Ofir

Ofir

Das Land Ophir oder auch Ofir (Hebräisch אוֹפִיר) ist ein sagenhaftes Goldland im Alten Testament der Bibel. Es ist vor allem aufgrund des Goldreichtums bekannt. König Salomon soll von dort sein Gold geholt haben. Ophir wird oft mit dem aus ägyptischen Quellen bekannten Goldland Punt in Zusammenhang gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Quellen

Bibelquellen

Ophir kommt an verschiedenen Stellen des Alten Testaments vor, so etwa an den folgenden:

11. Dazu die Schiffe Hirams, die Gold aus Ophir führten, brachten sehr viel Sandelholz und Edelgestein.
48. Und Joschafat hatte Schiffe lassen machen aufs Meer, die nach Ophir gehen sollten, Gold zu holen. Aber sie gingen nicht; denn sie wurden zerbrochen zu Ezeon-Geber.
18. Und Hiram sandte ihm Schiffe durch seine Knechte, die des Meeres kundig waren und sie fuhren mit den Knechten Salomos gen Ophir und holten von da vierhundertundfünfzig Zentner Gold und brachten's dem König Salomo.
10. Dazu die Knechte Hirams und die Knechte Salomos, die Gold aus Ophir brachten, die brachten auch Sandelholz und Edelsteine.

Die Ausschnitte stammen aus der Bibelübersetzung von Martin Luther.

Sonstige Quellen

Außer der Bibel und einer judäischen Inschrift aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., die das "Gold aus Ophir" erwähnt, gibt es noch einige arabische Berichte, die das Goldland "Afir" erwähnen, das mit Ophir identisch sein dürfte.

Lokalisierung

Der Ausgangspunkt der Fahrt zum Land Ophir war der Hafen Ezjon-Geber am äußersten Ende des Golfes von Akaba in der Nähe der heutigen Hafenstadt Elat. Der Zeitpunkt der von König Salomo befohlenen Fahrt wird um das Jahr 940 v. Chr. angenommen.

Die Lokalisierung des Landes Ophir ist jedoch aufgrund der ungenauen Beschreibung durch die Bibel bei den Forschern umstritten. Möglicherweise befand es sich in Abessinien oder in Vorderasien. Nubien war für die alten Ägypter ein "Goldland". Es wäre denkbar, dass auch Salomon von dort sein Gold hatte. Gesucht wurde Ophir auch in Somalia, Jemen, Persien oder an der Westküste Afrikas. Auch in der neuen Welt ging man auf die Suche. Man vermutete es in Peru oder in der Karibik. Eine spanische Expedition suchte 1567 unter der Führung von Alvaro de Mendaña de Neyra Ophir im Pazifik. Sie entdeckten eine Inselgruppe und nannten sie Salomonen, obwohl dort kein Gold gefunden wurde.

Sofala und Zimbabwe

Im 19. Jh. galt Groß-Zimbabwe als Ophir

1502 entdeckte Vasco da Gama die Stadt Sofala und bemerkte den Überfluss an Gold und Edelsteinen. Drei Jahre später errichteten die Portugiesen in Sofala eine Niederlassung. Sie meinten Ophir entdeckt zu haben. Unterstützt wird diese Deutung davon, dass Ptolemäus im Süden Afrikas eine goldreiche Insel namens Sofala (auch Zaphala oder Schafal) erwähnt. Zwei weitere Jahre später wird von Groß-Zimbabwe berichtet, das die Quelle für das Gold Sofalas war. Die Portugiesen betraten Zimbabwe jedoch nie.

Im 19. Jahrhundert brachte der deutsche Afrikareisende Karl Mauch Ophir und Zimbabwe wieder in Verbindung. Seine Theorie fand besonders in Deutschland und England viele Anhänger. Die Presse sprach von der Wiederentdeckung Ophirs. Der bekannte Verfasser von Abenteuerromanen Sir Henry Rider Haggard (1856-1925) machte den „Ophir“-Mythos populär, indem er seinen Helden Allan Quatermain in Südostafrika – freilich völlig unhistorisch – nach den Diamantenminen von König Salomo suchen ließ. Die Anspielungen auf den Kolonialpionier Cecil Rhodes, der durch Diamantengeschäfte reich geworden war und das heutige Simbabwe unter britische Kontrolle gebracht hatte, waren unübersehbar.

Besonders lautstark vertrat Ende des Jahrhunderts der deutsche Abenteurer und Kolonialpionier Carl Peters diese Auffassung und versuchte die Namen "Ophir" und "Afrika" in einen etymologischen Zusammenhang zu bringen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde seine Theorie jedoch immer mehr kritisiert. Zuerst 1905 und endgültig 1952 wurde durch die Auswertung archäologischer Befunde nachgewiesen, dass Groß-Zimbabwe im frühen Mittelalter von den schwarzafrikanischen Shona gegründet wurde. Damit ist ein Kontakt mit König Salomon durch den großen zeitlichen Unterschied von fast 2000 Jahren ausgeschlossen. Allerdings galt die alte "Ophir-Theorie" im weißen Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, als offizielle Staatsideologie, weil mit ihr behauptet werden konnte, dass die Schwarzafrikaner schon im Altertum nur durch Zwang von hellhäutigen Rassen zur Arbeit hätten gezwungen werden können. Der Archäologe Peter Garlake, dem der endgültige Beweis für die schwarzafrikanischen Ursprünge der Ruinenanlage gelungen war, durfte seine Forschungsergebnisse nicht in Rhodesien veröffentlichen. Vereinzelt erscheinen auch heute noch Bücher, in denen der nicht-afrikanische Ursprung der Ruinen behauptet und ein Zusammenhang mit Phöniziern oder Ägyptern hergestellt wird. Die Autoren stammen fast ausschließlich aus dem südafrikanischen Raum und vertreten eine Auffassung von afrikanischer Geschichte, wie sie während der Kolonialzeit allgemein akzeptiert war und auch heute noch in Kreisen, die der Apartheid nachtrauern, gern rezipiert wird.

Die ebenfalls im 19. Jahrhundert aufgestellte Theorie des Indologen Christian Lassen, Ophir sei an der Nordwestküste von Ostindien, nahe der Mündung des Indusflusses gelegen und der Name Ophir sei vom nordindischen Volksstamm der „Abhira“ abgeleitet worden, wurde durch die Auseinandersetzung um Sofala und Zimbabwe an den Rand gedrängt.

Literatur

  • J. Theodore Bent: The Ruined Cities of Mashonaland. London 1896. (Klassiker der „Ophir“-Theorie)
  • Andries Johannes Bruwer, Zimbabwe: Rhodesia’s Ancient Greatness. Johannesburg 1965. (typisches Beispiel für einen jüngeren Vertreter der „Ophir“-Theorie)
  • David Chanaiwa: The Zimbabwe Controversy. A Case of Colonial Historiography. Syracuse NY 1973.
  • Graham Connah: African Civilizations. Precolonial Cities and States in Tropical Africa. Cambridge 1987. ISBN 0-521-26666-1 (darin S. 183-213 über Great Zimbabwe und den Goldbergbau)
  • Peter Garlake: Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit? Bergisch Gladbach 1975 (inzwischen veraltetes Standardwerk zur Geschichte und Archäologie von „Great Zimbabwe“).
  • M. Görg: Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Geographie. Biblische Notizen. Bd 15. Offsetdruckerei Kurt Urlaub, Bamberg 1981, 76-86.
  • Peter Hertel: Zu den Ruinen von Simbabwe. Gotha 2000. ISBN 3623003565
  • Carl Peters: Ophir. Im Goldland des Altertums. Forschungen zwischen Sambesi und Sabi. München 1902.
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Simbabwe. Entdeckungsreisen in die Vergangenheit. Stuttgart 1985. ISBN 3-522-60620-5 (Sammlung von Auszügen aus Reiseberichten sowie Standardwerken zur „Ophir“-Theorie)
  • Rolf Herzog: Punt. Glückstadt 1968. (grundlegende Arbeit zur Geschichte des ägyptischen Goldhandels)
  • Herbert W. A. Sommerlatte: Gold und Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern und Briefen des Schwaben Karl Mauch (1837-1875). Gütersloh 1987. ISBN 3-570-07918-6 (formal falsche ISBN)

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