Nicolae Corneanu

Nicolae Corneanu

Nicolae Mihail Corneanu (* 21. November 1923 in Caransebeș) ist der dienstälteste Metropolit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Seit 1962 hat er die Ämter des orthodoxen Erzbischofs von Timișoara und des Metropolits des Banats inne. Am 4. März 1990 weihte er Daniel Ciobotea, den jetzigen Patriarchen der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, zum Weihbischof in Timișoara.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenarbeit mit der rumänischen Staatssicherheit

Unmittelbar nach der rumänischen Revolution 1989 hat Metropolit Corneanu gestanden, 41 Jahre lang für die rumänische Geheimpolizei Securitate gespitzelt zu haben. Nach eigenen Angaben fing seine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit im Herbst 1948 an, als er verhaftet wurde unter der Beschuldigung, einen deutschen Flüchtling beherbergt zu haben.[1] Nach seiner Aussage hätte er wegen dieser Zusammenarbeit ein schlechtes Gewissen gehabt.[2] Im Dezember 1990 wurde er Mitglied der bürgerlichen antikommunistischen Alianța Civică.[3]

Einsatz für die Ökumene

Im Jahre 1978 war er einer der Vizepräsidenten der Christlichen Friedenskonferenz (CFK). Am 19. Januar 1990, gleich nach der Relegalisierung der Rumänischen griechisch-katholischen Kirche, übergab er die Kathedrale von Lugoj dieser Glaubensgemeinschaft, in deren Besitz sie sich bis 1948 befunden hatte. Metropolit Corneanu sorgte für ein friedliches Miteinander der Orthodoxen mit den Unierten (Griechisch-Katholischen) Christen. Als eine Ausnahme in der Rumänisch-Orthodoxen Kirche kam das orthodoxe Erzbistum Timișoara den patrimonialen Forderungen der Unierten Kirche entgegen, so dass es im Kreis Timiș nach der politischen Wende aus dem Jahr 1989 zu keinen Konflikten bezüglich der Eigentumsrückgabe an die Unierte Kirche kam.

Am 25. Mai 2008 empfing Metropolit Corneanu die Eucharistie in einer katholischen Messe,[4] was eine empörte Reaktion im antiwestlichen Flügel der Rumänisch-Orthodoxen Kirche hervorrief.[5]

Der Heilige Synod der Rumänisch-Orthodoxen Kirche befasste sich auf seiner Sitzung vom 8.-9. Juli 2008 mit diesem Fall. Im Vorfeld bat der römisch-katholische Bischof von Timișoara, Martin Roos, in einem offenen Brief an alle Mitglieder des Synods der Rumänisch-Orthodoxen Kirche um Rücksicht auf die Verbundenheit zwischen Orthodoxen und Katholiken, welche durch eine Verurteilung des Metropoliten Corneanu gravierende Schäden erleiden würde.[6] Corneanu bezeichnete auf dem Synod seine Teilnahme an der katholischen Eucharistie als Fehler; von einer Bestrafung wurde deshalb abgesehen.[7]

Entmachtung

Am 20. Mai 2011 wurde Corneanu auf einer Tagung der Heiligen Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche das Recht entzogen, als Metropolit Dokumente zu unterschreiben; dies war gleichbedeutend mit seiner Absetzung. Begründet wurde der Schritt mit angeblichen gesundheitlichen Problemen,[8], die von Seiten Corneanus Anhänger aber bestritten werden.[9]

Belege

  1. [1]
  2. [2]
  3. Lavinia Stan, Lucian Turcescu: The Romanian Orthodox Church and Post-Communist Democratisation, in: Europe-Asia Studies 52 (2000), S. 1467-1488.
  4. [3]
  5. [4]
  6. [5]
  7. www.zoro.ro
  8. adz.ro vom 27. Mai 2011, abgerufen am 27. Mai 2011
  9. Pressespiegel des Deutschen Konsulats in Temeswar 21.–27. Mai 2011, abgerufen am 27. Mai 2011

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