Norbert Witte

Norbert Witte

Norbert Witte (* 27. April 1955 in Landshut) ist ein deutscher Schausteller und Enkel des berühmten Jahrmarktkünstlers und Hochstaplers Otto Witte („König von Albanien“). Von 1991 bis 2001 war er Betreiber des Berliner Freizeitparks Spreepark. Er ist geschieden und hat fünf Kinder.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Norbert Witte wächst als Sohn eines Schaustellers und einer Lehrerin im Hamburger Schaustellermilieu auf. Beim Versuch, in der Nacht vom 13. auf den 14. August 1981 ein defektes Getriebe an seiner Kompaktloopingbahn Katapult auszubauen, gerät Wittes Teleskopkran in die Flugbahn des Karussells Skylab. Bei dem bis heute schwersten Kirmesunfall sterben 7 Menschen und 15 werden z. T. schwer verletzt. Das Landgericht Hamburg verurteilte ihn 1985 wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Weil sich Witte dem Prozess entzogen hatte, musste er einige Zeit in Untersuchungshaft zubringen.

Unbekannte verüben auf die in einer Hamburger Lagerhalle abgestellte Loopingbahn Katapult einen Brandanschlag, bei dem diese schwer beschädigt wird. Schmierereien an den Wänden der Lagerhalle deuten auf einen Racheakt im Zusammenhang mit dem Unfall hin.

Nach dem Verkauf des beschädigten Katapult reist Witte mit einem Musikexpress überwiegend in Jugoslawien, da er für deutsche Kirmesveranstaltungen keine Zulassungen mehr bekommt. Im Zuge der deutschen Einheit mietet Witte 1990 zwei Fahrgeschäfte im Berliner Kulturpark.

1991 erhält die von seiner damaligen Ehefrau Pia Witte vertretene Spreepark GmbH unter sieben Bewerbern den Zuschlag für den vom Berliner Senat abgewickelten VEB Kulturpark Berlin. Der ursprüngliche Ost-Berliner Rummelplatz Kulturpark wurde als Spreepark zu einem Freizeitpark nach westlichem Vorbild umgestaltet. 1997 wurde schließlich mit dem Berliner Senat ein Erbbaurechtsvertrag geschlossen.

Norbert Witte engagierte sich mit seiner Familie ab 1997 verstärkt politisch in der CDU im Berliner Bezirk Treptow. So wurden Angestellte des Spreeparks im Berliner Wahlkampf eingesetzt, um Aufsteller zu verteilen und Plakate zu kleben. Bei einer Bestandsaufnahme 2003 musste der Treptow-Köpenicker CDU-Chef Oliver Scholz eingestehen, dass über 100 der durch Witte und seine Angehörigen geworbenen Neumitglieder lediglich Karteileichen sind.[1] Im Gegenzug wurde Wittes Engagement mit einem fast blinden Vertrauen der Politiker belohnt, was das Land Berlin letztlich 15 Millionen Euro kostete.

Zum Ende der Saison 2001 meldete die Spreepark GmbH & Co. KG Insolvenz an. Am 18. Januar 2002 setzte sich Norbert Witte mit seiner Familie und seinen engsten Mitarbeitern nach Lima in Peru ab. Er verschiffte die sechs Attraktionen „Fliegender Teppich“, „Butterfly“, „Spider“, „Baby-Flug“, „Wild River“ und „Jet Star“ in 20 Schiffscontainern. Mitarbeiter ließ Witte im Glauben, er baue die Fahrgeschäfte zu Reparaturzwecken ab. Im Rahmen des 2002 durchgeführten Insolvenzverfahrens blieben Schulden in Höhe von 11 Millionen Euro übrig.

Norbert Witte scheiterte auch in Lima mit dem Versuch einen „Lunapark“ zu betreiben. Am 19. Mai 2004 wurde Witte zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte im November 2003 versucht, in Masten des Fahrgeschäftes „Fliegender Teppich“ 167 kg Kokain von Peru nach Deutschland zu schmuggeln, um damit den Rücktransport der Geräte zu finanzieren. Am 6. November 2003 wird Witte in Berlin verhaftet. In der Untersuchungshaft in Berlin-Moabit erlitt Witte einen Herzinfarkt. Wittes Sohn, Marcel Witte (* 1980), wurde im Oktober 2006 von einem peruanischen Gericht ebenfalls wegen des Drogenschmuggels zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt.

Im Mai 2008 wurde Witte vorzeitig aus der JVA Düppel entlassen.

Verschiedenes

Die Neuköllner Oper hat das Debakel um Witte und den Spreepark zu einem dokumentarischen Theaterstück aufgearbeitet.[2] Regisseur Peter Dörfler drehte über die Familie Witte und den Spreepark den Dokumentarfilm „Achterbahn“ (2009).[3]

Belege

  1. Berliner Zeitung: CDU-Chef will mehr Transparenz, 15. April 2003
  2. Berliner Zeitung: Geschichten aus dem Plänterwald
  3. Achterbahn – Dokumentation

Weblinks


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