Dextrin

Dextrin

Dextrin (Stärke-, Dampf- oder Röstgummi, Gommelin, Leiokom oder Leiogomme, französ. Amidon grillé), ein in der Technik vielfach Verwendung findender Klebstoff von gummiartigen Eigenschaften, der aus Stärke hergestellt wird.

In reinem Zustand stellt das Dextrin ein weißes, ungefärbtes Pulver vor, während das gewöhnliche, in den Handel kommende Präparat aus gelblich gefärbten Stücken besteht. Wasser löst das Dextrin zu einer gelblichen, klebrigen Flüssigkeit, die das polarisierte Licht stark nach rechts dreht. In schwachem Alkohol ist Dextrin wenig, in starkem und in Aether gar nicht löslich. Es findet in der Technik als Verdickungsmittel, in der Zeugdruckerei, in der Appretur, beim Tapetendruck, zur Papierglasur und überhaupt als billiges Ersatzmittel für den teuern arabischen Gummi ausgedehnte Verwendung ( s.a. Dextrinfabrikation, Diastase, Fermente, Gärung). Nach neueren Untersuchungen stellt das Dextrin ein Gemenge von Substanzen vor von der empirischen Zusammensetzung C6H10O5; die Molekulargröße ist nicht bekannt. Seine Komponenten zählen sämtliche zu den Polysacchariden. Es sind Zwischenprodukte, die bei der Umwandlung der Stärke entstehen. Verdünnte Schwefelsäure führt nämlich beim Kochen Stärke (die sich mit Jod blau färbt) zunächst in Amidulin, dann in Erythrodextrin (das sich mit Jod rot färbt), bei längerem Erhitzen in Achroodextrin (das mit Jod keine Färbung mehr gibt), dann in Isomaltose, Maltose und zuletzt in Traubenzucker über. Mit Phenylhydrazin bildet das Dextrin eine weiße unlösliche Verbindung; beim Erhitzen mit Kalilauge färbt es sich gelb, ferner reduziert es beim Kochen Fehlingsche Lösung. Diese Reaktionen sind für alle Monosen charakteristisch. Dextrin ist nicht direkt gärungsfähig. Verdünnte Säuren führen es in Traubenzucker über, Diastase in Maltose. Bei längerem Liegen an der Luft nimmt das Dextrin zwei Moleküle Wasser auf, seine Zusammensetzung entspricht dann der Formel C6H10O5 + 2H2O. Durch naszierenden Wasserstoff wird es reduziert, durch Bromwasser oxydiert, und zwar zunächst zu Dextronsäure C6H12O7 (identisch mit Glukonsäure), bei weiterer Einwirkung entstehen Bromoform, Bromessigsäure und Oxalsäure. Essigsäureanhydrid wandelt Dextrin bei einer Temperatur von 150° in das in Wasser unlösliche Triacetyldextrin C6H7(C2H3O)3O5 um. Salpeterschwefelsäure führt Dextrin in Dinitrodextrin C6H8(NO2)2O5 über. Bleiessig und Bleizucker fällen Dextrinlösungen nur auf Zusatz von Ammoniak (Unterschied von Pflanzengummi). Durch wässerige Lösung von Barythydrat sowie durch Kalkwasser wird Dextrinlösung gefällt. Zinnchlorür verursacht ebenfalls eine Fällung, nicht dagegen Eisenchlorid, Gerbsäure und Borax. Zum Zwecke der Darstellung des Dextrins ist es nötig, Stärke einer Temperatur von 170–210°, höchstens 220°, auszusetzen. Bei dieser Behandlung färbt sie sich gelblich bis braun und geht in Röstgummi (Dextrin) über. Befeuchtet man die Stärke zuvor mit verdünnten [728] Säuren, wie Salz-, Schwefel-, Salpeter-, Oxal- oder Milchsäure, so geht diese Umwandlung in Dextrin schon bei wesentlich niederer Temperatur (80–110°) vor sich. So gewonnenes Dextrin unterscheidet sich im Aussehen durch nichts von dem Ausgangsmaterial, der Stärke. Es zeigt unter dem Mikroskop sogar noch die Struktur der Stärkekörner, in Wasser gebracht, löst es sich aber im Gegensatz zu jener. Auch die Einwirkung des Magensaftes sowie die des Speichels und die der Diastase bewirkt eine Umwandlung der Stärke in Dextrin bezw. Traubenzucker. Um bei der Fabrikation von Röstgummi festzustellen, ob der Umwandlungsprozeß vollständig vor sich gegangen ist, wird eine Messerspitze voll von der in Arbeit befindlichen Masse in heißem Wasser gelöst und dieser Lösung nach vollständigem Erkalten einige Tropfen einer 1 prozentigen alkoholischen Jodlösung zugesetzt. Ist noch Stärke, wenn auch in ganz geringen Mengen, vorhanden, so färbt sich die kalte Lösung schön blau; ist aber die Stärke vollkommen in Dextrin übergeführt, so nimmt die Lösung nur eine gelbliche Farbe an.


Literatur: [1] Tollens, Handbuch der Kohlenhydrate, Breslau 1888, S. 173–178, 187–189. – [2] Beilstein, Handbuch der organischen Chemie, 3. Aufl., Hamburg und Leipzig 1893, S. 1088 bis 1092. – [3] Fischer, F., Handbuch der chemischen Technologie, Leipzig 1893, S. 845. – [4] Schmidt, Pharmaz. Chemie, 4. Aufl., Braunschweig 1901, S. 874 ff. – [5] Rehwald, Die Stärkefabrikation, Wien 1895.

Mezger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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