Norbert Schmelzer

Norbert Schmelzer
Norbert Schmelzer

Wilhelm Klaus Norbert Schmelzer (* 22. März 1921 in Rotterdam; † 14. November 2008 in St. Ingbert) war ein niederländischer Politiker der Katholieke Volkspartij (KVP), später Christen Democratisch Appèl (CDA), der 1980 aus der Fusion der KVP mit der Christelijk Historische Unie (CHU) und Anti-Revolutionaire Partij (ARP) hervorging.

Inhaltsverzeichnis

Studium und berufliche Tätigkeiten

Schmelzer wurde 1921 als Sohn deutscher Eltern in Rotterdam geboren, der Vater stammte aus dem Saarland. Bis 1933 war er in Besitz eines deutschen Passes, gab diesen in Folge der Machtergreifung Hitlers allerdings ab.[1] Schmelzer war während der deutschen Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg Vorsitzender des Raad van negen (Rat der Neun) im Studentenwiderstand.[2] Er absolvierte bis 1947 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Katholieke Economische Hogeschool von Tilburg. Nach der Promotion war Schmelzer bis 1950 Managementassistent bei Unilever. Anschließend war er Beamter im Wirtschaftsministerium. Er war auch als Pianist, Komponist und Dichter tätig.[2]

Politische Laufbahn

Staatssekretär

Schmelzer begann seine politische Laufbahn als Staatssekretär für Inneres von 1956 bis 1959 in den Kabinetten von Willem Drees und Louis Beel. Im Kabinett von Jan de Quay war er 1959 bis 1963 Staatssekretär für Allgemeine Angelegenheiten.

Fraktionsvorsitzender und Sturz der Regierung Cals

Anschließend war Schmelzer Vorsitzender der Fraktion der KVP in der Zweiten Kammer (Tweede Kamer).

In dieser Funktion ging er in die niederländische Geschichte ein, nachdem er in der Nacht vom 13. zum 14. Oktober 1966 mit der überwiegenden Mehrheit der Abgeordneten der KVP sowie den Oppositionsparteien CHU, VVD, SGP, BP und GPV für einen von ihm vorgebrachten Antrag zur Revision des Haushaltsentwurfs von Ministerpräsident Jo Cals, der ebenfalls der KVP angehörte, stimmte. Diese Handlung wurde bekannt als die Nacht van Schmelzer.[3] Cals betrachtete dieses als Misstrauensvotum und trat am 22. November 1966 zurück.

Außenminister

Im Kabinett von Barend Biesheuvel war Schmelzer vom 6. Juli 1971 bis zum 11. Mai 1973 als Nachfolger von Joseph Luns Außenminister. In dieser Funktion war er im zweiten Halbjahr 1972 auch Präsident des Rats der Europäischen Union.

Privatleben

Schmelzer war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau hatte er fünf Kinder, von denen zwei früh verstarben. Im Sommer 2008 zog Schmelzer mit seiner zweiten Frau Daphne in die Heimatstadt seiner Familie, das saarländische St. Ingbert. Hier lebte er bis zu seinem Tod im November 2008.[1]

Ehrungen

  • Großkomtur im Orden von Oranien-Nassau, 1963
  • Komtur im Orden vom Niederländischen Löwen, 1973
  • Großkreuz im Orden von Oranien-Nassau, 1991
  • Robert-Schuman-Medaille für seine Verdienste um Europa, 1991[4]
  • Das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
  • Grand Croix de l'Ordre du Mérite de la République Française
  • Verzetsherdenkingskruis (Widerstandsgedenkkreuz)

Veröffentlichungen

Biographische Quellen und Hintergrundinformationen

Einzelnachweise

  1. a b „Zwei begeisterte Neu-St. Ingberter – Schmelzer schrieb Geschichte“, Saarbrücker Zeitung, letzter Abruf 15. November 2008
  2. a b nrc.nl: „Norbert Schmelzer overleden“, 14. November 2008, letzter Abruf 15. November 2008 (niederländisch)
  3. parlement.com: „Nacht van Schmelzer“, letzter Abruf 15. November 2008 (niederländisch)
  4. Robert-Schumann-Medaille (PDF)

Weblinks

 Commons: Norbert Schmelzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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