Non testatum

Non testatum

Als Zeitungsente (seltener auch Zeitungssage) wird umgangssprachlich eine Falschmeldung in der Zeitung bezeichnet. Mit „Zeitungsente“ werden sowohl bewusste Fälschungen bezeichnet (so genannte Tatarenmeldungen), als auch Irrtümer.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsherkunft

Über die Herkunft des Begriffes kursieren vier Erklärungen.

N. T.

Sehr häufig wird behauptet, dass er sich phonetisch aus der Abkürzung „N. T.“ (oder auch nt; engl.: not testified oder ganz einfach aus not true) ableitet, die in einigen englischsprachigen Zeitungen hinter nicht überprüften Meldungen den unklaren Wahrheitsgehalt kennzeichnet. Die Bezeichnung entstammt dem Lateinischen non testatum („nicht geprüft“) und spricht sich im Deutschen wie „eN-Te“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen viele deutsche Zeitungen ihre Informationen von den amerikanischen und englischen Streitkräften. Diese Informationen konnten aber oft nicht überprüft werden. Daher wurden sie mit dem Zusatz N.T. versehen. Da auch falsche Meldungen dabei waren, entwickelte sich NT in der Umgangssprache zur Ente und damit zur Zeitungsente.

Blaue Enten

Eine Theorie der Brüder Grimm führt den Ausdruck auf Martin Luther zurück, den sie mit den Worten zitieren: „So kömpts doch endlich dahin, das an stat des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten gepredigt wird.“ Die „blauen Enten“ stehen als Sinnbild für die Irrlehre.

Lugende

Georg Büchmann leitet in seinen Geflügelten Worten wie folgt her: Luther verwendete in einer Predigt das Wort Lugenda für eine seiner Meinung nach unglaubwürdige Legende über Franz von Assisi. Dieses Wort griff später Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen auf (Lugende in „Das wunderbarliche Vogel-Nest”, 1672). Bei Christian Reuter („Schelmuffskys curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande, von E. S.”, 1696) heißt es Lüg-Ente, im Laufe der Zeit zu Ente verkürzt.

Gallizismus donner des canards

In jüngster Zeit scheint sich die Deutung durchzusetzen, dass die Zeitungsente im 19. Jahrhundert aus dem französischen donner des canards („Enten geben“) in den deutschen Sprachgebrauch kam. Der Begriff steht in Frankreich auch für Lüge oder Schwindel und bezieht sich wohl darauf, dass die Ente als unzuverlässige Brüterin bekannt ist. Noch heute verweist der Titel der Zeitung Le Canard enchaîné auf diesen Zusammenhang.

Der deutsche Zeitungshistoriker Martin Welke, ehemals ebenfalls ein Anhänger der „N. T.“-Theorie, stieß in seiner Zeitungssammlung auf eine Karikatur von 1849 mit dem Titel Der journalistische Eiertanz.[1] Diese zeigte einen Schreiberling mit seinen Utensilien und einer Umhängetasche, aus der zwei Enten herausschauen, die auch noch entsprechend beschriftet sind. Die Tatsache, dass Enten schon seit so langer Zeit mit dem Journalismus in Verbindung gebracht werden, überzeugte auch Welke, dass die Erklärung mit dem N. T. wohl selbst eine Ente ist.[2]

Im Französischen gibt es die Formulierung „vendre des canards à moitié“ (Enten zur Hälfte verkaufen), ein Ausdruck dafür, zumindest nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Nach Roger Alexandre[3] tritt der Ausdruck in dieser Bedeutung bereits in der 1616 erschienenen Sammlung „Comédie de Proverbes“ von Montluc auf. Daraus leitet sich das im Englischen gebräuchliche „canard“ (Lüge und insbesondere auch Zeitungsente) ab.

Siehe auch

Verwandte Themen

  • Fingierter Lexikonartikel, erfundene Artikel in Lexika
  • Grubenhund, eine Ente, die bei aufmerksamem Lesen erkennbar ist, aber bei oberflächlichem Überfliegen nicht auffällt und mit deren Hilfe Journalisten der Nachlässigkeit überführt werden sollen
  • Hoax, im Deutschen meist bedeutungsverengt: eine Falschmeldung, die über elektronische Medien verbreitet wird (auch: ein vermeintliches Schadprogramm wie z. B. ein Computervirus, der gar keiner ist); im Englischen ziemlich genau das, was im Deutschen mit „Ente“ bezeichnet wird
  • Urban Legend, eine Falschmeldung, die weitererzählt wird (also eine moderne Form des Gerüchts oder des Dorfklatsches, bei dem am Ende womöglich das Gegenteil dessen herauskommt, was tatsächlich geschah)

Musterbeispiel

Literatur

  • Hans Hollstein: Zeitungsenten. Kleine Geschichte der Falschmeldung. Heitere und ernste Spielarten vom Aprilscherz bis zur Desinformation. Stuttgart 1991, ISBN 3-927763-02-0.
  • Horst Friedrich Mayer (Hrsg.): Die Entenmacher. Wenn Medien in die Falle tappen. Deuticke, Wien 1998, ISBN 3-216-30376-4.

Einzelnachweise

  1. http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=2234&language=german
  2. Christoph Drösser: Stimmt’s? Die n.t.-Ente. In: Die Zeit Nr. 52, 18.12.2002, S. 34
  3. Roger Alexandre, La Musée de la Conversation, 3. Auflage Paris 1897, p. 67

Weblinks


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