OH-58 Kiowa

OH-58 Kiowa
Bell OH-58 Kiowa
OH-58 "Kiowa" 1997
OH-58 "Kiowa" 1997
Typ: Leichter Aufklärungs- und Kampfhubschrauber
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Bell Helicopter
Erstflug: 10. Januar 1966
Indienststellung: Mai 1969
Produktionszeit: 1966 bis 1989
Stückzahl: ca. 2.200

Der Bell OH-58 Kiowa ist ein leichter Aufklärungs- und Kampfhubschrauber der US Army.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Indienststellung

1960 schrieb die Army einen Wettbewerb zur Entwicklung eines leichten Beobachtungshubschraubers LOH (Light Observation Helicopter) aus. Alle namhaften amerikanischen Hubschrauber-Hersteller reichten Entwürfe ein, Bell Helicopters nannte seinen Prototypen OH-4/206A und kam mit diesem Modell unter die besten drei, verlor den Wettbewerb dann aber gegen den Hughes OH-6 (MD 500).

Bei Bell war man jedoch vom OH-4 so überzeugt, dass man ihn mit nur unwesentlichen Änderungen für zivile Kunden produzieren ließ. Dieses Modell 206B (genannt JetRanger) in all seinen Weiterentwicklungen ist bis heute der wohl kommerziell erfolgreichste Zivilhubschrauber.

Inzwischen (1967) kämpfte Hughes mit scheinbar unlösbaren logistischen Problemen, die die Produktionskosten des LOH in die Höhe trieben. Die Army brauchte jedoch auf Grund des auf seinem Höhepunkt befindlichen Vietnamkrieges dringend kostengünstige Aufklärungshubschrauber. Der LOH-Wettbewerb wurde deshalb neu ausgeschrieben, und diesmal wurde Bells Modell 206A zum Sieger erklärt. Der Hubschrauber kam sofort mit großem Erfolg in Vietnam zum Einsatz, bis Kriegsende wurden über 2.000 Maschinen von Bell ausgeliefert.

Modifizierung und Export nach Österreich

OH-58B Sonderlackierung

Ab 1978 wurden 300 OH-58A zur leistungsgesteigerten Version OH-58C umgebaut (OH-58B waren Modelle für den Export nach Österreich). Die ersten OH58B für Österreich wurden am 14. Juni 1976 (3C-OA bis 3C-OF) in Kisten, teilweise zusammengebaut, nach Langenlebarn geliefert.

Weitere Kampfwertsteigerung

Um den Kampfwert der Hubschrauber weiter zu steigern, wurden OH-58 im Rahmen des Army Helicopter Improvement Program (AHIP) ab 1985 mit dem McDonnell Douglas MMS (Mast Mounted Sight) Mastvisier ausgestattet. Diese über dem Hauptrotor befestigte Kugel bildet heute das Kernstück der Aufklärungsfähigkeiten des OH-58. Sie besteht aus einer Tageslicht-Fernsehkamera, einem stabilisiertem FLIR sowie einem Laserentfernungsmesser und Zieldesignator. Das Gerät wurde bei der Aufrüstung der Kiowas zum Standard OH-58D in Serie verbaut.

Ab 1987 wurden dann 15 Maschinen unter der Tarnbezeichnung Prime Chance weiter modifiziert und bewaffnet. Die Bezeichnung für diese Maschinen lautete zunächst TF-118.

Neben den neuen optischen Systemen verfügt der OH-58D Kiowa Warrior auch über ein neues, übersichtlicheres Cockpit mit zwei Multifunktionsdisplays und Head-Up-Display für den Piloten. Neue Rotoren und stärkere Motoren und Getriebe machen ihn noch leistungsfähiger. Zur Aufzeichnung der Kamerabilder wurde ein Videorekorder eingebaut, außerdem erhielten die Flugwerke ein ARN-118- Tacan-Navigationsgerät. Es stehen ein Radarwarnempfänger AN/APR-39/44 RWR und ein AN/ALQ-144-Infrarotstörgerät (gegen wärmesuchende Raketen) zur Verfügung. Um in kontaminierter Umgebung fliegen zu können, ist ein Filtersystem eingebaut, das die Besatzung mit Frischluft für die MOPP-IV-Schutzkleidung versorgt, da der Helikopter selbst nicht luftdicht versiegelt werden kann. Außerdem verfügen die Helikopter über eine bessere Abschirmung gegen elektromagnetische Interferenzen, wie sie durch Schiffsradar ausgelöst werden können.

Bewaffnung

OH-58D "Kiowa Warrior"

An zwei Pylonen können folgende Waffen angebracht werden:

  • je zwei AGM-114 Hellfire-Luft-Boden-Flugkörper
  • je zwei Stinger-Luft-Luft-Flugkörper
  • je ein M260-Raketenstartbehälter für sieben ungelenkte 2,75"-Hydra-70-Raketen
  • ein schweres Maschinengewehr im Kaliber .50 BMG (nur linke Seite)

Die Waffenkonfiguration wird meist so gewählt, dass ein Zweier-Team von Helikoptern jede der oben genannten Waffen mitführt.

Bei der 1st Squadron 17th Cavalry der US-Armee sollen ca. 15 Kiowa Warrior in einer Low-Observable-Version im Einsatz stehen. Hierfür wurden die Maschinen mit radar-absorbierenden Materialien beschichtet, um den Radarquerschnitt herabzusetzen.

Einsatzbeispiel

Kiowa Warrior waren zwischen 1987 und 1989 erfolgreich als Tankereskorten im persischen Golf eingesetzt und konnten auch im zweiten Golfkrieg erfolgreiche Angriffe gegen Schiffe, Raketenstellungen und andere Ziele vorweisen, ohne eigene Verluste hinnehmen zu müssen. Weitere Einsätze erfolgten im Rahmen der Peace Implementation Forces (IFOR) in Bosnien-Herzegowina.

Der Nachfolger

Da es schwere Verluste im Irak zu verzeichnen gab und die zum Teil fast 40 Jahre alten Hubschrauber langsam am Ende ihrer Dienstzeit angelangt sind, wurde am 9. Dezember 2004 der Armed Reconnaissance Helicopter (ARH) ausgeschrieben. Bell Helicopter Textron beteiligte sich mit der Bell 407, MD Helicopters Inc. hingegen mit einer modernisierten MH-6 Little Bird. Am 29. Juli 2005 gab die US Army die Bell 407 als Gewinner der ARH Ausschreibung bekannt. Der auf der Bell 407 basierende Hubschrauber trug nun die Bezeichnung ARH-70A und sollte ab 2008 die alten Maschinen vom Typ Kiowa ersetzen, wobei die Anschaffung von 368 Hubschraubern geplant war. Am 16. Oktober 2008 gab das Pentagon jedoch bekannt, die Neuanschaffung des ARH-70 zu stoppen. Grund dafür waren die zu niedrigen Leistungen sowie die Überschreitung der Anschaffungskosten.[1]

Technische Daten des Modells OH-58B (Österreich)

  • Triebwerk: 1 Wellenturbine Allison 250-C20 mit 294 kW (400 PS)
  • Höchstgeschwindigkeit: 222 km/h
  • Max. Startgewicht: 1.450 kg
  • Reichweite mit Standardbetankung: ca. 460 km oder 2,5 Flugstunden
  • Kraftstoffverbrauch: 85–90 l/h
  • Dienstgipfelhöhe: 6.400 Meter
  • Länge: 9,80 Meter
  • Höhe: 2,92 Meter
  • Rotordurchmesser: 10,77 Meter
  • Außenlasthaken: max. 550 kg Belastung
  • Bewaffnung: Gatlingsystem: sechsläufiges MG, 7,62 mm; Kadenz: 2.000 bzw. 4.000 Schuss/min; 2.000 Schuss im Munitionsbehälter; Einsatzschussweite bis 1.000 Meter

Technische Daten des Modells OH-58D

Risszeichnung der OH-58D
  • Triebwerk: 1 Allison-Wellenturbine T 703 AD-700 mit 478 kW (650 PS)
  • Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
  • Höchstgeschwindigkeit in 1220 m mit Beladung: 204 km/h
  • Max. Steigrate: 469 m/min
  • Leergewicht: 1.492 kg
  • Max. Startgewicht: 2.495 kg
  • Reichweite mit Standardbetankung: 460 km oder 2,5 Flugstunden
  • Länge über alles: 12,85 m
  • Rotordurchmesser: 10,67 m
  • Höhe: 3,93 m
  • Rumpfbreite: 1,97 m
  • bis 907 kg Waffenzuladung

Siehe auch: Liste der Hubschrauber

Weblinks


Belege

  1. Jane's Defense Weekly, 22. Oktober 2008, S. 5

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