Nimrod-Expedition

Nimrod-Expedition
Ernest Shackleton (1907, fotografiert von G.C. Beresford)
Die Nimrod im Packeis (Foto aus Shackletons Reisebericht The Heart of the Antarctic, William Heinemann, London)
Die Routen der Nimrod-Expedition

Die Nimrod-Expedition (offizieller Name: Britische Antarktis-Expedition 1907–1909) war die erste der drei Forschungsreisen in die Antarktis unter der Leitung des Polarforschers Ernest Shackleton. Shackleton beabsichtigte mit dieser Reise vor allem, als erster Mensch den geographischen Südpol zu erreichen. Hierdurch kam es im Vorfeld der Expedition zur Auseinandersetzung mit Robert Falcon Scott, der sich um sein vermeintliches Vorrecht bei der Eroberung des Südpols betrogen sah. Shackleton setzte sich über Scotts Forderungen hinweg, erreichte den Südpol jedoch nicht. Etwa 180 Kilometer vor dem Ziel mussten er und seine drei Begleiter aufgrund mangelhafter Ausrüstung, fehlendem Proviant und völliger Erschöpfung umkehren.

Trotz des Fehlschlags konnten auf der Reise eine Reihe bedeutender Erfolge erzielt werden. Shackleton und seine Begleiter waren die ersten, die über das Transantarktische Gebirge auf das zentrale Polarplateau vordrangen. Dabei entdeckten sie unter anderem den Beardmore-Gletscher und stellten einen neuen Rekord in der größten Annäherung an einen der beiden Erdpole auf. Die Mannschaft um den walisisch-australischen Geologen Tannatt William Edgeworth David erreichte erstmals das Gebiet um den antarktischen magnetischen Pol. Ferner gelang die Erstbesteigung von Mount Erebus, des höchsten Vulkans auf der Ross-Insel. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Expedition, unter ihnen der spätere Leiter der ersten australischen Antarktisexpedition Douglas Mawson, führten umfangreiche geologische, zoologische und meteorologische Untersuchungen durch.

Nach seiner Rückkehr konnte Shackleton die anfänglichen Zweifel der Royal Geographical Society (RGS) über die Errungenschaften seiner Expedition rasch überwinden und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurde er für seine Verdienste von König Eduard VII. zum Ritter geschlagen. Als der Norweger Roald Amundsen im Dezember 1911 schließlich als erster den Südpol erreichte, gedachte er im Moment des eigenen Triumphes Shackletons mit den Worten: „Der Name Sir Ernest Shackleton ist für alle Zeiten in den Annalen der Antarktisforschung in Lettern aus Feuer niedergeschrieben.“[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Shackleton, Scott und Wilson (v.l.n.r.) beim Aufbruch zum Südpol am 2. November 1902

Ernest Shackleton hatte als dritter Offizier von 1901 bis 1903 an der Discovery-Expedition unter der Leitung von Robert Falcon Scott teilgenommen. Während dieser Expedition unternahm Scott den letztlich erfolglosen Versuch, zusammen mit Shackleton und Edward Wilson den geographischen Südpol zu erreichen. Dabei erkrankte Shackleton so schwer an Skorbut, dass er gemäß Scotts Tagebucheintragungen auf dem Rückweg am 21. und 30. Januar 1903 über längere Strecken auf dem Transportschlitten gezogen werden musste.[2][3]

Trotz rascher Genesung nach Erreichen des Basislagers auf der Hut-Point-Halbinsel schickte ihn Scott mit fadenscheiniger Begründung und gegen Shackletons Willen als dienstuntauglich noch vor Abschluss der Expedition zurück nach England.[4] Über Scotts wahre Motive gibt es nur Spekulationen. Einige Historiker wie Beau Riffenburgh (* 1955) und Hugh Robert Mill (1861−1950) sehen es als eine besondere Ironie des Schicksals, dass der als eigensinnig, ungeduldig und kaum improvisationsfähig geltende Scott ausgerechnet den charakterlich zu ihm gegensätzlichen und keinesfalls unterwürfigen Shackleton als Begleiter ausgewählt hatte.[5] Demnach neidete ihm der Expeditionsleiter möglicherweise die Anerkennung, die andere Expeditionsteilnehmer (insbesondere Scotts engster Vertrauter Edward Wilson) Shackleton entgegenbrachten.[6] Zudem soll Scott es als eine Untergrabung seiner Autorität gewertet haben, dass Shackleton freundschaftliche Beziehungen zu Expeditionsteilnehmern unterhielt, die nicht zum Offizierskorps gehörten.[7] Auch gibt es Hinweise dafür, dass es zwischen Scott und Shackleton beim gemeinsamen Marsch Richtung Südpol zum Streit gekommen ist, über den Edward Wilson geflissentlich schwieg.[8][9]

Gedemütigt lehnte Shackleton das Angebot ab, den Posten als leitender Offizier auf dem Schiff zu übernehmen, das die übrigen Teilnehmer der Discovery-Expedition aus der Antarktis zurück nach England bringen sollte. Er war lediglich bereit, das Ausrüsten und Beladen dieses Schiffes, der Terra Nova, zu leiten und tat dies erneut bei der argentinischen Korvette Uruguay zur Rettung der zeitgleich in Not geratenen Nordenskjöld-Expedition. Insbesondere Scotts spätere Beschreibungen von Shackletons gesundheitlicher Situation in seinem Buch The Voyage of the Discovery von 1905 war für Shackleton eine persönliche Beleidigung. Scott bezeichnete Shackleton herablassend als „unser Invalide“[10] und gab die Ereignisse vom 21. Januar 1903 nach anderer Darstellung nicht wahrheitsgemäß wieder. Edward Wilson schrieb zu diesem Datum in sein Tagebuch: „Er (Shackleton) war den ganzen Tag sehr schwach und bekam schlecht Luft, machte aber gut mit und hielt auf Skiern den ganzen Tag mit uns Schritt.“[11] Beide Polarforscher behandelten sich in der Öffentlichkeit mit Respekt und Höflichkeit[12], doch gemäß seinem Biographen Roland Huntford (* 1927) war Shackletons Haltung zu Scott seither geprägt von Verachtung und Abneigung.[13]

Shackleton sah sich durch die in seinen Augen ehrverletzenden Behauptungen Scotts herausgefordert, sich erneut in der Antarktis zu beweisen.[14] Offiziell hat Shackleton jedoch nie seine Rivalität zu Scott als Grund für seine Ambitionen genannt. Er selbst beschrieb seine Motivation als eine Mischung aus Abenteuerlust, Durst nach wissenschaftlicher Erkenntniserweiterung und dem „Lockruf, der von der geheimnisvollen Faszination des Unbekannten ausgeht.“[15]

Ziele der Expedition

Shackletons ursprüngliche Absicht bestand darin, die bei der Discovery-Expedition am McMurdo Sound errichtete Hütte als Basislager einzurichten. Von dort sollte der Marsch zum geographischen Südpol und antarktischen magnetischen Pol durch zwei getrennte Teams („Southern Party“ und „Northern Party“) erfolgen. Neben dem vordergründigen Ziel, beide Pole erstmals zu erreichen, beabsichtigte Shackleton dabei, den bis dahin noch unbekannten südlichen Verlauf des Transantarktischen Gebirges und des dahinterliegenden Polarplateaus zu erkunden. Meteorologische Untersuchungen sollten die Frage beantworten, in welchem Maß das Wetter in Australien und Neuseeland durch den antarktischen Kontinent beeinflusst wird. Zoologische Forschungsarbeiten sollten mit dem Zweck durchgeführt werden, bisher vorhandene Erkenntnisse über die dortige Artenvielfalt insbesondere der protozoischer Organismen und der niederen Mehrzeller zu vervollständigen.[16] Ferner waren weitere Erkundungsmärsche sowie geologische und mineralogische Arbeiten vorgesehen, welche Art und Richtung der Gletscherbewegung der Großen Eisbarriere und die Beschaffenheit des östlich der Barriere gelegenen König-Eduard-VII.-Lands aufklären sollten.[17]

An wissenschaftlichen Arbeiten hatte Shackleton jedoch kaum jemals ehrliches Interesse gehabt.[18][19] Er stellte die Expedition gegenüber potentiellen Teilnehmern als „Spritztour“ zum Pol dar, war sich jedoch bewusst, dass er einen wissenschaftlichen Deckmantel brauchte, um sich das öffentliche Interesse und die finanzielle Unterstützung zu sichern.[20]

Transportstrategien

Mechaniker Bernard Day im ersten Auto in der Antarktis

Als Transportmittel sollten Hunde, sibirische Ponys und ein eigens für den Einsatz unter extremen Kältebedingungen gebautes Auto dienen. Letzteres entpuppte sich im Vorfeld als wirksamer Werbegag, da sich die englische Presse in ihren Berichten über die geplante Expedition insbesondere auf den Einsatz des Fahrzeugs des schottischen Herstellers Arrol-Johnston Company stürzte.[21]

Der Norweger Fridtjof Nansen riet Shackleton aufgrund eigener Erfahrungen während der Durchquerung Grönlands (1888) und der Nordpol-Expedition (1893–1896) für ein schnelles Vorwärtskommen zum Einsatz von Skiern und Schlittenhunden. Nansens Erkenntnisse wurden bereits durch andere Polarforscher wie Otto Sverdrup, Roald Amundsen, Robert Edwin Peary und Luigi Amadeo von Savoyen bestätigt. Shackleton verließ sich in diesem Punkt jedoch auf die Expertise von Frederick George Jackson bei dessen Expedition zur Erforschung der Inselgruppe Franz-Josef-Land.[22] Deshalb und wegen schlechter Erfahrungen mit Hunden während der Discovery-Expedition, die eher auf mangelnde Erfahrung und Geduld im Umgang mit den Tieren zurückzuführen waren[23], gab Shackleton den Ponys den Vorrang. Nansens nachträgliche Bemühungen, ihn in dieser Entscheidung noch umzustimmen, blieben erfolglos. In einem vierseitigen Informationspapier, das Shackleton zwecks Anwerbung von Investoren verfasst hatte, äußerte er sich dagegen sehr viel wohlwollender über die Möglichkeiten von Hunden als Zugtiere. Rückblickend auf die Discovery-Expedition schrieb er: „Wenn wir 60 Hunde dabei gehabt hätten, hätten wir den Südpol erreicht.“[24]

Ferner zeigte Shackleton eine in den Augen Nansens bizarre und fast unerklärliche Abneigung gegen den Einsatz von Skiern.[25] Clements Markham, der frühere Präsident der Royal Geographical Society und graue Eminenz der britischen Polarforschung, vertrat die Auffassung, dass beim Versagen der Pferde die Transportschlitten von den Männern zu Fuß und ohne Skier gezogen werden sollten.[26] Markham stellte das kräftezehrende „Man-hauling“ als die für einen britischen Polarforscher einzig würdige Transportweise dar.[27] Markham war ein großer Bewunderer von Francis Leopold McClintock, der bei der Suche nach der verschollenen Franklin-Expedition 1859 auf diese Weise große Strecken zurückgelegt hatte.[28][29] Nansen vertrat dagegen die Auffassung, dass das „Man-hauling“ eine sinnlose Plackerei sei, die es um jeden Preis zu vermeiden gelte.[30] Shackleton übernahm jedoch Markhams ursprünglich an Scott gerichtete Empfehlung – eine Entscheidung, die sich später beim Marsch zum geographischen Südpol rächen sollte.

Vorbereitungen

Finanzierung

Sir William Beardmore

Zu Beginn des Jahres 1906 hatte Shackleton mit ersten, nicht öffentlich gemachten Plänen einer eigenen Antarktisexpedition begonnen. Nach anfänglichen Berechnungen sollten sich die Kosten auf rund £ 17.000 belaufen[31], was einem heutigen Gegenwert von etwa 1,5 Million Euro entspricht (Stand: 2009[32]). Zu diesem Zeitpunkt verfügte er jedoch über keine nennenswerten finanziellen Mittel. Erst als der Unternehmer William Beardmore, der zu diesem Zeitpunkt Shackletons Arbeitgeber war[33], eine Bürgschaft über £ 7000 (615.000 € in 2009[32]) in Aussicht stellte, war Shackleton dazu bereit, sein Anliegen am 12. Februar 1907 der Royal Geographical Society (RGS) im Beisein des von der erfolgreichen Gjøa-Expedition zurückgekehrten Roald Amundsen vorzutragen. Die Anerkennung seines Vorhabens durch die renommierte Gelehrtengesellschaft war erforderlich, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erregen und öffentliche Gelder einwerben zu können. Shackleton hatte seine Pläne zuvor erfolglos etwa 70 potentiellen Investoren vorgelegt[34] und Beardmores Unterstützung fiel im Vergleich zu den Summen, die andere Polarforscher von ihren Geldgebern erhielten, gering aus.[35] Die Ursache für die Vorsicht, die Shackletons Unterstützer bei der Finanzierung seiner Reise an den Tag legten, war seine nachlässige Art im Umgang mit Geld. So versäumte er es beispielsweise, sein Gehalt bei Beardmore regelmäßig abzuholen.[36]

Als Shackleton mit seinen Plänen an die RGS herantrat, waren die veranschlagten Kosten auf £ 30.000 (2,7 Mio. € in 2009[32]) angewachsen.[37] Während es ihm durch Presseberichte über seinen Vortrag gelang, mit seinem Vorhaben ein großes öffentliches Interesse zu wecken, war die Unterstützung bei den Verantwortlichen der RGS nur halbherzig. Wie Shackleton wenig später erfuhr, war der RGS bereits zu diesem Zeitpunkt bekannt, dass Scott eine erneute Expedition in die Antarktis plante, von der sie sich offenkundig mehr Erfolg versprach als von seiner. Shackleton wurde klar, dass er vorerst ohne staatliche oder institutionelle Unterstützung auskommen musste.

Getrieben durch Gerüchte über französische und belgische Expeditionen[38] beschloss er, die Antarktis im Januar 1908 erreichen zu wollen.[39] Dies bedeutete, dass die Abreise aus England während des Sommers 1907 erfolgen musste. Nach Bekanntgabe seiner Pläne im Februar 1907 hatte er gerade einmal sechs Monate Zeit, um Ausrüstung und Vorräte zu besorgen, die Expeditionsmannschaft zusammenzustellen und weitere Geldgeber zu finden.

Durch Spenden aus seinem privaten Umfeld, durch die Unterstützung Industrieller wie Edward Cecil Guinness und durch finanzielle Beiträge der Regierungen von Australien und Neuseeland wurden schließlich £ 30.000 (2,7 Mio. € in 2009[32]) zusammengetragen. Nach neuerlicher Schätzung rechnete Shackleton jedoch mit Kosten von nunmehr £ 45.000 (4 Mio. € in 2009[32]).[40] Er hoffte, die noch fehlenden Gelder nach Abschluss der Reise durch Erträge aus der Veröffentlichung eines Buches und durch Vortragsreisen aufzutreiben. Zudem sollten Sonderbriefmarken mit dem Stempel eines im antarktischen Stützpunkt eingerichteten Postamtes Einkünfte bringen.

Ausrüstung und Schiff

Der Robbenfänger Nimrod nach dem Umbau zu einer Schonerbark

Shackleton reiste im April 1907 nach Norwegen. In Christiania (dem heutigen Oslo) bestellte er bei der Firma L.H. Hagen insgesamt dreißig Schlitten aus Esche und amerikanischem Hickoryholz. In Drammen ließ er bei W.C. Möller in einem Großauftrag Schlafsäcke, Handschuhe und Fußbekleidung aus Pelz herstellen. Shackletons Auftrag musste aufgrund des Termindrucks in einem Bruchteil der sonst üblichen Zeit abgewickelt werden. Dies hatte zur Folge, dass nicht alle Stiefel die gewünschte Qualität hatten. Bei der von den Samen entwickelten Finnesko-Machart werden die Stiefel aus Pelz von den Beinen der Rentiere hergestellt.[41] Hiervon konnte Shackleton jedoch nur ein Dutzend Paare erwerben. Die übrigen 80 Paare wurden auch aus anderen (weniger isolierenden) Teilen des Rentierpelzes angefertigt. Die Handschuhe, die über wollene Innenhandschuhe getragen wurden, ließ Shackleton aus dem hierfür üblichen Wolfs- und Hundefell herstellen.[42] Bei anderer Bekleidung wie Hosen, Overalls, Kaputzenjacken und Unterwäsche als auch bei Schlafsäcken und Decken für das Winterquartier verließ er sich dagegen auf die englischen Firmen Burberry und Jaeger.[43] Insbesondere die Burberry-Bekleidung aus feinem Kammgarn erwies sich später während der Expedition als unzureichender Kälteschutz.[44] Gleiches galt für die aus speziellem Segeltuch (sogenanntes Kanvas) hergestellten Zelte.[45]

In Sandefjord wollte Shackleton auf Anraten des belgischen Polarforschers Adrien Gerlache den speziell für polare Gewässer gebauten Robbenfänger Björn mit einer Standardverdrängung von 700 Tonnen kaufen. Die Kosten für das erst drei Jahre alte Schiff in bestem Zustand in Höhe von £ 11.000 (975.000 € in 2009[32]) überstiegen Shackletons finanzielle Möglichkeiten jedoch bei weitem.[46] Stattdessen sah er sich nach einem Fahrzeug um, das er sich auch leisten konnte. Schließlich erwarb er für £ 5000 (443.000 € in 2009[32]) die Nimrod, einen vor der Küste Neufundlands eingesetzten Robbenfänger mit 334 Tonnen[47], der 1865 von A. Stephens & Son in Dundee aus Eichen-, Grünherz- und Eisenrindenholz erbaut wurde. Das Raummaß des Schiffes war nur etwa halb so groß wie das der Discovery, mit der Scott und Shackleton während ihrer gemeinsamen Expedition unterwegs waren.[48]

Als die Nimrod am 15. Juni 1907 auf der Themse eintraf, war Shackleton vom verwahrlosten Zustand des Schiffes geschockt.[49] Er ließ sie in der Werft von R. & H. Green aus Blackwall im Londoner East End instand setzen. In den folgenden Wochen verwandelte sich die Nimrod von einem Schoner in eine Schonerbark mit Rahsegeln am Fockmast und Gaffelsegeln an Groß- und Besanmast. Im Bug und Laderaum wurden neue Mannschaftsquartiere eingebaut und das Schiff erhielt einen Motor mit nominell 60 PS, mit dessen Hilfe es unter Dampf 6 Knoten erreichte und bei ruhigem Wetter täglich vier Tonnen Kohle verbrauchte.[50] Der Kohleverbrauch in Verbindung mit der geringen Ladekapazität beschränkten die Reichweite der Nimrod im Motorbetrieb, was erhebliche Auswirkungen auf die spätere Durchführung der Expeditionsreise hatte.

Zusammenstellung der Expeditionsmannschaft

Komplette Liste der Expeditionsteilnehmer
Die Landungsmannschaft der Nimrod-Expedition
Obere Reihe (v.l.n.r.): Marston, David, Mawson, Mackay, Murray, Armytage, Roberts, Mackintosh
Untere Reihe (v.l.n.r.): Shackleton, Adams, Wild, Marshall, Joyce, Brocklehurst, Day, Priestley
Tannatt William Edgeworth David
Douglas Mawson

Wegen des sich selbst auferlegten Zeitdrucks war Shackleton anfangs bemüht, bei der Auswahl seiner Begleiter pragmatisch vorzugehen. Ein langwieriges Auswahlverfahren erschien ihm unmöglich. Deshalb wandte er sich direkt an Männer, die ihre Eignung für die Teilnahme an einer Reise in polare Regionen bereits unter Beweis gestellt hatten. So beabsichtigte er, einen Großteil seiner Mannschaft von Scotts Discovery-Expedition zu übernehmen. Seinem Freund Edward Wilson bot er den Posten des stellvertretenden Expeditionsleiters an. Zu seiner großen Enttäuschung lehnte Wilson mit der in den Augen Shackletons nur vorgeschobenen Begründung ab, er sei durch sein Ehrenwort an eine Tätigkeit als Freilandbeobachter für die vom Landwirtschaftsausschuss eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Moorhuhnkrankheit gebunden.[51] Weitere Absagen erhielt er durch Albert Armitage, Michael Barne (1877–1961), Reginald Skelton (1872–1956), Thomas Hodgson (1864–1926) und George Mulock (1882–1963). Durch Mulock erfuhr Shackleton eher zufällig, dass sich alle Offiziere der Discovery-Expedition zur Teilnahme an Scotts nächster Reise in die Antarktis verpflichtet hatten.[52] Von der Discovery-Mannschaft konnte er schließlich nur seinen Freund Frank Wild und Ernest Joyce verpflichten. Joyce bot er die Aufsicht über die Schlitten und die wenigen mitgereisten Hunde an.[53] An Wild übertrug Shackleton die Verwaltung der Vorräte.[54] Joyce und Wild waren zudem vor Ort als Schriftsetzer und Drucker einer von Shackleton geplanten wissenschaftlichen Veröffentlichung vorgesehen.

Auch die weiteren Teilnehmer der Expedition wählte Shackleton vorwiegend aus seinem Freundes- oder Bekanntenkreis aus, oder verließ sich auf Ratschläge und Empfehlungen anerkannter Experten. Anstelle von Wilson machte Shackleton Jameson Adams zu seinem Stellvertreter[55]. Adams war zudem für meteorologische Arbeiten vorgesehen. Eine in mancherlei Hinsicht unglückliche Personalentscheidung war Eric Marshall, den Shackleton als leitenden Arzt und Kartograf vorgesehen hatte und der für den Großteil der während der Expedition angefertigten Fotografien und Filmaufnahmen verantwortlich war. Ungeachtet seiner Fähigkeiten stieß der unversöhnlich wirkende, tiefgläubige Protestant mit seiner schroffen und häufig arroganten Art auf das Unverständnis anderer Expeditionsteilnehmer.[56] Gegenüber Shackleton vertrat er im Verlauf der Reise die jedoch nie laut geäußerte Auffassung, dass eigentlich ihm die Leitung des Unternehmens gebühre[57]. Außerdem fühlte er sich bei der Wahl des stellvertretenden Expeditionsleiters übergangen.[58] Das Verhältnis zwischen Shackleton und Marshall war anfangs dagegen sehr freundschaftlich. Der einflussreiche und sportbegeisterte Mediziner hatte sich bei einem gemeinsamen Treffen 1906 sofort als Freiwilliger gemeldet, und Shackleton hatte vom ersten Augenblick an die Absicht, Marshall mit auf die Reise zu nehmen.[59] Neben Marshall gehörten Alistair Mackay (1877–1914) und William Michell zum medizinischen Personal.[60] Auf Empfehlung von William Speirs Bruce und John Murray wurde James Murray (1865–1914) der Biologe der Expedition.[61] Der bereits 41-jährige Murray war ein Spezialist für Mikroorganismen und hatte an Bär- und Rädertierchen geforscht.

Zum Kapitän der Nimrod ernannte Shackleton Rupert England (1878–1942) und als ersten Offizier an Bord bestimmte er den 23-jährigen John King Davis (1884–1967), der in späteren Jahren zu einem der bedeutendsten Navigatoren in der Antarktisforschung wurde. England sollte sich auf der Reise als Fehlbesetzung erweisen und für den Rücktransport der Expeditionsmannschaft aus der Antarktis durch Frederick Pryce Evans (1874–1959) ersetzt werden.[62] Aeneas Mackintosh, wie zuvor auch Shackleton ein Offizier bei der Handelsmarine, wurde zum zweiten Offizier. Shackleton plante ihn zudem für die spätere Landungsmannschaft ein. Das Offiziercorps an Bord der Nimrod komplettierte Alfred Cheetham als dritter Offizier. Als Schiffsingenieur bestimmte Shackleton Harry Dunlop. Zusammen mit dem Motorexperten Bernard Day (1884–1934) sollte er sich zudem um das mitgebrachte Auto kümmern. Die Aufgabe des Expeditionszeichners fiel George Marston zu[63], der sich für Shackleton zu einem Glücksgriff erweisen sollte. Marston überzeugte Shackleton nicht nur von seinen künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch durch seine Körperkraft und seinen besonderen Humor, der ihn auch bei anderen Expeditionsteilnehmern beliebt machte.

Zum ersten zahlenden Teilnehmer einer Antarktisexpedition wurde der erst 20-jährige Sir Philip Brocklehurst, den Shackleton bereits im März 1906 kennenlernte und der gleich sein Interesse an eine Reise in die Antarktis bekundete.[64] Brocklehurst sollte als Assistent des Geologen Raymond Priestley fungieren. Zudem verfügte er über einflussreiche Beziehungen, die sich für die weitere Finanzierung der Reise als hilfreich erwiesen. Priestley seinerseits stieß zusammen mit Wild, Joyce, Marshall, Day, Marston, Adams und dem Koch William Roberts (*1872) erst in Neuseeland zur Mannschaft auf der Nimrod. Während ihrer Hinreise waren die acht Männer auf dem Auswandererschiff Runic[65] in einer einzigen Kabine zusammengepfercht. Hierdurch entwickelte sich unter ihnen eine besondere Kameradschaft zwischen Freundschaft und Konkurrenzverhältnis „(…) mit dick aufgetragenem Corpsgeist und den tiefsten Klüften zwischen uns, die sich später zum Vorteil auswirkten (…) “, wie Priestley notierte.[66]

Das zum Zeitpunkt der Abreise aus England noch recht kleine wissenschaftliche Team erhielt in Australien durch die renommierten Geologen Tannatt William Edgeworth David und Douglas Mawson namhaften Zuwachs.[67] In Neuseeland verpflichtete Shackleton noch Bertram Armytage (1869–1910), den er mit der Versorgung der Ponys betraute.[68] Zum Expeditionsteilnehmer buchstäblich in letzter Sekunde wurde George McLean Buckley. Der wohlhabende Schafzüchter aus Neuseeland hatte der Expedition £ 500 (44.000 € in 2009[32]) gestiftet, um kurzentschlossen die Nimrod bis zur Packeisgrenze zu begleiten und dann mit dem Geleitschiff zurück nach Neuseeland zu fahren.[69]

Einerseits zeigte Shackleton bei der Besetzung seiner Mannschaft ein feines Gespür in der Auswahl einzelner Charaktere. Anderseits ging er ein hohes Risiko ein, denn abgesehen von ihm selbst, Wild und Joyce verfügte keiner der Teilnehmer über Erfahrungen zu Aufenthalten in polaren Regionen. Doch genau darin schien Shackletons Strategie zu bestehen. Er wollte Männer finden, die mit ihren Qualifikationen und allgemeinen Erfahrungen zum Erfolg beitragen konnten, ohne ihnen eine selbstständige Stellung zugestehen zu müssen.[54]

Versprechen an Scott

Robert Falcon Scott
Edward Wilson

Shackletons Ankündigung im Februar 1907, die bei der Discovery-Expedition am McMurdo Sound errichtete Hütte als Stützpunkt nutzen zu wollen, drang auch zu Robert Falcon Scott durch. Scott arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits an Planungen für eine weitere Expedition in die Antarktis und sah seine Ambitionen durch Shackletons Absichten ernsthaft bedroht. In ihm nagte die Sorge, Shackleton könne ihm zuvorkommen. In einem eiligst verfassten Brief an Shackleton appellierte Scott an die Verpflichtung, die Shackleton nach Scotts Auffassung gegenüber seinem früheren Vorgesetzten habe:

„Es muss Ihnen klar sein, dass Sie sich jetzt unmittelbar meinem Lebenswerk in den Weg stellen (…). Wenn Sie zum McMurdo Sound fahren, beziehen Sie ein Winterquartier, das eindeutig mir gehört (…). Ich erinnere Sie nicht gern daran, dass ich es war, der Sie in die Antarktis mitgenommen hat, oder an die Loyalität, mit der wir einander festgehalten haben, oder an die Zwischenfälle auf unserer Reise oder an meine Bereitschaft, Ihnen bei unserer Rückkehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“[70]

Shackletons Sichtweise auf die Begebenheiten während der gemeinsamen Expedition war freilich eine ganz andere. Außerdem erschien es ihm absurd, dass Scott Vorrechte auf die Erkundung einer ganzen Region geltend machen wollte. Dennoch war Shackleton bemüht, in seinem Antwortschreiben an Scott sein Entgegenkommen zu zeigen:

„Natürlich würde ich mich gerne Ihren Ansichten anschließen, soweit es möglich ist, ohne mich damit in eine Position zu begeben, die für mich selbst angesichts der bereits getroffenen Vereinbarungen unhaltbar wäre.“[71]

Shackleton versuchte darüber hinaus, Edward Wilson als neutralen Vermittler zwischen sich und Scott zu gewinnen. Wilsons Antwort ließ nicht lange auf sich warten, doch sie fiel anders aus, als Shackleton es erwartet hatte. Plötzlich sah er sich zwei Gegnern gegenüber:

„Nun, Shackles, ich denke, Deine Lage ist eindeutig. Du solltest Dich vom McMurdo Sound fernhalten (…). Es wird Deine Aussichten auf einen großen oder den allergrößten Erfolg vermindern, aber ich bin ebenfalls ganz und gar der Meinung, das Scott vor allen anderen das Recht hat, diesen Stützpunkt zu nutzen.“[72]

Die unverhohlene Parteinahme seines Freundes veranlasste Shackleton, dem Wunsch Scotts ohne weitere Bedingungen zu folgen und sich einen Stützpunkt auf König-Eduard-VII.-Land östlich der Großen Eisbarriere (heute als Ross-Schelfeis bekannt) zu suchen. Shackleton glaubte, damit eine wichtige Frage geklärt zu haben, doch er sollte sich täuschen. Nur wenige Tage später riet ihm Wilson in einem weiteren Brief, keine neuen Pläne zu machen, bevor er nicht gehört habe, welche Grenzen Scott für seine Rechte nennt. Shackleton weigerte sich in seiner Antwort an Wilson, den zunehmenden Behinderungen seiner Absichten durch Scott weiter nachzugeben. Im Mai 1907 kam es zu einem persönlichen Gespräch zwischen Shackleton und Scott, in dem letzterer, unterstützt von Wilson, nunmehr das Territorium westlich des 170. Längengrades für sich beanspruchte. Schließlich wurde eine Übereinkunft getroffen, in der sich der massiv unter Druck gesetzte Shackleton mit Scotts Ansprüchen einverstanden erklärte, „(…) es sei denn die physische Beschaffenheit des Geländes hält mich davon ab, westlich dieses Längengrades zum Pol vorzustoßen.“[73]

Nach Einschätzung des Historikers Beau Riffenburgh war dies eine Zusage, „(…) die niemand guten Gewissens verlangen konnte und die er (Shackleton) nie hätte geben sollen, denn sie hatte Auswirkungen auf das gesamte Risiko bei Shackletons Expedition.“[74]

Expeditionsreise

Reise nach Süden

Von England nach Neuseeland

August–Dezember 1907
Die Nimrod bei der Abreise aus England am 5. August 1907 (fotografiert von Königin Alexandra)

Im Beisein von König Eduard VII. und Königin Alexandra stach die Nimrod am 5. August 1907 während der Cowes Week von der Isle of Wight aus in See. Der Besuch des Königs war von enormer Bedeutung. Er drückte der Expedition ein Gütesiegel für potenzielle Geldgeber auf und verlieh ihr in den Augen der Presse große Glaubwürdigkeit.[75] Shackleton verließ in Torquay das Schiff, um noch für einige Wochen weitere Vorbereitungen zu treffen. Von Torquay nahm die Nimrod am 7. August Kurs auf die Kapverdischen Inseln, um in São Vicente Kohle zu bunkern. Nach einem Zwischenaufenthalt in Kapstadt folgte die Überfahrt über den Indischen Ozean, um schließlich am 27. November nach insgesamt 16 Wochen Lyttelton in Neuseeland zu erreichen.

Die Reisegruppe um Raymond Priestley brach Anfang November 1907 von Liverpool nach Neuseeland auf. Etwa zur selben Zeit bezog Philip Brocklehurst eine Erste-Klasse-Einzelkabine auf dem Kreuzfahrer Omrah. Brocklehursts Reise glich einer Vergnügungsfahrt, denn er fand Zeit, Pompeji zu besuchen und den Ausbruch des Stromboli mitzuerleben. Nach der Fahrt durch den Suezkanal besichtigte er die Stadt Colombo auf Ceylon, verschob dann in Sydney die Weiterreise, um sich ein Cricketmatch anzusehen und stieß schließlich in Christchurch zum Rest der Mannschaft.[76] Shackleton hatte eine Woche nach Brocklehurst England an Bord der India verlassen. In Sydney und Melbourne hielt er Vorträge über die geplante Expedition und konnte Tannatt William Edgeworth David und Douglas Mawson für sein Vorhaben gewinnen. Zusammen mit ihnen fuhr Shackleton Mitte Dezember 1907 nach Neuseeland. Hier nahm er noch Aeneas Mackintosh und Bertram Armytage in die Gruppe auf.

Die 15 aus der Mandschurei georderten Ponys wurden nach ihrer Reise über Tientsin, Hongkong und Sydney zunächst in einer Quarantänestation auf Quail Island gehalten. Shackleton nahm aufgrund des Platzmangels an Bord der Nimrod schließlich nur 10 der Tiere mit auf die Reise.[77] Die nur neun durch Ernest Joyce für die Expedition ausgewählten Hunde waren Nachkommen der sibirischen Huskys, die der Norweger Carsten Egeberg Borchgrevink 1900 nach Abschluss der Southern-Cross-Expedition auf Stewart Island zurückgelassen hatte. Beim Beladen der Nimrod im Hafen von Lyttelton wurde Shackleton zum ersten Mal klar, dass sie nicht genug Kohle für die Fahrt zur Großen Eisbarriere und zurück mitnehmen konnten. Kurzerhand suchte er mit Hilfe der neuseeländischen Regierung die Unterstützung der Union Steam Ship Company.[78] Durch deren Dampfschiff Koonya sollte die Nimrod über 2430 Kilometer[79] bis zum südlichen Polarkreis geschleppt werden. Auf diese Weise hoffte Shackleton genug Kohle zu sparen, um durch das Packeis nach Süden vorstoßen und unter Dampf nach Neuseeland zurückkehren zu können.

Von Neuseeland in die Antarktis

Januar 1908
Der Rand der Großen Eisbarriere (Ross-Schelfeis) im Januar 1908

Am Neujahrstag 1908 verließ die voll beladene Nimrod im Schlepptau der Koonya vor 50.000 Schaulustigen den Hafen von Lyttelton. In den folgenden Tagen gerieten beide Schiffe in schwere See. Dabei wurden Aufbauten der Nimrod beschädigt und einer der auf Deck eingepferchten Hunde ertrank.[80] Obendrein verletzte sich eines der Ponys so schwer, dass es erschossen werden musste. Erst am 10. Januar sollte sich das Wetter etwas beruhigen und am 14. Januar sichteten die Männer die ersten Eisberge. Am Mittag desselben Tages wurde die Trosse zwischen beiden Schiffen gekappt und die Koonya machte sich, mit George Buckley an Bord, auf den Heimweg. Die Nimrod ihrerseits bahnte sich den Weg durch das Rossmeer weiter nach Süden.

Am 23. Januar kam die Große Eisbarriere in Sicht, doch noch befanden sie sich westlich der mit Scott vereinbarten Demarkationslinie des 170. Längengrades. Folglich drehte das Schiff in östlicher Richtung entlang der Barriere ab. Shackletons eigentliches Ziel war die Balloon Bight, wo er während der Discovery-Expedition mit dem Ballon aufgestiegen war.[81] Hierzu war die Passage des Barrier Inlet, einer Lücke in der Großen Eisbarriere, erforderlich, doch diese blieb unauffindbar. Offenbar hatte sich der Rand der Großen Eisbarriere in den Jahren seit der Discovery-Expedition stark verändert. Stattdessen stießen die Männer auf eine große Bucht, die sie wegen der dort zahlreich anzutreffenden Wale Bay of Whales tauften. Dahinter, so schrieb Raymond Priestley in seinem Expeditionsbericht, „war die Barriere wellförmig, weil ausgedehnte Wölbungen durch lange oder ziemlich lange flache Abschnitte unterbrochen wurden. Es sieht aus, als wäre entweder Land in der Nähe oder als hätte das Eis eine Landschaft von tief gelegener Beschaffenheit überdeckt.“[82] Priestley beschrieb damit die von Eis bedeckte Roosevelt-Insel, die offiziell erst 1934 durch den Amerikaner Richard Evelyn Byrd entdeckt wurde. Nachdem mehrere Versuche scheiterten, weiter östlich an Land vorzustoßen und das Schiff zwischenzeitlich in Gefahr geriet, durch von Norden drängende Eisbrocken gegen die Barriere gedrückt zu werden, ließ Shackleton nach Beratung mit Kapitän England die Nimrod Kurs gen Westen nehmen. Eine Überwinterung am Rand der Barriere konnte er nicht riskieren. Anders als drei Jahre später Roald Amundsen musste Shackleton befürchten, dass die dortige Quartierung durch abbrechende Eismassen in einer Katastrophe endete. Sollte die Expedition an dieser Stelle nicht ihr Ende finden, hatte er jetzt nur noch eine Wahl: Das an Scott gegebene Versprechen zu brechen. So steuerte das Schiff am 25. Januar den McMurdo Sound an.

Cape Royds

Errichtung des Basislagers

Januar–März 1908
Die Umgebung des Basislagers am McMurdo Sound

Am 28. Januar 1908 erblickten die Männer an Bord der Nimrod in der Ferne Mount Erebus und Mount Terror und bei der abendlichen Feier zu Edgeworth Davids 50. Geburtstag fuhr das Schiff an den Bergen vorüber. Als am nächsten Tag der McMurdo Sound erreicht wurde, verhinderte massives Packeis ihr Weiterkommen zum Hut Point, dem Basislager der Discovery-Expedition. Shackleton entschied, einige Tage zu warten in der Hoffnung, das Eis würde aufbrechen. Die Ponyställe an Deck wurden abgebaut und das Kraftfahrzeug ausgepackt. Shackleton wollte sich der Ponys und des Autos bedienen, um Vorräte zum Hut Point zu schaffen. Während eines ersten Fahrversuchs durch Bernard Day auf einer sicheren Eisfläche erwies sich das Auto allerdings als nur bedingt einsatzfähig. Doch das Auto sollte nicht der einzige Sorgenfall bleiben. Am 30. Januar ließ Shackleton ein weiteres Pony erschießen, das durch Kälte und die schwere See während der Schiffspassage arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Einer der Hunde ertrank im Meer, als er im Blutrausch dutzende Pinguine tötete und dabei von einer Klippe abstürzte.[83] Bei der Entladung eines Teils der Schlittenausrüstung am 31. Januar wurde Aeneas Mackintosh vom Kranhaken am Auge erfasst. Eric Marshall und Alistair Mackay konnten in einer Notoperation das verletzte Auge entfernen. Als Mackintosh nach der Operation erwachte, war er über die Tatsache, dass er nach Neuseeland zurückkehren musste, tiefer bekümmert als über den Verlust seines Auges.[84] Vom Unfall erholte er sich rasch und gehörte im Folgejahr zu der Besatzung, die die Landungsmannschaft mit der Nimrod wieder aufnahm.[85]

Am 1. Februar schickte Shackleton Jameson Adams, Frank Wild und Ernest Joyce auf einen Inspektionsmarsch zum Hut Point. Bei ihrer Rückkehr zwei Tage später konnten sie berichten, dass sich die dortige Hütte in ausgezeichnetem Zustand befand. Nachdem jedoch der Weg zum Hut Point bis zum Nachmittag des 3. Februar nicht eisfrei wurde, entschied Shackleton, nicht länger zu warten und stattdessen Cape Royds an der Westseite der Ross-Insel anzusteuern. Hier hatten Scott und Wilson 1903 ihr Lager aufgeschlagen, als sie auf Nachschubschiffe warteten.[86] Am späten Abend wurde die Nimrod in einer kleinen Bucht unweit des Flagstaff Point vertäut und ein geeigneter Standort für die vorgefertigte Expeditionshütte ausgesucht.[87] Dieser fand sich bei 77°32'S, 166°12'O und damit rund 37 Kilometer nördlich des Hut Point – eine zusätzliche Strecke, die beim Marsch zum Südpol im nächsten Frühjahr zurückgelegt werden musste. Dennoch war der Standort günstig, denn in unmittelbarer Nähe gab es einen Süßwassersee, an dessen Ufern hunderte von Adeliepinguinen lebten.[88][89] Ihre Versorgung mit Frischwasser war damit gesichert und die Pinguine bereicherten ihren Speiseplan.

Die Nimrod bei der Anlandung am Cape Royds

Die folgenden Tage verbrachten die Männer mit der Anlandung von Vorräten und Ausrüstung. Die Arbeiten wurden durch schlechtes Wetter mit Temperaturen von bis zu minus 27 °C und die Entscheidungen des übervorsichtigen Kapitäns England behindert. Dieser steuerte die Nimrod aus Angst, dass Schiff könne von treibenden Eismassen zerquetscht werden, wiederholt weit vor die Küste in freie Gewässer, bis die Lage in Küstennähe seiner Ansicht nach sicherer wurde. Auf diese Weise quälten sich die Männer zwei Wochen lang in Schichten von bis zu 36 Stunden mit dem Transport der Ladung über weite Strecken und durch unsicheres Gelände. Als sich Marshall und später auch andere Mannschaftsteile immer heftiger über den Kapitän beschwerten, sah sich Shackleton zum Handeln gezwungen. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen England und Shackleton, deren genaue Umstände bis heute unklar sind.[90] An deren Ende bat Shackleton, England möge unter dem Vorwand einer Erkrankung von seinem Amt als Kapitän zurücktreten, was dieser jedoch ablehnte. Der Konflikt zwischen dem Expeditionsleiter und dem Verantwortlichen für das Schiff war nicht zu lösen. Das Löschen der Schiffsladung geriet immer mehr zu einem hektischen und gefahrvollen Unterfangen für Mensch und Tier. Nachdem auch noch ein Schneesturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h vier Tage lang über sie hinwegfegte, wurden Tonnen von Material und Vorräten von meterdicken Eismassen verschüttet. Am 22. Februar hatten sie es schließlich vollbracht. Die Nimrod unter ihrem ahnungslosen Kapitän England verließ noch am selben Tag Cape Royds mit Kurs Neuseeland. Der Schiffsingenieur Harry Dunlop trug einen Brief bei sich, der an Joseph Kinsey (1852–1936) gerichtet war, einem in Christchurch ansässigen Reeder, der in Neuseeland als Agent der Expedition fungierte. In diesem hielt Shackleton fest, England unter Beibehaltung seiner Bezüge wegen Krankheit aus dem Dienst zu entlassen und für die Rückkehr des Schiffes im kommenden Jahr einen anderen Kapitän zu ernennen.[91]

Erstbesteigung des Mount Erebus

März 1908
Mackay, Marshall, Adams und David (v.l.n.r.) auf dem Gipfel des Mt. Erebus am 9. März 1908

Nach der Abreise der Nimrod war die Eisfläche, die zuvor ihre Fahrt zum Hut Point verhindert hatte, zurückgewichen. Doch hierdurch wurde ihnen jetzt der direkte Weg zur Großen Eisbarriere abgeschnitten, was das Anlegen von Vorratsdepots mit Hilfe der Transportschlitten in Vorbereitung auf den Marsch zum Südpol vorerst unmöglich machte. Damit die Männer in der folgenden Zeit nicht zur Tatenlosigkeit verdammt waren, entschied Shackleton, dass einige von ihnen die Besteigung des nahe gelegenen Mount Erebus in Angriff nehmen sollten.[92]

Kein Mensch hatte bis dahin seinen Fuß auf den Gipfel des 3794 Meter hohen Vulkans gesetzt, der 67 Jahre zuvor erstmals von James Clark Ross gesichtet worden war. Frank Wild und Ernest Joyce waren 1904 während der Discovery-Expedition an der Erkundung der unteren Ausläufer des Berges beteiligt und hatten dabei eine Höhe von etwa 900 Metern erreicht. Doch weder Joyce noch Wild waren Mitglieder der Mannschaft, die am 5. März 1908 mit dem Aufstieg begann. Zu ihr gehörten dagegen Edgeworth David, Douglas Mawson und Alistair Mackay in der ersten Gruppe und Eric Marshall, Jameson Adams und Philip Brocklehurst als Unterstützung in einer zweiten. Über nennenswerte Bergsteigererfahrung verfügte keiner von ihnen. Ohne dass er es sie wissen ließ, machte sich Shackleton nur wenig Hoffnung, dass die Erstbesteigung gelingen könnte.[93]

Am ersten Tag erreichten die Männer, die einen 300 Kilogramm schweren Schlitten mit Material und Proviant hinter sich herzogen, eine Höhe von 825 Metern. Am nächsten Tag wurde ihr Aufstieg steiler und der Schlitten kippte mehrfach bei der Passage von großen Sastrugi um. Dennoch hatten sie zum Abend eine Höhe von rund 1700 Metern erreicht. Am 7. März entschied Jameson Adams, dass beide Gruppen nunmehr gemeinsam zum Gipfel aufsteigen sollten. Am nächsten Tag wurden sie durch einen heftigen Schneesturm aufgehalten, so dass der Aufstieg erst am 9. März fortgesetzt werden konnte. An diesem Tag erreichten die Männer zunächst den Rand des etwas niedriger gelegenen Hauptkraters. Brocklehursts Füße waren bereits derart stark von Erfrierungen gezeichnet, dass entschieden wurde, ihn in einem eigens hierfür aufgeschlagenen Lager zurückzulassen. Die anderen erreichten nach weiteren vier Stunden den aktiven Gipfelkrater. Adams führte einige meteorologische Untersuchungen durch und zahlreiches Gestein wurde eingesammelt. Danach machten sich die Männer rasch an den Abstieg, bei dem sie den schneebedeckten Hang hauptsächlich hinunterrutschten. Zusammen mit dem an seinen Erfrierungen leidenden Brocklehurst erreichten sie am 11. März „fast tot“[94], wie Marshall später notierte, die Hütte am Cape Royds.

Überwinterung

März–Oktober 1908
Die Hütte am Cape Royds mit Mt. Erebus im Hintergrund
George Marston in der Schlafkammer „The Gables“, die er sich mit Bernard Day teilte.
Die Hütte im Januar 2007
Das Innere der Hütte im Januar 2000

Die Hütte, die auf einer Grundfläche von 10 x 5,8 Metern aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt wurde, war Ende Februar 1908 bezugsfertig. Im Innern war sie unterteilt in einen Gemeinschaftsraum mit Küche, durch Bretter oder Sackleinen voneinander getrennte Schlafkammern für je zwei Personen, eine Dunkelkammer und ein kleines Labor. Das Mobiliar wurde aus Vorratskisten gezimmert. Der Koch William Roberts bereitete täglich drei warme Mahlzeiten und frisches Brot zu. Beheizt und beleuchtet wurde die Hütte durch einen Acetylenbrenner, den Day installiert hatte und jeden Tag mit Karbid füllte. Die Ponys wurden in einem Stall auf der windgeschützten Seite der Hütte und die Hunde in Zwingern unter dem Vordach untergebracht.[95] Wie schon zuvor als Offizier bei der Discovery-Expedtion, so kannte Shackleton auch als Expeditionsleiter keine Standesdünkel. Im Gegensatz zur militärisch geprägten Vorgehensweise von Scott gab es bei ihm keine Privilegien in der Quartierung höher gestellter Ränge. Alle Teilnehmer der Landungsmannschaft wohnten, aßen und arbeiteten zusammen. Philip Brocklehurst notierte, dass Shackleton die Fähigkeit besaß, „jeden Expeditionsteilnehmer seine Wertschätzung spüren zu lassen. Er sorgte dafür, dass wir uns wichtiger fühlten, als wir eigentlich sein konnten.''[96]

In der Heimat dagegen litt Shackletons Ansehen unter Presseberichten über das Zerwürfnis zwischen ihm und Kapitän England.[97] Außerdem empörte sich Scott darüber, dass Shackleton sein Quartier nun doch am McMurdo Sound aufschlug.[98] Ferner hatte sich die Nimrod für die magnetischen und ozeanographischen Vermessungsarbeiten, die Shackleton der australischen und neuseeländischen Regierung als Gegenleistung für ihre finanzielle Unterstützung versprochen hatte, als ungeeignet erwiesen. An Shackleton haftete plötzlich der Makel eines verschwenderischen Abenteurers, dessen Erklärungen von seinen Taten abwichen.

In den folgenden Monaten in der Dunkelheit der winterlichen Polarnacht druckten Joyce und Wild etwa 90 bis 100 Exemplare des Expeditionsbuchs Aurora Australis, dessen Einband Bernard Day aus Verpackungsmaterial anfertigte. Es enthielt Berichte und Aufsätze von Shackleton und anderen Teilnehmern, die mit Lithografien und Radierungen von George Marston illustriert waren.[99] Um der durch die erzwungene tägliche Nähe bisweilen angespannten und feindseligen Atmosphäre zu begegnen, setzte sich Shackleton dafür ein, Geburtstage und andere Anlässe zu feiern, regte beim Abendessen Gespräche und Diskussionen an, nahm tätigen Anteil an den Arbeiten und sparte nicht mit Lob. George Marston gelang es zudem, die Stimmung durch frivole Darbietungen in Frauenkleidern aufzulockern. Marshall, Brockelhurst und Mawson bemühten sich, den Einsatz der mitgebrachten Fotoapparate unter Kältebedingungen und die Entwicklung von Rollfilmen und Fotoplatten mit Hilfe von Meerwasser zu optimieren. Andere Expeditionsteilnehmer waren mit wissenschaftlichen Messungen beschäftigt.

Die wichtigste Aufgabe blieb allerdings, den Marsch zum geographischen Südpol im kommenden Frühjahr vorzubereiten. Armytage und Priestley trainierten die Ponys und Hunde für ihre kommenden Aufgaben. Marshall begann mit der Zusammenstellung der Marschverpflegung. Zum Proviant gehörten unter anderem Obst in Gläsern und Dosen, Marmelade und Konserven, Trockenmilch, Milchpulver, Gebäck mit angereichertem Milcheiweiß sowie neuseeländische Butter, Käse und Gemüse. Die Hauptmahlzeiten der Schlittenmannschaft bestanden jedoch aus Hoosh, einem dicken suppenähnlichen Eintopf, zu dem Schokolade, Kakao und Tee gereicht wurde.[100] Außerdem verordnete Marshall den Marschteilnehmern einen Monat vor dem Aufbruch täglich den Verzehr von frischem Pinguin- und Robbenfleisch. Das alles trug nicht nur zur Vorbeugung des gefürchteten Skorbut bei, sondern sollte auch seine psychologische Wirkung nicht verfehlen. Nichts hielt die Moral so sehr aufrecht, wie ein gut gefüllter Magen.

Durch den Umstand, dass sie sich nicht (wie von Scott verlangt) östlich des 170. Längengrades befanden, rückte auch der antarktische magnetische Pol wieder in greifbare Nähe. Hier spielte Shackleton mit dem Gedanken, David, Mawson und Mackay aufgrund ihres guten Zusammenwirkens bei der Erebus-Besteigung auf diese Mission zu schicken. Die Aussicht, beide Südpole zu erreichen, erfuhr jedoch während des Winters einen schweren Rückschlag, als vier der acht angelandeten Ponys durch den Verzehr von salzhaltigem Vulkansand verstarben.[101] Shackleton gab hierdurch seinen Plan auf, zu sechst zum geographischen Pol aufzubrechen. Außerdem musste er auf Philip Brocklehurst verzichten, dessen beim Aufstieg zum Erebus erfrorene Zehen nicht heilen wollten. Im April 1908, als sich an einem großen Zeh Anzeichen von Wundbrand zeigten, musste Marshall ihn amputieren.[102]

Marsch nach Süden

Hinweg

Oktober 1908–Januar 1909
Shackleton, Wild, Adams und Marshall mit den Ponys Grisi, Socks, Quan und Chinaman beim Aufbruch zum Südpol am 29. Oktober 1908

Shackletons Entschluss, in einer vierköpfigen Mannschaft, der so genannten “Southern Party”, den Marsch zum geographischen Südpol in Angriff zu nehmen, wurde im Wesentlichen durch die Zahl der noch vorhandenen Ponys bestimmt. Durch seine Erfahrungen während der Discovery-Expedition setzte er sein Vertrauen lieber in die Pferde als in Hunde.[103] Das Auto, das sich auf ebenem Untergrund inzwischen gut beherrschen ließ, wurde mit den Verhältnissen auf der Großen Eisbarriere nicht fertig. Ohnehin hatte Shackleton nie wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen, das Fahrzeug für die Überwindung größerer Strecken zu nutzen.[104] Von August bis Ende Oktober 1908 wurden Vorräte zur Hütte am Hut Point transportiert, die als vorgeschobener Stützpunkt dienen sollte. Am 6. Oktober richteten Shackleton, Adams, Marshall, Wild, Joyce und Marston bei 79°36’S in einer Entfernung von rund 193 Kilometern zum Cape Royds das Depot A weit draußen auf der Barriere ein.[105]

Die Männer, die Shackleton auswählte, um ihn auf dem Marsch zu begleiten, waren Jameson Adams, Eric Marshall und Frank Wild. Ernest Joyce, dessen antarktische Erfahrungen unbestreitbar waren, musste seine Hoffnungen begraben, nachdem Marshalls medizinische Untersuchungen ergeben hatten, dass ernsthafte Zweifel an seiner physischen Fitness bestanden. Marshall diagnostizierte bei Joyce ein Leberleiden und „eine Myokarditis in einem sehr frühen Stadium.''[106]

Marsch über die Große Eisbarriere
29. Oktober – 3. Dezember 1908

Der Marsch nach Süden begann am 29. Oktober 1908. Shackleton hatte für Hin- und Rückweg eine Gesamtstrecke von 2765 Kilometern errechnet, die innerhalb von 91 Tagen zurückgelegt werden sollte. Das sich hieraus ergebene Tagespensum lag bei etwas mehr als 30 Kilometern. Bedingt durch schlechtes Wetter, weichen Untergrund und den Umstand, dass eines der Ponys (Socks) schon nach kurzer Zeit lahmte, legten die Männer anfangs täglich nur sehr kurze Stecken zurück. Zudem wurde Adams durch ein ausschlagendes Pony (Grisi) am Knie verletzt.[107] Shackleton beschloss, die Nahrungsrationen für sich und seine Männer zu kürzen, um den Zeitbedarf auf 110 Tage ausdehnen und das erforderliche Tagespensum auf 24 Kilometer herabsetzen zu können.[108] Zwischen dem 9. und dem 21. November kamen sie gut voran, doch die Ponys litten unter dem schwierigen Geläuf auf der Großen Eisbarriere. Als sie am 21. November 81°S erreichten, musste das erste von ihnen (Chinaman) erschossen werden. Das Fleisch des Pferdes diente der Einrichtung eines weiteren Depots (Depot B). Am 26. November drangen die vier Männer weiter als irgendjemand vor ihnen nach Süden vor, als sie 82°17’S überschritten. Scotts alter Rekord vom Dezember 1902 war damit gebrochen und die Männer feierten am Abend „mit einem hübschen kleinen Schlückchen Curaçao, das uns alle recht glücklich machte.''[109] Zudem hatten sie für die gleiche Wegstrecke nur 29 Tage statt der für Scott erforderlichen 59 Tage benötigt. Sicherlich war dies dem Umstand geschuldet, dass sie sich bewusst weiter östlich zu Scotts damaliger Route bewegten und daher nicht mit den schwierigen Eisverhältnissen konfrontiert waren, die Scotts Vorwärtskommen erschwert hatten.

Als die Gruppe nunmehr unbekanntes Gebiet betrat, wurde das Eis der Barriere zunehmend brüchig und durch ein Gewirr von Presshügeln unvorhersehbar. Bald darauf gingen zwei weitere Ponys, zunächst Grisi und dann Quan, zugrunde. Das sich bisher an ihrer Westflanke auftürmende Transantarktische Gebirge machte nun einen Bogen in östliche Richtung und versperrte den Männern den direkten Weg nach Süden. Shackleton hatte gehofft, dass der Pol auf der Barriere lag; Bergsteigen war nicht eingeplant. Auf der Suche nach einem geeigneten Weg bemerkten sie einen ungewöhnlichen leuchtenden Lichtschein am südöstlichen Horizont. Die Ursache für diese Erscheinung offenbarte sich am 3. Dezember, als sie nach dem Aufstieg auf die nördlichen Gebirgsausläufer vor sich „eine offene Straße gen Süden“ erblickten, „(…) ein großer Gletscher, der sich fast genau von Süden nach Norden zwischen den Gebirgszügen erstreckte.“[110] Unter ihnen lag der Beardmore-Gletscher, wie ihn Shackleton später zu Ehren des größten Gönners der Expedition taufte, und der durch die Reflexion des Sonnenlichts den von den Männern zuvor beobachteten Lichtschein hervorrief.

Marsch über den Beardmore-Gletscher
3. Dezember – 26. Dezember 1908
Blick vom Mt. Hope auf den Beardmore-Gletscher am 3. Dezember 1908

Der Marsch über das Gletschereis wurde zu einer echten Herausforderung, insbesondere für Socks, das letzte verbliebene Pony, das ohne Hufbeschlag enorme Schwierigkeiten hatte, einen sicheren Stand zu finden. Am 7. Dezember brach Socks in eine Gletscherspalte ein und hätte beinahe Wild mit sich in die Tiefe gerissen. Zum Glück für Wild und die anderen war beim Sturz des Pferdes der Riemen des Zuggeschirrs durchtrennt worden, so dass der von Socks gezogene Transportschlitten mit wertvollem Proviant und wichtigen Ausrüstungsgegenständen auf der Gletscheroberfläche verblieb. Doch nun konnten sie sich für die Weiterreise nach Süden und für den Rückweg nur noch auf ihre eigenen Kräfte beim Ziehen der Transportschlitten verlassen. Der Tod des letzten Ponys zwang die Männer beim weiteren Aufstieg über den Gletscher zu rollierenden Etappen: Nachdem sie einen Teil ihrer Ausrüstung über eine gewisse Strecke transportiert hatten, kehrten sie um, um den anderen Teil zu holen. Dies verlangsamte ihr Vowärtskommen trotz guten Wetters erheblich.[111]

Bedingt durch Erschöpfung, Hunger und die Frustration über ihr langsames Vorwärtskommen traten zu diesem Zeitpunkt erste Feindseligkeiten zwischen den Männern zu Tage. Diese wurden jedoch niemals offen ausgetragen. Die Männer vertrauten ihren Tagebüchern an, was in ihnen vorging. Wild äußerte insgeheim den Wunsch, Marshall möge in eine tausend Fuß tiefe Gletscherspalte stürzen.[112] Marshall seinerseits bemerkte, dass der Marsch unter der Führung von Shackleton in etwa so sei, als folge man einer alten Frau in ständiger Panik.[113] Trotz der Spannungen feierten die Männer am 25. Dezember in einer Höhe von 3300 Metern ü. NN gemeinsam Weihnachten mit einer doppelten Portion Pemmikan angereichert mit Keksen, Maujee [114] mit Gewürzsalz, einem in Kakaowasser gekochten Plumpudding mit medizinischem Branntwein als Geschmackszutat, Pfefferminzlikör (Cremé de Menthe) und Zigarren.[115] Ihre Position lag bei 85°51’S und damit immer noch 461 Kilometer vom Südpol entfernt. Die Überprüfung ihrer Vorräte ergab, dass sie bei ihrem bisherigen Verbrauch kaum mehr als einen weiteren Monat durchhalten konnten. Die restlichen Nahrungsmittel und zusätzlichen Brennstoff hatten sie zuvor auf ihrem Weg nach Süden für den Rückweg in Depots gelagert. Langsam wurde deutlich, dass der Südpol außerhalb ihrer Reichweite lag. Doch noch war Shackleton nicht bereit, ihr Scheitern einzugestehen. Er kürzte nochmals die Tagesrationen und ließ alles entbehrliche Material auf dem Gletscher zurück.

Marsch über das Polarplateau
26. Dezember 1908 – 9. Januar 1909
Adams, Wild und Shackleton (v.l.n.r.) am südlichsten Punkt (88°23′S, 162°O) am 9. Januar 1909 (fotografiert von Marshall)

Am zweiten Weihnachtsfeiertag war der Aufstieg über den Beardmore-Gletscher geschafft und die Männer betraten in einer Höhe von fast 3500 Metern ü. NN die weite Ebene des Polarplateau. Doch die Bedingungen wurden dadurch nicht besser. Am 29. Dezember stellte Marshall fest, dass die Körpertemperatur bei allen drei bis vier Grad unter dem Normalwert lag. Der 31. Dezember mit heftigem Gegenwind und Temperaturen von minus 26 °C sei der schlimmste Tag gewesen, den sie bis dahin hatten, schrieb Shackleton.[116] Am Neujahrstag lag ihre Position bei 87°6½′S. Damit hatten Shackleton und seine Männer die größte Annäherung an einen der beiden geographischen Erdpole erreicht.[117] Wild notierte verärgert: „Wenn nur Joyce und Marston anstelle dieser verlausten und nutzlosen Halunken (gemeint waren Marshall und Adams) hier wären, hätten wir es leicht (zum Pol) geschafft.“[118]

Am 4. Januar 1909 gab Shackleton die Eroberung des Südpols endgültig auf und änderte seine Zielsetzung dahingehend, zumindest die symbolische Demarkationslinie von 100 geographischen Meilen (circa 185 Kilometer) Entfernung zum Pol zu erreichen. Die durch den Nahrungsmangel entkräfteten Männer kämpften sich weiter, bis ihr Marsch nach Süden am 9. Januar nach einem letzten Vorstoß ohne Schlitten schließlich endete. Shackleton schrieb: „Wir haben unser Pulver verschossen und können von 88°23′S 162°O berichten.“[119] Sie waren noch 97 geographische Meilen (circa 180 Kilometer) vom Pol entfernt. Der Union Jack, den sie im August vor zwei Jahren aus den Händen von Königin Alexandra erhalten hatten, wurde gehisst und Shackleton benannte das Polarplateau nach König Eduard VII.. Als symbolischen Beweis des Erreichten vergruben die Männer einen Messingzylinder mit Sonderbriefmarken, die die neuseeländische Regierung zur Unterstützung der Geldsammlung für die Expedition herausgegeben hatte.

Rückweg

Januar–März 1909
Vom Polarplateau zum Beardmore-Gletscher
9. Januar – 20. Januar 1909

Am 73. Tag ihres Marsches machten Shackleton, Wild, Adams und Marshall kehrt. Anders als Scott, der bei der Terra-Nova-Expedition drei Jahre später sich und seine Begleiter zum Pol und in den Tod führte, stellte Shackleton mit der Entscheidung zur vorzeitigen Umkehr das Wohlergehen seiner ihm Untergebenen vor das Erreichen persönlicher Ziele.[120][121] Der Aufbruch nach Norden geschah in aller Eile. Jameson Adams war später der Überzeugung: „Wären wir nur eine Stunde länger geblieben, wir wären nicht mehr zurückgekommen.“[122] Für den Rückweg verblieb ihnen nur etwa die Hälfte der Zeit, da Shackleton vorab beordert hatte, dass die Nimrod die Expeditionsteilnehmer am 1. März 1909 am Hut Point für die sofortige Heimreise abholen sollte. Trotz ihres geschwächten Zustands aufgrund der knappen Nahrungsrationen legten sie täglich erheblich größere Distanzen auf dem Polarplateau zurück als auf dem Hinweg. Am 17. Januar maß Shackleton 36 Kilometer, am nächsten Tag 42 Kilometer und am 19. Januar sogar 47 Kilometer.[123] Die ermittelten Distanzen beruhten allerdings eher auf Schätzungen, da ihnen beim hastigen Rückmarsch der am Transportschlitten befestigte Entfernungsmesser verloren ging.

Abstieg über den Beardmore-Gletscher
20. Januar – 28. Januar 1909
Das Depot D am Fuß des Beardmore-Gletschers

Am 20. Januar erreichten die Männer den Beardmore-Gletscher und begannen mit dem Abstieg. Bei halber Ration hatten sie fünf Tage Zeit, um vom Depot E das Nahrungsmitteldepot am Fuß des Gletschers (Depot D) zu erreichen. Beim Aufstieg auf dem Hinweg hatten sie für diese Strecke 12 Tage benötigt. Shackletons Gesundheitszustand war zu diesem Zeitpunkt bereits kritisch. „Ich weiß nicht, wie S. das durchhält. Seine Fersen sind an vier oder fünf Stellen aufgerissen, die Beine sind voller Blutergüsse und wunder Stellen, und heute hatte er wegen mehrerer Stürze heftige Kopfschmerzen. Dennoch kommt er ebenso gut mit wie alle anderen.“, notierte Wild bewundernd[124] und Adams ergänzte: „Je schlechter es ihm ging, desto kräftiger zog er (den Schlitten).“[125]

Am 27. Januar hatten sie ihre Vorräte vollständig verbraucht. Marshall begann damit, seinen Kameraden stündlich Gewaltmarschtabletten (ein Kokainpräparat) zu verabreichen, damit sie sich trotz des beißenden Hungers weiterquälen konnten. Am nächsten Tag brachen Adams und Wild völlig erschöpft zusammen. Während der ebenfalls geschwächte Shackleton auf die beiden aufpasste, eilte Marshall allein zum Depot und kehrte mit vier Pfund Ponnyfleisch, Käse, Pemmikan, Keksen und Tabak zurück.

Über die Große Eisbarriere zum Hut Point
28. Januar – 4. März 1909

Am 30. Januar zeigten sich bei Wild erste Symptome einer Bakterienruhr. Bei Mahlzeiten war er lediglich dazu in der Lage, die ohnehin schon knapp bemessenen Kekse zu verzehren. Am 31. Januar überließ Shackleton einen eigentlich ihm zugedachten Keks an Wild, eine Geste, zu der Wild bemerkte: „Ich nehme an, niemand sonst auf der Welt kann wirklich ermessen, welche Großzügigkeit und Sympathie darin zum Ausdruck kam; ich weiß es, und Gott ist mein Zeuge, dass ich es nie vergessen werde. Mit keinem Geld der Welt hätte man diesen einen Keks kaufen können.“[126] Ein paar Tage später litten auch die anderen Männer an Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall, eine Folge des Verzehrs von verdorbenem Pferdefleisch (“Grisis Rache”[127]). Doch die Zeit lief ihnen davon und jede weitere Verzögerung hätte bei den knappen Ressourcen ihr Ende bedeutet. Glücklicherweise half ihnen ein starker Rückenwind, mit dessen Hilfe sie auf den Schlitten Segel setzen konnten und so gut vorankamen.

Die “Southern Party” an Bord der Nimrod. (V.l.n.r.) Wild, Shackleton, Marshall, Adams

Shackleton notierte: „Wir sind so abgemagert, dass unsere Knochen schmerzen, wenn wir auf dem harten Schnee liegen.“[128] Ab dem 18. Februar machten sie vertraute Markierungspunkte aus und erreichten so am 23. Februar das Bluff-Depot. Zu ihrer großen Erleichterung hatte Ernest Joyce dafür gesorgt, dass dieses Depot üppig bestückt war. Die Männer aßen sich an Zwetschgen in Sirup (Carlsbad plums), Eiern, Kuchen, Plumpudding, Lebkuchen, kandierten Früchten und Hammelfleisch satt.[129] Wilds lakonischer Kommentar hierzu lautete: „Guter alter Joyce.“[130]

Ihre Sorgen um ausreichende Verpflegung waren sie nun los, doch noch immer saß ihnen der bevorstehende Abreisetermin am 1. März im Nacken. Die Schlussetappe wurde durch einen Schneesturm unterbrochen, der die Männer für einen Tag in ihren Zelten gefangen hielt. Am 27. Februar, und noch immer 55 Kilometer vom Hut Point entfernt, brach Marshall mit heftigen Magenkrämpfen zusammen. Shackleton entschied, zusammen mit Wild einen schnellen Vorstoß zum Hut Point zu unternehmen mit dem Ziel, das Schiff von der Abreise abzuhalten, bis auch Marshall und Adams gerettet waren. Am späten Abend des 28. Februar erreichten Shackleton und Wild schließlich das alte Basislager der Discovery-Expedition. In der Hoffnung, dass sich die Nimrod in der Nähe befand, setzten sie eine nahe gelegene Kompasshütte in Brand, um so auf sich aufmerksam zu machen. Schon bald danach kam das Schiff, das an der Zunge des Erebus-Gletscher festgemacht hatte, in Sicht. „Einen glücklicheren Anblick hat keines Menschen Auge je gesehen.“[131], schrieb Wild später. Es dauerte drei weitere Tage, bis auch Adams und Marshall gerettet waren. Am 4. März 1909 befand sich die gesamte “Southern Party” an Bord der Nimrod, die nun unter Volldampf zurück nach Neuseeland unterwegs war.

Eroberung des antarktischen magnetischen Pols

Im September 1908, während Shackleton den Marsch nach Süden vorbereitete, gab er Edgeworth David Anweisung, mit einer weiteren Mannschaft (der sogenannten “Northern Party”) einen Erkundungsmarsch auf Viktorialand zu unternehmen. Die “Northern Party” sollte das Gebiet um den antarktischen magnetischen Pol erreichen und umfassende geologische Untersuchungen in der Region der Antarktischen Trockentäler vornehmen.

Hinweg

Oktober 1908–Januar 1909
Mackay, David und Mawson (v.l.n.r.) am antarktischen magnetischen Pol bei 72°15′S, 155°16′O am 16. Januar 1909

Davids Mannschaft setzte sich aus ihm selbst, Douglas Mawson und Alistair Mackay zusammen. Da die wenigen mitgeführten Hunde zum Anlegen von Depots für die “Southern Party” und andere Routinearbeiten benötigt wurden, mussten David und seine Begleiter ihre Transportschlitten selbst ziehen.[132] Nach einigen Tagen Vorbereitung brachen die drei Männer am 5. Oktober auf. Auf den ersten Kilometern wurden sie dabei von Bernard Day im Auto transportiert.[133]

Wegen ungünstiger Eisverhältnisse und schlechten Wetters kamen sie anfangs nur schleppend voran. Bis Ende Oktober hatten sie gerade einmal 100 Kilometer entlang der schroffen Küste von Viktorialand zurückgelegt. Darauf hin wurde beschlossen, alles entbehrliche Material zurückzulassen. Es dauerte mehr als einen weiteren Monat, bevor sie nach Überschreiten der Nordenskjöld-Eiszunge und des tückischen Drygalski-Gletschers in nordwestlicher Richtung in das Gebiet vordrangen, in dem der antarktische magnetische Pol vermutet wurde. David entkam am 11. Dezember auf dem Drygalski-Gletscher dank Mawsons Hilfe nur knapp einer Katastrophe, als er in eine Gletscherspalte fiel.[134]

Der Weg auf das Inlandplateau, das sie schließlich am 27. Dezember erreichten, verlief durch ein Gletscherlabyrinth, das später Reeves-Gletscher benannt wurde. Danach erhöhte sich ihr Tagespensum auf durchschnittliche 17 Kilometer. Nun begannen die drei Männer mit regelmäßigen geomagnetischen Untersuchungen. Am 15. Januar 1909 zeigten ihre Instrumente an, dass sie sich nur noch in geringer Entfernung vom antarktischen magnetischen Pol befanden. Genaue Angaben waren jedoch schwierig, da gemäß Mawsons Befund das Polzentrum eine tägliche Wanderung rund um seine mittlere Position vollführte. Mawson sagte voraus, dass der Pol binnen 24 Stunden zu ihnen komme, wenn sie an Ort und Stelle warteten. Doch anstatt dies zu tun, legten sie während des folgenden Tages noch einmal 21 Kilometer zu der berechneten mittleren Position zurück, bis sie schließlich ihr Ziel bei 72°15′S, 155°16′O am Nachmittag des 16. Januar 1909 auf einer Höhe von 2210 Meter ü. NN erreichten.[135] Gemäß den Anweisungen Shackletons nahm David das Gebiet formal für das Britische Empire in Besitz.

Rückweg

Januar–Februar 1909
Die Rettung der “Northern Party” am Relief Inlet nördlich des Drygalski-Gletschers

Erschöpft und mit nur wenig verbliebenem Proviant stand ihnen nun der 400 Kilometer lange Rückweg zur Küste bevor, den sie innerhalb von 15 Tagen bewältigen mussten, um rechtzeitig von der Nimrod an Bord genommen zu werden. Trotz schwindender Kräfte hielten David, Mawson und Mackay ihr Tagespensum. Am 31. Januar kam das Ross-Meer in Sicht, doch durch eine falsche Peilung ihrer Route auf den Schlussetappen hatten sie den mit der Nimrod vereinbarten Treffpunkt um 26 Kilometer verfehlt. Zudem verhinderte schlechtes Wetter ihr Weiterkommen. In der Nacht des 2. Februar fuhr die Nimrod bei heftigem Schneefall an ihnen vorüber, ohne ihr Lager ausmachen zu können. Nachdem das Schiff zwei Tage später nach Süden drehte, wurden die Männer schließlich doch an der Küste des Relief Inlet nördlich des Drygalski-Gletschers entdeckt. In der Eile zum Schiff zu gelangen stürzte Mawson in eine mehr als fünf Meter tiefe Gletscherspalte und überlebte diesen Sturz wie durch ein Wunder, abgesehen von Prellungen, unverletzt.[136] Die Männer waren nun vier Monate unterwegs und trugen noch immer dieselben Kleidungsstücke, in denen sie Cape Royds verlassen hatten. Das Aroma an Bord sei daher „überwältigend“[137] gewesen. Vor der Rettung der “Northern Party” hatte die Nimrod noch jene Mannschaft um Priestley, Brocklehurst und Armytage an Bord genommen, die geologische Untersuchungen im Gebiet des Ferrar-Gletscher durchgeführt hatte.

Nachwirkungen

Am 23. März 1909 erreichte die Nimrod Neuseeland. Shackleton schickte einen 2500 Wörter langen Bericht[138] über die Expedition an die Daily Mail, mit der er vorab einen Exklusivvertrag abgeschlossen hatte. Ungeachtet des öffentlichen Beifalls und der Anerkennung im Kreis anderer Polarforscher wie Nansen und Amundsen war die Reaktion der Royal Geographical Society (RGS) eher reserviert. Ihr ehemaliger Vorsitzender, Sir Clements Markham, äußerte insgeheim seine Zweifel an dem von Shackleton beanspruchten Südrekord[139] und der leitende Geograph der RGS, John Scott Keltie (1840–1927), hinterfragte die Methoden, die Shackleton zur Positionsbestimmung anwandte.[140] Dennoch wurde Shackleton am 14. Juni 1909 von einer begeisterten Menschenmenge, dem amtierenden RGS-Vorsitzenden Leonard Darwin und einem innerlich widerstrebenden Robert Falcon Scott am Bahnhof Charing Cross in London empfangen. Auch wenn Scott Shackleton nach dessen gebrochenem Versprechen verachtete und ihn gegenüber Keltie als „berufsmäßigen Lügner“ beschimpfte[141], hielt es ihn nicht davon ab, Shackletons Methoden für den Marsch zum Südpol drei Jahre später zu kopieren.[142] Er wiederholte auch Shackletons Fehler, anstelle von Schlittenhunden auf Ponys als Zugtiere zu setzen.[143] Viel schwerer als Scotts Befindlichkeiten ihm gegenüber wog für Shackleton der Bruch mit Edward Wilson. Wilson schrieb an Shackleton: „(…) ich würde mir bei Gott wünschen, Du hättest jede andere einem Sterblichen mögliche Handlung vorgezogen, anstatt Dein Versprechen zu brechen. (…) Aber warum um alles in der Welt hast Du dann das Zweitbeste versprochen, um hinterher das Schlechteste zu tun?“[144]

Veranstaltungsplakat zu einem der zahlreichen öffentlichen Vorträge, die Ernest Shackleton nach der Expedition hielt

Der einzige Grund für Zweifel an Shackletons Südrekord bestand darin, dass nach dem 3. Januar 1909 jede Positionsbestimmung durch Kopplung vorgenommen wurde, das heißt mittels Kurs, Geschwindigkeit und Zeitbedarf. Die am 3. Januar ermittelte Position lag bei 87°22′S. In seine Entfernungstabelle hatte er für die folgenden Tage ein durchschnittliches Tagespensum von 24 Kilometern eingetragen. Am 9. Januar notierte Shackleton eine innerhalb von fünf Stunden zurückgelegte Strecke von 29 Kilometern bis zum Erreichen von 88°23′S und dann nochmals fünf Stunden für dieselbe Strecke zurück.[145] Eine derart große Distanz in solch kurzer Zeit hatten sie auf keiner der weiteren Etappen zurückgelegt. Zu berücksichtigen ist, dass diese Strecke als rascher Vorstoß ohne Transportschlitten bewältigt wurde.[146] Marshall berichtete, sie seien dabei „stramm marschiert“[147] und Adams bezeichnete ihren Marsch an diesem Tag als „gemächlichen Trab“.[148] Shackleton, Wild, Adams und Marshall bestätigten unabhängig voneinander das Erreichen dieser Position und keiner von ihnen lieferte später einen Grund dafür, an ihren Worten zu zweifeln.[149] Shackletons Daten hielten auch einer neuerlichen Berechnung durch Edward Ayearst Reeves (1862−1945), dem Verantwortlichen für Landkarten und Navigationsexperten der RGS, stand und wurden schließlich bei Scotts Marsch zum Südpol verifiziert.[150]

Die offizielle Anerkennung seiner Leistungen erfuhr Shackleton durch König Eduard VII., der ihn am 12. Juli 1909 zum Commander of the Royal Victorian Order ernannte und am 13. Dezember desselben Jahres zum Ritter schlug.[40][151] Die RGS verlieh ihm die Polarmedaille, jedoch mit dem zuvor herabwürdigenden Hinweis an den Hersteller: „Wir stellen anheim, die Medaille nicht so groß zu machen wie jene, die Capt. Scott verliehen wurde.“[152] Trotz dieses Affront war Shackleton in den Augen der Öffentlichkeit ein Held. Allerdings sollten sich seine Hoffnungen, aus der Expedition auch finanzielles Kapital zu schlagen, nicht erfüllen. Die gestiegenen Kosten und die Deckung der Bürgschaften konnte er nur durch ein Regierungsdarlehen in Höhe von £ 20.000 (1,7 Mio. € in 2009[32]) bewältigen, das ihn vor dem eigenen finanziellen Ruin bewahrte.

Shackletons Südrekord hatte knapp drei Jahre Bestand, bevor Roald Amundsen am 14. Dezember 1911 als erster den Südpol erreichte. Bereits 1909 hatte Amundsen an die RGS geschrieben: „Was Nansen für den Norden, ist Shackleton für den Süden. Die englische Nation hat durch Shackletons Tat in der Antarktisforschung einen Sieg errungen, der nie mehr übertroffen werden kann.“[153] Danach verlegte Shackleton seine Ambitionen auf die Durchquerung der Antarktis, die er (wenngleich erfolglos) bei der Endurance-Expedition 1914–1917 in Angriff nahm. Diese Reise festigte endgültig seine Stellung als herausragende Persönlichkeit des Goldenen Zeitalters der Antarktis-Forschung. Shackleton ist der einzige Polarforscher dieser Epoche, bei dessen Expeditionen (die Vorbereitungszeit eingeschlossen) kein einziger Teilnehmer ums Leben kam.[154]

„My South Polar Expedition“ (Ernest Shackleton in einem Tondokument zur Nimrod-Expedition vom 30. März 1910)

Andere Teilnehmer der Nimrod-Expedition erlangten in den nächsten Jahren ebenfalls Berühmtheit und Ansehen. Edgeworth David, Douglas Mawson, Jameson Adams und Raymond Priestley wurden ebenfalls zu Rittern geschlagen, auch wenn keiner von ihnen an Shackletons späteren Antarktisexpeditionen beteiligt war. Mawson leitete die erste australische Antarktisexpedition und Priestley gehörte zum wissenschaftlichen Team der Terra-Nova-Expedition. An Scotts letzter Expedition nahmen neben Priestley auch Bernard Day und Alfred Cheetham teil. Ernest Joyce und Aeneas Mackintosh gehörten während Shackletons Endurance-Expedition zur so genannten Ross Sea Party. Mackintosh kam während dieser Reise ums Leben. Ein ähnliches Schicksal ereilte James Murray und Alistair Mackay, die während der kanadischen Expedition unter der Leitung von Vilhjálmur Stefánsson beim Versuch, sich zusammen mit zwei Kameraden nach dem Sinken des Dampfers Karluk auf die Herald-Insel zu retten, seit 1914 verschollen sind.[155] Der nach der Rückkehr von der Nimrod-Expedition stark unter Depressionen leidende Bertram Armytage beging 1910 Selbstmord. George Marston (wie auch Shackleton, Frank Wild und Alfred Cheetham) gehörte während der Endurance-Expedition zur legendären “Weddell Sea Party”. Frank Wild war nach seiner Rückkehr von Mawsons Antarktisexpedition stellvertretender Kommandeur bei beiden Expeditionen, die Shackleton nach Abschluss der Nimrod-Expedition unternahm. Wild übernahm auf der letzten Reise das Kommando über die Quest, als Shackleton 1922 in Grytviken auf Südgeorgien überraschend an einem Herzinfarkt verstarb. Die Nimrod fand am 31. Januar 1919 ihr Ende, als sie vor der Küste von Norfolk auf die Klippen der ’’Barber Sands’’ lief und sank. Nur zwei Männer der zwölfköpfigen Besatzung überlebten.[156]

Trivia

  • Vier Jahre nach deren Fund bargen 2010 Mitarbeiter des New Zealand Antarctic Heritage Trust fünf Kisten mit Whisky und Cognac, die seit 1909 unter der bei der Nimrod-Expedition auf der Ross-Insel errichteten Hütte verschüttet waren.[157][158]

Siehe auch

Zitierte Literatur

Weblinks

 Commons: Nimrod Expedition – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Christoph Gunkel: Der Ruhm des Scheiterns, Bericht und Fotos in einestages über die Expedition (abgerufen am 27. Januar 2010).
  • British Antarctic Expedition 1907–1909 auf der Webseite des New Zealand Antarctic Heritage Trust (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010)
  • “Aurora Australis 1908-1909” Informationsseite des National Maritime Museum, Greenwich, London zum Expeditionsbuch (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010).
  • SPRI Informationsseite des Scott Polar Research Institute (SPRI) zur Nimrod-Expedition (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010).
  • Royal Geographical Society – Bildarchiv der RGS (im Drop-Down-Menü British Antarctic Expedition (1907-1909) wählen) (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010).
  • Freeze Frame – historic polar images, Informationsseite zur Nimrod-Expedtion mit zahlreichen Fotos (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010).
  • Christie’s – Fotos diverser im Auktionshaus Christie’s versteigerter Expeditions-Devotionalien (in Englisch, abgerufen am 27. Januar 2010).

Einzelnachweise

  1. Amundsen, The South Pole, Vol. II, S. 114.
  2. Preston, A First Rate Tragedy, S. 65–66.
  3. Riffenburgh, Nimrod, S. 156.
  4. Riffenburgh, Nimrod, S. 126: Albert Armitage in einer Notiz an Hugh Robert Mill vom 24. Mai 1924: „Ich fragte Koettlitz (Arzt der Expedition) nach Shackletons Gesundheit, und er setzte mich in Kenntnis, dass Scott in schlechterer Verfassung war als Shackleton. Dann ging ich zu Scott (…) und sagte ihm, es bestehe aus gesundheitlicher Sicht keine Notwendigkeit, aber nachdem ich heftig auf den Busch geklopft hatte, erklärte er mir: >>Wenn er nicht krank nach Hause fährt, wird er unehrenhaft entlassen.<<.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 367/1.
  5. Riffenburgh, Nimrod, S. 117:„Eine derart schlechte Wahl hat es nicht mehr gegeben, seit Richard Francis Burton zusammen mit John Hanning Speke zum Tanganjikasee aufbrach.“
  6. Riffenburgh, Nimrod, S. 105.
  7. Riffenburgh, Nimrod, S. 104: Clarence Hare (1880–1967), Teilnehmer an der Discovery-Expedition, in einem Brief an die Autorin Margery Fisher (1913–1992): Der Vorschlag, Wild zu helfen, kam sicher nicht von Scott. Die Gebräuche der Navy wurden streng eingehalten (…) Verbrüderung zwischen Offizieren und den Männern vom Unterdeck sollte es nicht geben. Shackleton gehörte zur Royal Naval Reserve und hielt sich nicht an dieses ungeschriebene Gesetz.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 1456/104.
  8. Riffenburgh, Nimrod, S. 123: Nach Aussage von Albert Armitage (Notiz an Hugh Robert Mill vom 24. Mai 1924) habe Shackleton ihm anvertraut, dass Scott ihn eines morgens als „Idiot“ beschimpft habe. Daraufhin habe Shackleton geantwortet:„Na gut, Du bist der blödeste Idiot von allen, und jedes Mal, wenn Du es wagst, so mit mir zu sprechen, bekommst Du es zurück.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 367/1.
  9. Riffenburgh, Nimrod, S. 124: Frank Debenham (1883–1965), Teilnehmer an Scotts Terra-Nova-Expedition und späterer Leiter des Scott Polar Research Institute (SPRI) in einem Brief an Autor James Fisher (1912–1970) vom 18. Oktober 1956: „Ich weiß noch, wie ich versuchte, von Wilson etwas über die Geschehnisse zu erfahren; seine Zurückhaltung überzeugte mich mehr als alles andere davon, dass tatsächlich etwas vorgefallen war.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 1456/97.
  10. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. II, S. 85 und S. 90.
  11. Riffenburgh, Nimrod, S. 156. Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 232/2.
  12. Crane, Scott of the Antarctic, S. 310.
  13. Huntford, Shackleton, S. 143−144.
  14. Huntford, Shackleton, S. 145.
  15. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 1.
  16. Die Ergebnisse der zoologischen Forschungsarbeiten wurden in folgendem Werk zusammengetragen: James Murray, Reports of the Scientific Investigations - Britisch Antarctic Expedition 1907-9, William Heinemann, London 1910, Vol. I und Vol. II.
  17. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 1-2.
  18. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, S. 57: „Für Shackleton war die (Teilnahme an der) National Antarctic Expedition eine Gelegenheit und sonst nichts. (...) Er war weder polaren Regionen besonders zugeneigt, noch besaß er einen überragenden Forschergeist.“
  19. Riffenburgh, Nimrod, S. 409: Shackleton zu Hubert Wilkins: „Man muss sich entscheiden, ob man ein Wissenschaftler oder ein erfolgreicher Expeditionsleiter sein will. Beides zugleich geht nicht.“ Zitiertes Originaldokument: Brief von Hubert Wilkins an Margery Fisher vom 27. Juni 1956, SPRI MS 1456/82.
  20. Riffenburgh, Nimrod, S. 185.
  21. Riffenburgh, Nimrod, S. 169.
  22. Riffenburgh, Nimrod, S. 164–167.
  23. Riffenburgh, Nimrod, S. 110.
  24. Fisher,Shackleton, S. 102.
  25. Riffenburgh, Nimrod, S. 167.
  26. Riffenburgh, Nimrod, S. 109.
  27. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. I, S. 343.
  28. Berton, The Arctic Grail, S. 187.
  29. McClintock, Fate of Sir John Franklin, S. 215 (Abbildung).
  30. Huntford, The last Place on Earth, S. 10.
  31. Fisher, Shackleton, S. 102–103.
  32. a b c d e f g h i Umrechnung von Measuring Worth mit Hilfe von XE Währungsumrechner.
  33. Fisher, Shackleton, S. 99.
  34. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, S. 104.
  35. Riffenburgh, Nimrod, S. 83: Der Verleger George Newnes (1851–1910) finanzierte die Southern Cross Expedition von Carsten Egeberg Borchgrevink mit £ 40.000 (3,6 Mio. € in 2009) und die Discovery-Expedition unter Robert Falcon Scott wurde durch den Geschäftsmann Llewellyn Longstaff (1841–1918) mit £ 25.000 (2,3 Mio. € in 2009) unterstützt.
  36. Riffenburgh, Nimrod, S. 145 und 148.
  37. Huntford, Shackleton, S. 158–159.
  38. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, S. 105: Henryk Arctowski, Teilnehmer der Belgica-Expedition (1897–1899), und Jean-Baptiste Charcot, Leiter der vierten französischen Antartisexpedition (1903-1905), bemühten sich zeitgleich zu Shackleton um die Finanzierung eigener Expeditionen in die Antarktis.
  39. Riffenburgh, Nimrod, S. 148.
  40. a b Huntford, Shackleton, S. 315.
  41. Foto von Finnesko-Stiefeln.
  42. Riffenburgh, Nimrod, S. 168–169.
  43. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 13.
  44. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 236.
  45. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 96-97 und S. 198.
  46. Huntford, Shackleton, S. 339. Ergänzung: Die Björn wurde später von Wilhelm Filchner gekauft und war nach der Umbenennung in Deutschland sein Expeditionsschiff während der Forschungsreise 1911–1913 ins Weddellmeer.
  47. Paine, Ships of Discovery and Exploration, S. 102.
  48. Lloyd's Register 1934–1935.
  49. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 11.
  50. Riffenburgh, Nimrod, S. 170–171.
  51. Riffenburgh, Nimrod, S. 152–153. Zitiertes Originaldokument: Brief von Edward Wilson an Ernest Shackleton vom 14. Februar 1907, SPRI MS 232/2.
  52. Riffenburgh, Nimrod, S. 153. Zitiertes Originaldokument: Brief von George Mulock an Ernest Shackleton vom 19. Februar 1907, SPRI MS 1537/2/14/10.
  53. Riffenburgh, Nimrod, S. 173.
  54. a b Riffenburgh, Nimrod, S. 174.
  55. Riffenburgh, Nimrod, S. 184. Zitiertes Originaldokument: Gespräch zwischen Jameson Adams und James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
  56. Riffenburgh, Nimrod, S. 187–188.
  57. Riffenburgh, Nimrod, S. 211. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 17. August 1952, SPRI MS 656/1/16.
  58. Riffenburgh, Nimrod, S. 231. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 23. Februar 1908, SPRI MS 1456/8.
  59. Riffenburgh, Nimrod, S. 187.
  60. Riffenburgh, Nimrod, S. 183.
  61. Riffenburgh, Nimrod, S. 175.
  62. Riffenburgh, Nimrod, S. 346.
  63. Riffenburgh, Nimrod, S. 186–187.
  64. Riffenburgh, Nimrod, S. 175–176.
  65. Foto der Runic (abgerufen am 23. Juni 2010)
  66. Riffenburgh, Nimrod, S. 183–184. Zitiertes Originaldokument: Raymond Priestley, Prelude to Antarctic Adventure, SPRI MS 1097/10/1:6.
  67. Riffenburgh, Nimrod, S. 191–193.
  68. Riffenburgh, Nimrod, S. 194.
  69. Riffenburgh, Nimrod, S. 198.
  70. Riffenburgh, Nimrod, S. 155. Zitiertes Originaldokument: Brief von Robert Falcon Scott an Ernest Shackleton vom 18. Februar 1907, SPRI MS 1537/2/14/9.
  71. Riffenburgh, Nimrod, S. 156. Zitiertes Originaldokument: Brief von Ernest Shackleton an Robert Falcon Scott vom 28. Februar 1907, SPRI MS 25.
  72. Riffenburgh, Nimrod, S. 159. Zitiertes Originaldokument: Brief von Edward Wilson an Ernest Shackleton vom 28. Februar 1907, SPRI MS 1537/2/14/15.
  73. Riffenburgh, Nimrod, S. 161. Zitiertes Originaldokument: Brief von Ernest Shackleton an Robert Falcon Scott vom 17. Mai 1907 , SPRI MS 1537/2/15/21.
  74. Riffenburgh, Nimrod, S. 162.
  75. Riffenburgh, Nimrod, S. 180.
  76. Riffenburgh, Nimrod, S. 188.
  77. Riffenburgh, Nimrod, S. 195 und 197.
  78. Riffenburgh, Nimrod, S. 197.
  79. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 21: „Im Schlepptau der Koonya über 1510 Meilen“.
  80. Riffenburgh, Nimrod, S. 201.
  81. Fisher, Nimrod, S. 32–33.
  82. Riffenburgh, Nimrod, S. 208. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Raymond Priestleys Expeditionstagebuch vom 24. Januar 1908, SPRI MS 298/1/1.
  83. Riffenburgh, Nimrod, S. 287–289: Durch diesen Unfall reduzierte sich die Zahl der Hunde auf nunmehr nur noch sieben. Während andere Expeditionsteilnehmer, wie zuvor auch Shackleton, die Hunde eher als Haustiere betrachteten, erkannte Ernest Joyce ihr tatsächliches Potential als hilfreiche Zugtiere. Mit Hilfe der Hunde richtete eine Gruppe um Joyce im Januar 1909 das Bluff-Depot ein. Dieses Depot auf der Großen Eisbarriere (Ross-Shelfeis) spielte später eine entscheidende Rolle bei der Rettung der “Southern Party”.
  84. Riffenburgh, Nimrod, S. 216.
  85. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 52–53.
  86. Riffenburgh, Nimrod, S. 217.
  87. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 55.
  88. Riffenburgh, Nimrod, S. 218.
  89. Riffenburgh, Encyclopedia of the Antarctic, Band 1, Taylor & Francis New York 2006, S. 806: Der Ort ist die südlichste Brutkolonie dieser Pinguinart.
  90. Riffenburgh, Nimrod, S. 219–227.
  91. Riffenburgh, Nimrod, S. 229.
  92. Riffenburgh, Nimrod, S. 233–238.
  93. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 105.
  94. Riffenburgh, Nimrod, S. 238. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 11. März 1908, SPRI MS 1456/8.
  95. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 81–91.
  96. Riffenburgh, Nimrod, S. 248. Zitiertes Originaldokument: Philip Brocklehurst im Gespräch mit James Fisher vom 16. Dezember 1955, SPRI MS 1456/95.
  97. Riffenburgh, Nimrod, S. 239. Zitiertes Originaldokument: Kampf der Polarforscher, Daily Mail vom 11. März 1908.
  98. Riffenburgh, Nimrod, S. 240. Zitiertes Originaldokument: Brief von Robert Falcon Scott an seine Mutter Hannah vom 26. März 1908, SPRI MS 1542/11/5.
  99. Mills, Frank Wild, S. 65. Ergänzung: Das Buch gehört zu den wertvollsten Druckerzeugnissen des 20. Jahrhunderts. Im März 2006 wurde bei einer Auktion in der Grafschaft Northumberland ein einziges Exemplar für £ 53.000 versteigert (siehe JournalLive.co.uk vom 23. März 2006).
  100. Riffenburgh, Nimrod, S. 114.
  101. Riffenburgh, Nimrod, S. 238.
  102. Riffenburgh, Nimrod, S. 251 und S. 406–407: Eric Marshall konservierte Brocklehursts großen Zeh in einem Glas mit Spiritus. Später wurde der Zeh in einem Londoner Krankenhaus aufbewahrt, bis Brocklehurst ihn schließlich auf sein Anwesen Swythamley Park in Staffordshire holte und ihm einen Ehrenplatz auf einem Kaminsims gab. Gerüchten zufolge soll der Zeh nach Brocklehursts Beerdigung 1975 beim Leichenschmaus von einem Gast in der Annahme, es handele sich um einen Cocktailsnack, verschluckt worden sein.
  103. Mills, Frank Wild, S. 67.
  104. Huntford, Shackleton, S. 237–238.
  105. Riffenburgh, Nimrod, S. 6.: Auf der gesamten Route wurden acht Depots angelegt, deren Abstände zueinander in etwa gleich waren. Ausgehend von der Hütte am Cape Royds bestückten Teilnehmer der Landungsmannschaft in Richtung Süden drei Depots: Hut Point, sowie das Bluff-Depot und Depot A auf der Barriere. Die sich nach Süden anschließenden Depots (Depot B und Grisi Depot auf der Barriere, Depot D am Fuß des Beardmore-Gletschers, Depot E im oberen Abschnitt des Beardmore-Gletschers und Depot F auf dem Polarplateau) wurden durch die “Southern Party” angelegt.
  106. Riffenburgh, Nimrod, S. 255. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 22. August 1950, SPRI MS 656/1/1.
  107. Riffenburgh, Nimrod, S. 266–267. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 29. Oktober 1908, SPRI MS 1537/3/6.
  108. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 153.
  109. Riffenburgh, Nimrod, S. 272–273. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 26. November 1908, SPRI MS 944/1.
  110. Riffenburgh, Nimrod, S. 276. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 4. Dezember 1908, SPRI MS 1537/3/6.
  111. Riffenburgh, Nimrod, S. 293.
  112. Mills, Frank Wild, S. 93.
  113. Huntford, Shackleton, S. 263–264.
  114. Riffenburg, Nimrod, S. 258: Maujee war ein Trockenfutter für die Ponys, das hauptsächlich aus Rindfleisch und Karotten bestand.
  115. Riffenburgh, Nimrod, S. 298. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 25. Dezember 1908, SPRI MS 944/1.
  116. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 204.
  117. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 205. Ergänzung: Die größte Annäherung an den Nordpol durch Robert E. Peary vom 20. April 1906 lag bei 87°6’N (siehe Peary R.E., Nearest the Pole, Doubleday, Page & Co., New York 1907, S. 134). Nach Untersuchungen des Polarforschers Wally Herbert ist Pearys damaliger Rekordanspruch jedoch anzuzweifeln (siehe Herbert W., Commander Robert E. Peary: Did He Reach the Pole?, National Geographic (September 1988), 387-413.).
  118. Mills, Frank Wild, S. 96. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 31. Dezember 1908, SPRI MS 944/1.
  119. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 210. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 9. Januar 1909, SPRI MS 1537/3/6.
  120. Riffenburgh, Nimrod, S. 410: Frank Debenham im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1956: „Shackleton schenkte dem seelischen und körperlichen Befinden seiner Männer mehr Aufmerksamkeit als Scott. Scotts Ziel war es, unbedingt hinzukommmen, während Shackleton lebend hinkommen wollte.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 1456/66.
  121. Riffenburgh, Nimrod, S. 307: Auf die Frage seiner Frau Emily, weshalb er vorzeitig umgekehrt sei, erwiderte Shackleton: „Ich dachte, ein lebender Esel ist Dir lieber als ein toter Löwe.“
  122. Riffenburgh, Nimrod, S. 305. Zitiertes Originaldokument: Jameson Adams im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
  123. Riffenburgh, Nimrod, S. 329–330.
  124. Riffenburgh, Nimrod, S. 330. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 19. Januar 1909, SPRI MS 944/1.
  125. Riffenburgh, Nimrod, S. 330. Zitiertes Originaldokument: Jameson Adams im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
  126. Riffenburgh, Nimrod, S. 336. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 31. Januar 1909, SPRI MS 944/1.
  127. Riffenburgh, Nimrod, S. 337. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 24. August 1950, SPRI MS 656/1/2.
  128. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 221. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 21. Februar 1909, SPRI MS 1537/3/6.
  129. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 223.
  130. Riffenburgh, Nimrod, S. 341. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 23. Februar 1909, SPRI MS 944/1.
  131. Riffenburgh, Nimrod, S. 360. Zitiertes Originaldokument: Frank Wild, Memoiren: 54; Mitchell Library; State Library of New South Wales ML MSS 2198/1: CY Reel 15; Mrs Anne M. Fright.
  132. Huntford, Shackleton, S. 238.
  133. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 265.
  134. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 291–292.
  135. Riffenburgh, Nimrod, S. 321. Zitiertes Originaldokument: Tannat William Edgeworth David, Narrative, in Ernest Henry Shackletons The Heart of the Antarctic, S. 309-311.
  136. Riffenburgh, Nimrod, S. 355–356. Zitiertes Originaldokument: Tannat William Edgeworth David, Narrative, in Ernest Henry Shackletons The Heart of the Antarctic, S. 329–330.
  137. Frederick Pryce Evans (Kapitän der Nimrod), Bericht über die Britische Antarktis-Expedition, SPRI MS 369.
  138. Fisher, Shackleton, S. 236: Der Bericht war das längste Überseetelegramm aller Zeiten, das von Neuseeland abgeschickt wurde.
  139. Huntford, Shackleton, S. 308. Zitiertes Originaldokument: Brief von Clements Markham an Robert Falcon Scott vom 31. März 1909, SPRI MS 10.
  140. Riffenburgh, Nimrod, S. 370. Zitiertes Originaldokument: Brief von John Scott Keltie an Ernest Shackleton vom 1. April 1909, SPRI MS 1456/19.
  141. Huntford, Shackleton, S. 304. Zitiert aus einem Brief von Robert Falcon Scott an John Scott Keltie vom 28. März 1908.
  142. Crane, Scott of the Antarctic, S. 432: Scott nahm ein Exemplar von Shackletons The Heart of the Antarctic mit auf die Terra-Nova-Expedition und hatte eine Abschrift der Tagebuchaufzeichnungen von Frank Wild über Shackletons Marsch zum Südpol dabei. Bereits die von Scott gewählte Route von der Ross-Insel über das Ross-Schelfeis und den Beardmore-Gletscher zum Polarplateau entsprach exakt derjenigen, die zuvor Shackleton gewählt hatte.
  143. Riffenburgh, Nimrod, S. 394.
  144. Riffenburgh, Nimrod, S. 383. Zitiertes Originaldokument: Undatierter Brief (Jahr: 1909) von Edward Wilson an Ernest Shackleton, SPRI MS 28.
  145. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 362.
  146. Shackleton, The Heart of the Antarctic, S. 210.
  147. Riffenburgh, Nimrod, S. 386. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 9. Januar 1909, SPRI MS 1456/55.
  148. Fisher, Shackleton, S. 249.
  149. Riffenburgh, Nimrod, S. 386.
  150. Riffenburgh, Nimrod, S. 385.
  151. The London Gazette Nr. 28321, S. 9763.
  152. Fisher, Shackleton, S. 251. Zitiert aus dem Brief von John Scott Keltie (RGS) an Cuthbert Bayes (Hersteller der Medaille) vom 19. April 1909.
  153. Riffenburgh, Nimrod, S. 395. Zitiertes Originaldokument: Brief von Roald Amundsens an John Scott Keltie vom 25. März 1909, SPRI MS 1456/16.
  154. Riffenburgh, Nimrod, S. 394: Shackletons Unterstützung durch die Ross Sea Party zur (gescheiterten) Durchquerung der Antarktis fand unter der Leitung von Aeneas Mackintosh statt und wird gemeinhin getrennt zur Endurance-Expedition betrachtet. Mackintosh, Arnold Spencer-Smith und Victor Hayward (1888–1916) verloren dabei ihr Leben. Shackleton starb während der Quest-Expedition eines natürlichen Todes.
  155. Stefánsson, The friendly Arctic, S. 722−723.
  156. Riffenburgh, Nimrod, S. 403–404.
  157. Shackleton liebte Whisky. In: Polar News vom 22. Dezember 2009 (abgerufen am 30. August 2010).
  158. Ernest Shackletons Whisky in Antarktis entdeckt. In: Welt Online vom 6. April 2010 (abgerufen am 16. August 2010).

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