Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik

Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik
Pavillon der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland in Leipzig

Die Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik (bis 1973 Nationale Front des Demokratischen Deutschland) war ein Zusammenschluss der Parteien und Massenorganisationen in der DDR. Durch die Nationale Front sollten dem Anspruch nach alle gesellschaftlichen Gruppen Einfluss auf gesellschaftspolitische Prozesse nehmen können. Faktisch war die Nationale Front jedoch auch ein Mittel, um die Blockparteien und Massenorganisationen zu disziplinieren und die Vormachtstellung der SED im Staat zu festigen.

Inhaltsverzeichnis

Teilnehmer

Die Nationale Front der DDR war für die ideologische und organisatorische Vorbereitung der Wahlen und die Erstellung der gemeinsamen Listen der Wahlkandidaten zuständig. Folgende Parteien und Organisationen waren zur Nationalen Front zusammengeschlossen und mit Abgeordneten in der Volkskammer vertreten:

Parteien:

Massenorganisationen:

Die neben der SED in der Nationalen Front zusammengeschlossenen Parteien (andere gab es in der DDR bis 1989 nicht) wurden auch als Blockparteien bezeichnet.

Geschichte

Treffen des Zentralen Demokratischen Blocks in Berlin am 18. Oktober 1989

Schon vor der Gründung der DDR gab einen Vorläufer der Nationalen Front, den bereits 1945 gegründeten Antifa-Block, auch Demokratischer Block. Auf dem Dritten Deutschen Volkskongress im Mai 1949 wurde dann die Nationale Front ins Leben gerufen. Am 7. Januar 1950 fand die konstituierende Sitzung statt. Im Februar 1950 wurde der Nationalrat der Nationalen Front ernannt. Eine wichtige Funktion übernahm die Nationale Front bei den Volkskammer- und Landtagswahlen im Oktober 1950: Nur die Kandidaten der Nationalen Front auf den Einheitslisten waren bei der ‚Wahl‘ zugelassen.[1] Anfangs sollte sich die Nationale Front noch mit gesamtdeutschen Fragen beschäftigen, doch seit 1968 war es ihre Hauptaufgabe, alle Parteien und Massenorganisationen zu einem „gemeinsamen sozialistischen Weg zusammenzuschließen“.

Seitdem bestand die hauptsächliche Bedeutung der Nationalen Front in der Organisation der Scheinwahlen, bei denen es keine verschiedenen Listen gab, sondern nur die „Einheitsliste“ der Nationalen Front, die in der Regel im Block gewählt wurde. Die eigentliche Wahl wurde dabei auf die Kandidatenaufstellung durch die Nationale Front verschoben, die in Ausnahmefällen auch ausgetauscht wurden. Die Aufteilung der zu besetzenden Plätze auf die Parteien und Massenorganisationen wurde dabei bereits im voraus festgelegt und blieb über viele Wahlperioden gleich. Die SED hatte dabei zusammen mit den der SED angehörenden Vertretern der Massenorganisationen stets die absolute Mehrheit.

Sonstige Aktivitäten der Nationalen Front

Ehrennadel der Nationalen Front der DDR in Silber

In den Struktureinheiten der Nationalen Front, den 17.000 Ausschüssen auf unterschiedlichen Ebenen bis hinunter zu den Wohngebietsausschüssen, arbeiteten 300.000 Menschen ehrenamtlich mit. Sie entfalteten an manchen Orten auch lokale Aktivitäten und waren in Zusammenarbeit mit den Stadt- und Gemeinderäten für die Ordnung und Sauberkeit in ihren Wohnbezirken verantwortlich. Sie organisierten unter anderem Wertstoffsammlungen und veranstalteten Wohngebietfeste. Die Nationale Front war Trägerin des kommunalen Wettbewerbs Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! und des Wettbewerbs um die Goldene Hausnummer. Erfolgreiche Kommunen bzw. Hausgemeinschaften erhielten ideelle und materielle Auszeichnungen wie Geldprämien oder die Ehrennadel der Nationalen Front in Gold, Silber oder Bronze. Ziel dieser Aktivitäten war es, Bevölkerungsteile, die sonst nicht in bestehende Strukturen wie Parteien oder Massenorganisationen eingebunden waren, zu erreichen und für den "Aufbau des Sozialismus" zu mobilisieren.

Präsidenten des Nationalrates

Oberstes Gremium der Nationalen Front war der Nationalrat, geleitet vom Präsidenten und Generalsekretär. Der Nationalrat hatte seinen Sitz in der damaligen Otto-Grotewohl-Straße 49, der jetzigen Wilhelmstraße, in Berlin-Mitte.

Präsidenten des Nationalrates der Nationalen Front waren:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Anjana Buckow, Zwischen Propaganda und Realpolitik: die USA und der sowjetisch besetzte Teil Deutschlands 1945-1955, Franz Steiner Verlag, 2003, ISBN 9783515082617, S. 215f

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik — noun the National Front of the German Democratic Republic, a combination of political organisations which issue a joint program before elections …  

  • Architektur in der Deutschen Demokratischen Republik — Typische Architektur der 1950er Jahre in der Berliner Karl Marx Allee Architektur in der Deutschen Demokratischen Republik beschreibt Bauvorhaben, Architektur und Stadtplanung in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Architektur auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland — Heutige Bundesrepublik Deutschland, darüber die nach 1948 geteilten Gebiete: • Bundesrep. Deutschl. (bis 1990), • Berlin (West) (→ Berlin Frage), • DDR (Beitritt 1990) und • Saarland (Beitritt 1957, → Saarstatut) Unter der Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik — Berlin, DDR Gründung, 9. Volksratsitzung 1949 Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) war ein bis 1989 diktatorisch regierter, realsozialistischer Staat in Mitteleuropa. Ihre Gründung am 7. Oktober 1949 auf dem …   Deutsch Wikipedia

  • Streitkräfte der Deutschen Demokratischen Republik — Nationale Volksarmee Führung Oberbefehl …   Deutsch Wikipedia

  • Nationale Front (DDR) — Pavillon der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland in Leipzig Die Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik (bis 1973 Nationale Front des demokratischen Deutschland) war ein Zusammenschluss der Parteien und… …   Deutsch Wikipedia

  • Nationale Front des Demokratischen Deutschlands — Pavillon der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland in Leipzig Die Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik (bis 1973 Nationale Front des Demokratischen Deutschland) war ein Zusammenschluss der Parteien und… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik — Constitutions de l Allemagne de l Est Constitutions de l’Allemagne Acte confédéral (1815) Constitution de Francfort (1849) Constitution bismarckienne (1867 1871) Constitution d’Octobre (1918) Constitution de Weimar (1919) Constitutions de la RDA… …   Wikipédia en Français

  • Front national de la République démocratique allemande — Le Front national de la République démocratique allemande (en allemand : Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik; jusqu en 1973 : Front national de l’Allemagne démocratique, en allemand Nationale Front der Deutschen… …   Wikipédia en Français

  • Geschichte der deutschen Parteien — In einem früheren deutschen Sprachgebrauch bezeichnete Partei einen „Teil“ von etwas, abgeleitet vom französischen une part (ein Teil). Während der bürgerlich liberalen Märzrevolution von 1848/49 bildeten sich die ersten deutschen parteiähnlichen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”