Obermarsberg

Obermarsberg
Obermarsberg
Stadt Marsberg
Koordinaten: 51° 27′ N, 8° 51′ O51.4502777777788.8527777777778Koordinaten: 51° 27′ 1″ N, 8° 51′ 10″ O
Fläche: 21,46 km²
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 34431
Vorwahl: 02992

Obermarsberg ist einer von 17 Stadtteilen der Stadt Marsberg. Der Ort befindet sich an der Stelle der frühgeschichtlichen Eresburg. Karl der Große gründete dort ein Kloster, dass als Propstei von Corvey bis 1803 Bestand hatte. Daneben entwickelte sich im 13. Jahrhundert eine Stadt. Gegen Ende des dreißigjährigen Krieges zerstört, wurde sie wieder aufgebaut, erreichte aber nicht mehr die frühere Bedeutung. Seit 1975 ist sie Teil der neuen Stadt Marsberg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt auf einem Bergplateau auf etwa 400 m ü. NN. An drei Seiten fällt der Berg steil ab. Nur im Süden erlaubt ein Sattel einen relativ problemlosen Zugang. Das Plateau ist etwa 1 Kilometer lang und einen halben Kilometer breit. Der Platz reichte zum Bau von Häusern und Anbau von Nahrung aus.

Geschichte

Nachbildung einer "Irminsul" in der Kirche St.Petrus und Paulus Obermarsberg
Turm der Stiftskirche
Nikolaikirche
Altes Rathaus und Pranger

Vor- und Frühgeschichte

Erste Besiedlungsspuren in Form von Feuersteinwerkzeugen fanden sich in der sogenannten Weißen Kuhle. Sie stammen etwa aus der Zeit um 14.000 v. Chr. In der Nähe der Stiftskirche fand man Überreste der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur. Wahrscheinlich hat es in der vorrömischen Eisenzeit eine Wallburg mit einer Holz-Erde-Befestigung gegeben. In der sächsischen Zeit befand sich auf dem Plateau die Eresburg. Dort soll sich auch das bedeutende Stammesheiligtum Irminsul befunden haben.

Mittelalter

Karolingische Zeit

Erstmalig tritt das Gebiet von Obermarsberg im Jahr 772 in Erscheinung, als Karl der Große während des Krieges gegen die Sachsen die auf dem Berg gelegene Eresburg eroberte. Er zerstörte das sächsische Heiligtum, die Irminsul, und ließ durch Missionare um Sturmius eine erste Kirche errichteten. 785 ließ er an Stelle der Irminsul eine steinerne Basilika erbauen, die angeblich 799 von Papst Leo III. bei einem Treffen mit Karl dem Großen auf der Eresburg im Jahr 799 geweiht wurde. 774 eroberten die Sachsen die Eresburg zurück, doch schon ein Jahr später konnte Karl die Eresburg zurückerobern und neu aufbauen. Danach blieb trotz mehrfacher anschließender Aufstände der Sachsen die fränkische Herrschaft über die Eresburg erhalten. 780 soll das Kloster Obermarsberg von Karl gegründet worden sein.

826 schenkte Ludwig der Fromme die Eresburg mit dem Kloster und der Kirche dem Kloster Corvey. König Ludwig das Kind verlieh im Jahr 900 der unterhalb der Eresburg im Tal gelegenen Villa Horhusen (dem späteren Niedermarsberg) einen öffentlichen Markt sowie Münz- und Zollrechte. 1115 wurde die Burg durch Friedrich von Arnsberg und 1145 Volkwin von Schwalenberg zerstört. Zwischen 1205 und 1208 wurde die Burg vom Abt von Corvey wieder aufgebaut.

Stadtentstehung

Zwischen 1200 und 1220 zogen Einwohner der unter dem Berg gelegenen Siedlung Horhusen auf die Anhöhe und gründeten dort dicht unterhalb der ehemaligen Eresburg eine Stadt, die "Mons Martis" oder auch "Heresberg" genannt wurde. Im Zuge der Übersiedlung wurde die frühgotische Nikoleikirche erbaut. Gegenüber der verkehrsgünstig im Tal gelegenen Siedlung, die erst im 19. Jahrhundert sich zur Stadt entwickeln konnte, überwog bei Obermarsberg der Befestigungscharakter. Die Stadt wurde mit Mauern und Türmen befestigt.

1222 wurde erstmalig das Stadtgericht erwähnt. 1228 widerrief König Heinrich VII. die von ihm zwei Jahre zuvor vorgenommene Übertragung der Besitzrechte der Eresburg an den Kölner Erzbischof und gab sie wieder an den Abt von Corvey. 1229 wird in einer Urkunde die Zugehörigkeit der neuen Stadt zum Bistum Paderborn betont. Dabei ist erstmals von 12 "consules" (Ratsherren) und von der Gemeinde die Rede. Schon ein Jahr später erhielt der Erzbischof von Köln von Kloster Corvey die Hälfte von Marsberg, während Corvey das Kloster in Marsberg behielt. Die Burgmannen wurden von beiden gemeinsam bestimmt.

Die Stadt war ein bedeutender Handelsort und war im Spätmittelalter Mitglied der Hanse.

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert hatte sich die Stadt der Reformation angeschlossen. Dabei spielten Konflikte mit dem Kloster Corvey ebenso eine Rolle wie das Vorbild des benachbarten Waldeck. Den Bürgern gelang es immer wieder die Einsetzung katholischer Pfarrer zu verhindern. Nach dem Ende des Kölner Erzbischofs Gebhard I. von Waldburg, der versucht hatte im seinem Machtbereich den Protestantismus offiziell einzuführen, änderte sein Nachfolger Ernst von Bayern zunächst nichts an der Konfession. Unter Ferdinand von Bayern begann auch im zum Herzogtum Westfalen gehörenden Marsberg die Gegenreformation. Er befahl, bis zum Jahr 1628 die katholische Konfession anzunehmen oder auszuwandern. Gleichwohl dauerte es Jahrzehnte, bis alle Bürger katholisch waren. Nach 1630 gab es kaum noch evangelische Einwohner in der Stadt. Die Gegenreformation hatte für die Stadt negative Folgen. Viele Bürger wanderten ab und zahlreiche Häuser verfielen.

Im 30-jährigen Krieg wurde sie ab 1632 mehrfach von Hessen und Schweden belagert und 1646 fast vollständig zerstört. Fast 200 Häuser gingen in Flammen auf. Auch das Stift und das Rathaus wurden zerstört. Dabei ging auch das städtische Archiv verloren. Die Sieger brachen Mauern und Tore ab, so dass die Bewohner in der Folgezeit zu großen Teilen wieder ins Tal zogen. Gleichwohl konnte Obermarsberg seine politische Vormacht gegenüber der Unterstadt bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches behaupten. Im Jahr 1808 erhielt dann Niedermarsberg seine Unabhängigkeit. Das Justizamt wurde 1827 in die Unterstadt verlegt. Eine industriellen Entwicklung wie in der Unterstadt fand in Obermarsberg nicht statt.

Am 1. Januar 1975 wurde Obermarsberg in die neue Stadt Marsberg eingegliedert.[1]

Sehenswürdigkeiten

  • Die Stiftskirche St. Petrus und Paulus gilt als eine der ersten Kirchen Westfalens. Neben der Kirche sind auch noch Teile des Stiftsbezirks erhalten. Die Kirche geht auf eine Basilika aus der Zeit Karls des Großen zurück und stammt in ihrer heutigen Form im Wesentlichen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Innenausstattung ist Barock.
  • Vor der Stiftskirche steht eine als Rolandstatue bezeichnete stark verwitterte Figur aus der Zeit um 1600. Tatsächlich stellt sie wohl Karl den Großen als Kirchenstifter mit der Kirche in der Hand dar.
  • Der Eingangsbereich des Stifts wird vom Benediktusbogen gebildet. Dieser stammt aus dem Jahr 1759. In einer Nische über dem Durchgang befindet sich eine Statue des heiligen Benedikt. Darüber ist die päpstliche Tiara zu sehen.
  • Neben dem Benediktusbogen ist ein erster Bildstock zu sehen. Er ist der erste von sieben Stationen, die die sieben sieben Fußfälle Christi darstellen. Sie säumen den Weg zum Kalvarienberg. Dieser liegt außerhalb der alten Standmauern. Auf dem 373 m hohen Kalvarienberg wurde als Endpunkt des Kalvarienweges 1868 eine neugotische Kapelle erbaut. Der Altar als Sinnbild des Endpunktes des Leidensweges Christi ist als Heiliges Grab gestaltet.
  • Die Nikolaikirche aus dem 13. Jahrhundert (erbaut zwischen 1229 und 1247, 1877 erfolgte eine gründliche Renovierung) wird oft als eine der schönsten frühgotischen Kirchen in ganz Westfalen bezeichnet.
  • Der jüdische Friedhof lag außerhalb der Stadtmauern vor dem Südtor.
  • Der Schandpfahl, Pranger Kaak oder auch Kook genannt, steht vor dem alten Rathaus. An ihm wurden hauptsächlich im 16. Jahrhundert Verbrecher, meist für Mundraub, Feldraub, Schlägereien oder Trunksucht schuldig gesprochen, mit Fußfesseln und Halsband gefesselt und so der Öffentlichkeit zur Verspottung und Abschreckung präsentiert. Im Jahr 1972 wurde der Pranger anlässlich der 1200-Jahrfeier von Obermarsberg renoviert. Weitere fachmännische Restaurierungsarbeiten erfolgten 2001 unter Mitwirkung des LWL-Landesdenkmalamt Münster.
  • 'Altes Rathaus' Das Alte Rathaus von Obermarsberg wurde erstmals in 1377 urkundlich an der heutigen Stelle erwähnt. Wahrscheinlich ist es noch viel älter. Das Alte Rathaus wurde im 30 jährigen Krieg zu 2/3 zerstört- das Ratsarchiv wurde vernichtet. Der bis heute erhaltene Teil des Alten Rathauses wurde 1650 wieder aufgebaut. Bis 1827 wurde das Gebäude als Gerichtshaus genutzt, anschließend diente es als Wohngebäude. Im Jahr 1847 erfolgte dann eine Renovierung. Nach einem Blitzschaden wurde es 1922 vom Landwirt und Bergmann Josef Thiele (Großvater des heutigen Eigentümers Albert Zeitler) gekauft und wieder in Stand gesetzt. Umfangreiche Innenrenovierungen erfolgten 1981 und 1982. Das Gebäude befindet sich seit 1922 in Privatbesitz.
  • Drakenhöhlen - Unterhalb des Buttenturms liegen die Drakenhöhlen. Auch hier befanden sich Quellen, die zur Wasserversorgung der Stadt dienten.
  • Rittersprung - Es gibt mehrere Legenden zum ‚Rittersprung’ genannten Felsen. Die populärste von ihnen besagt, dass ein junger Ritter auf der Flucht vor einem Ritter des Raubrittergeschlechts von Padberg hierher kam, um Zuflucht im nahen Kloster zu suchen. In der Nacht durchquerte er, um auf kürzestem Weg zum Kloster zu gelangen, den Wald. Dort soll ihm laut Sage vom Hang über ihm sein Gegner entgegengekommen sein, woraufhin er in Panik wendete und mit seinem Pferd den Felsen hinabstürzte. Den Sturz, der tödlich hätte sein müssen, überlebte er wie durch ein Wunder, er entkam seinem Verfolger und floh unverletzt.
  • Wasserturm und Buttenturm - Noch heute sind Überreste der alten Stadtmauer zu besichtigen, zu denen der Wasserturm und der Buttenturm zählen. Insgesamt gab es 7 Festungstürme entlang der Stadtmauer.
    • Der Wasserturm erhielt seinen Namen nach seiner zweiten Funktion als Brunnen, durch den die Oberstadt mit Wasser aus dem Tal versorgt wurde. Insgesamt gab es auf der Eresburg 11 wichtige Brunnen und Quellen, die die Trinkwasserversorgung garantierten.
    • Der Name Buttenturm leitet sich von ‚bouten’ ab, was ‚außen’ bedeutet; der Turm war Außenturm der Festung. Außerdem befand sich hier das heute noch zu besichtigende Verlies. Durch seine Lage galt die Eresburg lange als extrem schwer einzunehmen.
    • Weitere Wachtürme außerhalb der Stadt, von denen aus die Umgebung leicht zu überblicken war, waren der Mäuseturm und der Priesterbergturm am gleichnamigen Berg. Der Mäuseturm ist ein 13 m hoher Rundturm mit einem Durchmesser von 4,60 m und einer Mauerstärke von 1 m.

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Weblinks

 Commons: Obermarsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Carl Haase: Die Entstehung der westfälischen Städte, 4. Auflage, Münster 1984.
  • Rupert Stadelmaier: Beiträge zur Geschichte Marsbergs. Aus dem Nachlass herausgegeben und bearbeitet von Heinrich Klüppel und Hubert Schmidt, Marsberg o. J. (ca. 1971)
  • Hermann Runte: Zur Geschichte Marsbergs In: Sauerland 2/2010 S.60-68
  • Petrasch: Chronik der tausendjährigen Stadt Obermarsberg. Brilon, 1848 Digitalisat

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