Naturlandstiftung Saar

Naturlandstiftung Saar
Naturlandstiftung Saar (NLS)
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Rechtsform Rechtsfähige gemeinnützige Stiftung des Bürgerlichen Rechts
Gründung 3. November 1976
Sitz Saarbrücken

Leitung

  • Dr. Simone Peter (Vorsitzende)
  • Ludger Wolf (Kurator)
  • Dr. Rainer Wicklmayr (Ehrenvorsitzender)

Mitarbeiter

  • Naturlandstiftung Saar:2
  • Ökoflächen-Management GmbH:7
Website NLS
Sitz der Naturlandstiftung Saar (Saarbrücken)

Die Naturlandstiftung Saar (NLS) ist eine rechtsfähige, gemeinnützige Stiftung des Bürgerlichen Rechts mit Sitz in Saarbrücken. Sie ist die älteste deutsche Naturschutzstiftung.

Inhaltsverzeichnis

Ziel

Die Naturlandstiftung Saar hat sich gemäß Satzung zum Ziel gesetzt, den Artenreichtum der Pflanzen und Tiere unserer Heimat zu erhalten und die Vielfalt ihrer Lebensräume zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln. Dazu erwirbt die Stiftung ökologisch wertvolle Flächen und knüpft ein Netz von Schutzgebieten im Saarland. Grunderwerb zum Schutz des Lebensraumes bedrohter Tiere und Pflanzen ist eines der wirkungsvollsten und erfolgsreichsten Instrumente des Naturschutzes. Ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in der Erhaltung, Renaturierung, Pflege und Nutzung unter Natur- und Landschaftsschutz stehender Flächen der Auen und Überschwemmungsgebiete sowie der heimischen Gewässer.

Des Weiteren werden Natur-, Boden- und Baudenkmäler erhalten und gepflegt, sofern sie wesentlicher Bestandteil von Stiftungsgrundstücken sind und eine Bedeutung für die Schönheit, Vielfalt und Geschichte des Landes und das Heimatgefühl seiner Bewohner haben.

Eine hohe Bedeutung wird auch der Umweltinformation und Umweltbildung beigemessen. Die Stiftung hat dazu die Trägerschaft der saarländischen Naturwacht übernommen. Die Naturwacht Saarland ist für die Betreuung der Naturschutzgebiete, der NATURA 2000 – Gebiete sowie der Gebiete der Naturschutzgroßprojekte im gesamten Saarland zuständig. Sie versteht sich als Mittler zwischen Natur und Mensch. Die Naturwacht ist ein kompetenter Ansprechpartner für alle, die an der Natur interessiert und in der Natur tätig sind. Eine wichtige Aufgabe der Naturwacht liegt darin, die Menschen wieder an die Natur heranzuführen, um so ihre vielfältige Schönheit bewusst zu machen.

Neben dem kontinuierlichen Aufbau eines landesweiten Schutzgebietssystems zum Schutz, der Pflege und Entwicklung des saarländischen Naturerbes arbeitet die NLS projektbezogen. In ihrer über 30-jährigen Geschichte führte sie zahlreiche Naturschutzprojekte auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene durch. Ein Schwerpunkt der konkreten Projektarbeit liegt auf der grenzübergreifenden Vernetzung und Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im Bereich der Großregion (Luxemburg, Frankreich/Lothringen, Belgien/Wallonie, Rheinland-Pfalz). Weiterhin engagiert sich die NLS beim Aufbau und der Entwicklung eines europaweiten Schutzgebietsystems "NATURA" auf der Grundlage von Förderprogrammen der Europäischen Union.

Entwicklungsgeschichte

Initiator und Ehrenvorsitzender Dr. Rainer Wicklmayr (2008)

Die Naturlandstiftung Saar wurde am 3. November 1976 gegründet. Vordenker und Initiatoren waren der ehemalige saarländische Landtagsabgeordnete und Minister für Rechtspflege Rainer Wicklmayr und der damalige Landesvorsitzende des "Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und spätere Umweltminister Berthold Budell. Auslöser für ihre Aktivitäten war die Beobachtung in den späten 60er und besonders in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass die großflächige Vernichtung und Veränderung von Lebensräumen die größte Gefährdung für Tiere und Pflanzen darstellte. Als angemessene Antwort auf die Zerstörung der Lebensräume wurde das Konzept eines Aufbaus eines Systems von Schutzgebieten angesehen; Grundeigentum in der Hand eines verantwortungsbewussten Eigentümers wie einer Stiftung bot nach Einschätzung der Initiatoren den besten Schutz der Landschaft vor zerstörerischen Eingriffen.


Angestrebt wurde die Mitwirkung möglichst aller saarländischen "grünen" Verbände, um eine optimale Effizienz und Breitenwirkung zu erreichen. Am 20. Januar 1976 fanden erste vorbereitende Gespräche mit "grünen" Verbänden statt, deren Ergebnis die Gründung der Stiftung war.

Das erste Schutzgebiet der Naturlandstiftung Saar war das Gelände um eine ehemalige Backsteinfabrik in Dirmingen mit einer Fläche von knapp 10 ha. Bis zum Jahr 1985 wurden elf Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 63 ha erworben, Ende des Jahres 2000 waren es bereits 53 Gebiete mit einer Gesamtfläche von über 500 ha.

1986 wurde die Arbeit der Stiftung durch die Anstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers, der den Flächenankauf systematisierte und intensivierte, professionalisiert. Eine weitere Effizienzsteigerung erfuhr die NLS im Jahr 1987 durch den Eintritt des saarländischen Ministeriums für Umwelt in die Stiftergemeinschaft. Dieser Schritt brachte der Stiftung durch regelmäßige finanzielle Förderung durch das Umweltministeriums die notwendige längerfristige Planungssicherheit bei ihren Vorhaben. Heute (Stand 2010) besitzt die Stiftung über 670 ha Eigentumsflächen verteilt auf knapp 100 Schutzgebiete.

Stifter und Zustifter

Stifter und Zustifter können nach der NLS-Satzung nur juristische Personen werden. Hierbei wurde allerdings eine Ausnahme gemacht; im Hinblick auf seine Verdienste als Spiritus rector der NLS wurde Rainer Wicklmayr als natürlicher Person der Status eines Stifters zugesprochen. Neben ihm umfasste die ursprüngliche Stiftergemeinschaft vier "grüne" Verbände:

  • Bund für Umweltschutz e.V. (später BUND)[1].
  • Saarwald-Verein e.V.
  • Deutscher Bund für Vogelschutz / Landesverband Saarland e.V.(heute NABU)
  • Vereinigung der Jäger des Saarlandes

Sukzessive konnten weitere Zustifter gewonnen werden:

  • Ministerium für Umwelt des Saarlandes
  • Landkreistag des Saarlandes
  • Bauernverband Saar
  • Delattinia e.V. (Arbeitsgemeinschaft für Tier- und pflanzengeografische Heimatforschung im Saarland)
  • Fischereiverband Saar (Körperschaft des Öffentlichen Rechts)
  • Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
  • Verband der Gartenbauvereine Saar-Pfalz e.V.
  • Förderverein der Naturlandstiftung Saar
  • Neunkircher Zoologischer Garten GmbH
  • SaarForst Landesbetrieb
  • Saarländischer Privatwaldbesitzerverband
  • Landesdenkmalamt
  • Institut für Landeskunde e.V.
  • Verband der Landwirte im Nebenberuf e.V.
  • Arbeitskammer des Saarlandes – Körperschaft des öffentlichen Rechts
  • Landesentwicklungsgesellschaft Saarland mbH

Die Naturlandstiftung Saar und ihre Projekte werden finanziert durch Mittel des Saarländischen Umweltministeriums, des Bundes, der Europäischen Union sowie der Saarland Sporttoto GmbH. Weitere Finanzmittel werden eingeworben durch Spenden, Schenkungen und Kooperationen mit Sponsoren. Die der NLS zur Verfügung stehenden Finanz- und Sachmittel dürfen ausschließlich für satzungsgemäße Ziele verwendet werden.

Stiftungsorgane

Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat, der Stiftungsvorstand und der Kurator. Stiftungsvorstand, Stiftungsrat und der Kurator führen ihre Geschäfte ehrenamtlich.

  • Stiftungsrat
Der Stiftungsrat setzt sich aus 21 Mitgliedern (Stand: 2011) zusammen. Eine Amtsperiode dauert fünf Jahre. Der Stiftungsrat ist grundsätzlich für alle Angelegenheiten der NLS zuständig und bestellt die Mitglieder des Vorstandes sowie den Kurator.
Stiftungsrat der NLS
  • Stiftungsvorstand
Der Stiftungsvorstand besteht aus sechs Personen und wird für einen Zeitraum von drei Jahren gewählt. Das Ministerium für Umwelt des Saarlandes kann auf Wunsch einen weiteren Vertreter in den Vorstand entsenden.
NLS-Kurator Ludger Wolf
  • Mitglieder des Vorstandes (Stand 2011):
    • Vorsitzende: Dr. Simone Peter (Umweltministerin)
    • Ehrenvorsitzender: Dr. Rainer Wicklmayr
    • Karl Rudi Reiter (NABU)
    • Aribert von Pock (Saarwald-Verein)
    • Werner Becker (Fischereiverband Saar)
    • Andreas Schober (Vereinigung der Jäger des Saarlandes)
  • Kurator (ehrenamtlich)
Er führt die laufenden Geschäfte der Stiftung in eigener Verantwortung und vertritt die NLS gerichtlich und außergerichtlich.
  • Kurator (Stand 2011)
    • Ludger Wolf

Projekte der NLS (Auswahl)

Landesprojekte

  • Naturschutzprojekt "Bliesaue" (Ziel: Erhaltung der Bliesaue als Kulturlandschaft, Verbesserung ihrer Arten- und Lebensraumausstattung, Entwicklung von Auwald in einigen Abschnitten)
  • Extensive Ganzjahresbeweidung von landwirtschaftlichen Rückzugsräumen im Saarland (Ziel: Schaffung von halboffenen Weidelandschaften durch eine naturnahe ganzjährige Beweidung mit Robust-Rindern der Rasse Galloway)

Bundesprojekte (Naturschutz-Großprojekte: Förderprogramm zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung)

Die Naturlandstiftung ist Initiator von drei Naturschutzgroßprojekten im Saarland. Ziel der Förderprogramme ist die Erhaltung des Naturerbes der Bundesrepublik Deutschland. Geförderte Projekte müssen folgende Auswahlkriterien erfüllen: Hohe Repräsentanz / Natürlichkeit, Naturnähe und typische Ausprägung / Großräumigkeit / Gefährdung / Einmaligkeit / Unersetzbarkeit / Beispielhaftigkeit. In allen drei saarländischen Großprojekten ist die Stiftung Mitglied im Zweckverband, bei den beiden Naturschutzgroßvorhaben „Wolferskopf“ und „Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ hat sie die Geschäftsführung übernommen.


  • Naturschutzgroßprojekt "Wolferskopf" (Ziel: Erhaltung und Entwicklung einer traditionell extensiv genutzten und reich gegliederten Kulturlandschaft mit einer natürlichen Fülle unterschiedlicher, meist gefährdeter Lebensräume für viele seltene Pflanzen- und Tierarten der Muschelkalkböden bei Beckingen, Landkreis Merzig-Wadern)
  • Naturschutzgroßprojekt "Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe" (Ziel: Schutz, Pflege und Entwicklung einer alten, gewachsenen, vielfältig strukturierten und traditionell extensiv genutzten Kulturlandschaft in einem Muschelkalkgebiet mit dem Vorkommen zahlreicher seltener, gefährdeter und charakteristischer Pflanzen- und Tierarten bei Gersheim im Saarpfalz-Kreis)
  • Naturschutzgroßprojekt "Gewässerrandstreifenprogramm Ill" (Ziel: Erhaltung und Wiederherstellung eines auf natürliche Weise stabilen und intakten Gewässersystems der Ill im Bereich der Gemeinden Eppelborn, Illingen, Marpingen und Merchweiler)


Projekte der Europäischen Union
Dem Saarland als kerneuropäischer Grenzraum in der Saar-Lor-Lux-Region kommt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des grenzüberschreitenden Naturschutzes zu. Mit benachbarten französischen, luxemburgischen, belgischen und rheinland-pfälzischen Partnerorganisationen werden unter der Projekt-Trägerschaft der Naturlandstiftung Saar gemeinsame grenzüberschreitende Projekte der EU umgesetzt.

  • Projekt "Naturpark Dreiländereck" (Ziel: Im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg sollen die unterschiedlichen Nutzungsarten der Mosellandschaft (Tourismus, Freizeitaktivitäten, Kiesabbau, Landwirtschaft, Sportfischerei) harmonisiert und daraus entstehende Konfliktsituationen entschärft werden)
  • LIFE-Projekt „Regeneration und Erhaltung von Trockenrasen in Deutschland“ (Ziel: Erhaltung und Entwicklung von Trockenrasen auf Kalk mit besonderen Beständen bemerkenswerter Orchideen in Europa als Beitrag zur Sicherung unseres europäischen Naturerbes in 13 Projektgebieten im Saarland und einem Projektgebiet in Schleswig-Holstein)
  • LIFE-Projekt „Erhaltung und Regeneration von Borstgrasrasen Mitteleuropas“ (Ziel: Wiederherstellung und Pflege der Lebensräume„artenreicher submontaner Borstgrasrasen und Arnikawiesen auf dem europäischen Festland als Beitrag zur Erhaltung unseres europäischen Naturerbes in 12 Projektgebieten im Saarland, 6 Gebieten in Rheinland-Pfalz sowie jeweils 8 Gebieten in Luxemburg und Belgien)

Foto-Galerie zu NLS-Projekten

Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM)

Logo der ÖFM
ÖFM-Geschäftsführer Eberhard Veith

Im Jahr 1998 gründete die Naturlandstiftung Saar die hundertprozentige Tochtergesellschaft "Naturland Ökoflächen-Management" gGmbH (später GmbH). Die ÖFM setzt Maßnahmen des Naturschutzes im Rahmen des Ökokontos und von Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen um. Hauptamtlicher Geschäftsführer (Stand 2011) ist Eberhard Veith.

Nach dem saarländischen Naturschutzgesetz besteht die rechtliche Verpflichtung, unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft, etwa im Zusammenhang mit Baumaßnahmen, auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder in sonstiger Weise zu kompensieren (Ersatzmaßnahmen). Es besteht aber auch die Möglichkeit, ohne rechtliche Verpflichtung Maßnahmen durchzuführen, welche die Funktionen und die Werte des Naturhaushalts wesentlich und dauerhaft verbessern. Diese Maßnahmen können in einem landesweiten Register, dem Ökokonto, gutgeschrieben werden. Diese so genannten Ökokontomaßnahmen können dann als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen von einem Eingreifer in Anspruch genommen werden.

Die ÖFM hat sich zur Aufgabe gemacht, Flächen von geringer ökologischer Wertigkeit durch geeignete Maßnahmen in einen naturnäheren Zustand zu überführen und sie damit ökologisch aufzuwerten. Dies geschieht z. B. durch Anlage von Hecken, Streuobstwiesen etc. in ausgeräumten Agrarlandschaften, die Anlage von Feuchtgebieten oder durch Schaffung neuer Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die ÖFM führt derartige Maßnahmen "auf Vorrat" durch und finanziert sie vor. Für jede Maßnahme werden auf dem so genannten "Ökokonto" Punkte gut geschrieben. Verursacher von Eingriffen in Natur und Landschaft wie z. B. Kommunen oder Unternehmen können die im Rahmen von Ökokontomaßnahmen erzielten Ökopunkte kaufen und somit ihre eigenen Eingriffe ausgleichen oder kompensieren.

Die ÖFM setzt ihre programmatischen Schwerpunkte in folgenden Bereichen:

  • Auenprogramm (Renaturierung zerstörter Fluss- und Bachauen)
  • Rückbauprogramm (Beseitigung landschaftsfremder Elemente, Revitalisierung versiegelter Flächen)
  • Agrarflächenprogramm (Wiederbelebung ausgeräumter Agrarlandschaften, Biotopvernetzung, Neuanlage von Streuobstwiesen und Hecken)
  • Landschaftspflegeprogramm (Naturschutzgebiete, Unterhaltung und Pflege ökologisch wertvoller Flächen)

Naturwacht Saarland

"Ranger" der Naturwacht Saarland


Die Naturlandstiftung Saar ist rechtlicher Träger der Naturwacht Saarland, einer 2005 vom Ministerium für Umwelt des Saarlandes ins Leben gerufenen Einrichtung des saarländischen Naturschutzes. Die Arbeitsschwerpunkte der so genannten „Ranger“ liegen in der Betreuung der Naturschutz- und NATURA 2000-Gebiete sowie der Schutzgebiete der Zweckverbände der saarländischen Naturschutzgroßvorhaben, in der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, dem täglichen Kontakt mit den Landnutzern und der Bevölkerung im Bliesgau sowie der Betreuung der Ehrenamtlichen Naturwacht. Die Ranger fühlen sich der Philosophie der Naturwacht als „Mittler zwischen Mensch und Natur mit Herz, Hand und Verstand“ eng verbunden.

Hofgut und Landschaftspark Imsbach

Wappen des Hofgutes Imsbach

Das "Hofgut Imsbach" bei Theley existierte in Vorformen bereits seit dem Hochmittelalter; es steht unter Denkmalschutz. Das heutige Hofhaus geht auf den Wiederaufbau um 1715 zurück, der von dem lothringischen Amtmann Gaspard Le Payenbautes durchgeführt wurde. Nach wechselnden Besitzverhältnissen wurde das Hofgut 1793 von den Napoleonischen Truppen akquiriert. Napoleon selbst schenkte es 1812 seinem Offizier Charles Louis Narcisse Lapointe für dessen militärische Erfolge und Verdienste. Lapointe erweiterte das Hofgut um ein neues Wohnhaus von schlossähnlichem Charakter, das auch heute noch den Kern des Ensembles bildet.

Nach seinem Tod (1855) bewirtschafteten seine Nachfahren das Hofgut bis 1930. Nach dem Tod von Louis Albert, dem Enkel Lapointes, ließ dessen Witwe im Jahr 1905 eine Kapelle auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe des Hofgutes errichten. In die dortige Familiengruft wurde im gleichen Jahr auch Charles Louis Narcisse umgebettet. Die zwischenzeitlich vom Verfall bedrohte Kapelle wurde im Jahr 2007 von einem Freundeskreis mit eigenen Finanzmitteln restauriert; sie ist heute offizielle Außenstelle des Standesamtes Tholey und wird gerne für Trauzeremonien genutzt.

In den Jahren 1953 bis 1965 wurde das Hofgut als Justizvollzugsanstalt genutzt. Wechselnde Besitzer und diverse Nutzungsarten folgten, bis das Hofgut ab 1987 zu einem saarländischen Ökologiezentrum ausgebaut wurde. 2007 ging es in den Besitz der "Naturland Ökoflächen Management GmbH", der "Naturlandstiftung Saar" und der Gemeinde Tholey über. Das Hofgut wird von der Imsbach Verwaltungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (IVEG) als Landschaftspflegehof bewirtschaftet. Die Gesellschaft betreibt Weidewirtschaft mit der Tierhaltung von Rassen, die vom Aussterben bedroht sind (Hinterwälder Rind, Bayerisches Waldschaf). Das Hofgut Imsbach ist mittlerweile einer der größten Biobetriebe (zertifiziert nach EU-Ökoverordnung) im Saarland.

Die umgebenden Hofflächen wurden in einen attraktiven Landschaftspark für Naturgenießer und Wanderer umgestaltet. Mittlerweile erschließen zwei Rundwanderwege das Gebiet: die „Imsbach-Promenade“ und der „Offizierspfad“. Des Weiteren befindet sich auf dem Hofareal eine öko-pädagogische Anlaufstelle der "Naturwacht Saarland" sowie ein Tagungs- und Kongresszentrum mit Hotel- und Restaurationsbetrieb.

Landschaftspark

Karte des Landschaftsparkes und Hofgutes Imsbach

Der "Landschaftspark Imsbach" auf dem Gemeindegebiet von Theley ist nach den Vorstellungen der "Ferme Ornée", die das Schöne mit dem Nützlichen verbinden wollte, konzipiert. Das Grundprinzip geht von einer Verbindung landwirtschaftlicher Nutzung mit Elementen der Park- und Gartengestaltung aus, was zu einem ästhetischen Gesamtensemble führt. Insgesamt 180 ha umfasst das Areal, auf dem wegen seiner großen zusammenhängenden Flächen auch Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Geländes durchgeführt werden.

Nutzung und gestalterische Stilelemente des Landschaftsparks sind:

  • Weidewirtschaft als Rückgrat der Flächennutzung
  • Fließende und stehende Gewässer
  • Waldinseln mit Hutewäldern und Wildnis
  • Formale und ornamentale Gartenelemente
  • Anlage von Baumalleen zur Landschaftsgliederung
  • Inszenierte besondere Orte und Picknickplätze
  • "Imsbach-Promenade" und "Offizierspfad" als Rundwege zur Erschließung der Landschaftsszenerie

Der Landschaftspark Imsbach wird sowohl für die Naherholung in der Saar-Lor-Lux-Region genutzt wie auch im Sinne eines "Sanften Tourismus" als Angebot für Wanderer, Radwanderer, und Naturtouristen. Zwei Rundwanderwege erschließen den Landschaftspark, die "Imsbach-Promenade" (4,7 km)[2] und der "Offizierspfad" (11,2 km). Beide bieten einen Querschnitt durch die verschiedenen Gestaltungselemente des Parks und vermitteln Einblicke in die unterschiedlichen Landschaftstypen.

Literatur
Schulz, Simone: Gartenkunst, Landwirtschaft und Dichtung bei William Shenstone und seine Ferme Ornée "The Leasowes" im Spiegel seines literarischen Zirkels. Dissertation, Freie Universität Berlin 2005. Online-Version

Johann-Adams-Mühle

Historische Johann-Adams-Mühle mit Landgasthof

Etwa fünf Minuten fußläufig vom Hofgut Imsbach entfernt liegt die Johann-Adams-Mühle. Die Mühle gilt als eines der letzten erhaltenen Mühlenanwesen im Saarland mit einer mittelalterlichen Mahlstube. Im Jahr 1589 fand sie ihre erstmalige schriftliche Erwähnung. Die heutigen Mühlengebäude mit dem eingeschossigen, reetgedeckten Fachwerkbau und einem hochgezogenen Mühlrad gehen auf das Jahr 1735 zurück. Die Mühle war früher eine Bann-Herrschaftsmühle, in der jeder Dorfbewohner sein Korn mahlen musste. Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben die damaligen Müller ihr Geschäft nicht mehr, und die Mühle verfiel nach und nach. 1983 erwarb die Gemeinde Tholey die Johann-Adams-Mühle und restaurierte sie originalgetreu.

1995 wurden die Restaurierungsarbeiten beendent, seither befindet sich das Mühlenensemble wieder in seinem ursprünglichen Zustand. In dem Hauptgebäude wurde ein Mühlenmuseum eingerichtet, hier befindet sich auch der Mahlstein der Bosener Mühle.[3] Der ehemalige Kleintierstall wird als Austragungsort für zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt. Im ehemaligen Wohngebäude befindet sich eine Landgaststätte. Ein besonderes Angebot stellen die Brotbackkurse dar, die von April bis Oktober angeboten werden.[4]

Literatur

  • 10 Jahre Naturlandstiftung Saar : 1976 - 1986. Hrsg.: Naturlandstiftung Saar. Schriftleitung: Eberhard Veith. Saarbrücken: Selbstverl., 1986. 83 S. m. Ill. u. Karten
  • Trockur, Bernd: 15-Jahres-Jubiläum der Naturlandstiftung Saar. In: Naturschutz im Saarland / Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Saarland e. V. Jg.22 (1992), Nr.1 S. 27, Ill.
  • Didion, Axel: Naturschutz und Landwirtschaft aus Sicht der Naturlandstiftung Saar e. V.. In: Saar-Info - das Magazin für Umwelt und Naturschutz des BUND Saar. Jg.1998, Nr.1. S. 30-31 : Ill.
  • Wiesemann, Michael: Ein neuer Garten Eden - das Streuobst-Projekt der Naturlandstiftung Saar läuft ausgezeichnet. In: Saarbrücker Zeitung / Ausg. Neunkirchen. Jg.1998, Nr.256. S. L3
  • Wiesemann, Michael: Grünes Zentrum fürs Land - bei der "Naturlandstiftung Saar" laufen die Fäden für saarländische Umwelt-Projekte zusammen. In: Saarbrücker Zeitung/Ausg. Saarlouis; Jg.1999, Nr.44, S. L 5
  • Die Naturlandstiftung Saar. 25 Jahre angewandter Naturschutz - eine Bilanz. Hrsg.: Naturlandstiftung Saar. Schriftleitung: Eberhard Veith. Texte u. Fotos: Axel Didion. Eigenverlag der NLS, Eppelborn 2001, 180 S., zahlr. teils farb. Fotos u. Tab.
  • Paulus, Helmut: Salbei und der gelbe Klappertopf - das Naturschutzgroßvorhaben "Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe" ist das größte Projekt der Naturlandstiftung Saar; auf 1300 Hektar soll die alte Kulturlandschaft geschützt und entwickelt werden. In: Sonntagsgruß; Jg. 2001, Nr. 28 S.3
  • Arnold, Alexander: Inventarisierung der Gefäßpflanzen zur Charakterisierung von Gebieten der Naturlandstiftung Saar im Raum Wellingen/Saargau unter Einbeziehung der faunistischen Wertigkeit. Dipl.-Arbeit Univ. d. Saarlandes. Saarbrücken, 2004. 100 Bl., Ill., graph. Darst., Kt. + 2 Beil.
  • Ingo Kowarik: Welche Natur wollen wir schützen und welche sind wir bereit zuzulassen? Ein Plädoyer für ein offenes Naturschutzkonzept. Techn. Universität, Inst. f. Ökologie, Berlin 2006
  • Gräbner, Dieter: Auf Trockenrasen blühen wilde Orchideen : die Naturlandstiftung Saar erwirbt Flächen und schützt die heimische Umgebung (Stiftungen im Saarland; Teil 11). In: Saarbrücker Zeitung; Jg. 2007, Nr. 17. S. B2

Einzelnachweise

  1. Ende des Jahres 2008 trat der „Bund für Umweltschutz e.V. Saarbrücken (BUND)“ sowohl aus dem Vorstand als auch aus dem Stiftungsrat der NLS aus
  2. Imsbach-Promenade auf Tourenportal outdooractive.com
  3. Die Johann Adams-Mühle in Theley auf saarland.de, abgerufen am 17. November 2011
  4. Quelle: Industriekultur und Tourismus im Saarland

Weblinks


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