Obermöllrich (Fritzlar)

Obermöllrich (Fritzlar)
Obermöllrich
Stadt Fritzlar
Koordinaten: 51° 8′ N, 9° 9′ O51.1267166666679.15131944444457Koordinaten: 51° 7′ 36″ N, 9° 9′ 5″ O
Einwohner: 630 (2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 34560
Vorwahl: 05622

Obermöllrich ist seit 1972 ein Stadtteil der Domstadt Fritzlar in Nordhessen. Der Ort liegt ca. 3 km östlich der Kernstadt, auf einer Anhöhe oberhalb des Nordufers der Eder, zwischen der Kernstadt und dem Stadtteil Cappel sowie 2 km nördlich des Waberner Ortsteils Zennern. Im Norden grenzt die Gemarkung an den ebenfalls zu Fritzlar gehörigen Stadtteil Werkel.

Geschichte

Im Jahr 800 wird der Ort als „Melriche in pago Hassorum in Mielere marcha” in den sog. „Fuldaer Traditiones” erstmals urkundlich erwähnt.

Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen und sein Bruder Konrad, der spätere Hochmeister des Deutschen Ordens, schenkten am 1. November 1231 dem Deutschen Orden Güter zu Melderich. Vermutlich erfolgte diese Schenkung im Zusammenhang mit der Betreibung der Heiligsprechung ihrer Schwägerin Elisabeth. 1234 übergab das von Heinrich Raspe II. (1140-1148) gegründete Prämonstratenserinnenkloster Ahnaberg (in Kassel) seine Güter zu Obermöllrich ebenfalls dem Deutschen Orden in Erbpacht. Der Orden baute seinen Besitz in Obermöllrich zu einer Kommende (Komturei) aus. 1258 gründete der Orden eine Vogtei. 1305 wurde letztmalig ein Komtur in Obermöllrich erwähnt, danach war es eine Kastnerei. Die Komturei wurde nach Fritzlar verlegt. Eine Goldwäsche, die der Orden an der Eder eingerichtet hatte, war nicht ertragreich genug, um sie lange zu betreiben.

Zwischen dem Orden und der benachbarten und Kurmainz gehörenden Stadt Fritzlar kam es zu häufigen Streitigkeiten hinsichtlich der Gemarkungsgrenzen, sodass man schließlich 1341 ein fünfköpfiges Schiedsgericht berief, um den Streit zu beenden.

Zu dieser Zeit besaß der Orden etwa die Hälfte des Dorfes; der Rest und das Gericht waren landgräflich-hessischer Lehensbesitz der aus der Gegend von Bottendorf bei Frankenberg (Eder) stammenden Familie von Lynne (od. Linne), die ebenfalls mit dem Orden von Zeit zu Zeit Gegensätze auszutragen hatte. 1388 einigten sich beide Seiten, eine neue Kapelle im Dorf und eine Wehranlage darum zu bauen. 1395 willigte Landgraf Hermann II. von Hessen ein, dass Gerlach von Linne sein Obermöllricher Lehen für den Rest seines Lebens an den Orden verpfändete. 1448, als die Linnes einen Burgsitz auf dem Kirchhof anlegten, spitzte sich der Streit zwischen dem Orden und den Linnes soweit zu, dass mehrere Familienmitglieder in den Kirchenbann getan wurden. 1484 ließ der Orden ein weiteres Mal den Bann gegen von Linne aussprechen und forderte die Bauern auf, ihren Lehnsherrn zu vertreiben. Linne war der Sache schließlich so leid, dass er nach erfolglosen Verkaufsverhandlungen mit dem Orden seinen Obermöllricher Besitz an den Landgrafen verkaufte, der ihn 1530 an den Grafen Philipp IV. von Waldeck-Wildungen zu Lehen vergab. Die Wildunger verkauften ihren Anteil des Dorfes 1590, und nach mehreren Besitzwechseln kam er dann 1793 an die Herren von Baumbach-Lenderscheid.

Im Jahre 1585 wurden im Dorf 46 Haushalte gezählt. Der Dreißigjährige Krieg hatte, wie im gesamten Hessen, katastrophale Auswirkungen: 1639 gab es noch 14 Ehepaare und zwei Witwen sowie vier Pferde und vier Kühe.

Das im 17. Jahrhundert errichtete Deutschordenshaus, ein bedeutender Fachwerkbau, wurde 1954 abgerissen.

Die heutige Dorfkirche wurde wohl 1674 errichtet, unter Verwendung von Bauteilen der Kapelle von 1388. Der Kirchturm wurde 1755 angebaut und das Schiff durch Fachwerk erhöht. 1898 wurde ein neugotischer Anbau durchgeführt.

Das Dorf war bis in die Neuzeit ein wohlhabendes Bauerndorf, mit einträglicher Landwirtschaft in der fruchtbaren Ederniederung und auf den Lössböden oberhalb. Heute arbeitet der Großteil der Bevölkerung außerhalb und pendelt zur Arbeit in Fritzlar, Wabern und dem Großraum Kassel.

Quellen

  • Werner Ide, Von Adorf bis Zwesten. Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg. A. Bernecker Verlag, Melsungen, 1971

Weblink


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