Occitania

Occitania
Occitània
Blason occitan Bandièra occitana

Okzitanien (okzitanisch Occitània [utsi'tanjɔ]) wird das südliche, romanisch geprägte Drittel Frankreichs genannt, nach der okzitanischen Sprache auf Grund der Bejahungsformel òc (langue d'oc). Im Gegensatz dazu wird der Norden als Bereich der Langues d’oïl bezeichnet, aus denen das heutige Standardfranzösische entstanden ist.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Zwar gab es nie eine politische Einheit Okzitaniens, jedoch ist Okzitanisch als eigenständige Sprache, die dem Katalanischen sehr ähnlich ist, zumindest in der Vergangenheit ein starkes Bindeglied für die Bevölkerung Südfrankreichs gewesen. Verstärkt bekennen sich die okzitanischen Städte und Dörfer in den letzten Jahren wieder zu ihrem historischen Erbe. So werden Orts- und Straßenschilder ähnlich wie in Irland oder Südtirol wieder zweisprachig ausgeführt.

Besonders bekannt waren die Trobadore, okzitanischen Minnesänger, und die religiöse Katharerbewegung im Mittelalter. Allgemein wird Okzitanien westlich der Rhône mit dem Land der Katharer gleichgesetzt. Noch heute weist der Süden Frankreichs außer dem anderen Klima und der anderen Vegetation gewisse Besonderheiten auf: So wird hier wie auf der Iberischen Halbinsel die Tradition des Stierkampfes gepflegt, es gibt kulinarische Traditionen, Nationalsport ist hier traditionell Rugby und nicht etwa Fußball, und die Aussprache des Französischen im Midi weicht z.T. stark vom Pariser Standard ab.

Geschichte

Karte Okzitaniens Lemòtges/Limoges, Bordèu/Bordeaux, Tolosa/Toulouse, Marselha/Marseille und Niça/Nice

Unter prähistorischen Gesichtspunkten ist das Gebiet in verschiedene Regionen unterteilt, die ganz eigene Formen von megalithischen Zeugnissen hinterließen. Die meisten dürften der Chassey-Kultur zugehören. Es gibt zwei Regionen mit Statuenmenhiren (Languedoc, Rouergates) und acht Dolmengebiete (Aquitanien, Ardèche, Grand Causses, Languedoc, Minervois, Pays Basque, Quercy und Roussillon).

In den Jahren 125 bis 123 vor Christus eroberten die Römer unter Flaccus den Süden Galliens und nannten diese Provinz Gallia Ulterior und später dann Narbonensis. Mit der südlichen Hälfte der später gegründeten Provinz Aquitania war in etwa das spätere Gebiet Okzitaniens abgesteckt.

Auch nach dem Ende des römischen Reiches hielten sich im Süden Galliens römische Kultur und römisches Bewusstsein. Die Städte wurden weiterhin von aristokratischen Familien, die oft direkt von römischen Senatoren abstammten, regiert. Das aufstrebende Frankenreich unterwarf diese Gebiete zwar im 6. Jahrhundert in Kämpfen gegen Westgoten und 200 Jahre später gegen muslimische Araber, das Zentrum des Reiches lag aber im Norden in der Île-de-France, weshalb der Süden eine eigenständige Entwicklung nehmen konnte. Um das Jahr 800 entstand aus dem Lateinischen heraus die okzitanische Sprache. Sie wurde in verschiedenen Dialekten wie Provenzalisch oder Gascognisch gesprochen.

Im Hochmittelalter, kurz vor und während des Auftretens der katharischen Bewegung, prägten zwei Dynastien das Gebiet: zum einen die Familie Saint-Gilles als Grafen von Toulouse und zum anderen die Familie Trencavel, der es gelang, jeweils Vizegrafen von Albi, Carcassonne, Béziers und dem Razès zu werden.

In drei Kreuzzügen gegen angebliche Ketzer (1209 bis 1244) wurden die okzitanischen Kernherrschaften der Saint-Gilles in Toulouse und der Trencavel in Carcassonne von nordfranzösischen Baronen erobert. Die okzitanische Sprache und Kultur wurde danach zurückgedrängt. Auch im - aus der Tradition des Absolutismus und der Jakobiner während der Französischen Revolution) stammenden - zentralistisch orientierten Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts wurde lange eine eigenständige Identität unterdrückt.

Etwa eine Million Menschen in der Südhälfte Frankreichs sprechen heute noch oder wieder Okzitanisch. Rund 78.000 Schüler lernen Okzitanisch in acht Akademien von Nizza bis Toulouse und Clermont-Ferrand.[1]

Kolonien

Zwar nicht wirklich im heutigen Sinne einer Kolonie, jedoch mit dem Effekt einer Migration von Okzitaniern in diese Enklave, gründete Graf Raimund von Toulouse im Jahr 1102 in Folge der Kreuzzüge die Grafschaft Tripolis nördlich von Jerusalem.

Quellen

  1. Basler Zeitung: Zehntausende demonstrierten für okzitanische Sprache 17. März 2007

Weblinks


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