Open-Access-Bewegung

Open-Access-Bewegung
Dieser Artikel beschreibt die Open-Access-Initiative für freien Zugang zu wissenschaftlichen Materialien. Für weitere Bedeutungen von Open Access, siehe Open Access (Begriffsklärung).
Open-Access-Logo

Als Open Access (englisch freier, kostenloser Zugang) wird der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet bezeichnet. Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren bedeutet für jedermann mit Internet-Zugang die Erlaubnis, ein Dokument lesen, herunterladen, speichern, es verlinken, drucken und damit entgeltfrei nutzen zu können. Darüber hinaus können über Freie Lizenzen den Nutzern weitere Nutzungsrechte eingeräumt werden, die die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können. Bei der wissenschaftlichen Fachliteratur kann es sich um frei zugängliche Beiträge in Elektronischen Zeitschriften, um Preprints oder Online-Versionen von Beiträgen in Büchern und Zeitschriften handeln (Postprints), die von den Wissenschaftlern auf den Servern freier Elektronischer Zeitschriften, universitären oder institutionellen Archiven, fachbezogenen Servern oder auf ihren privaten Websites frei zur Verfügung gestellt werden. Open Access schließt auch das Zugänglichmachen von wissenschaftlichen Primär- und Metadaten, Quellentexten und von digitalen Reproduktionen ein.[1]

Unter dem Druck der steigenden Preise für wissenschaftliche Publikationen bei gleichzeitig stagnierenden oder schrumpfenden Etats in den Bibliotheken während der Zeitschriftenkrise bildete sich seit Beginn der 1990er Jahre eine internationale Open-Access-Bewegung. Die zentrale Forderung dieser Bewegung ist, dass wissenschaftliche Publikationen als Ergebnisse der von der Öffentlichkeit geförderten Forschung dieser Öffentlichkeit wiederum kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. Die bisherigen Publikationsstrukturen stellen eine Privatisierung des von der Allgemeinheit finanzierten Wissens dar. Durch Open Access soll verhindert werden, dass dieses Wissen nicht erneut von der Allgemeinheit finanziert von den Verlagen zurückgekauft werden muss, die durch die Publikation die Nutzungsrechte erhalten haben. Die Open-Access-Bewegung verfolgt auch das Ziel, die digitale Kluft zu verringern. Unter anderem sollen so Wissenschaftler mit geringem Budget an wissenschaftliche Ergebnisse gelangen und am Diskurs teilnehmen können.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Open-Access-Logo der Public Library of Science

Erst mit der Entwicklung des Internets, des Elektronischen Publizierens und der damit schnellen und einfachen Verbreitung von Dokumenten wurde die Frage des freien Zugriffs auf wissenschaftliche Informationen aktuell. Zuvor waren die Voraussetzungen und die Realisierbarkeit durch die technischen Rahmenbedingungen eingeschränkt. [3] In den 1990ern erschienen unter dem Begriff des Elektronischen Publizierens (Online-Publishing ) die ersten deutschsprachigen Ratgeber für das Publizieren im Internet für Wissenschaftler, welche u. a. die unterschiedlichen Dienste – E-Mail, News, Usenet – beschrieben[4]. Viele Fachverlage gingen in dieser Zeit dazu über, ihre Zeitschriften parallel oder ausschließlich elektronisch zur Verfügung zu stellen. Studenten und Wissenschaftler können seitdem diese Artikel über die Bibliotheks- oder Institutsrechner lesen und ausdrucken, falls ihre Institutionen die Lizenzgebühren für diese Zeitschriften bezahlen.

Die Open Access-Bewegung hat ihre Vorläufer in den Preprint- und Dissertationsservern der 1990er.[5]Sie beruht darauf, dass Wissenschaftler in der übergroßen Zahl der Fälle nicht aus kommerziellen Interessen publizieren, sondern dass das Publizieren als Dokumentations- und Kommunikationsweg zu ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit dazugehört.

Ein weiterer Ausgangspunkt für die Forderung nach neuen Publikationsstrukturen war außerdem die Zeitschriftenkrise. Mit diesem Begriff wird eine Entwicklung bezeichnet, die vor allem im STM-Bereich (Science, Technology, Medicine) stattfand. Der Anteil der den Lesern zur Verfügung stehenden Literatur wurde laufend kleiner.[6] Als Folge der Zeitschriftenkrise wurden Verlage wie BMC (1999) und PloS (Anfang 2001) gegründet.

2001 gründeten, initiiert durch eine vom Open Society Institute organisierte Konferenz in Budapest im November 2001, eine Reihe bekannter Wissenschaftler, unter ihnen Michael Eisen (Public Library of Science) und Rick Johnson (Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition, SPARC), die Budapest Open Access Initiative (BOAI) und verabschiedeten am 14. Februar 2002 eine Erklärung[7], in der es u. a. heißt: „Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Erwartung, hierfür bezahlt zu werden, veröffentlichen.“[8]. Diese Konferenz und die daraus entstandene BOAI wird als ein Startpunkt der Open-Access-Bewegung angesehen[9], weil hier zum ersten mal die verschiedenen Personen und bereits existierenden Initiativen zusammengeführt wurden.[10] Der Aufruf bezieht sich jedoch nur auf die Gewährleistung des freien Zugriffs auf Zeitschriftenartikel, für die die Autoren kein Entgelt erhalten haben, die zuvor einen Peer-Review-Prozess durchlaufen haben und die anschließend parallel im Netz zur freien Verfügung gestellt werden sollten.[3]

Am 11. April 2003 wurde in Bethesda, Maryland über die Möglichkeiten einer besseren Einbindung der Beteiligten am Publikationsprozess beraten und im Juni dazu das Bethesda Statement on Open Access Publishing veröffentlicht.[11]

Die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen vom Oktober 2003 ist eine Deklaration, die die Inhalte der Budapester Erklärung und der Bethesda-Erklärung aufgreift und die Ziele der Open Access-Bewegung erweitert definiert. Von allen wichtigen deutschen Forschungsinstitutionen wurde die Erklärung unterschrieben, wie z. B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Hochschulrektorenkonferenz, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, das mit DiPP eine eigene Initiative gegründet hatte. Außerdem haben auch internationale Organisationen unterschrieben wie z. B. Open Source Initiative (OSI), SPARC oder CERN. Die Berliner Erklärung geht über die Forderungen der Erklärung der BOAI deutlich hinaus. Sie wird als Abschluss der Zielformulierungen der Bewegung und als Startpunkt in technischer und organisatorischer Hinsicht angesehen. Seit der Berliner Konferenz gibt es im jährlichen Abstand Folgekonferenzen.[3]

Open-Access-Strategien

Die beiden wichtigsten Publikationswege des Open Access werden auch als „Goldener“ und „Grüner Weg“ bezeichnet. Sie werden manchmal als konkurrierende, meistens aber einander ergänzende Modelle angesehen: die Primärveröffentlichung und die Parallelveröffentlichung. Diese beiden Strategien wurden auf der Budapester Konferenz 2002 entworfen.[12] Die Bezeichnungen „Goldener“ und „Grüner Weg“ gehen auf den Kognitionswissenschaftler Stevan Harnad zurück.

Goldener Weg

Als der "Goldene Weg" wird die primäre Veröffentlichung des wissenschaftlichen Textes in einem Open-Access-Medium bezeichnet, das den Bedingungen des Open Access folgt. Dabei handelt es sich vor allem um Open-Access-Zeitschriften, die wie die konventionellen Zeitschriften ein Peer-Review-Verfahren einsetzen. Im Directory of Open Access Journals, einem Verzeichnis für Open-Access-Zeitschriften, werden 3644 Zeitschriften (Stand: September 2008) gelistet, das sind etwa 10–15 % aller publizierten Peer-reviewed Zeitschriften. Auch die Publikation von Monografien in einem Open-Access-Verlag wird dem "Goldenen Weg" zugeordnet.[13]. Parallel zu der elektronischen Publikation von Büchern kann eine Publikation in gedruckter Form erfolgen. Diese gedruckten Ausgaben sind dann meistens kostenpflichtig.

Grüner Weg

Der "Grüne Weg" ist die Parallelveröffentlichung oder Selbstarchivierung, die auf privaten Homepages, Institutshomepages oder auf Dokumentenservern erfolgen kann. Dabei wird die nicht-standardisierte Selbstarchivierung zunehmend durch eine Archivierung auf Institutionellen Repositorien ergänzt und abgelöst. Bei diesen auf dem grünen Weg publizierten Dokumenten handelt es sich häufig um Preprints oder Postprints. Nur bei Postprints hat ein Peer Review stattgefunden. Auch Primärdaten können über den Grünen Weg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bei der Archivierung von Dokumenten auf Dokumentenservern werden zwei verschiedene Formen unterschieden, je nachdem, um welche Art von Repositorium es sich handelt. Institutionelle Repositorien werden von einer Institution (beispielsweise einer Hochschule) betrieben und sind meist fachübergreifend, während disziplinäre Repositorien bestimmte Fachgebiete abdecken, dafür aber institutsübergreifend sind. Ein bekanntes Beispiel für ein disziplinäres Repositorium und zugleich eines der ältesten ist arXiv.

Die SHERPA/RoMEO-Liste, die von der SHERPA-Organisation herausgegeben wird, listet Verlage nach ihren Leitlinien in Bezug auf Urheberrechte und Parallelpublikation auf und unterscheidet vier verschiedene Kategorien, je nachdem, ob die Selbstarchivierung von Preprints und Postprints, nur von Preprints, nur von Postprints oder gar nicht erlaubt wird.

Die Open Archives Initiative (OAI) registriert die Betreiber dieser Repositorien und entwickelte ein Protokoll für Metadaten, OAI-PMH, das weite Verbreitung gefunden hat. Verschiedene Dienste nutzen dieses Protokoll zum Metadatenharvesting, so zum Beispiel die Suchmaschine OAIster von der University of Michigan, Scirus von Elsevier oder Google Scholar.

Grauer Weg

Der "Graue Weg" beschreibt die Veröffentlichung Grauer Literatur, also solcher Veröffentlichungen, die über den Buchhandel nicht zu beziehen sind. Dazu gehören im wissenschaftlichen Bereich Abstract-Sammlungen, Seminar- und Diplomarbeiten, Dissertationen, Tagungsberichte und ähnliche Dokumente. Ein Peer review findet bei diesen Dokumenten normalerweise nicht statt.

Open Access für Primärdaten

E-Science

Wissenschaftliche Primärdaten können durch die technische Entwicklung in ungeahnter Dimension und Qualität in den wissenschaftlichen Kommunikationsprozess integriert werden.[14] In der Berliner Erklärung wird auch der freie Zugang zu Daten mit eingeschlossen. Daten liegen teils als selbständige Sammlungen vor, teils werden sie indirekt, z.B. über Links in Publikationen, nachgewiesen.

Open Access für Bücher

Eine Erweiterung erfährt der Open-Access-Begriff, der sich zunächst vor allem auf Artikel in Fachzeitschriften bezog, durch die Veröffentlichung von Monografien unter Open Access-Bedingungen. So plant beispielsweise das von der EU geförderte Projekt OAPEN, das aus der Zusammenarbeit mehrerer Universitätsverlage hervorging, Bücher aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen frei zugänglich zu machen. Damit soll verhindert werden, dass die Wissenschaften, bei denen die Kommunikation hauptsächlich über Monografien und weniger über Fachaufsätze erfolgt, einen strukturellen Nachteil gegenüber Wissenschaften entwickeln, in denen die Open-Access-Strategien bereits eine höhere Verbreitung gefunden haben.

Digitalisate

Viele Verlage versuchen durch die Digitalisierung ihrer älteren Bestände weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Manche tun dies in Kooperation mit den Bibliotheken, beispielsweise in Projekten wie DigiZeitschriften. Einige Großverlage haben ihre Bestände in Eigenregie gescannt, obwohl sie vor der Verabschiedung des zweiten Korbs nach dem Deutschen Urheberrecht keine Rechte dafür besaßen.[14]

Nationallizenzen

Open Access für Kulturgut

Die Berliner Erklärung spricht – der ECHO-Charter folgend – ausdrücklich die Kulturgüter in Archiven, Bibliotheken und Museen an. Auch sie sollen kostenlos und nachnutzbar nach den gleichen Prinzipien wie die wissenschaftliche Fachliteratur zugänglich sein. Dies führt allerdings zu Konflikten im Bereich der Bildrechte. Freie Projekte beschweren sich über das von ihnen behauptete Copyfraud der kulturgutverwahrenden Institutionen, die ihrer Ansicht nach Gemeinfreies remonopolisieren, indem nicht bestehende Urheberrechte behauptet werden.[15]

Organisationen

Geschäftsmodelle

Auch beim digitalen Veröffentlichen von Dokumenten entstehen Kosten, auch wenn sie nicht so hoch sind wie bei gedruckten Werken. In der traditionellen Publikationswirtschaft werden wissenschaftliche Publikation von den Wissenschaftsverlagen als verwertbare Marktware definiert[16], während bei Open Access Wissenschaftler, Forschungsförderer, Institutionen und Bibliotheken teilweise an die Stelle der Verlage treten und damit die Produktionskette des Publikationsmarktes verändern. Für die Finanzierung von Open-Access-Publikationen gibt es unterschiedliche Modelle, die zum Teil bereits gut etabliert sind.

Publikationsgebühren

Eine große Zahl von Open-Access-Zeitschriften verlangt von den Autoren Publikationsgebühren, die sich üblicherweise an den Prozesskosten orientieren, die dem Verlag pro Online-Veröffentlichung durchschnittlich entstehen. Sie werden auch als Article Processing Charge bezeichnet und das Geschäftsmodell als "Author pays"- Modell.[6] In einer Studie der Kaufmann-Wills-Group wurde festgestellt, dass dieses Finanzierungsmodell bei den Open-Access-Zeitschriften bei unter 50% und damit unter dem Wert für konventionelle Zeitschriften liegt.[17] Zwischen den einzelnen Fachdisziplinen gibt es große Unterschiede: In solchen Wissenschaften, in denen eine Publikationsgebühr, oft in Form eines Druckkostenzuschusses, auch bei konventionellen Zeitschriften erhoben wird (zum Beispiel in den Biowissenschaften), ist der Anteil höher, bei geisteswissenschaftlichen Zeitschriften ist sie seltener. Manche Zeitschriften erlassen den Autoren die Gebühren, wenn sie finanziell benachteiligten Einrichtungen angehören.

Etliche Förderorganisationen ermutigen oder verpflichten ihre Wissenschaftler zum Open-Access-Publizieren und übernehmen teilweise oder ganz die Veröffentlichungsgebühren, so dass die Etats der Arbeitsgruppen und Institute nicht oder weniger stark belastet werden.

Institutionelle Mitgliedschaft

In dem Mitgliedschaftsmodell zahlen Forschungsinstitutionen oder ihre Bibliotheken als Mitglieder eine Jahresgebühr, um den angehörigen Wissenschaftlern die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebinsse in einem Open-Acces-Journal kostenfrei oder vergünstigt zu ermöglichen. Ein bekanntes Beispiel für dieses Mitgliedschaftsmodell ist der britische Verlag BioMed Central. Die Abgrenzung zwischen einem Abonnement und einer institutionellen Mitgliedschaft ist nicht immer ganz scharf. Eine Subskription von Zeitschriften, die beispielsweise bei Oxford University Press (OUP) erscheinen, können einen Rabatt auf die Publikationsgebühren der Open-Access-Zeitschriften von OUP einschließen.

Hybride Finanzierungsmodelle

In hybriden Finanzierungsmodellen werden sowohl Open-Access-Artikel als auch zugangsbeschränkte Artikel innerhalb einer Zeitschrift publiziert. Der Verlag hält an den ursprünglichen Subskriptionsmodellen fest, bietet den Autoren aber zusätzlich an, gegen eine Gebühr den Artikel als Open Access freischalten zu lassen. Zahlen die Autoren die Extragebühren nicht, wird der Artikel nur gegen Entgelt abgegeben. Für die Bibliotheken bedeutet dieses hybride Modell zunächst keine finanzielle Entlastung. Der Wissenschaftsverlag Springer führte im Juli 2004 als einer der ersten Verlage das hybride Modell unter dem Namen Open choice ein. Für die Freischaltung zu Open Access werden 3000 US-Dollar pro Publikation verlangt. Etliche weitere Verlage folgten diesem Vorstoß und verlangen Gebühren zwischen 1000 und 5000 US-Dollar. (Stand: September 2008)[6]

Weitere Finanzierungsmodelle

Bei dem "Community-Fee-Modell" werden die beispielsweise von einer Fachgesellschaft publizierten Artikel über die Mitgliedsbeiträge finanziert. Andere Verlage nutzen institutionelle Infrastruktur von Bibliotheken und Universitäten und werden so von diesen querfinanziert. Auch der Verkauf von Printprodukten kann zur Finanzierung der Online-Publikation mit beitragen.

Die Open-Access-Situation in verschiedenen Fachdisziplinen

Logos

Ein einheitliches Logo der Open-Access-Bewegung gibt es bislang nicht. Beim Open-Access-Day am 14. Februar 2008 wurde der Entwurf der Public Library of Science aufgegriffen, die Berlin-Konferenz der Max-Plack-Gesellschaft verwendet ebenfalls eine Schlüssel-Symbolik. Von vielen Universitäten und Bibiliotheken in Deutschland wird das Logo der Informationsplattform open-access.net verwendet.

Kritik und Probleme

Für die Forderung nach Open Access spricht, dass damit stark subventionierte Forschungsergebnisse der Universitäten und anderer öffentlich unterstützter Forschungseinrichtungen frei zugänglich werden und nicht teuer verkauft werden: Open Access ist „die geeignete Antwort auf die Krise der wissenschaftlichen Literatur, die sich nicht nur auf die Zeitschriftenpreise auswirkt, sondern auch dazu führt, dass etwa ein Sammelband in vierfacher Weise von der öffentlichen Hand subventioniert wird und der Staat so seine eigenen Forschungsergebnisse von kommerziellen Verlagen zurückkauft“[18].

Open Access ist „(noch) weit davon entfernt, Alltag wissenschaftlichen Publizierens zu sein: Es handelt sich überwiegend um spezialisierte Diskurse in einigen besonders engagierten Disziplinen und um (wissenschafts-)politische Absichtserklärungen (wie die Berlin Declaration), die in der Praxis erst verankert werden müssen, damit wissenschaftliches Wissen tatsächlich das Allgemeingut sein kann, als das es finanziert wird“[19].

Eine der Barrieren für das Online-Publishing mit Open Access ist das akademische Belohnungssystem.[20] Problematisch ist auch, dass z. B. reine Online-Zeitschriften in traditionellen Datenbanken bisher nur selten erschlossen und indiziert sind.[21] Und für die Bibliotheken stellt sich die Frage der Erfassung und Speicherung der Daten.

Es gibt große Unterschiede zwischen den Disziplinen. Das kostenlose Online-Publizieren ist, mit Ausnahme einiger Institute und Online-Zeitschriften im Bereich der Bildungsforschung keine Selbstverständlichkeit.[22] In naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen hingegen, insbesondere der Informatik und Physik, hat das kostenlose und freie Veröffentlichen im Internet schon eine weit bedeutendere, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.

Literatur

Weblinks

deutschsprachig

  • Das Informationsportal open-access.net – Die Informationsplattform open-access.net hat das Ziel, den steigenden Informationsbedarf zum Thema Open Access zu decken. Sie bündelt bislang verstreute Informationen und bereitet diese für verschiedene Zielgruppen und Szenarien spezifisch auf.

englischsprachig

Einzelnachweise

  1. Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen: Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities auf den Seiten der Max-Planck-Gesellschaft
  2. Katja Mruck, Stefan Gradmann, Günter Mey: Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut: Die Initiativerklärung der BOAI ist zugleich eine Grundsatzerklärung gegen den Digital Divide, die digitale Kluft, da der beabsichtigte Abbau von Zugangsbeschränkungen zu wissenschaftlichen Publikationen zu verstärkter Diskussion und Kooperation ebenso beitragen soll wie zu wechselseitigem Lernen zwischen "information rich" und "information poor" Forum Qualitative Sozialforschung, Volume 5, Nummer 2, Artikel 14, Mai 2004
  3. a b c Peter Schirmbacher: Open Access – ein historischer Abriss. In: Open Access – Chancen und Herausforderungen (PDF), Deutsche UNESCO-Kommission 2007
  4. z. B. in: Jens Bleuel (1994): Online Publizieren im Internet. Elektronische Zeitschriften und Bücher. Pfungstadt und Bensheim: Edition Ergon. aktualisierte Auflage 2000
  5. Gerald Spindler (Hg.) (März 2006): Rechtliche Rahmenbedingungen von Open-Access-Publikationen (PDF, Universität Göttingen, März 2006 – , etwa 3,6 MB, Universitätsverlag Göttingen, 2006
  6. a b c Birgit Schmidt: Auf dem „goldenen“ Weg? Alternative Geschäftsmodelle für Open-Access-Primärpublikationen (Preprint, PDF) Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 54(4-5):pp. 177-182.
  7. Budapest Open Access Initiative
  8. Katja Mruck, Gradmann & Mey, 2004, Absatz 5; oder FAQ zur Budapest Open Access Initiative
  9. Jean-Claude Guédon: The “Green” and “Gold” Roads to Open Access: The Case for Mixing and Matching Serials Review, Volume 30, Issue 4, 2004, Seite 315-328
  10. Kristin Mosch: Einführung Open Access Wissenschaftsmanagement special 1/2006
  11. Bethesda Statement on Open Access Publishing
  12. Frank Scholze:Goldene und grüne Strategie des Open Access – Übersicht und VergleichPDF In: 95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006, Frankfurt: Klostermann
  13. Ulrich Herb: Die Farbenlehre des Open Access. Telepolis, 14. Oktober 2006
  14. a b Elmar Mittler: Open Access zwischen E-Commerce und E-Science – Beobachtungen zu Entwicklung und Stand (PDF) Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 54 (4–5) 2007 Seiten 163–169
  15. Vgl. Klaus Graf: Kulturgut muß frei sein!, in: Kunstchronik 60 (2007), Heft 11, Seiten 507–510 online
  16. (wissenschaftsmanagement special 1/2006)
  17. The Facts About Open Access. A study of the financial and non-financial effects of alternative business models for scholarly journals. (PDF)
  18. vgl. Zusammenfassung In: Klaus Graf (2003): Wissenschaftliches E-Publizieren mit „Open Access“ – Initiativen und Widerstände. Zeitenblicke, 2(2)
  19. Mruck, Gradmann & Mey (2004) (Absatz 23)
  20. vgl z. B. Bo-Christer Björk (Januar 2004): Open access to scientific publications – an analysis of the barriers to change. Information Research, 9(2), Paper 170
  21. vgl. Keller, 2003, Absatz 42
  22. Sandra Schaffert (Juni 2004): Kostenlose Online-Literatur der Bildungsforschung. p@psych e-zine, 9

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