Neupersisch

Neupersisch
Persisch

Gesprochen in

Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Bahrain, Pakistan, Indien, Irak
Sprecher Geschätzte 70 Millionen Muttersprachler, 40 Millionen Zweitsprachler
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Iran, Afghanistan, Tadschikistan
Sprachcodes
ISO 639-1:

fa

ISO 639-2: (B) per (T) fas
ISO 639-3:

fas

Heutige Verbreitung des Persischen im Nahen Osten. Aus der Karte wird deutlich, dass zum einen nicht alle Bewohner Irans persischer Muttersprache sind und dass zum anderen ein Großteil der Bevölkerung Afghanistans und Tadschikistans persischer Muttersprache ist.
Die persische Sprache in der Welt. Grün : Amtssprache (Iran, Afghanistan, Tadschikistan); Orange : persischsprachige Minderheiten

Persisch ist eine plurizentrische Sprache im zentral- und südwestlichen Asien. Sie gehört zum iranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und ist Amtssprache in Iran, in Tadschikistan und in Afghanistan. Der Language Code ist fa bzw. fas oder per (nach ISO 639).

Persisch, die wichtigste indogermanische Sprache in West- und Zentralasien, wird von ca. 70 Millionen Menschen als Muttersprache und von weiteren 60 Millionen als Zweitsprache gesprochen. Etwa 35–40 Millionen Muttersprachler leben in Iran, weitere 15 Millionen in Afghanistan und 15 Millionen in Zentralasien (vor allem in Tadschikistan und in Usbekistan) und auf dem Indischen Subkontinent. Daneben gibt es bedeutende Persisch-sprachige Gemeinden im Irak und in den Golfstaaten (v. a. in Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait). Weitere kleine Sprachinseln gibt es unter anderem in Georgien, in Aserbaidschan und im Pamir-Gebirge. Aufgrund der hohen Zahl iranischer und afghanischer Auswanderer und Flüchtlinge haben sich besonders in den letzten Jahrzehnten auch in Europa und in den USA persischsprachige Gemeinden entwickelt.

Traditionell wird diese Sprache in den europäischen Ländern als Persisch bezeichnet – benannt nach dem historischen Hauptsitz der antiken persischen Großkönige, der heutigen Provinz Fārs (Pārs) im Süden Irans. Der Eigenname der Sprache lautete in der Sassanidenzeit Pārsīk oder Pārsīg und seit der arabisch-islamischen Eroberung Persiens Fārsī (‏فارسی‎), da die arabische Sprache den [p]-Laut nicht kennt. Als sich im Mittelalter Persisch zur bedeutendsten Gelehrten- und Literatursprache der östlichen islamischen Welt entwickelte, wurde sie auch als Fārsī-e Darbārī – als Sprache des königlichen Hofes – bekannt. Daraus ist die heute in Afghanistan, Indien, und Zentralasien gebräuchliche Bezeichnung Darī (‏درى‎) abgeleitet.

Als Literatur- und Gelehrtensprache hatte Persisch einen sehr bedeutenden Einfluss auf die benachbarten Turksprachen (v. a. auf die Osmanische- und Tschagataische Sprache), sowie auf die Sprachen Nordindiens, insbesondere auf Urdu. Viele persische Wörter wurden auch in europäische Sprachen übernommen. Im Deutschen kennt man unter anderem die Wörter „Basar“ (bazaar), „Scheck“, „Karawane“, „Pistazie“, „Schach“, „Paradies“, „Schal“ und „Magier“.

Die persische Literatur gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten der Welt, und hat mit Dichtern wie Rumi, Omar Khayyam, Hafis, Saadi, Nezami, Dschami oder Ferdousi, die u. a. auch europäische Dichter wie Goethe beeinflusst haben, Weltruhm erlangt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Persische wird seit der Islamisierung in arabischer Schrift geschrieben, aber mit einigen zusätzlichen Buchstaben wegen der sehr unterschiedlichen Herkunft der Sprachen. Es besitzt zahlreiche arabische Lehnwörter sowie eine umfangreiche Literatur.

Die Entwicklung der iranischen Sprachen wird in drei Perioden gegliedert:

  • altiranisch (bis 100 v. Chr.)
  • mitteliranisch (100 v. Chr. bis etwa 900 n. Chr.)
  • neuiranisch (ab 900 n. Chr).

Altpersisch

Hauptartikel: Altiranische Sprachen

Von den altiranischen Dialekten sind nur Altpersisch und Avestisch ausreichend dokumentiert, die anderen Sprachen dieser Gruppe nur indirekt. Die Bezeichnung „Avestisch“ der nordöstlichen Sprache im antiken Perserreich kommt von der Avesta, den heiligen Schriften des Zoroastrismus. Abgesehen von seiner religiösen Verwendung starb es aber schon Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islam aus; wahrscheinlich löste sich die Sprache im verwandten Baktrisch auf. Das Altpersische ist aus dem Südwesten des Achämenidenreiches (um 560 bis 330 v. Chr.) in Keilschrift-Texten überliefert. Gesprochen wurde es dort länger, als Verwaltungssprache diente aber eher das Aramäische. Altpersisch und Avestisch sind dem Sanskrit und damit dem Ur-Indogermanischen sehr nahe; sie gehören ebenso wie Griechisch und Latein zu den flektierenden Sprachen, und sind die Vorfahren des heutigen Neupersisch.

Im Unterschied zu den jüngeren Sprachstufen hatte das Altpersische noch eine komplexere Grammatik mit bis zu sieben Kasus und drei Genera. Auch der Dual ist neben Singular und Plural noch erhalten.

Die für das Altpersische verwendete Keilschrift wurde eigens dafür erfunden und ist eine rechtsläufige gemischte Laut- und Silbenschrift (wie die indischen Schriften), die durch 8 Wortzeichen und besondere Zahlzeichen ergänzt wird. Überliefert sind vor allem Monumentalinschriften auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine elamische und eine babylonische.

Mittelpersisch

Hauptartikel: Mitteliranische Sprachen

Mitteliranisch waren nicht nur Mittelpersisch und das ihm verwandte Parthische, sondern auch einige andere Sprachen Zentralasiens, wie Baktrisch, Choresmisch, Sakisch und Sogdisch. Parthisch wurde im Arsakidenreich (etwa 250 vor- bis 226 nach Christus) gesprochen. Es ist gut durch Inschriften der ersten Sassaniden-Könige dokumentiert, obwohl es damals schon langsam ausstarb. Es beeinflusste das Mittelpersische, die Sprache des Sassanidenreichs (226–641).

Mittelpersisch ist grammatisch einfacher als Altpersisch und wurde meist in aramäischer Schrift aufgezeichnet – also mit Buchstaben, die zum Teil mehrere Laute repräsentieren. Es verlor nach der Eroberung Persiens durch die Araber (7. Jahrhundert) an Bedeutung, doch wurde seine Literatur vielfach ins Arabische übersetzt. Leider gingen nach der Islamisierung die meisten Schriften verloren.

Andere mitteliranische Sprachen des sassanidischen Raums und Zentralasiens sind Charismisch (Corismisch) in Choresm, Soghdisch im Land Sogdiana (siehe Samarkand und Buchara), Baktrisch in Baktrien (heute Nordafghanistan) und Sakisch unter einigen Skythen in Chinesisch-Turkistan und für buddhistische Schriften. In sogdischer Sprache entstand sowohl christliche als auch buddhistische und weltliche Literatur. Baktrisch ist in einigen Inschriften erhalten, die unlängst in Afghanistan und Zentral-Asien entdeckt wurden, charismische Texte entstanden auch noch nach der Islamisierung.

Das Neupersische

Neupersisch bedient sich der perso-arabischen Schrift

Neupersisch entwickelte sich bis zum 9. Jahrhundert als internationale Standardsprache von Zentral- und Südwestasien. Das in hebräischer Schrift geschriebene Persisch-Jüdisch ist als frühestes Zeugnis der neupersischen Sprache von besonderer Bedeutung. Sie besitzt neben parthischen und mittelpersischen Anteilen (siehe oben) auch solche aus anderen iranischen Sprachen. In seiner Allgemeinheit ist das Neupersische eine Mischung der wichtigsten Sprachen des antiken Iran. Auch wenn die Sprache heute Persisch heißt, sind ihre Ursprünge nicht ausschließlich dem aus der Provinz Fars stammenden Altpersischen oder Mittelpersischen zuzuordnen. Da sich die Sprache in Zentralasien entwickelte, ist es wahrscheinlich, dass die ostiranischen Sprachen (Baktrisch, Parthisch, Sogdisch) diese Sprache erheblich beeinflusst haben. Die Anzahl parthischer und sogdischer Lehnwörter im modernen Neupersisch ist beträchtlich, aber im Kernbereich ist die ursprüngliche persische (südwestiranische) Basis immer noch erkennbar. Neupersisch hat eine regelmäßigere und daher einfachere Grammatik als Mittelpersisch, sowie ein einfaches Lautsystem und viele arabische Lehnwörter. Viele altpersische Flexionen gingen verloren (z. B. die Kasusflexion), ebenso wie das grammatische Geschlecht. Solche Sprachvereinfachungen (insbesondere bei Flexionen) treten in vielen modernen Sprachen auf – z. B. im Englischen oder im Französischen.

Neupersisch ist die Kultur- und Amtssprache in Iran, in Afghanistan und in Tadschikistan und wird in einer um vier Buchstaben erweiterten arabischen Schrift geschrieben.

Dari

Darī, die neupersische Schriftsprache, ist die literarische Abkürzung der persischen Wörter Pārsī/Fārsī-e Darbārī. Wörtlich übersetzt bedeutet das persische Wort Dar „Tor“, „Tür“, „Schwelle“ während das Wort Bār „Audienz“, „Anhörung“ bedeutet. Darbārī bedeutet also wörtlich übersetzt „Tor zur Audienz“ und im erweiterten Sinn „königlicher Hof“; Pārsī-e Darbārī bedeutet „Persisch des königlichen Hofes“ und entwickelte sich als Schriftsprache im 9. Jahrhundert n. Chr. aus dem Mittelpersischen in den kulturellen Zentren der persischen Samaniden in Zentralasien. Von dort aus verbreitete sie sich in ganz Persien. Der erste Autor der Literatur des Dari ist Rudaki. Der in der azarbaijanischen Stadt Gäncä geborene Nezāmī leistete mit seinen Pandsch Gandsch/panǧ ganǧ („fünf Schätze“) einen großen Beitrag zur Entwicklung der Darī-Literatur.

Im Gegensatz zum normalen Persisch handelt es sich bei Darī um die geschriebene Sprache, nicht um die gesprochene Sprache. Darī ist quasi das Skelett des modernen Neupersisch, welches in Afghanistan, Tadschikistan und in Iran die offizielle Landessprache ist. Darī kennt keine Dialekte und ist auch selbst kein Dialekt. Jedoch kann man alle Dialekte des modernen Persisch auf seine geschriebene Urform Darī zurückführen.

Fārsī-e Darbārī („Neupersisch“) bedient sich, im Gegensatz zum Pārsīk/Pārsīg („Mittelpersisch“), das sich einer von der aramäischen Schrift abgeleiteten Kursive bedient hatte, der arabischen Schrift und beinhaltet viele arabische Wörter und Fachbegriffe – besonders aus Wissenschaft und Theologie.

Darī war lange Zeit die Lingua Franca des Orients und dient auch heute als solche in vielen Teilen Zentral- und Südasiens. Zudem gilt Darī als die Sprache des Sufismus, des mystischen Islams. Einige der größten Werke des Sufismus, unter anderem die Werke der Dichter Rumi (Rūmī), Hafiz (Ḥāfiẓ), Saadi (Sa‘dī), Omar Khayyām (‘Omar-e Ḫayyām), Onsori (‘Onṣorī) und Ansari (Ḫwāǧa ‘Abdullāh Anṣārī), wurden in Darī verfasst.

Als Musterwerk des Fārsī-e Darbārī gilt das Schāhnāme („Buch der Könige“) des Dichters Abū l-Qāsem-e Ferdousī. 35 Jahre arbeitete der Dichter an diesem Werk, das eines der frühesten Werke des Neupersischen ist und zudem keine Fremdwörter enthält. Bis heute hin ist Ferdousīs Schāhnāme die Basis des persischen Nationalbewusstseins in Iran, in Afghanistan und – vor allem – in Tadschikistan.

Ursprung des Wortes Persisch

siehe Perser (Volk)

Heute unterscheidet man zwischen:

  • Persisch (Farsi) = die eigentliche persische Sprache
  • Dari = die persische Schriftsprache und direkter Vorgänger der heutigen modernen persischen Dialekte. Dari ist ebenfalls der offizielle Name der persischen Sprache in Afghanistan und der Name eines altertümlichen Dialekts zoroastrischer Perser im Süden des heutigen Iran.

Lexikon der persischen Sprache bzw. des Dari

Das Standardwerk der persischen Sprache ist Dehchodas Lexikon.

Grammatik

Artikel, Pronomen, Plural

Das Persische kennt keinen Artikel. Bestimmtheit kann gegebenenfalls mit Hilfe des Akkusativs wiedergegeben werden, Unbestimmtheit durch Anhängen eines „-i“. Ein grammatisches Geschlecht existiert nicht.

Anstelle von Possessivpronomen wird entweder das Personalpronomen oder eine Personalendung an das Substantiv oder die Präposition angehängt. Dies geschieht mittels der 'ezāfa („Hinzufügung“), die auch bei der Genitiv-Verbindung zweier Nomen verwendet wird (Substantiv + Substantiv oder Substantiv + Adjektiv).

Der Plural wird meist regelmäßig durch das Anhängen einer Endsilbe gebildet. Die regelmäßige Plural-Endung setzt sich allmählich auch bei den Lehnwörtern aus dem Arabischen durch.

Verben

Die persischen Verben besitzen einen Präsens- und einen Präteritalstamm. Diese Stämme bilden die Grundlage für alle Zeitformen.

Präsens und Präteritum werden gebildet, indem man an den entsprechenden Verbstamm eine Personalendung anfügt. Im Präsens wird noch die Vorsilbe mī- vor den Verbstamm gehängt, außer bei den Verben būdan („sein“) und dāštan („haben“).

Perfekt und Plusquamperfekt werden ähnlich wie im Deutschen durch Verwendung des Partizips Perfekt gebildet; für das Futur wird eine Konstruktion mit dem Verbstamm ḫwâh („wollen“) benutzt.

Als wichtige Zeitform ist der Durativ (entspricht der englischen past continuous tense) zu nennen, der eine fortdauernde oder wiederholte Tätigkeit (Form nur in der Vergangenheitsform erkennbar) ausdrückt. Der Konjunktiv wird in ähnlicher Art und Weise wie in romanischen Sprachen und häufiger als im Deutschen verwendet. Dabei werden zwei Formen benutzt: Zum einen dieselbe Form wie bei Durativ in Vergangenheit für „nicht mehr erfüllbare“ Bedingungen (Agar ’ū mī-āmad – „Wenn er gekommen wäre“) und zum anderen durch die einfache Vergangenheitsform zur Darstellung einer „noch erfüllbaren“ Bedingung (Agar ‘ū-rā dīdī – „Falls du ihn sehen solltest“). Außerdem gibt es den Jussiv, der durch die Präsensform mit be- statt mī- als Vorsilbe gebildet wird und eine nicht-konjektive Bedingung darstellt, wie im Satz „Wenn die Sonne scheint“ (Agar ḫoršīd be-tābad) im Gegensatz zu Agar šab ḫoršīd mī-tābīd („Wenn die Sonne nachts scheinen würde“). Diese Form wird ebenfalls in Verbindung mit Modalverben verwendet: Mī-ḫwāham be-ḫwābam („Ich möchte schlafen“). Dem entspricht allerdings nicht der Konjunktiv I der indirekten Rede im Deutschen: „Sag ihm, er solle sich bitte hinsetzen“ (Be ’ū begū loṭfan be-nešīnīd), wörtl.: „Sag ihm: Setzen Sie sich bitte hin“.

Da der Verbstamm innerhalb einer Zeitform nicht verändert wird (im Gegensatz z. B. zu einigen Verben im deutschen Präsens: „du gibst“, „wir geben“), ist die persische Verbkonjugation sehr regelmäßig.

Indogermanische Wurzeln

Außer den kulturellen Ähnlichkeiten der indogermanischen Völker bestehen noch heute Ähnlichkeiten im Wortschatz dieser Sprachen. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Lehnwörter (Auswahl an persischen Lehnwörtern im Deutschen)
  2. gemeinsamer indogermanischer Wortschatz (bei Vergleich älterer Sprachstufen größere Gemeinsamkeiten)
  3. Zufall, Lautmalerei etc.

Auf die indogermanische Verwandtschaft zahlreicher persischer Begriffe ist durch die komparative Methode sowie die Gesetze über die Lautverschiebung zu schließen.

Beispiele:

altpersisch mittelpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch englisch polnisch
pitar pidar pedar ‏پدر patēr πατήρ pater Vater father ojciec
mātar mād(ar) mādar ‏مادر mētēr μήτηρ mater Mutter mother matka
brātar brād(ar) barādar ‏برادر adelphos ἀδελφός frater Bruder brother brat
 ? ducht(ar) dochtar ‏دختر thygatēr θυγατήρ filia Tochter daughter córka
nāman nām nām ‏نام onoma ὄνομα nomen Name name imię
martiya (Sterblicher) mard mard ‏مرد anēr ἀνήρ vir Mann (Sterblicher) man (Sterblicher) mężczyzna
dadā-tanaiy dādan dādan ‏دادن didōmi δίδωμι dare geben give dać
hischta-tanaiy awischtadan istādan ‏ايستادن histēmi ἵστημι sistere sich stellen stand stać
mām (mich) man (ich) man (ich) ‏من eme ἐμέ me mich me (ich, mich) mnie
pandsch pandsch pandsch ‏پنج pente πέντε quinque fünf five pięć
hafta haft haft ‏هفت hepta ἑπτά septem sieben seven siedem
utā ud wa / o ‏و kai καί et und and i
rāsta rāst rāst ‏راست orthos ὀρθός rectus recht, richtig, rechts right prawy
yaug dschog dschok skōmma σκῶμμα iocus Witz joke żart

Da Zeichen zur Darstellung von Alt- und Mittelpersisch fehlen, werden nur Neupersisch und Altgriechisch in Originalschrift angegeben.

Morphologischer Vergleich:

sein (Präsens):

*indogermanisch sanskrit altpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch polnisch
*esmi asmi amiy hastam ‏هستم eimi εἰμί sum ich bin jestem
*essi asi (nicht bezeugt) hasti ‏هستی ei εἶ es du bist jesteś
*esti asti astiy hast / ast ‏هست esti ἐστί est er ist jest
*smesi / *smosi smas amahiy hastim ‏هستيم esmen ἐσμέν sumus wir sind jesteśmy
*stes stha (nicht bezeugt) hastid ‏هستيد este ἐστέ estis ihr seid jesteście
*senti santi hatiy hastand ‏هستند eisin εἰσίν sunt sie sind

bringen (Präsens):

*indogermanisch sanskrit altpersisch neupersisch griechisch lateinisch altslawisch ahd. deutsch
*bhero bharami baramiy mi-baram ‏مى برم phero φερω fero bera biru ich bringe
*bheresi bharasi (nicht bezeugt) mi-bari ‏مى برى phereis φερεις fers beresi biris du bringst
*bhereti bharati baratiy mi-barad ‏مى برد pherei φερει fert beretu birit er, sie, es bringt
*bheromes bharamas baramahiy mi-barim ‏مى بريم pheromen φερομεν ferimus beremu berames wir bringen
*bherete(s) bharata (nicht bezeugt) mi-barid ‏مى بريد pherete φερετε fertis berete beret ihr bringt
*bheronti bharanti barātiy mi-barand ‏مى برند pherusin φερουσιν ferunt beratu berant sie bringen

Dies sind nur einige Beispiele. Wer die Zahlen von 1 bis 10 auf Persisch kennt, kann sie auch im Polnischen verstehen. Die Ähnlichkeiten zwischen den älteren Sprachstufen (altpersisch, avestisch) und Sanskrit sind nicht nur anhand des Wortschatzes am deutlichsten. Altgriechisch weist auch besonders enge Verwandtschaft auf.

Andere Beispiele: morde – lat. mors, mortis „Tod“, setāre „Stern“, zamin – poln. ziemia „Erde“, to „du“, do – frz. deux „zwei“, pandsch – altgriech. penta „fünf“, schesch – poln. sześć „sechs“, pa – lat. pes „Fuß“, tarik – engl. dark „dunkel“, bordan – „bürden“, „tragen“, sepās – russ. spasibo/lat. pesco „Danke“, gereftan „er-greifen“, na „nein“, yogh „Joch“, dschawan – lat. iuvencus, engl. (aus lat.) juvenile „jung“, schakkar – griech. saccharon „Zucker“, garm „warm“, musch „Maus“, altp. nav- – lat. navis „Schiff“, altp. upari- – griech. hyper, lat. super „über“ u. v. a.

Eine Besonderheit besteht im Persischen darin, dass ursprüngliche Konsonantengruppen der indoeuropäischen Wurzel im Anlaut durch einen Vokal aufgebrochen wurden, vgl. z. B. b[a]râdar „Bruder“, g[e]reftan „er-greifen“, s[e]târe „Stern“. Diese Entwicklung dürfte unter dem Einfluss des Arabischen geschehen sein, da sie erst im Neupersischen zu finden ist, welches während und nach dem Arabersturm entstand.

Lehnwörter

Lehnwörter im Persischen

Seit der Islamisierung Persiens ist ein großer Teil des heutigen persischen Wortschatzes aus dem Arabischen entlehnt.[1] Statistisch betrachtet beträgt die Zahl arabischer Lehnwörter ca. 8.000 unter 20.000 alltäglich benutzten, literarischen Vokabeln oder, anders ausgedrückt, ca. 40 % des alltäglichen Wortschatzes (wenn man zusätzliche Ableitungen und Wortverbindungen nicht mitzählt).

In der persischen Literatur variiert der Anteil arabischer Lehnwörter je nach Stil, Thema oder Diskurs, wobei der Gebrauch im Laufe der Geschichte ständig zugenommen hat. Daher beinhaltet ein Abstrakt aus dem Schahname des Dichters Firdausi nur ca. 9 % arabische Lehnwörter bei einer Anwendungsfrequenz von ca. 2,4 %, während es in den Eulogien des Dichters Onsuri schon ca. 32 % Lehnwörter bei einer Frequenz von 17 % sind.[2]

In jüngster Zeit gab es auch eine bedeutsame Anzahl von Entlehnungen aus den Turksprachen und Neologismen aus Sprachen wie Englisch, Französisch und Russisch.[3] Der Anteil türkischer und mongolischer Wörter beträgt schätzungsweise 2–3 % des Gesamtvokabulars.[4]

Bei arabischen Lehnwörter hält man sich trotz angepasster Aussprache exakt an die ursprüngliche arabische Orthographie, zumindest im Wortstamm; die Pluralbildung kann abweichen. Für viele dieser Wörter gibt es persische Entsprechungen, die aber zum Teil einer anderen Stilebene zuzuordnen sind oder schlicht seltener verwendet werden. Besonders deutlich wird der Einfluss des Arabischen bei den zusammengesetzten Verben, die oft aus einem arabischen Substantiv und einem persischen Verb mit vergleichsweise unspezifischer Bedeutung (z. B. „machen“ oder „geben“) bestehen.

Persische Lehnwörter in anderen Sprachen

Umgekehrt hat auch das Arabische Wörter aus dem Persischen übernommen, die hauptsächlich während der ersten vier Jahrhunderte des Islams entlehnt wurden – sowohl direkt als auch indirekt. Die meisten dieser Wörter stammen aus dem Mittelpersischen, der offiziellen Sprache des Sassanidenreiches, das bis zu einem bestimmten Grad in den frühen Jahrhunderten der islamischen Ära als Verwaltungssprache diente.[5]

Auch Turksprachen, vor allem die Osmanische- und die Tschagataische Sprache, haben viele persische Lehnwörter. Aufgrund der Dominanz persischsprachiger Dynastien in Indien, vor allem der Mogulen, haben auch die indischen Sprachen, ganz besonders aber Urdu, zahlreiche persische Wörter entlehnt.

In vielen europäischen Sprachen gibt es eine Handvoll persischer Lehnworte (im Deutschen z. B. die bereits Eingangs erwähnten Basar, Schach, Pistazie); daneben hat sich z. T. die persische Schreibweise bzw. Aussprache von Wörtern anderer Herkunft eingebürgert, z. B. frz. musulman von pers. ‏مسلمان‎ (moselman) statt, wie im Deutschen, von arab. ‏مسلم‎ (muslim).


Sonderzeichen

Hauptartikel: Persisches Alphabet

Das heutige Persisch wird mit arabischen Buchstaben geschrieben (Zur lateinischen Umschrift siehe Persische Transkription). Um verschiedene Laute wiedergeben zu können, die es im Arabischen nicht gab, wurde das arabische Alphabet um vier Buchstaben erweitert. Das persische Alphabet umfasst insgesamt 32 Buchstaben.

Aussprache Buchstabe Name
[p] پ pe
[tʃ] چ tsche/tschim
[ʒ] ژ že
[g] گ gāf

Persische Literatur

Hauptartikel: Persische Literatur

Das wohl bekannteste Werk der persischen Literatur im Westen ist die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht, eine Nacherzählung vieler iranischer Volkssagen und Märchen.

Geprägt wurde das heutige Persisch vor allem durch die persische Dichtkunst. Zwei bekannte Dichter Persiens waren Saadi und Hafis. Auch Goethe ließ sich im West-östlichen Diwan von Hafis inspirieren. Andere bekannte Dichter sind Rumi, Omar Khayyām, Rudaki, Ferdousī oder Dschami. Auch viele Werke persischer Wissenschaftler – wie z. B. der Mathematiker al-Chwarizmi oder der Arzt Ibn Sina (Avicenna) – sind hier zu erwähnen.

Einzelnachweise

  1. G. Lazard: Les empruntes arabes dans la prose persane du X-e au XII-e siècle: aperçu statistique. In: Revue de L’École Nationale des Langues Orientales. 2, 1965, S. 53–67. ; Modellierung dieses Entlehnungsprozesses in: G. Altmann, H. v. Buttlar, W. Rott, U. Strauss: A law of change in language. In: B. Brainerd (Hrsg.): Historical Linguistics. Brockmeyer, Bochum 1983, ISBN 3-88339-305-3, S. 104–115. 
  2. J.R. Perry: Arabic elements in Persian. In: Encyclopaedia Iranica, Online Edition. 
  3. Éva M. Jeremiás: Stichwort: Iran iii. Languages (Supplement). In: Encyclopedia of Islam. Leiden, 2004. 
  4. Ehsan Yarshater: LANDS OF IRAN - Turko-Iranian symbiosis. In: Encyclopaedia Iranica, Online Editition. 
  5. A. Tafażżolī: Iranian Loanwords in Arabic. In: Encyclopaedia Iranica, Online edition. 

Literatur

  • Gerhard Doerfer Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen, unter besonderer Berücksichtigung älterer neupersischer Geschichtsquellen, vor allem der Mongolen- und Timuridenzeit Band I-IV, Wiesbaden 1963 - 1975

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Persisch
Wikipedia Wikipedia auf Tadschikisch
Wiktionary Wiktionary auf Persisch – ein freies Wörterbuch
Wikiquote Wikiquote auf Persisch – Zitate
Wikisource Wikisource auf Persisch – Quellentexte
Wikibooks Wikibooks auf Persisch – Lern- und Lehrmaterialien

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