Olli Dittrich

Olli Dittrich

Oliver Michael Dittrich (* 20. November 1956 in Offenbach am Main) ist ein deutscher Schauspieler, Musiker, Komponist und Komiker. Er ist bekannt unter seinem Rufnamen Olli Dittrich.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Arbeit

Dittrich ist Sohn eines Journalisten und einer Malerin und wuchs mit seinen beiden Brüdern in Hamburg-Langenhorn auf.

Nach der Schule erlernte er von 1975 bis 1978 den Beruf des Theatermalers an der Hamburgischen Staatsoper. Anschließend arbeitete er sieben Jahre bei der Deutsche Grammophon GmbH. Seine erste Platte erschien 1977 unter dem Titel Ich bin 18. Dittrich war 1982 als Komponist, Gastsänger und Zeichner bei der Tone Band beteiligt. Er schrieb in dieser Zeit etwa 250 Lieder, unter anderem für James Last, Annette Humpe und Die Prinzen. 1989 nahm er unter dem Künstlernamen TIM sein erstes eigenes Album mit dem Titel Modern Guy auf, war aber gleichzeitig auch bei der Band „Susis Schlagersextett“ als Sänger, Percussionist, Keyboarder und Conferencier tätig, mit der er ca. 90 Auftritte pro Jahr auf Galas, Stadtfesten, Schiffen und in Clubs absolvierte. 1992 trat Dittrich schließlich im Hamburger Quatsch Comedy Club auf, kurz zuvor hatte er Wigald Boning kennengelernt.

Mit Wigald Boning drehte Dittrich 1991 ca. 100 Spots für Premiere, trat live auf und nahm ein Album auf. Beide wurden dann daraufhin 1992 zum Casting für die Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ eingeladen. Es entstanden 5 sendefähige Pilotsendungen, die aber nie ausgestrahlt wurden.

Dittrich gehörte dann von 1993 bis 1998 zur ursprünglichen Besetzung der RTL-Comedy-Serie RTL Samstag Nacht (insgesamt 158 Shows) und machte Rubriken wie zum Beispiel „Neues vom Spocht“ oder „Zwei Stühle – eine Meinung“ (mit Wigald Boning) populär. In dieser Talkshow-Persiflage stellte er sich in immer verrückteren Verwandlungen und Parodien Bonings wochenaktuellen Fragen. Es entstanden Kultfiguren wie Mike Hansen, Butsche Roni, Hajo Schröter Naumann oder Jaques Gelee und Parodien auf Boris Becker, Michael Schumacher, Beate Uhse, Lenin, Jens Weißflog, Luciano Pavarotti, Blümchen, Jean Pütz, Bernd Schuster oder Franz Beckenbauer.

Ebenfalls mit Boning gründete Dittrich die Comedy-Pop-Gruppe „Die Doofen“, die 1995 und 1996 zwei Alben („Lieder, die die Welt nicht braucht“[1] und „Melodien für Melonen“) und mehrere Singles (u. a. „Mief“, „Jesus“, „Prinzessin de Bahia Tropical“) herausbrachte. Insgesamt wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ca. 1,5 Mio. „Die Doofen“-Tonträger verkauft. 1995 waren sie „special guest“ von Bon Jovi auf dessen Stadion-Tournee durch Deutschland.

1998 spielte Dittrich den Redakteur Wollner in Helmut Dietls Late Show, zuvor in Markus Imbodens Frau Rettich, die Czerni und ich den „Bart“ an der Seite von Martina Gedeck, Iris Berben und Thomas Heinze. Dittrichs erste eigene Sendung, Olli, Tiere, Sensationen, lief von 2000 bis 2001 im ZDF. Von Oktober 1998 bis März 2001 war Dittrich u. a. als Moderator der Außenwette bei „Wetten, dass..?“ (ZDF) tätig. Seit 2001 ist Dittrich gemeinsam mit Anke Engelke in lockerer Reihenfolge in improvisierten Fernsehspielen unter dem Titel Blind Date im ZDF zu sehen. Bislang entstanden 6 Episoden „Blind Date 1“ (2001), „Taxi nach Schweinau“ (2002), „Der fünfbeinige Elefant“ (2003), „London-Moabit“ (2004), „Blaues Wunder“ (2005), „Tanzen Verboten“ (2006). 2003 erhielten sie dafür den Grimme-Preis in Gold. [2]

Seit Februar 2004 läuft Dittrichs Reihe Dittsche – das wirklich wahre Leben mit Jon Flemming Olsen und Mr. Piggi im WDR Fernsehen. Im März 2011 startete das improvisierte tragikomische Kammerspiel, das live ausgestrahlt wird, in die 15. Staffel.

Im September 2002 startete Dittrich eine gemeinsame Bühnen-Show mit Bastian Pastewka unter dem Titel Ein Abend mit Bastian Pastewka und Olli Dittrich. 2003 und 2004 tourten sie damit durch Deutschland.[3] 2003 spielte Olli Dittrich als Dieter Dubinsky einen ostdeutschen Touristen in dem Film Der Wixxer. 2004 spielte Dittrich Joseph Goebbels in Jo Baiers Film „Stauffenberg“. [4]

2005 wurde Dittrich von seinem Freund Jon-Flemming Olsen (er ist der Imbissbudenbesitzer „Ingo“ in der Reihe „Dittsche“) als Schlagzeuger in die Country-Band Texas Lightning aufgenommen. Nachdem sich die Band bei der deutschen Vorausscheidung durchgesetzt hatte, nahm sie am Eurovision Song Contest 2006 teil. Dort belegte Texas Lightning den 15. Platz.[5] Das Album Meanwhile back at the ranch sowie die ausgekoppelte Single „No No Never“ erreichten aber dennoch jeweils weit über Platin-Status.

Im Dezember 2006 spielte Dittrich in der Interview-Parodie „Was tun, Herr Beckenbauer“ den Fußballkaiser, der von Harald Schmidt „seriös“ befragt wurde. Das 20-minütige Werk wurde im Rahmen der Harald-Schmidt-Show in der ARD ausgestrahlt und für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. [6]

Ab November 2007 trat er in Werbespots für die Elektromarkt-Kette Media Markt auf. Er spielte dabei in einer Mehrfachrolle „unsere härtesten Kunden“, indem er verschiedene gesellschaftliche Milieus prototypisch und überzeichnet darstellte. Italienische Tageszeitungen wie Corriere della Sera und La Repubblica äußerten Kritik an vier Werbespots mit der Spielfigur „Toni“ im Vorfeld der Europameisterschaft 2008, die als rassistisch und extrem klischeebehaftet bezeichnet wurden; nach weiteren Zuschauerbeschwerden stellte Media-Markt diese Spots ein.[7]

2007 spielte Olli Dittrich in dem Musikvideo Vom selben Stern von Ich + Ich mit.

Am 17. Oktober 2008 wurde Olli Dittrichs CD „11 Richtige“ bei x-cell records (Universal) veröffentlicht. Dittrich arbeitete und feilte mit Co-Produzent Stephan Gade, Tonmeister Manfred Faust-Senn und Orchesterarrangeur Peter Hinderthür fast ein Jahr an dem komplexen Werk. Texte und Kompositionen stammten fast ausschließlich aus seiner Feder, bei der sehr aufwendigen Produktion spielen bis zu 60 Orchestermusiker. Anke Engelke und Judith Rosmair (Schauspielerin des Jahres 2007) wirken als Duettpartnerinnen mit, Stargeiger David Garrett ist bei einem Song als Soloviolinist zu hören. Die CD enthält Lieder im Stile von Schlagern. [8]

2011 spielte er Gottlieb Daimler in dem ARD-TV-Film Carl & Bertha[9] und im Kinofilm Die Relativitätstheorie der Liebe verschiedene Personen.[10] Im März 2011 veröffentlichte er zusammen mit Anne Ameri-Siemens sein erstes Buch Das wirklich wahre Leben, eine Sammlung aus niedergeschriebenen Interviews über das Leben Dittrichs und von Olli Dittrich selbst verfassten Geschichten.

Dittsche – Das wirklich wahre Leben

Hauptartikel: Dittsche

Das WDR Fernsehen zeigt seit dem 29. Februar 2004 das Improvisationskammerspiel Dittsche – Das wirklich wahre Leben, das live aus einem Hamburger Imbiss gesendet wird. Olli Dittrich spielt dabei die Hauptfigur Dittsche, Jon Flemming Olsen den Wirt „Ingo“ und Franz Jarnach alias Mr. Piggi den fast stummen Stammgast „Schildkröte“. Das Geschehen wird von sechs festinstallierten Kameras, die von einem Rechner per Zufall geschnitten werden, beobachtet. Dittsche schwadroniert und philosophiert hochkomisch, aber auch tragisch, traurig und gelegentlich dramatisch über das Leben, Gott und die Welt, seine Nachbarn, die BILD-Zeitung und all den ganzen alltäglichen Wahnsinn, zu dem niemand – außer Dittsche – eine Antwort weiß. Hierbei liefern tatsächliche, aktuelle Geschehnisse und Promis („Titanen“) der Woche die Vorlagen. Große Überraschungsgäste im kleinen Imbiss waren u. a. schon Rudi Carrell, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Anke Engelke, Marius Müller-Westernhagen, Wladimir Klitschko, Detlev Buck, Bela B., Sylvie & Rafael van der Vaart, Günther Jauch, Moritz Bleibtreu, Bastian Pastewka, Uwe Seeler und die Scorpions sowie zuletzt auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz.

Olli, Tiere, Sensationen

Olli Dittrich schlüpft hier in verschiedene Rollen. Während der Charakter „Mike Hansen“ schon aus seinen Auftritten in RTL Samstag Nacht bekannt war, wurde hier erstmals „Dittsche“ der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Clips dauerten im Gegensatz zur derzeit ausgestrahlten Sendung nur wenige Minuten und behandelten statt tagespolitischer Themen eher Fragen der Art, ob man den Kartoffelbrei lieber mit dem Löffel oder der Gabel essen sollte. Daneben wurden auch schon kleine Blind-Date-Folgen gezeigt, ebenfalls nur wenige Minuten lang.

Heino-Jaeger-Interpretationen

Ab dem 7. November 2005 (gesendet auf 3Sat) hat Dittrich anhand der Spielvorlagen des von ihm bewunderten Aufspürers sozialer Situationen Heino Jaeger (1938–1997) sein über die „Dittsche“–Gestaltung weit hinausgehendes Potenzial der Menschendarstellung gezeigt und das „wirklich wahre Leben“ nunmehr in einer Vielfalt von Facetten zur Sprache gebracht.

Blind Date

Hauptartikel: Blind Date

Im Jahr 2000 entstand die Filmreihe Blind Date gemeinsam mit Anke Engelke und präsentierte eine neue Erzählform des Films: Zwei Darsteller treffen ohne vorheriges Drehbuch oder Kenntnis über die Rolle des Anderen aufeinander. 2005 wollten die beiden neuen Wind in ihre Idee bringen und ließen zum ersten Mal zwei Figuren gegeneinander antreten, die sich kennen. Das Konzept ohne Drehbuch und Absprachen blieb erhalten. Dieser sechste Teil ist bisher der letzte.

Hörbücher

Auszeichnungen

TV/Medien
  • 1994: Bayerischer Fernsehpreis für „RTL-Samstag Nacht“
  • 1994: Bambi für „RTL-Samstag Nacht“
  • 1995: Bambi für „Die Doofen“
  • 1995: Adolf-Grimme-Preis „Spezial“ für „Zwei Stühle – Eine Meinung“ (RTL Samstag Nacht)
  • 1995: Goldene Europa für „Die Doofen“
  • 1995: Goldene Romy (Österreich) für „RTL-Samstag Nacht“
  • 2003: Bayerischer Fernsehpreis für „Blind Date“ (ZDF)
  • 2003: Adolf-Grimme-Preis mit Gold für „Blind Date“ (ZDF)
  • 2004: Deutscher Fernsehpreis für „Dittsche – das wirklich wahre Leben“ (WDR)
  • 2005: Adolf-Grimme-Preis mit Gold für „Dittsche – das wirklich wahre Leben“ (WDR)
  • 2007: DVD-Award für „Dittsche – das wirklich wahre Leben“
  • 2008: Radio Regenbogen-Award - „Beste Comedy “
  • 2009: Goldene Kamera – „Beste Unterhaltung“
  • 2010: Göttinger Elch - Gesamtwerk
Musik
  • 1995: Echo für „Die Doofen
  • 1995: Viva COMET für „Die Doofen“
  • 1995: Goldene Stimmgabel (ZDF) für „Die Doofen“
  • 1996: Golden Reel Award (USA) für „Die Doofen“
  • 1995–1996: 7 Gold- und Platinauszeichnungen für „Die Doofen“
  • 2005–2006: 5 Country Music-Awards (diverse Kategorien) für „Texas Lightning“
  • 2006: 3 Gold- und Platinauszeichnungen für „Texas Lightning“

Einzelnachweise

  1. http://www.focus.de/kultur/leben/boulevard-doof-daemlich-erfolgreich_aid_151088.html
  2. http://derstandard.at/1248372
  3. http://www.tageblatt.de/db/main.cfm?DID=130447
  4. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2003/0820/seite1/0034/index.html
  5. http://www.stern.de/kultur/tv/eurovision-song-contest-skandal-rocker-siegen-in-athen-561558.html
  6. http://www.dwdl.de/nachrichten/9351/grimmenominierungen_private_stark_wie_nie/page_1.html
  7. Spiegel Online: Aufgebrachte Italiener stoppen Olli-Dittrich-Spot
  8. http://www.sueddeutsche.de/kultur/olli-dittrich-als-schlagerstar-barde-im-bademantel-1.539851
  9. http://www.noz.de/deutschland-und-welt/kultur/fernsehen/54372420/schon-gesehen-carl-und-bertha
  10. http://www.abendblatt.de/kultur-live/kino/article1904350/Ich-sag-mal-so-Talent-schadet-nicht.html

Literatur

  • Thomas Tuma: Ansichten zu einem Clown. In Der Spiegel 20/2006, S. 88ff.
  • Olli Dittrich, Anne Ameri-Siemens: Das wirklich wahre Leben, Piper Verlag, München 2011, ISBN 3492052614.

Weblinks


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