Obersalzberg

Obersalzberg

Obersalzberg ist seit dem 1. Januar 1972 ein Ortsteil der Marktgemeinde Berchtesgaden im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Vor der Eingliederung in die Marktgemeinde Berchtesgaden war der Obersalzberg Teil der selbständigen Gemeinde Salzberg.

Seit dem 19. Jahrhundert wird der Obersalzberg touristisch genutzt. Kern des Tourismus war die von Mauritia Mayer begründete Pension Moritz, die zahlreiche prominente Gäste beherbergte. Mayer wurde als Judit Platter von Richard Voß im Roman „Zwei Menschen“ literarisch verewigt. Um die Jahrhundertwende wies der Obersalzberg viele Zweitwohnsitze bekannter Persönlichkeiten wie Carl von Linde auf.

Ab 1923 war der Obersalzberg Feriendomizil Adolf Hitlers und wurde ab 1933 zum Führersperrgebiet ausgebaut, in der Nachkriegszeit dienten große Teile den amerikanischen Streitkräften als Erholungszentrum. Nach der Freigabe an den Freistaat Bayern im Jahr 1996 wurde 1999 die Dokumentation Obersalzberg eingerichtet und 2005 das Fünf-Sterne-Superior-Hotel InterContinental Berchtesgaden Resort eröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwicklung als Gnotschaftsbezirk

Vermutlich ab dem Ende des 14. Jahrhunderts war Obersalzberg der 5. Gnotschaftsbezirk der Gnotschaft Berg, die 1812 zur Gemeinde Salzberg wurde. Obersalzberg blieb bis zum 31. Dezember 1971 Ortsteil der Gemeinde Salzberg, die erst im Zuge der Gebietsreform in Bayern am 1. Januar 1972 ihre Eigenständigkeit verlor. Seither ist Obersalzberg ein Ortsteil bzw. eine Gnotschaft der Marktgemeinde Berchtesgaden.[1]

Anfänge des Tourismus

Der Obersalzberg war bereits im 19. Jahrhundert eine der Wiegen des Berchtesgadener Tourismus. Obersalzberg war ein Teil der damals selbständigen Gemeinde Salzberg und hatte den Charakter eines kleinen Dorfes mit Laden, Post usw. sowie vielen verstreut stehenden Lehen. Kern des Tourismus war die von Frl. Mauritia (genannt Moritz) Mayer begründete Pension Moritz. Moritz Mayer wurde als Judit Platter von Richard Voß im Roman Zwei Menschen literarisch verewigt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich auch bekannte Persönlichkeiten, wie der Erfinder der Kältetechnik Carl von Linde, am Obersalzberg niedergelassen.[2]

Blick vom Obersalzberg oberhalb des Dokumentationszentrums
Blick vom Obersalzberg oberhalb des Dokumentationszentrums

Zeit des Nationalsozialismus

Der Berghof, 1936

Adolf Hitler hatte durch Dietrich Eckart Berchtesgaden und den Obersalzberg kennengelernt. Im Jahre 1928 mietete Hitler das Haus Wachenfeld für 100 Reichsmark im Monat von der Witwe eines Lederwarenfabrikanten aus Buxtehude. Im Sommer 1933 kaufte er das Haus mit Geldern aus den Tantiemen für sein Buch Mein Kampf und benannte es in Berghof um.

Immer mehr Anhänger Hitlers strömten nach Berchtesgaden, um ihren Führer aus der Nähe zu sehen. Von den Berchtesgadenern wurden sie auch spöttisch als „Wallfahrer“ bezeichnet.

Umgestaltung

Adolf Hitler mit Eva Braun auf dem Berghof 1942
Große Halle im Berghof, 1936

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland erfuhr der Obersalzberg die größten baulichen Veränderungen seiner Geschichte. Anfangs noch ein schlichtes Haus im Stil einer Sommerfrische, entwickelte sich der Berghof bis 1945 durch mehrere Umbauten nach Plänen des Architekten Alois Degano und des Diktators selbst zu einem repräsentativen Wohnsitz. Das Zentrum des Gebäudes bildete der Konferenzraum mit einem versenkbaren Panoramafenster, das den Blick auf den Untersberg freigab.

Um den Berghof gruppierten sich die Häuser der NSDAP-Politiker Martin Bormann, Hermann Göring und Albert Speer sowie Gästehaus, SS-Kaserne, Gutshof mit Gewächshaus und unterirdische Bunker. Beim Aufkauf unter der Leitung des Reichsleiters und Sekretärs Hitlers, Martin Bormann, wurden den Vorbesitzern zuerst Preise über dem Verkehrswert angeboten. Wenn sie nicht verkaufen wollten, wurden sie unter Druck zum Verkauf ihrer Grundstücke gezwungen. Der Fotograf Hans Brandner, der mit dem angebotenen Preis für sein Grundstück nicht zufrieden war, wurde noch in derselben Nacht für zwei Jahre in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Insgesamt wurde Land von 57 Grundbesitzern, hauptsächlich Bergbauern mit ihren alten Lehen, angekauft oder enteignet. Der Großteil der vorhandenen Bebauung wurde abgetragen, der Charakter des Ortes völlig verändert.

In der Grundsubstanz verblieben das Hotel Zum Türken, das zum Quartier des Sicherheitsdienstes ausgebaut wurde, sowie Teile der ehemaligen Pension Moritz des früheren Luftfahrtpioniers Bruno Büchner, die zum Platterhof erweitert wurde, und deren Dependance, das Gästehaus Hoher Göll.

Auf eine Anregung Hitlers hin ließ Martin Bormann auf dem Bergrücken des Kehlstein das heute alljährlich von ca. 500.000 Besuchern frequentierte Kehlsteinhaus, von den Amerikanern Eagle’s Nest (deutsch Adlerhorst) genannt, errichten. Wo die Straße nach 1.700 m kurz vor dem Gipfel endet, führt ein Stollengang 124 m weit in den Fels hinein. Ein Aufzug im Berginneren bringt die Besucher in 41 Sekunden 124 m hinauf, direkt in das Haus. Für diese Baumaßnahmen wurden keine Zwangsarbeiter, sondern italienische Spezialisten und deutsche Arbeiter angeheuert. Da diese nicht mit ortsansässigen Frauen in Kontakt kommen sollten, wurde ein Bordell eingerichtet.

Das Kehlsteinhaus wurde Adolf Hitler zum 50. Geburtstag von der Partei geschenkt. Hitler selbst jedoch besuchte es relativ selten, da ihm die Ausflüge dorthin zu riskant waren. Vor allem kritisierte er, dass der Aufzugsschacht nicht sicher gegen Blitzeinschläge sei, und auch einem Überraschungsangriff der Alliierten mit Bombern wäre man schutzlos ausgeliefert. Das Projekt Kehlsteinhaus kostete nach heutigen Maßstäben ca. 150 Millionen Euro.

Erst die massiven Luftangriffe der alliierten Streitkräfte auf große Teile Deutschlands führten zu einem verstärkten Ausbau der Luftschutzanlagen am Obersalzberg. Es entstand ein tief im Fels gelegenes, weit verzweigtes Bunkersystem.

Nutzung

Hitler empfängt Chamberlain, Vorbereitung des Münchener Abkommens

Häufig verbrachte Hitler mehrere Monate im Jahr auf dem Obersalzberg, um von Berchtesgaden aus die Regierungsgeschäfte zu führen. Seit 1937 befand sich mit der Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden, im Ortsteil Stanggaß am Fuß des Untersberg, auch der zweite Regierungssitz des Dritten Reichs in Berchtesgaden. So empfing er als Reichskanzler auch Staatsgäste auf dem Berghof, zum Beispiel David Lloyd George (ehemaliger britischer Premierminister), Marques de Magaz (spanischer Botschafter), Arthur Neville Chamberlain (britischer Premierminister), André François-Poncet (französischer Botschafter), König Carol II. von Rumänien, Ante Pavelić (Führer des deutschen Vasallenstaates Kroatien, 1941–1944) und weitere.

Ein wichtiges Treffen auf dem Obersalzberg fand am 12. Februar 1938 mit dem österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg statt, dem unter der Drohung eines Einmarschs mehrere Forderungen gestellt wurden. Das dabei ausgehandelte Berchtesgadener Abkommen war der erste Schritt zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich einen Monat später.

Es galt als besondere Auszeichnung für deutsche Politiker und Parteimitglieder, von Hitler auf dem Obersalzberg im „privaten Rahmen“ empfangen zu werden. Hitler umgab sich hier mit einem Kreis aus Adjutanten, deren Frauen, Kindern und alten Parteifreunden. Eva Braun, die inoffizielle Hausherrin, lud dabei oft Verwandte und Freunde auf den „Berg“ ein, häufig auch, wenn Hitler sich in Berlin, München oder während des Krieges im Führerhauptquartier Wolfsschanze aufhielt.

Zerstörung

Der US-amerikanische General Dwight D. Eisenhower, der Oberkommandierende der Alliierten, gab seine Pläne zur Eroberung der Reichshauptstadt Berlin auf, da er befürchtete, die SS und andere Elitetruppen könnten sich in der vermuteten Alpenfestung verschanzen. So ließ er seine Truppen nach Süden schwenken, um deutschen Truppen den Rückzug zum Obersalzberg abzuschneiden.

Am 25. April 1945 warfen Lancaster-Bomber der Royal Air Force fast 1.300 Bomben über dem Obersalzberg ab, während das im Tal liegende Berchtesgaden davon nahezu vollständig verschont blieb. Nach diesem Angriff waren – bis auf das Kehlsteinhaus – sämtliche Gebäude auf dem Obersalzberg beschädigt. Abziehende SS-Wach-Truppen setzten sie in Brand, was jedoch weder Besatzer noch die einheimische Bevölkerung von Plünderungen in den Gebäuden abhielt.

Nachkriegszeit – Die Amerikaner am Obersalzberg

Der Obersalzberg wurde nach der kampflosen Übergabe des Landkreises Berchtesgaden durch Landrat Karl Theodor Jacob von einem Verband aus US-Truppen und einigen Franzosen am 4. Mai 1945 besetzt. Mit der Übergabe betraute Jacob den Chef der Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen am Obersalzberg, den Ingenieur Georg Grethlein. Dieser wurde zusammen mit seinem Fahrer am Folgetag von betrunkenen französischen Soldaten erschossen, als er über die Zukunft seiner Belegschaft verhandeln wollte. Aus Berchtesgaden zur Hilfe gerufene US-Truppen stellten die Ordnung wieder her. Die Schallplattensammlung Adolf Hitlers gelangte sogar in das amerikanische Nationalarchiv. Um Plünderungen ein Ende zu bereiten, verhängte die US-Militärverwaltung bis 1949 ein Zugangsverbot für das ehemalige Sperrgebiet. Die NSDAP-Grundstücke gingen 1947 offiziell in das Eigentum des Freistaates Bayern über, jedoch nutzten die Amerikaner einen Großteil des Obersalzbergs und der Gebäude weiterhin.

Auch wenn es nach dem Krieg Bestrebungen der ehemaligen Salzberger gab, in ihre alten Häuser zurückzukehren, kam es nicht zum Wiederaufbau des Dorfes am Obersalzberg. Lediglich das Hotel zum Türken wurde an die ehemaligen Besitzer zurückgegeben. Hier besteht die Möglichkeit – neben den später in die Dokumentation Obersalzberg integrierten Bunkerteile – weitere Abschnitte der Bunkeranlage unter dem Obersalzberg zu besichtigen.

Verschiedene Gebäude wurden nach dem Krieg für die US-Streitkräfte instand gesetzt, wie der Platterhof (Hotel General Walker), das Atelier Speer (Evergreen Lodge) sowie der ehemalige Gutshof; sie dienten den amerikanischen Streitkräften als Erholungszentrum. Die anderen Gebäude, wie der Berghof, die SS-Kaserne sowie die Wohngebäude von Göring und Bormann hingegen wurden, um jeglichen Kult zu verhindern, 1952 abgetragen oder gesprengt. Die Stelle des Berghofes ist heute bewaldet; Stützmauern sind noch erhalten, ebenso die von 1943 bis 1945 errichtete Bunkeranlage.

Im Zuge der Gebietsreform wurde die selbständige Gemeinde Salzberg, zu der auch Obersalzberg gehörte, nach Berchtesgaden eingemeindet.

Obersalzbergbahn

Die Obersalzbergbahn wurde von der Berchtesgadener Bergbahn GmbH (später AG) erbaut und 1950 in Betrieb genommenen. Einer der Initiatoren war der bekannte Alpinist Josef Aschauer. Die Luftseilbahn führt von der auf 530 m Höhe gelegenen Talstation über die Mittelstation auf 770 m zu der auf 1020 m gelegenen Bergstation (47.62138888888913.021111111111). Von der Bergstation, die unterhalb der Scharitzkehlstraße liegt, erreicht man den Ausgangspunkt der Rodelbahn die im Tal nahe der Talstation der Bahn endet. Die Länge der Obersalzbergbahn, welche 1996 modernisiert wurde, beträgt 1.530 m und führt über neun Stützen. Das Tragseil hat einen Durchmesser von 25 mm; das Zugseil hat einen Durchmesser von 16 mm. Es handelt sich um eine Gruppenpendelbahn, bei der auf jeder Fahrspur zwei kleine Kabinen für je vier Personen und ein Kind dicht hintereinander fahren. An der ersten Kabine ist außen ein größerer Korb für Gepäck angebracht. Wie bei Pendelbahnen üblich, muss an der Mittelstation umgestiegen werden. Die Bahn wird heute von der privaten Obersalzbergbahn GmbH betrieben.[3]

Steigenberger-Affäre

Die gesamten im Besitz des Freistaates Bayern befindlichen Hotels wurde in den 1950er Jahren an den Großhotelier Albert Steigenberger verkauft. Vom Engagement des aufstrebenden Hotelkonzerns Steigenberger versprach sich die Berchtesgadener Politik und Wirtschaft eine Belebung des Tourismus. Bis zur Freigabe durch die Amerikaner sollte Steigenberger die jährliche Ausgleichszahlung des Bundes erhalten, der Kaufpreis an den Freistaat konnte in Raten – die geringer waren als die jährliche Entschädigung – bezahlt werden. Es wurde vermutet, dass der Vertrag durch eine großzügige Spende Steigenbergers zum Wiederaufbau der Münchner Residenz begünstigt wurde. Beide Seiten waren aber bald unzufrieden: der Rechnungshof des Freistaates bemängelte den zu geringen Kaufpreis, Steigenberger beklagte die andauernde Belegung durch die Amerikaner. Dazu kam, dass der Bund die Ausgleichszahlungen einstellte, da sich die Rechtsauffassung geändert hatte. Die Hotelaffäre mündete nach Bekanntwerden in der Presse 1964 in der Rückabwicklung des Vertrages.

Abzug der amerikanischen Streitkräfte

Mit Abzug der amerikanischen Streitkräfte und der damit verbunden Auflösung des Armed Forces Recreation Centers ging 1996 auch die Nutzung der ehemaligen NSDAP-Liegenschaften an den Freistaat Bayern über. Nach Maßgabe eines Zweisäulenkonzepts des früheren bayerischen Finanzministers Kurt Faltlhauser (CSU) hat die bayerische Staatsregierung daraufhin beschlossen, auf diesem Areal ein Hotel der Luxusklasse sowie ein Zentrum zur Dokumentation der während der Naziherrschaft begangenen Gräuel zu errichten, um das Entstehen einer Pilgerstätte für Rechtsextreme zu verhindern.[4]

Dokumentation Obersalzberg

Dokumentation Obersalzberg

1999 wurde am Hintereck unmittelbar neben dem Parkplatz und der Bushaltestelle zum Kehlsteinhaus die Dokumentation Obersalzberg eröffnet. Sie will die Geschichte des Obersalzbergs während der Hitler-Zeit und die Verbindungen zur gesamten nationalsozialistische Politik aufarbeiten, um damit u. a. auch den bis dahin allein auf „kommerzielle Ausbeutung“ bedachten Fremdenverkehrsinteressen entgegenzuwirken, die den Kiosken an der Haltestelle seit Jahrzehnten auch den Verkauf von „Geschichtsmüll“ zubilligt in Form von „Andenken mit idyllischen nationalsozialistischen Motiven und vor allem reißerische Hochglanzbroschüren, die scheinbar objektiv über das Geschehen auf dem Obersalzberg in der Hitler-Zeit informierten, tatsächlich aber die Geschichte verklärten und das nationalsozialistische Regime verharmlosten“.[5]

Das Gebäude dieses Dokumentationszentrums steht auf den Grundmauern des früheren Gästehauses. Mit der Ausstellung durch den Freistaat Bayern beauftragt ist das Institut für Zeitgeschichte mit Sitz in München. Bereits 2007 konnte der einmillionste, am 19. Juli 2010 dann der 1,5 Millionste Besucher durch Finanzminister Kurt Faltlhauser begrüßt werden.

Das obere Stockwerk

Die Dokumentation Obersalzberg bezieht Teile der noch erhaltenen Bunkeranlagen ein und verbindet den historischen Ort mit Dokumenten und Ausstellungsstücken, die auch die Einbindung der einheimischen Bevölkerung in die nationalsozialistische Politik vorstellt.

Im begehbaren Platterhofbunker

Beginnend mit der „Vorzeigeseite“ im hellen Gebäude – u. a. anhand von Bild- und Tondokumenten über begeisterte junge Mädchen, die zu Tausenden vor dem Berghof auf ihren „Führer“ warteten – wird schrittweise in die Darstellung der Auswirkungen des Nazi-Regimes übergeleitet, die im Dunkel und in der Kühle des Bunkers mit Dokumenten zur Judenvernichtung ihr Ende findet.

Nicht zuletzt eine Tonbildschau mit Interviews früherer Bewohner des Obersalzbergs stellt eine erhellende Kommentierung der Ereignisse vor Ort und des Weltgeschehens jener Zeit vor.

Hotelneubau

Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel InterContinental Berchtesgaden Resort wurde im Jahr 2005 eröffnet. Anknüpfend an die touristische Tradition des Obersalzbergs vor dem Dritten Reich hat das luxuriös ausgestattete Hotel bereits einige Auszeichnungen erhalten, machte aber 2009 vor allem durch seine Millionenverluste von sich Reden, die wiederum die bereits wegen ihrer Spekulationen angeschlagene BayernLB in weitere Bedrängnis brachten.

Abtragung von Teilen des historischen Wegenetzes

2009 wurden Pläne der Bayerischen Staatsforsten bekannt, wonach das historische mit Schwarzdecken versehene Wegenetz am Obersalzberg den Anforderungen der Forstwirtschaft angepasst und komplett durch auch für 40 Tonnen schwere Transportmaschinen tragfähige Schotterwege ersetzt werden soll. Dies stößt u. a. auf Widerspruch des SPD-Ortsvereins Bischofswiesen, der die Bausubstanz aus der Nazi-Zeit nach Maßgabe des Denkmalschutzes für schützenswert hält und deshalb weniger radikale Lösungen anstrebt, die nur noch die Nutzung leichterer Transportmaschinen auf dann neu mit modernem Asphalt versiegelten Abschnitten vorsehen. Besonders hebt die SPD aber die touristische Bedeutung der familien- und behindertengerechten Wege hervor, die gerne von Radfahrern und Wanderern genutzt werden. Damit unterstützt der Ortsverein eine Position des Obersalzberg Instituts, wonach der „Ensemblecharakter des Kehlsteinhauses mit der historischen Fahrstraße und das zugehörige Wegenetz wegen ihrer politischen Bedeutung als Ort der nationalsozialistischen Machtentfaltung erhalten werden“ solle.[6]

Nachdem 2009 die bayerischen Staatsforsten ihr Vorhaben aufgrund der Denkmalschutzeinwände stoppen mussten, wurde im Mai 2010 bekannt, dass sie lediglich in Absprache mit dem Landratsamt Berchtesgadener Land damit begonnen hatten, in einigen Teilabschnitten den von ihr nunmehr als "giftig" bezeichneten Teer abzutragen, weil er Schadstoffgrenzen um ein Siebenfaches überschreite. Nach Ansicht des Landratsamtes handelte es sich bei diesen Abschnitten zudem nicht um Denkmäler im Sinne des Bayerischen Denkmalgesetzes.[7]

Sender Kehlstein/Obersalzberg

In der Gemarkung Obersalzberg steht ein Sender der Deutsche Funkturm GmbH, der als Füllsender für den Rundfunk im Talkessel von Berchtesgaden errichtet wurde und heute als Sender Kehlstein firmiert. Bis zur Digitalisierung des Fernsehens (DVB-T) wurden über diesen Sender auch öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme ausgestrahlt.

Heute wird der Sender ausschließlich für die Abstrahlung der UKW-Signale verwendet:

Programm Frequenz Leistung (ERP) RDS PS
Bayernwelle SüdOst 89,3 MHz 0,1 kW BAYWELLE
Antenne Bayern 105,5 MHz 0,1 kW ANTENNE

Musik

Georg Freundorfer widmete dem Obersalzberg während der Zeit des Nationalsozialismus den Marsch Gruß an Obersalzberg. Heute ist der Marsch unter dem Titel Gruß an Oberbayern bekannt.[8]

Literatur

  • Ulrich Chaussy, Christoph Püschner: Nachbar Hitler: Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg. 6. erweiterte Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-462-4.
  • Florian M. Beierl: Hitlers Berg. Geschichte des Obersalzbergs und seiner geheimen Bunkeranlagen. Verlag Beierl, Berchtesgaden. 3. Auflage 2010. ISBN 3-929825-05-8.
  • Die tödliche Utopie. Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich. Hrsg. von Volker Dahm, Albert A. Feiber, Hartmut Mehringer und Horst Möller. 6. durchgesehene Auflage, München 2011, ISBN 978-3-9814052-1-7 (Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte zur Dokumentation Obersalzberg).

Weblinks

 Commons: Obersalzberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 434
  2. Siehe auch Liste Berchtesgadener Persönlichkeiten und Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. 1973, S. 202.
  3. Website der Obersalzbergbahn
  4. Katharina Wiechers: Pleiteprojekt. Der Millionenverlust am Obersalzberg. In: Augsburger Allgemeine. 27. Mai 2009 (Webarchiv, abgerufen am 27. Oktober 2009).
  5. „Täterort“ und historische Aufklärung. Vortrag von Dr. Volker Dahm (Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte; München-Berlin, fachlicher Leiter der Dokumentation Obersalzberg) anlässlich eines Symposiums in zwei Teilen (5. bis 7. Dezember 2002, 16. bis 17. Januar 2003), nachzulesen im Tagungsband S. 198–210, Zitat S. 199 f. (online auf ns-dokumentationszentrum-muenchen.de).
  6. Obersalzberg-Institut: Gesprächsrunde zum Umgang mit dem historischen Kehlsteingebiet. Auf: obersalzberg-institut.org, 22. Mai 2009. Vgl. SPD will die Kehlsteinstreifenwege erhalten. Homepage SPD-Ortsverein Bischofswiesen. Und Wirtschaftlichkeit gegen Denkmalschutz. Berchtesgadener Anzeiger, 3. Juni 2009.
  7. "Kampf dem Teer und der Geschichte". Berchtesgadener Anzeiger, 22. Mai 2010.
  8. Titelverzeichnis auf dismarc.org.
47.63111111111113.055833333333

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