Asbestsanierung

Asbestsanierung
Dach aus Asbestzement-Dachwellplatten
Wellasbestzementdach (Detail)

Asbest (altgriech. ἄσβεστος, asbestos, „unvergänglich”) ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene, natürlich vorkommende, faserförmige Silikat-Minerale, die an vielen Stellen der Erde in der Erdkruste eingebettet sind. Die Faser des Magnesioriebeckits oder Krokydoliths aus der Gruppe der Hornblenden (auch Blauasbest genannt) ist bläulich, die Faser des Klinochrysotils (Serpentingruppe) ist weiß oder grün. Weitere zum Asbest zählende Minerale sind Grunerit (Amosit, Brauner Asbest), Anthophyllit und Aktinolith.

Chrysotil, auch Weißasbest genannt, fand die technisch weitaus breiteste Anwendung, zum größten Teil als Asbestzement.

Asbest wurde auch „Wunderfaser” genannt, weil es eine große Festigkeit besitzt, hitze- und säurebeständig ist, hervorragend isoliert und verwoben werden kann. Mit diesen Voraussetzungen konnte sich Asbest in der Schifffahrtsindustrie, Isolationsindustrie der Bauindustrie und der Autoreifenindustrie durchsetzen. Aufgrund der inzwischen eindeutig festgestellten Gesundheitsgefahren, die von Asbest ausgehen, ist der Einsatz heute in vielen Staaten verboten, unter anderem in der ganzen Europäischen Union (EU) und der Schweiz. Asbest stellt heute primär ein Entsorgungsproblem dar.

Inhaltsverzeichnis

Gewinnung und Vorkommen

Chrysotilasbest

Folgende Minerale und Mineralgruppen kommen in Asbest-Form, also feinfaserig vor:

  • Serpentingruppe (Mg,Fe,Ni)3Si2O5(OH)4, meistens Klinochrysotil oder Chrysotil (weißer Asbest), die industriell am meisten verwendete Asbestart
  • Grunerit Fe7Si8O22(OH)2 = Ferro-Anthophyllit (brauner Asbest)
  • Mysorit (brauner Asbest)
  • Krokydolith, Varietät von Riebeckit Na2Fe2+3Fe3+2Si8O22(OH)2 = Magnesioriebeckit (blauer Asbest)
  • Tremolit Ca2Mg5Si8O22(OH)2
  • Aktinolith Ca2(Mg, Fe)5Si8O22(OH)2
  • Anthophyllit (Mg, Fe)7Si8O22(OH)2

Das Erz wird zunächst bergbaulich in Untertage- oder Übertageminen gefördert bzw. abgebaut. Im „Asbestwerk” wird dann durch Abspaltung von nichtfaserigem Material der Asbest gewonnen.

Hauptvorkommen liegen in Nordamerika, Südafrika, in Russland im Ural und bei Ak-Dowurak in der russischen Teilrepublik Tuwa sowie in Brasilien.

Asbestproduktion 2007 (in 1000 t) [1]
1030
350
350
230
185
140
Russland China Kasachstan Brasilien Kanada Sonstige

Eigenschaften

Asbest ist gegen Hitze bis etwa 1000 °C und schwache Säuren sehr widerstandsfähig und hat eine höhere gewichtsspezifische Zugfestigkeit als Stahldraht. Bei Temperaturen über 1200 °C wandelt sich der Asbest in Olivin und dessen Modifikationen um. Bei noch höheren Temperaturen sublimiert Asbest. Durch die sehr feinen Fasern ist das Material sehr langlebig.

Gesundheitsschädlichkeit

Beim Umgang mit Asbest und dem Bearbeiten asbesthaltiger Materialien werden Asbestfasern freigesetzt. Gelangen diese in die Lunge, können sie schon bei geringer Belastung die so genannte Asbestose auslösen.[2] Dabei handelt es sich um eine Schädigung des Bindegewebes, welche Atemnot, Lungenfunktionseinschränkungen und in schweren Fällen Ateminvalidität zur Folge haben kann. Sie erhöht ebenfalls das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.[2] Die Exposition zusammen mit anderen Schadstoffen kann das Lungenkrebsrisiko noch vergrößern. So ist bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko bei Asbestbelastung wesentlich höher als bei Nichtrauchern. Außerdem ist Asbest einer der wichtigsten Auslöser des Pleuramesotheliom, eines Tumors des Rippen- und Lungenfells.

Gesundheitsschädlich ist nur das Einatmen der Asbestfasern, die natürlich oder durch Abrieb oder Verwitterung freigesetzt werden. Der Abriss des Gebäudes der Deutschen Welle in Köln oder des Palastes der Republik in Berlin erfolgte wegen der Gesundheitsschädlichkeit von Asbest, da hier vor allem schwach gebundener Spritzasbest verbaut war. Hier ist – im Gegensatz zu (in Zement) fest gebundenem Asbest - eine Innenraumbelastung durch freigesetzte Fasern wahrscheinlicher und oft auch gegeben.

Asbestzement (wichtigster Handelsname "Eternit") ist auch heute noch in sehr vielen Gebäuden verbaut und bleibt bei unterbleibender mechanischer Bearbeitung und in intakter Form (nicht verwittert etc.) weitgehend ungefährlich. Beispiele sind der Brandschutz im ICC / Berlin, die Eternit-Abluftkanäle in den DDR-Plattenbauten sowie sehr viele Gebäude mit Dach- oder Wandverkleidungen aus Eternit (ehemals Asbestzement). Bei diesen Anwendungsfällen handelt es sich um fest gebundene Asbestprodukte (mit Hilfe von Zement), der Faseranteil beträgt bis zu 15 %. Besonders gefährlich sind dagegen Produkte mit schwach gebundenem Asbest, da sie einen Faseranteil von 60 % und mehr besitzen und diese leicht abgeben.[3]

Heutige Gefahren und Umgang

Asbesthaltige Dichtungen in einem PT100-Temperatursensor (Baujahr 1966)

Auch heute begegnet man Asbest noch in vielen - alten - Bauteilen:

  • Asbest-Zement ("Eternit"): Dach-Eindeckungen und Außenwandverkleidungen
  • Asbest-Platten, zum Beispiel Zwischenlagen unter Elektro-Abzweigdosen und Vorschaltgeräten, hinter Öfen in älteren Holzgebäuden, oft als Asbestpappe, also schwach gebunden
  • Asbest in älteren Elektrogeräten (Bügeleisen, Toaster, Elektrogrill, Fön, Kohlebogenlampen, Thermoelemente, Temperaturmesswiderstände, Hochlastwiderstände, Heizwiderstände, HH-Sicherungselemente usw.)
  • Asbest als Bestandteil von sehr alten Bremsbelägen und Dichtungen

Asbest kann in erster Näherung an seiner grauen Farbe, seiner faserigen Struktur oder an dem Herstellungszeitraum der Gebäude, Bauteile und Geräte identifiziert werden. Er kann allerdings mit den später verwendeten Ersatzstoffen (Glasfasern, Gesteinsmehl-Platten, Mineralfasern) verwechselt werden, da auch die asbestfreien Platten unter dem Markennamen "Eternit" vertrieben werden.
Folgende Maßnahmen sind für die nicht-professionelle Begegnung mit Asbest hilfreich:

  • Abriss nur, wenn nötig
    • mit Staubschutzmaske und Einwegschutzkleidung
    • unter Verwendung von Wasser (schlägt den Staub auf die Erde nieder)
  • Elektrogeräte nicht oder nur unter Wasser zerlegen
  • Lagerung und Transport feucht und in staubdichten Beuteln
  • wenn Entsorgung nicht möglich:
    • Binden mit Einlassgrund (Schnellgrund)
    • Überstreichen und Kennzeichnen, wenn zulässig

Wenn möglich, Arbeiten draußen ausführen – professionelle Firmen besitzen für Innenarbeiten geeignete Absauggeräte, andernfalls ist die Sicherheit in Gebäuden langfristig nicht mehr gegeben.

Geschichte und Verwendung

Erstmals erwähnt wurde Asbest im dritten Jahrhundert vor Christus in einem Buch über Steine von Theophrast. In Athen wurde die ewige Flamme auf der Akropolis zu dieser Zeit mit einem Asbestdocht betrieben. Griechische Ärzte verwendeten Taschentücher aus Asbest, welche im Feuer gereinigt werden konnten. Die römischen Historiker Marcus Terentius Varro[4] und Plinius der Ältere[5] berichten von feuerfester Kleidung aus Asbest.

Obwohl im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung über Asbest von Europa bis China berichtet wird, konnten sich nur sehr reiche Menschen Gegenstände daraus leisten.

Im Mittelalter ging das Wissen um die Herkunft in Europa verloren und es entstanden Gerüchte, dass es sich beim Asbest um Schuppen von drachenartigen Reptilien oder sogar um Federn des Phönix handeln könnte. Schwindler versuchten Stoffe aus Asbest als Teile der Kleidung Jesu zu verkaufen. Bekannt ist auch eine Legende, welche besagt, dass Karl V. durch die Reinigung seiner Tischdecke im Feuer seine Gäste beeindruckte.

In der Neuzeit fand Asbest erstmals in den 1820er-Jahren eine ernsthafte Anwendung. Die Fasern wurden zu feuerfester Kleidung für Feuerwehrleute verarbeitet. Bald kamen Anwendungen wie feuerfeste Dächer oder Wärmeisolierungen für Dampfmaschinen hinzu.

Am 15. Juli 1900 erhält der Österreicher Ludwig Hatschek als Besitzer einer Asbestwarenfabrik ein österreichisches Patent für Eternit. Damit begann ein Boom in der Verwendung von Asbest zur Herstellung sehr unterschiedlicher Produkte (zum Beispiel Faserzement für Dachschindeln, Dach-Wellplatten, Fassadenverkleidungen, Rohre, etc., Knöpfe, Telefon-Gehäuse, Teile für elektrische Geräte.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Postsäcke, Getränkefilter, Zahnpasta (als Polierzusatz) und Fallschirme für Bomben mit bzw. aus Asbest hergestellt. In Gebäuden wurden tragende Stahlteile mit Spritzasbest zum Brandschutz versehen. Auf Schiffen und U-Booten wurde Asbest zur Isolierung von Rohrleitungen verwendet.

Asbest fand Einsatz als temperaturfester Dämmstoff, als feuerfeste Zwischenlage für Abzweigdosen in Holzhäusern, als Bestandteil von Bremsbelägen und Dichtungen sowie in Laboren als feuerfeste Unterlage.

Am Ende der Blütezeit – ab 1979 wurden die ersten Asbestprodukte verboten – wurde Asbest in über 3.000 Produkten eingesetzt.

Doch mit zunehmendem Asbestverbrauch stiegen auch die Gesundheitsgefahren. Bereits um 1900 wurde die Asbestose als Krankheit entdeckt. 1943 wurde Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastungen als Berufskrankheit anerkannt und seit 1970 wird die Asbestfaser offiziell als krebserzeugend bewertet. 1979 wurde das erste Asbestprodukt, das Spritzasbest, in Westdeutschland verboten. Es folgten weitere Einschränkungen bis 1990 in der Schweiz und Österreich beziehungsweise 1993 in Deutschland die Herstellung und Verwendung von Asbest verboten wurden. Seit 2005 gibt es ein EU-weites Verbot, das auch das Verschenken von asbesthaltigen Gegenständen einschließt.

Dass es über hundert Jahre dauerte, um von der Erkenntnis der Gesundheitsgefährdung durch Asbest, bis zum Verbot (siehe GefStoffV) des Materials zu gelangen, ist vor allem offensiver Lobbyarbeit zuzuschreiben. So hat beispielsweise der Schweizer Verein „Arbeitskreis Asbest“ durch engagierte Interessenvertretung im Namen der Zementindustrie die Gift-Klassifizierung von Asbest in der Schweiz um 9 Jahre verzögert.[6] Im Oktober 2008 verhinderte Kanada als einzige westliche Industrienation auf der sogenannten Rotterdam-Konvention in Rom, einer UN-Institution, die den Handel mit gefährlichen Chemikalien und Pestiziden kontrolliert, dass es strengere Exportregeln für Asbest gab und die Produzentenländer ihre Abnehmer im Ausland vorab über die Gesundheitsrisiken hätten informieren müssen. Das „Canadian Medical Association Journal“ warf der kanadischen Regierung vor, dass Kanada sich als einzige westliche Demokratie konsistent internationalen Bemühungen widersetzt habe, den weltweiten Asbest-Handel zu regulieren. „Und die kanadische Regierung hat dies mit einer beschämenden politischen Manipulation der Wissenschaft gemacht“, da sie bislang einen in ihrem Auftrag von internationalen Experten verfassten Bericht über gesundheitliche Risiken von Asbest unter Verschluss halte.[7]

Asbestverbrauch 2006 (in 1000 t)
531
374
293
143
143
730
China Indien Russland Kasachstan Brasilien Sonstige

Asbestsanierung in Gebäuden

Asbestsanierung
Asbestentfernung beim Rückbau des Palastes der Republik

Asbestsanierungen sind sehr aufwendig. Das nebenstehende Bild zeigt Arbeiten an einer asbestbehandelten Stahlkonstruktion. Solche Konstruktionen tragen relativ dünne Betondecken, müssen aber im Fall eines Brandes vor Hitze geschützt werden. Dazu wurden sie früher mit Asbestfasern eingehüllt. Auf dem Bild zu sehen ist die freigelegte Stahlkonstruktion mit dem flockig aufgetragenen Asbest. Dieser wird nun in Handarbeit von der Konstruktion gelöst und durch ein Saugsystem entfernt. Nach der vollständigen Entfernung der Fasern lässt man das Gebäude mehrere Tage lang ruhen, so dass sich alle in der Luft befindlichen Fasern setzen können. Nach der Reinigung der Böden werden Messungen durchgeführt. Erst wenn die Grenzwerte unterschritten werden, kann das Gebäude wieder normal betreten werden. Im Falle dieser Asbestsanierung wird die Stahlträger-Konstruktion mit einer im Brandfall aufschäumenden Farbe versehen – sie erfüllt den gleichen Zweck wie die in den 1960er-Jahren aufgetragene Asbestumhüllung.

Für die Sanierungen gilt in Deutschland die TRGS 519 (Technische Regeln für Gefahrstoffe: Asbest). Da die Beschädigung von Asbestprodukten zur Freisetzung der Fasern führt, muss die Sanierungsbaustelle in Gebäuden staubdicht von der Umgebung abgeschottet werden. Der Innenbereich muss während der Arbeiten unter Unterdruck gehalten werden. Die Arbeitsbereiche dürfen nur über Schleusensysteme betreten und verlassen werden.


Als bekanntes Gebäude muss in den nächsten Jahren die UNO-City in Wien saniert werden. Stockwerkweise wird das damals verbaute Asbest beseitigt.

Auch im Palast der Republik in Berlin, im World Trade Center in New York City und vielen anderen öffentlichen Gebäuden war Asbest verbaut. Nach dem Einsturz des World Trade Centers am 11. September 2001 atmeten Zehntausende Asbestfasern ein. Diese Menschen leiden nun zunehmend an den Folgen. Das Thema ist in den USA medial und medizinisch (Stand 2007) öffentlich tabu.

Entsorgung

Nach der europaweit geltenden Abfallverzeichnis-Verordnung sind asbesthaltige Abfallstoffe als gefährlicher Abfall (Kennzeichnung mit * des AVV-Schlüssels) eingestuft. Nach der NachwV ist ein Begleitscheinverfahren durchzuführen.

Folgende Abfallgruppen in Verbindung mit Asbest werden in der Verordnung genannt:[8]

06 07 01* Asbesthaltige Abfälle aus der Elektrolyse
06 13 04* Abfälle aus der Asbestverarbeitung
10 13 09* Asbesthaltige Abfälle aus der Herstellung von Asbestzement
16 01 11* Asbesthaltige Bremsbeläge
16 02 12* Gebrauchte Geräte, die freies Asbest enthalten
17 06 01* Dämmmaterial, das Asbest enthält
17 06 05* Asbesthaltige Baustoffe

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz stellt der Abfallablagerung auf einer Deponie die Abfallverwertung (falls möglich) voran. Nach dem praktisch absoluten Verbot der Nutzung von Asbest in Deutschland im Jahr 1993 (GefStoffV) trat die Frage nach einer geordneten Entsorgung auf. Auf den meisten Deponien durfte Asbest nicht angenommen werden, weil diese Substanz nicht im Entsorgungskatalog verzeichnet war. Dadurch stiegen die Entsorgungspreise für asbesthaltiges Material auf das 6- bis 10-fache des bis dahin üblichen Preises an, was die Entwicklung von Entsorgungsverfahren durch Forschung und Industrie interessant machte. So wurden vier unterschiedliche Abfallverwertungsverfahren erarbeitet, aus denen sich dann noch Mischtypen bildeten.

  • Mechanische Zerkleinerungsverfahren, die davon ausgingen, dass bei hinreichender Zerkleinerung der Fasern (unter 1 µm Faserlänge) die Gefährdung ausgeschlossen werden konnte. Die Verfahren funktionierten mit reinem Asbest gut, bei dem bei der Asbestentsorgung anfallendem inhomogenem Gemisch versagten die Mühlen jedoch.
  • Thermische Verfahren, Verglasung, die den Asbest auf Temperaturen oberhalb seines Umwandlungspunktes bringen und damit ein anderes nichtfaseriges Material erzeugen wollten. Das meiste Wissen brachten hier die Glasofen-Bauer und die Drehrohrspezialisten mit. Die Glasofenbauer scheiterten an der Inhomogenität des angelieferten Abfalls, der zur Bildung nicht vorhersehbarer Mineralien und damit zur Zerstörung der Öfen führte. Wesentlich weiter kamen die Drehrohrofenbetreiber, sie konnten Anlagen im Betrieb vorführen. Da die Genehmigungsbehörden auch reichlich unsicher waren, stellten sie unerfüllbare Forderungen wie Fasergehalt Null in der Abluft, was dann zur Aufgabe dieser Entwicklungen führte.

Ein in Frankreich entwickeltes Plasma-Schmelzverfahren funktioniert wohl recht gut, ist aber extrem teuer.

  • Beim so genannten Tempern wird den Asbestfasern das Kristallwasser entzogen und in unschädliche Minerale umgewandelt. Danach lassen sich die – dann harmlosen – Fasern durch mechanische Beanspruchung (z. B. mörsern) leicht zerstören. Dieses Verfahren wurde in Hockenheim in einem alten Ziegeleiofen (Tunnelofen) praktisch durchgeführt. In der Aufwärmphase können jedoch bei Verunreinigungen Dioxine entstehen. Ob die Fasern tatsächlich zerstört werden, hängt von vielen Parametern wie Brenndauer, Temperatur, Zuladung, Packungsdichte ab und ist nur sehr aufwändig zu kontrollieren. Der hohe Energiebedarf und CO2-Ausstoß macht dieses Verfahren ökonomisch und ökologisch fragwürdig. Die Betreiberin der Anlage ist insolvent, der Nachfolgerin wurde wegen Genehmigungsverstößen der Betrieb untersagt, Strafverfahren laufen, u.a. wegen nicht vollständiger Umwandlung des Asbests.[1]
  • Chemische Verfahren, die auf der Anwendung Fluorid-haltiger Säuren aufbauten. Sie hatten die gleichen Probleme wie die anderen Verfahren mit der Inhomogenität des asbesthaltigen Abfalls, konnten aber nach mehreren Jahren die Genehmigung der Behörden für den Betrieb der Anlage innerhalb eines großen Chemiewerkes erlangen. Jedoch zog hier der Stadtrat seine vorher erteilte Genehmigung zurück.
  • Einbindungsverfahren, die den Abfall komplett in Zement oder andere Bindemittel einarbeiteten, in Fässer gossen und die Fässer dann vorzugsweise untertage deponierten. Diese Verfahren hatten als alleinigen Vorteil, schnell zur Verfügung zu stehen, denn der Asbest wird dadurch nicht vernichtet, und billig ist auch diese Variante nicht. Dieses Verfahren ist üblich bei der Entsorgung von schwach gebundenem Asbest.

Keines dieser Verfahren hat sich als optimal und technisch durchführbar herausgestellt, so dass die Entsorgung asbesthaltiger Abfälle derzeit nur über DK I oder DK II-Deponien (Hausmülldeponien) läuft, oder über örtliche Recyclinghöfe, die den Asbestzement dann zur Deponie bringen. Auf der Deponie werden die in „Big Bags“ verpackten asbesthaltigen Abfälle abgelagert und mit mineralischem Material abgedeckt, so dass keine Faserfreisetzung mehr möglich ist. Der Preis richtet sich in Deutschland nach der jeweiligen Gebietskörperschaft und ist recht unterschiedlich. Größere Mengen asbesthaltigen Abfalls müssen dem Deponiebetreiber frühzeitig gemeldet werden.

Berufskrankheit

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland mehr Todesfälle durch Asbest-Belastungen als tödliche Arbeitsunfälle. Die Berufsgenossenschaften veröffentlichten für das Jahr 2003 im Bundesgebiet die Zahl von 1.068 Todesfällen, gegenüber dem Jahr 2002 mit 1.009 Toten ein neuerlicher Anstieg. Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften weiß, einschließlich älterer, von etwa 24.000 Fällen, in denen wegen asbestbedingter Erkrankungen Zahlungen geleistet werden.

Die Mehrzahl der österreichischen Arbeitnehmer ist bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gegen Berufskrankheiten versichert. Es besteht ärztliche Meldepflicht und Anspruch auf eine „Versehrtenrente“, wenn mehr als 20 % Minderung der Erwerbsfähigkeit vorliegen (auch bei nicht mehr Berufstätigen).

Besonders asbestbelastet sind die Berufsgruppen der Schlosser, Schweißer, Spengler, Elektriker, Installateure, Dachdecker, Maurer und Bauarbeiter, Ofenmaurer, Kraftfahrzeugtechniker, Fliesenleger u.v.a. in der Altersgruppe ab 50. Für diesen Personenkreis hat die AUVA auch ein spezielles Gesundheits-Nachsorgeprogramm ins Leben gerufen, das die Früherkennung von Folgekrankheiten ermöglichen soll. Dafür wurden ab 2002 „Beratungszentren für Menschen mit beruflicher Asbestexposition“ in Wien, Linz, Vöcklabruck, Kapfenberg, Klagenfurt und Innsbruck als geeignete Anlaufstellen für Betroffene eingerichtet.

Asbestersatzstoffe

Auf die Verwendung von Asbest kann durch entsprechende Ersatzstoffe nahezu vollständig verzichtet werden.
Bei niedrigen und mittleren Temperaturen kann Asbest durch die weit weniger gesundheitsschädlichen, zu den Mineralwollen zählenden, Glas- oder Steinwolle ersetzt werden. Allerdings müssen diese Materialien spezielle Anforderungen erfüllen, um in den Handel zu gelangen.
Bei hohen Temperaturen können als Asbestersatzstoffe das natürliche Mineral Wollastonit oder aber verschiedene künstliche Keramikfasern verwendet werden. Wollastonitfasern werden beispielsweise innerhalb weniger Wochen im Körper vollständig abgebaut.

Siehe auch

Literatur

  • W. E. Höper: Asbest in der Moderne. Industrielle Produktion, Verarbeitung, Verbot, Substitution und Entsorgung. Waxmann Verlag, Münster/New York 2008, ISBN 978-3-8309-2048-9. Inhaltsverzeichnis.
  • H. J. Bossenmayer; H.P. Schumm; R. Tepasse (Hrsg.) Asbesthandbuch. Erich Schmidt Verlag. Berlin 1997, ISBN 3-503-03162-6.
  • G. Albracht; A. Schwerdtfeger (Hrsg.) Herausforderung Asbest. Universum Verlag. Wiesbaden 1991.
  • H. J. Krolkiewicz: Vom Asbestzement zum Faserzement; Geschichte der Baustoffe. baustoff-technik, Gert Wohlfarth GmbH, Verlag Fachtechnik, Duisburg 2003, ISSN 0721-7854
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (Hrsg.): Asbestverursachte Berufskrankheiten in Deutschland – Entstehung und Prognose. Sankt Augustin 2003. ISBN 3-88383-646-X. Download.
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (Hrsg.): Faserjahre – Berufsgenossenschaftliche Hinweise zur Ermittlung der kumulativen Asbestfaserstaub-Dosis am Arbeitsplatz. BK-Report 1/2007. Sankt Augustin 2007. ISBN 3-88383-721-0. Download.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bericht im Spiegel, Nr. 50 / 2008
  2. a b Anke Jordan-Gerkens: Entsorgung von Asbestabfällen durch mechanische Faserzerstörung. Cuvillier Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-8653-7414-X, S. 3 und 4. 
  3. Arwed Tomm: Ökologisch planen und bauen. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-5282-8879-5, S. 129. 
  4. Varro: De lingua latina V 131
  5. Plinius: Naturalis historia XIX 19
  6. Das ist eine immense Tragödie, sueddeutsche.de, 14.12.2007
  7. Canadian Medical Association Journal, Leitartikel vom 21. Oktober 2008.
  8. http://www2.augsburg.de/fileadmin/www/dat/04um/uberat/Staatliches_Abfallrecht/asbest-04-2006.pdf
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