Oberrheinalemannisch

Oberrheinalemannisch
Oberrheinalemannisch

Gesprochen in

Schweiz, Baden-Württemberg, Elsass
Linguistische
Klassifikation

Das Oberrheinalemannische oder aber Niederalemannische im engern Sinn[1] gehört zum Niederalemannischen. Es umfasst das Elsass außer dem Sundgau, den größten Teil vom Breisgau, die Ortenau bis an die Murg und die Region Basel.

Gemeinsame Kennzeichen sind:

  • die Erhaltung des k in Wörtern wie Kopf und stark (vgl. k/ch-Linie)
  • i in Fiir, ficht (fiicht), Bittel, Litt, hitt (= Feuer, feucht, Beutel, Leute, heute) usw.
  • i in Miis, Liis, Hiiser, Bich (Biich) (= Mäuse, Läuse, Häuser, Bäuche) usw.
  • e in schen, bes, Leffel, Lecher (= schön, böse, Löffel, Löcher) usw.
  • fast überall die Richtungsadverbien nuff, na(b), ruff, ra(b), nii (nin), nus (nüs), rii (rin), rus (rüs) (= hinauf, hinunter, herauf, herab, hinein, hinaus, herein, heraus)

Inhaltsverzeichnis

Rheinstaffeln

Typisch für den oberrheinalemannischen Dialektraum ist die oft links- und rechtsrheinisch versetzte staffelartige Untergliederung durch weitere Dialektmerkmale; man spricht diesbezüglich von den sog. Rheinstaffeln. Dies meint, dass ein Wort oder eine Form im Elsass und im Badischen bis zu einer meist unterschiedlichen (Rhein)höhe verbreitet ist. Die Verbreitung von gumpe (= springen) beispielsweise reicht vom Süden her im Oberelsass bis Dessenheim nördlich von Mülhausen, im Breisgau hingegen bis an den Nordrand des Kaiserstuhls. Mit andern Worten wird gumpe im Badischen noch 25 km weiter nördlich gebraucht als im Elsass. An gumpe schließt sich dann beidseits des Rheins springe an.

Rheinstaffel bilden auch

  • Ägerscht(e)/Atzel (= Elster)
  • Seibfe/Seif (= Seife)
  • Obe/Owe (= Abend),
  • Farbe/Farwe (= Farben)
  • nid/nigs (= nichts)
  • bi (bis, bisch) schtill!/sei schtill!
  • gsi(n) (= gewesen) und andere.

Südliche Wort- oder Formtype (z. B. gumpe oder b in Obe) sind vielmals konservativ, sie sind in der obigen Zusammenstellung als erstes genannt. Die nördlichen Wort- und Formtypen sind meistens Neuerungen, welche aus dem Fränkischen kommen. Oftmals sind die Neuerungen im Elsass weiter nach Süden vorgedrungen, weshalb die meisten Isoglossen die Form einer Staffel haben.

Nur in einem begrenzten Gebiet in der Breisgauer Rheinebene und in der südlichen Ortenau sind die typisch elsässischen ü, und oi auf die badische Seite vorgedrungen: Hüüs, Müüs, Fraü, Baüm, Soi (= Haus, Maus, Frau, Baum, Sau) und andere.

Literatur

  • Atlas Linguistique et Ethnographique de l'Alsace. Strasbourg 1969ff
  • Hubert Klausmann, Konrad Kunze, Renate Schrambke: Kleiner Dialektatlas – Alemannisch und Schwäbisch in Baden-Württemberg. Bühl 1993
  • Harald Noth: Alemannisches Dialekthandbuch vom Kaiserstuhl und seiner Umgebung. Freiburg 1993

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch u.a., Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektogie. Berlin/New York 1983 (HSK 1), bes. 829–836 und Karten 47.4 und 47.5.

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