Obernricht

Obernricht
Obernricht
Stadt Freystadt
Koordinaten: 49° 8′ N, 11° 21′ O49.13888888888911.355277777778Koordinaten: 49° 8′ 20″ N, 11° 21′ 19″ O
Einwohner: 78 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 92342
Vorwahl: 08469

Das Dorf Obernricht ist ein Ortsteil von Freystadt im Oberpfälzer Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Geschichte

Der Ort entstand durch Waldrodung. Die erste urkundliche Bezeugung von Obernricht fällt in das Jahr 1249. Damals gehörten dem Kloster Seligenporten 3 Höfe in „Ruit“. Der restliche Teil des Dorfes gehörte dem Grafen von Hirschberg. Das Lehen über diesen größeren Teil war vermutlich stets an die Herrschaft Jettenhofen übertragen. Alte Urkunden gebrauchen die Bezeichnung „Ruit“ oder Reut. Daraus ist zu schließen, dass Schmellnricht, das früher auch Niederricht hieß etwas jünger ist. Das zwischen Obernricht und Schmellnricht liegende Höfen entstand später.

Um 1523 entstanden über das Lehenrecht in Obernricht Differenzen zwischen Bayern und dem Bischof von Eichstätt. Diese wurden versucht, durch einen Kauf beizulegen. Im Jahr 1586 wurden die Obernrichter Untertanen ihrer Pflicht gegen Bayern enthoben und verpflichteten sich dem Bischof von Eichstätt. Die grundherrlichen und hoheitlichen Rechte waren demnach, wie schon seit Jahrhunderten geteilt. 6 Güter gehörten dem Hochstift Eichstätt unter der Vogtei Jettenhofen und 4 Anwesen gehörten dem Kloster Seligenporten. Ein Hof, der 1457 noch zur Herrschaft Sulzbürg gehörte, wurde später verkauft, möglicherweise an die Seelenkapelle in Günching. Die niedere Gerichtsbarkeit und das Steuerrecht über die Eichstätter Anwesen lag beim Hochstift Eichstätt und die hohe Gerichtsbarkeit bei der Pfalz. Die 4 Seligenportischen Anwesen unterstanden der Niedergerichtsbarkeit des Klosters und wohl schon seit 1329 der pfälzischen Hoheit. Langen Streit gab es über die Landeshoheit des Eichstättischen Ortsteils. Im Jahre 1767 gab es einen großen Vergleich, in welchem der Pfalz die Landeshoheit über Obernricht zugeteilt wurde.

Besonders schwer wurde Obernricht in den Jahren 1632 bis 1634 vom Unheil des Schwedenkrieges betroffen. Das Jettenhofer Steuerregister von 1642 schreibt bei Obernricht: nihil (nichts). Die Anwesen standen öde. Erst 1644 war wieder ein Hof besetzt. 1658 waren fünf der Eichstätter Güter wieder besetzt.

Neben der bayerischen bzw. eichstättischen Grundherrschaft bestand die des Klosters Seligenporten. Das Zisterzienserinnenkloster kam schon bei seiner Gründung zu Besitz in Obernricht. Die Bestätigungsurkunde des Bischofs Heinrich vom 5. Februar 1249 (dies ist die erste urkundliche Bezeugung von Obernricht) nennt 3 Höfe zu Ruit. In der Frühzeit des 19. Jahrhunderts waren die Verhältnisse nach dem Grundsteuerkataster folgende:

  1. Kazl; (1696 Hans Georg Kazlmeier) Der Hof war im Verlauf des 18. Jahrhunderts auf die Stettinger übergegangen. Johann Stettinger übernahm ihn 1835 von seinem Vater Josef. Danach im Besitz der Silberhorn durch Heirat mit Erbtochter. Das Anwesen wurde dann an die Nichte des Silberhorn übergeben, welche Anton Thu-mann aus Lauterbach heiratete. Seither im Besitz der Thumann
  2. Klousermichlhof, heute Klous. 1733 Hans Georg Lehmeier, 1829 Michael Lehmeier durch Übernahme vom Vater. Später folgten die Stettinger, danach Brandl durch Heirat der Erbtochter. There-sia Brandl heiratete Georg Beyer aus Ernersdorf, Vater des heutigen Besitzers.
  3. Esper, heute Fuchs. Seit 1722 hatten die Schäfer das Anwesen inne, erwarben gegen Mitte des 19. Jahrhunderts den Hansmichlhof, heute Esper genannt. Ihnen folgte auf dem Seligenportischen Hof Michel Fuchs, später durch Heirat mit der Erbtochter die Götz.
  4. Oberer Kloushof. Seit Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der Hirscheider. 1822 übernahm Georg Hirscheider. Nach Aussterben des Geschlechts folgte Mendel, danach Schimpl und heute Kaunz jeweils durch Heirat der Erbtochter.

Obernricht gehörte bis zur Einführung der Augsburger Konfession nach Sulzkirchen in die Pfarrei. Bei Errichtung einer protestantischen Pfarrei in Forchheim durch die Pfalz wurde die Ortschaft dorthin gepfarrt. Nach Wiederherstellung der katholischen Religion schloss sich Obernricht der Pfarrei Burggriesbach an, wurde aber 1705 zusammen mit Lauterbach, Schmellnricht und Höfen abermals Forchheim zugewiesen. 1887 erfolgte die Einpfarrung in Burggriesbach. In früherer Zeit feierte Obernricht seine eigene Kirchweih. Allerdings ist unklar auf welche Kirche sich diese bezog.

Im Jahre 1837 erbaute sich die Ortschaft eine gut ausgestattete Kapelle und erwarb für dieselbe ein wertvolles Altärchen, das aus Abenberg stammt. Der Altar stand dort entweder im Kloster Marienburg oder in der Schlosskapelle. Die Bestimmung der Stifterwappen ist bisher nicht gelungen. Der Altar gehört der Frühzeit des 18. Jahrhunderts an. Statt eines Gemäldes zeigt er die geschnitzte Gruppe der Himmelfahrt Mariens. Die Fassung verwendet nur Gold und Silber. Im Jahre 1947 wurde die Kapelle erstmalig renoviert. Bei dieser Renovierung wurde allerdings die Gold- und Silberfassung teilweise mit Farbe übermalt. Gegen Ende der 70er Jahre wurde dann in die Kapelle eingebrochen und sieben Figuren sowie das Altarkreuz entwendet. Dieser Einbuch konnte nicht aufgeklärt werden, so dass auch heute noch Teile des Altares und der sonstigen Kapelleneinrichtung fehlen. Die Dreifaltigkeitsgruppe wurde wieder ergänzt. Im Jahre 1985 wurde dann die Kapelle nochmals renoviert.

Bereits im Jahre 1908 wurde in Obernricht eine Wasserversorgungsanlage errichtet. Damit verfügte der Ort früher als andere Dörfer in der Umgebung über fließendes Wasser. Nach einem Brand des Hirtenhauses wurde 1912 von den Obernrichtern am südwestlichen Ortsrand wieder ein neues Hirtenhaus errichtet. Ursprünglich befand sich dieses Hirtenhaus zwischen dem Mendl-Anwesen und dem Hofbauern-Anwesen. Dieses neue Hirtenhaus wurde dann später vom letzten Dorfhirten, den Süllners gekauft. Um 1925 wurde Obernricht auch an die Stromversorgung angeschlossen. Anfangs konnten jedoch damit nur 2 schwache Glühbirnen pro Haus betrieben werden.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg versuchte die amerikanische Administration größere Gemeinden zu bilden, welche in etwa die Größe der Pfarreien haben sollten. Aus diesem Grund wurde Obernricht ab 1945 zur Gemeinde Burggriesbach zugeschlagen. Diese Eingemeindung hatte sich jedoch nicht bewährt, so dass knapp zwei Jahre später wieder die ursprüngliche Gemeinde aus Höfen und Obernricht gebildet wurde.

1957 wurde mit der Drainage der Obernrichter Flur begonnen. Dabei waren von den Grundbesitzern umfangreiche Hand- und Spanndienste zu leisten. Anfangs wurden die Gräben per Hand ausgehoben. Später konnte auch auf Bagger zurückgegriffen werden. Im Zuge dieser Maßnahme wurde auch der bis dahin durch den Ort fließende, offene Graben verrohrt. Es dauerte bis zum Jahr 1964, bis die gesamte Entwässerungsanlage fertig gestellt war. Im Herbst 1964 wurde dann die Flurbereinigung in Angriff genommen. Als erstes sollte eine neue, geteerte Straße nach Burggriesbach errichtet werden. Dazu wurde im Herbst 1964 noch die Trasse ausgehoben, welche jedoch im Winter dermaßen versumpfte, dass es danach große Probleme mit der Befestigung der Straße gab. Es musste in größerem Umfang ein Bodenaustausch vorgenommen werden. Der Unterbau der Straße ist dadurch sehr mächtig ausgefallen. Durch die Flurbereinigung wurden nach und nach die vielen sehr kleinen Grundstücke zu größeren und besser zu bewirtschaftenden Einheiten zusammengefasst, neue Straßen und Wege angelegt, Hecken gepflanzt und die Eigentumsverhältnisse neu geregelt. Die Flurbereinigung wurde 1972 mit der Abrechnung abgeschlossen. Anschließend wurde noch eine Straßenbeleuchtung installiert.

Probleme bereitete auch die Aufteilung des Gemeindewaldes. Ursprünglich gehörten die Waldgrundstücke der Gemeinde, und die 11 Anwesen, die sog. „Rechtler“, hatten die Nutzungsrechte. Nun sollten die Nutzungsrechte aufgehoben und dafür die Grundstücke aufgeteilt werden. Jedoch dauerte das Verfahren von 1965 bis 1980.

Die bayerische Gemeindegebietsreform wurde in der früheren Gemeinde Höfen und Obernricht relativ schnell und freiwillig umgesetzt, so dass der Ortsteil Obernricht seit 1972 zur Stadt Freystadt gehört.

Nachdem die Wasserversorgungseinrichtung aus dem Jahr 1908 sanierungsbedürftig geworden war, entschieden sich die Ortsbürger für einen Anschluss an die Freystädter Wasserversorgungsanlage. Im Jahre 1989 wurde die neue Einrichtung und zum Abschluss auch ein Dorfbrunnen, der mit Wasser aus der alten Anlage gespeist wird, gebaut.


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