreis eines elektrischen Stromes zwei Kohlenstäbe miteinander in Verbindung, so erwärmen sich dieselben an der Berührungsstelle. Bei genügend hoher Spannung und Stromstärke steigt die Temperatur bis zur Weißglühhitze, und es findet eine lebhafte Lichtentwicklung statt. Entfernt man nun die beiden Stäbe voneinander, so wird die Lichtwirkung stärker, indem sich zwischen denselben eine leuchtende Brücke, der sogenannte Lichtbogen bildet. S.a. Beleuchtung, elektrische.

Diese leuchtende Brücke besteht, wie die Spektralanalyse zeigt, aus glühenden Kohledämpfen, und ist demnach die Temperatur des Lichtbogens eine so hohe, daß sich die Kohle verflüchtigt. An Stelle der Kohlenstäbe könnten auch Metallstäbe zur Lichtbogenbildung verwendet werden, sie sind jedoch für dauernden Betrieb ungeeignet, da sie infolge der hohen Temperatur schmelzen und abtropfen und da ferner bei Kohle die Lichtwirkung am größten ist. Neben dem Verdampfen der Kohle findet auch ein mechanisches Losreißen von Kohleteilchen statt, die an der Luft verbrennen oder an den gegenüberliegenden Stab übergehen, wobei dieselben nach und nach zu pilzartigen Hütchen anwachsen.

Je nach der Art des den Lichtbogen erzeugenden Stromes unterscheidet man den Gleichstrombogen und den Wechselstrombogen [1], [17]. Bei dem Gleichstromlichtbogen nehmen die beiden Kohlen nicht in gleicher Weise an dem Prozesse teil. An der positiven Kohle bildet sich eine kraterförmige Vertiefung, während sich die negative zuspitzt, wie dies Fig. 1 zeigt. An dem Krater entsteht die größte Lichtwirkung, etwa 85% der gesamten Lichtausstrahlung, während nur etwa 10% von der negativen Kohle und 5% von dem Bogen selbst herrühren. Bei der gewöhnlichen vertikalen Anordnung der Kohlen, wobei sich die positive über der negativen befindet, verteilt sich die erzeugte Lichtmenge, wie aus der Begrenzungskurve in Fig. 1 ersichtlich [2]. Denkt man sich durch die Achse der Kohlen eine Ebene gelegt und vom Strahlenmittelpunkt aus auf den verschiedenen Richtungen die in einer Einheit gemessenen Lichtstärken abgetragen, so zeigt es sich, daß diese für die einzelnen Austrittswinkel sehr verschieden sind. Das Minimum der Lichtwirkung liegt in horizontaler Richtung, während die Lichtstärke unter einem Winkel von etwa 40° nach abwärts ihr Maximum erreicht. Die zur Aufrechterhaltung eines solchen Bogens nötige Spannung beträgt ca. 45 Volt, es kann jedoch auch schon bei geringerer Spannung ein Lichtbogen bestehen and ist hierfür die Entfernung der Kohlen voneinander maßgebend. Bei einer Kohlenentfernung von 0,5 mm ist z.B. nur eine Spannung von 25 Volt notwendig; der Lichtbogen ist aber in diesem Falle unstet und flackernd, bei Vergrößerung der Entfernung und Spannung wird er allmählich ruhiger und bleibt so bei einer bestimmten Länge und konstanter Spannung. Diese Länge steigt mit der Stromstärke und beträgt nach Uppenborn für Lampen von


5–8 Ampère

1–2 mm

8–10 Ampère

2–3 mm

10–20 Ampère

4–5 mm.


Die Spannung verteilt sich ebenso wie die Lichtstärke nicht gleichmäßig auf den Lichtbogen: auf den Uebergang von der positiven Kohle zum Bogen entfallen 33 Volt, auf den Lichtbogen 6 Volt und der Rest auf die negative Kohle. Dementsprechend variiert die Temperatur im Bogen, und zwar beträgt dieselbe nach Messungen von Violle [14] 3500° an der positiven und 2700° an der negativen Kohle; die Temperatur der glühenden Gase zwischen den Kohlen soll 3500° C. noch übersteigen. Außerdem ist der Abbrand der Kohle verschieden, indem die positive Kohle etwa doppelt so schnell verzehrt wird als die negative. Aus diesem Grunde erhält gewöhnlich die positive Kohle etwa den doppelten Querschnitt der negativen, wobei dieselben gleich lang verwendet werden können. In der nachstehenden Tabelle sind die Dimensionen und die Brenndauer der Kohlen Marke A von Gebr. Siemens & Co. in Charlottenburg zusammengestellt.

[170] Kohlendimensionen für Gleichstrombogenlampen.


Bogenlampen [1]

Der Abbrand der Kohlen kann sehr ermäßigt werden, wenn dem Sauerstoff der Luft der Zutritt zu den glühenden Kohlenenden abgeschnitten wird, wie dies z.B. bei den sogenannten Dauerbrandlampen (s. weiter unten) geschieht. Denselben Zweck sucht Hardtmuth durch einen Dauerbrenner zu erreichen, der aus einer das Ende der positiven Kohle umgebenden Specksteinhülse besteht und der den aufsteigenden oxydierenden Luftstrom von dem Kohlenende ablenkt [6].

Zwischen dem Gleich- und Wechselstromlichtbogen bestehen wesentliche Unterschiede. Im Wechselstromkreise wird der Strom bei jeder Umkehr auf einen Augenblick unterbrochen; da aber die Dämpfe im Lichtbogen bei dieser außerordentlich kurzen Zeit ihre Temperatur beibehalten, so erhält sich der Lichtbogen, und der Lichteindruck erscheint dem Auge als ein kontinuierlicher. Um ein vollständig ruhiges Licht zu erhalten, darf die Anzahl der Polwechsel nicht unter eine gewisse Grenze (40 in der Sekunde) linken. Die zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens nötige Spannung beträgt bei Wechselstrom nur 25 bis 35 Volt bei einer Lichtbogenlänge von 2–4 mm. Beim Wechselstromlichtbogen brennen die beiden Kohlen gleichmäßig ab, und die Lichtmenge verteilt sich nach oben und unten ziemlich symmetrisch. Die Lichtverteilung läßt sich ungefähr nach der in Fig. 2 gegebenen Kurve darstellen, und zwar ist die Lichtwirkung ebenfalls in horizontaler Richtung am kleinsten, während sie unter einem Winkel von 50–60° nach oben und unten ihr Maximum erreicht. Der Abbrand an beiden Kohlen ist gleichmäßig. Folgende Tabelle enthält die Dimensionen und die Brenndauer der Kohlenmarke A von Gebr. Siemens & Co. für Wechselstrom.

Kohlendimensionen für Wechselstrombogenlampen.


Bogenlampen [1]

Die Angaben beziehen sich auf Wechselstrombogenlampen mit Reflektor an der oberen Kohle, der den Abbrand etwas ermäßigt, weshalb letztere schwächer als die untere genommen werden kann. Bei Lampen ohne Reflektor haben beide Dochtkohlen gleichen Durchmesser.

Die zur Erhaltung des Lichtbogens notwendige Energie ist durch das Produkt aus Spannung und Stromstärke bestimmt. Da aber die Spannung stets annähernd gleich ist, so ist die Stromstärke der maßgebende Faktor, d.h. für eine gewünschte Lichtstärke muß eine bestimmte Stromstärke gewählt werden. Zur Vergleichung der Lichtmengen hat man den Begriff der mittleren räumlichen Lichtstärke (mittlere sphärische Intensität) eingeführt. Man denkt sich die Begrenzungskurve der Lichtstärken (Fig. 1 oder 2) um die Achse der Kohlen gedreht und berechnet den Kubikinhalt des entgehenden Rotationskörpers. Dieser Wert gibt dann die gesamte entwickelte Lichtmenge, und der Radius einer Kugel, deren Inhalt demjenigen dieses Rotationskörpers gleichkommt, entspricht nun der mittleren räumlichen Lichtstärke.

[171] Bei der Beleuchtung unbedeckter Räume kommt gewöhnlich nur die Lichtverteilung unter der Horizontalen (Fig. 1) in Betracht, und es genügt dann, die mittlere hemisphärische Lichtstärke der unteren Halbkugel zu bestimmen. Für den direkten Vergleich zweier Lampen bezüglich ihrer Lichtabgabe und des dazu erforderlichen Energieaufwandes muß jedoch stets die mittlere sphärische Lichtstärke benutzt werden. Man ermittelt sie am einfachsten auf graphischem Wege [17]. Die nachstehenden Tabellen geben die maximalen und die mittleren räumlichen Lichtstärken für normale, offen brennende Bogenlampen für einige Stromstärken an. Als Einheit der Lichtstärke gilt die Hefnerkerze (HK).

1. Gleichstromlampen.


Bogenlampen [1]

2. Wechselstromlampen.


Bogenlampen [1]

Bei offen brennenden Lampen kann man durchschnittlich 0,57 Watt für jede Kerzenstärke der mittleren räumlichen Lichtstärke rechnen; bei Verwendung von matten Glocken und Beruhigungswiderständen (s. weiter unten) steigt dieser Wert auf ca. 1 Watt.

Die zu den meist in runder Form hergestellten Kohlen verwendeten Materialien sind Graphit, Retortenkohle, Koks, Anthrazit und Ruß, die in Kugelmühlen oder Kollergängen vermählen und hierauf mit heißem Teer versetzt und in besonderen Maschinen gemischt werden. Für die Mischung hat jede Fabrik ihr besonderes, streng geheimgehaltenes Rezept. Durch Kneten zwischen den Walzen eines Kalanders erlangt die Masse noch größere Feinheit und eine zähe, kittähnliche Konsistenz und kommt dann in die mit entsprechendem Mundstück versehene hydraulische Presse, um hier unter hohem Druck zu Stäben ausgepreßt zu werden. Zum Schluß erfolgt das Brennen in Tiegeln. Genauere Angaben über Herstellung und Prüfung findet man in [10]. Außer diesen Homogenkohlen Stellt man noch sogenannte Dochtkohlen her, die einen Kern (Docht) aus weicherer Masse (Kohle, Wasserglas und Borsäure) erhalten, wodurch ein ruhiges, gleichmäßiges Brennen erzielt wird. In Gleichstrombogenlampen ist gewöhnlich die positive Kohle mit Docht versehen, während die negative homogen ist, bei Wechselstrombogenlampen werden oben und unten Dochtkohlen verwendet.

Durch den Lichtbogen werden die Enden der Kohlen allmählich verzehrt, und der Zwischenraum wird immer größer, bis er endlich so groß geworden ist, daß der Bogen erlischt. Zur Erreichung eines ruhigen und gleichmäßigen Lichtes ist es deshalb erforderlich, daß die Kohlen immer in gleicher Entfernung voneinander gehalten werden. Dies kann von Hand erreicht werden oder auf selbsttätigem Weg, indem der Strom selbst zur Regulierung des Kohlenvorschubs in der Bogenlampe benutzt wird. Die Betätigung des Kohlenvorschubs von Hand wird nur noch in wenigen Fällen verwendet, wo elektrisches Bogenlicht auf kurze Zeit und von wechselnden Punkten aus erzeugt werden soll, wie dies zum Zwecke der Lichtwirkungen auf der Bühne, für Projektionslampen und Scheinwerfer erforderlich ist. Die automatische Regulierung findet durch die Bewegung eines Eisenkerns statt, der den Einflüssen eines Elektromagnetsystems unterworfen ist und in geeigneter Weise mit den Kohlen in Verbindung steht. Die Windungen dieses Elektromagnetsystems können auf dreierlei Arten mit dem Lichtbogen in Beziehung gebracht werden: entweder sind sie mit dem Lichtbogen hintereinander geschaltet, so daß der ganze Lampenstrom sie durchfließt, oder sie liegen zum Lichtbogen in Nebenschluß, wobei nur ein ganz geringer Teilstrom durch sie geht, oder endlich werden beide Schaltungsarten miteinander vereinigt. Diesen Schaltungsweisen entsprechend unterscheidet man Hauptstrom-, Nebenschluß- und Differentialbogenlampen.

Die Wirkungsweise der Hauptstrombogenlampe ist aus der schematischen Fig. 3 ersichtlich. Die untere Kohle sei feststehend gedacht, während die obere an einem drehbaren Hebel hängt. An dem andern Ende des Hebels ist ein Eisenkern in einer mit starken Windungen versehenen Spule beweglich angebracht und sind diese Regulierwindungen in den Stromkreis der Kohlen eingeschaltet. Unter dem Einfluß eines Gewichtes oder einer sonstigen äußeren Kraft suchen sich die Kohlen zu nähern. Läßt man nun Strom durch die Lampe, so wird der Eisenkern in die Spule hineingezogen, wodurch gleichzeitig die Kohlen sich voneinander entfernen und der Lichtbogen gebildet wird. Die Kraft der Regulierwindungen und des Gegengewichts sind so ausbalanciert, daß sie sich bei richtiger Lichtbogenlänge und Stromstärke das Gleichgewicht halten. Im Verhältnis des Kohlenabbrandes steigt nun der Widerstand des Lichtbogens und sinkt die Stromstärke, wodurch die Kraft der Regulierwindungen durch das Gegengewicht überwunden wird, so daß die Kohlen sich nähern, bis gleiche Stromstärke oder Gleichgewicht eingetreten ist. Es findet für den Gleichgewichtszustand, wenn N die Anzahl der Regulierwindungen, J die Stromstärke und F die konstante Gegenkraft bezeichnen, die Beziehung[172] statt: K N J = F, wobei K eine Konstante bedeutet, oder J = F: K N = Konstante, d.h. die Hauptstrombogenlampe reguliert auf konstante Stromstärke.

Die Nebenschlußlampe ist die am meisten verwendete Bogenlampe, und wird deren Schaltung durch Fig. 4 dargestellt. Die Regulierspule des Systems ist zu dem Lichtbogen in Nebenschluß geschaltet und besteht aus einer sehr großen Anzahl dünner Drahtwindungen, deren magnetisierende Wirkung derjenigen der obengenannten Hauptstromspule gleichkommt. Durch ein Gewicht oder eine sonstige äußere Kraft werden die Kohlen auseinander gezogen, während die Regulierwindungen dieselben bei Stromdurchgang unter Vermittlung des Eisenkerns einander zu nähern suchen. Bei normaler Lichtbogenlänge halten sich die Kräfte das Gleichgewicht; brennen die Kohlen ab, so steigt infolge des größeren Widerstands die Spannung am Lichtbogen. Proportional dieser Spannungszunahme steigt auch die Stromstärke in der Nebenschlußwicklung und wird demzufolge die magnetisierende Wirkung der Regulierwindungen größer, so daß der Eisenkern so weit angezogen wird, bis die richtige Lichtbogenlänge und damit der Gleichgewichtszustand wiederhergestellt ist. Bezeichnet i die Stromstärke im Nebenschluß, n dessen Windungszahl, so besteht die Gleichung: K n i = F. Ist w der Widerstand und e die Spannung an den Kohlen, so ist i = e: w und somit

K n(e/w) = F oder e = (F w)/(K n) = Konstante,

d.h. die Nebenschlußlampe reguliert auf konstante Klemmenspannung.

Bei der Differentiallampe erfolgt die Regulierung durch Verbindung einer Nebenschlußspule mit einer Hauptstromspule. Aus Fig. 5 ist die Wirkung der zwei Regulierspulen auf das System ersichtlich. Jede der Spulen ist bestrebt, einen Eisenkern in sich hineinzuziehen. In stromlosem Zustand berühren sich die Kohlen; bei Stromdurchgang zieht der Hauptstromelektromagnet den Eisenkern nach unten, so daß der Lichtbogen gebildet wird. Sinkt infolge des Abbrandes der Kohlen die Stromstärke, so wächst der Widerstand und damit die Spannung, so daß gleichzeitig die Hauptstromspule nachläßt und die Nebenschlußwindungen überwiegen, wodurch sich die Kohlen nähern. Die Wicklung der beiden Regulierwindungen ist so eingerichtet, daß sich dieselben bei richtiger Lichtbogenlänge das Gleichgewicht halten. Unter Beibehaltung der obenangegebenen Bezeichnungen für die Verhältnisse der Hauptstrom- und Nebenschlußlampen gelten hier die Bedingungen K N J = n i; ferner i = e: w und damit

K N J = n(e/w) oder e/J = (K N w)/n = Konstante,

d.h. die Differentiallampen regulieren auf ein konstantes Verhältnis zwischen Spannung und Strom, oder sie halten den Widerstand der Lampe konstant.

Die Bogenlampen werden im Stromkreis teils hintereinander, teils parallel geschaltet. (Näheres s. Beleuchtung, elektrische.) Die Hauptstrombogenlampen eignen sich nicht für Hintereinanderschaltung und finden überhaupt nur wenig in der Praxis Anwendung. Um so mehr sind die Nebenschluß- und Differentiallampen im Gebrauch. Beim Hintereinanderschalten von Bogenlampen fließt durch sämtliche Lampen derselbe Strom und muß dabei Sorge getragen werden, daß beim Erlöschen einer Lampe keine Unterbrechung des Stromkreises stattfindet, was durch Anbringen einer selbsttätigen Vorrichtung vermieden wird, welche die Lampe kurzschließt oder einen Ersatzwiderstand einschaltet. Beim Betrieb von Bogenlampen in Parallelschaltung können die Lampen einzeln, paarweise oder in Reihen parallel betrieben werden. In jede Abzweigung muß hierbei ein Vorschalt- oder Beruhigungswiderstand gelegt werden. Ist nämlich in einem Stromkreis eine einzige Lampe ohne Vorschaltwiderstand abgezweigt, so entsteht im Augenblick der Berührung der Kohlen, infolge des geringen Widerstandes derselben, ein äußerst starker Strom, worauf die Lampe, durch den Stromstoß veranlaßt, zu rasch auseinander reguliert; hierdurch entstehen starke Schwankungen, die durch Einschalten des obenerwähnten konstanten Vorschaltwiderstandes sehr verringert werden. Die Größe des letzteren ist jedoch mit Rücksicht auf einen ökonomischen Betrieb beschränkt, da er eine bestimmte Energiemenge verzehrt. Es ist deshalb von Vorteil, in eine Abzweigung zwei Lampen zu schalten, weil dann für beide ein[173] Vorschaltwiderstand genügt. Diese Schaltungsweise, die Fig. 6 zeigt, wird gewöhnlich beim Anschluß von Bogenlampen an Gleichstromleitungsnetze von 100–110 Volt Spannung angewendet. Beträgt z.B. die Betriebsspannung 65 Volt und die Spannung einer Lampe 45 Volt, so sind 65 – 45 = 20 Volt zu vernichten, wozu bei einer 10-Ampère-Lampe ein Vorschaltwiderstand von 20 : 10 = 2 Ohm erforderlich ist. Bei Hintereinanderschaltung von zwei Lampen genügt dann derselbe Widerstand, da ebenfalls nur 110 – 2 · 45 = 20 Volt zu verzehren sind.

Die Differentiallampen bedürfen, wenn sie allein oder zu zweien hintereinander brennen, nur eines geringen Vorschaltwiderstandes, da sie auf konstanten Widerstand regulieren; bei Hintereinanderschaltung einer größeren Zahl solcher Lampen kann der Beruhigungswiderstand ganz fortfallen. In letzter Zeit werden Differentiallampen von sehr niederer Spannung gebaut, um dieselben bei den üblichen Betriebsspannungen ohne Vorschaltwiderstand verwenden zu können, wodurch eine Energieersparnis von 20–30% erzielt wird. Man schaltet hierbei für 110–125 Volt drei Stück und für 220–240 Volt fünf Stück hintereinander; ein kleiner Anlaßwiderstand dient zum Einschalten und ist beim Brennen ausgeschaltet.

Die Uebertragung der oben beschriebenen Bewegung eines Eisenkerns, die durch die Regulierwindungen veranlaßt wird, auf die Kohlen findet auf verschiedene Weise statt. In den meisten Fällen geschieht die Vorwärtsbewegung der Kohle unter Zuhilfenahme der Schwerkraft, und zwar in der Weise, daß beim Anziehen bezw. Loslassen des Elektromagnetkerns eine Bremsvorrichtung ausgelöst wird, die einen kurzen Moment die Kohlenstange oder das Band, an dem die Kohle selbst befestigt ist, frei läßt, so daß sie sich nach abwärts bewegen kann, bis im nächsten Moment wieder die Bremsvorrichtung in Tätigkeit tritt. Ausführliche Beschreibung solcher Lampenkonstruktionen findet man in [3], [4], [5], [14].

Die Bogenlampen werden gewöhnlich mit Gehäusen aus Glas in Form von Laternen, runden oder ovalen Kugeln versehen, die dazu dienen, glühende Kohlenteile aufzufangen, den Luftzug, der ein Flackern des Lichtbogens veranlaßt, abzuhalten und schließlich das grelle Licht des Bogens abzudämpfen. Zur Beleuchtung von Bahnhöfen und Fabrikhöfen, wo es nur auf ein sehr helles Licht ankommt, werden für die Laternen durchsichtige Gläser verwendet. Um tiefe Schatten zu vermeiden und das Auge zu schützen, nimmt man mattes durchscheinendes Glas, wodurch der Lichtpunkt dem Auge entzogen wird, die Glasglocke als Ausgangspunkt von diffusem Licht erscheint und die Lichtverteilung nach den verschiedenen Seiten gleichmäßiger wird. Je nach der Glassorte wird das Licht hierbei abgeschwächt, und zwar absorbiert Alabasterglas ca. 15%, Opalglas ca. 25% und Milchglas 30–60%. Zur Erreichung eines ganz gleichmäßigen diffusen Lichtes, wie es zur Beleuchtung von Arbeits- und Zeichensälen oder Schulzimmern erforderlich ist, wendet man auch eine Art indirekter Beleuchtung an, indem man unter der Bogenlampe einen großen Schirm anbringt, der den Lichtbogen dem Auge vollständig entzieht und das Licht gegen die weißgetünchte Decke wirst, die es gleichmäßig reflektiert.

Für besondere Zwecke, wenn es darauf ankommt, das Licht in bestimmter Richtung möglichst zu konzentrieren, wird die Bogenlampe mit Linsen oder geeigneten Spiegeln in Verbindung gebracht, wobei das Regulierwerk so konstruiert sein muß, daß der Lichtbogen immer an derselben Stelle entsteht. Eine solche Lampe heißt Scheinwerfer (s.d.) und dient zu Theaterbeleuchtungen, für photographische sowie für militärische Zwecke.

Endlich sind noch einige Neukonstruktionen zu erwähnen, die eine Verlängerung der Brenndauer, Verbesserung der Oekonomie, sowie der Farbe des Lichtes bezwecken.

Bei den nach dem System Jandus (seit 1893) gebauten sogenannten Dauerbrandlampen [3], [17] wird der Lichtbogen durch eine kleine Glocke von mattem Glas ziemlich luftdicht umschlossen. Nach Aufzehren der geringen, in der Glocke enthaltenen Sauerstoffmenge befinden sich die Kohlen, da neue Außenluft nicht zutreten kann, in einem indifferenten Gasgemisch (Stickstoff, Kohlenoxyd), und die Kohlenbrenndauer steigt wegen des hierdurch verlangsamten Abbrandes auf das Zehnfache (ca. 100 Stunden); die Lichtbogenlänge geht bis zu 10 mm herauf und die Spannung bis zu 80 Volt. Dem Vorteil des geringen Kohleverbrauchs steht als Nachteil die geringere Oekonomie gegenüber, da nach Messungen von Wedding [7] für 1 Hefnerkerze bis 2.5 Watt verbraucht werden. Bei neueren Dauerbrandlampen soll die Lichtausbeute eine günstigere sein und beispielsweise bei der Reginabogenlampe, die eine Brenndauer von 200–250 Stunden hat, 1 Hefnerkerze schon bei ca. 1 Watt erreicht werden. Die neue Liliputlampe der Siemens-Schuckert-Werke ist ebenfalls eine Dauerbrandlampe von 2 und 3 Ampère (130 und 280 Hefnerkerzen). Sie ist besonders für Wohnräume bestimmt und z.B. als Tischstehlampe bequem zu verwenden.

Bei den nach dem System Bremer konstruierten sogenannten Effektbogenlampen (seit 1898) wird eine höhere Lichtausbeute, günstigere Oekonomie und eine angenehme rötliche Farbe durch Verwendung von Kohlen erzielt, denen verschiedene Salze, insbesondere Fluorcalcium (Flußspat) beigemengt sind. Der Energieverbrauch beträgt hierbei nur 0,126 Watt, das ist kaum der dritte Teil desjenigen, der bei gewöhnlichen Bogenlampen für die Hefnerkerze erforderlich ist [3], [8], [12]. Nachteile der Lampe sind das etwas unruhige Licht und die Entwicklung von Dämpfen, weshalb die Verwendung vorläufig auf die Außenbeleuchtung beschränkt ist.

Rasch versuchte (seit 1901) die von der Nernstlampe (s. Glühlampe) her bekannten Leiter zweiter Klasse, die den Strom erst nach vorhergegangener Erwärmung leiten, als Elektroden für eine Bogenlampe (Elektrolytlampe) zu verwenden und stellt zu diesem Zweck Stäbchen aus Kalk, Magnesia her, die Zusätze von seltenen Erden, z.B. Thoroxyd erhalten [9]. Die Lampe soll 0,25 Watt für die Kerzenstärke verbrauchen; zur praktischen Anwendung ist sie bisher noch nicht gelangt.

Letzteres gilt auch von der Quecksilberdampflampe von Cooper Hewitt [11], [13], [17], die eine Verbesserung der bekannten Aronsschen Quecksilberbogenlampe [15], [16] ist[174] und bei welcher der intensiv leuchtende, zwischen einer Quecksilber- und einer Eisenelektrode in stark luftverdünntem Räume übergehende Lichtbogen des Quecksilbers als Lichtquelle dient. Der Energieverbrauch wird für jede Kerze auf ca. 0,5 Watt angegeben.


Literatur: [1] Neureiter, Verteilung der elektrischen Energie, Leipzig 1894. – [2] Herzog und Feldmann, Berechnung elektrischer Leitungsnetze, Berlin 1903. – [3] Heim, Die Einrichtung elektrischer Beleuchtungsanlagen, Leipzig 1903. – [4] Holzt, Schule des Elektrotechnikers, Bd. 3, Leipzig 1903. – [5] Bohnenstengel, Konstruktion elektrischer Bogenlampen, Hamburg 1893. – [6] Elektrotechn. Zeitschr. 1894, S. 628. – [7] 1897, S. 763. – [8] 1900, S. 546. –. [9] 1901, S. 155. – [10] 1901, S. 320. – [11] 1902, S. 492. – [12] 1902, S. 702. – [13] 1904, S. 408. – [14] Journal für Gasbel. und Wasservers. 1902, S. 403 u. f. – [15] Wiedemanns Annalen 1892, Bd. 47, S. 767, und 1896, Bd. 58, S. 73. – [16] Zeitschr. für Instrumentenkunde 1901, S. 201. – [17] Monasch, Der elektr. Lichtbogen, Berlin 1904.


Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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