Opritschnina

Opritschnina

Als Opritschnina (russisch Опричнина) wurde zwischen 1565 und 1572 ein speziell verwaltetes Gebiet innerhalb Russlands bezeichnet. Dieses war direkt dem Zaren Iwan IV. („Iwan der Schreckliche“) unterstellt. Zur Durchsetzung seiner Machtansprüche schuf Iwan eine spezielle Militäreinheit, die Opritschniki. Jenen Teil des Reiches, der weiterhin der Bojarenduma unterstellt blieb, nannte man Semschtschina.

Inhaltsverzeichnis

Gründe

1564 verriet Fürst Kurbski, Befehlshaber der westlichen russischen Armee, den Zaren und wechselte auf die Seite Polens über. Zusammen mit dem polnisch-litauischen Heer verwüstete der Fürst die russische Region Welikije Luki. Der Zar verdächtigte andere Bojaren, ebenfalls einen Verrat zu planen, und führte die Opritschnina ein. In den Regionen der Opritschnina war die Zahl der grundbesitzenden Bojaren niedrig, und die Armee bestand aus dem niederen Dienstadel. Sich auf die Opritschnina stützend, wollte der Zar die mächtige Bojarenaristokratie zurückdrängen und die Reste des Feudalismus zerstören.[1]

Struktur

Die Opritschniki bestanden aus etwa 1500 Mann (in einigen Quellen ist auch von 6000 die Rede), allesamt Vertraute und Dienstmannen, darunter Adlige, Tataren und europäische Söldner. Sie waren zunächst zu seinem Schutz eingesetzt.

Voraussetzung für die Aufnahme war, dass die entsprechende Person keinerlei Beziehungen zum Bojarentum hatte. Außerdem mussten die Opritschniki dem Zaren bedingungslose Treue schwören und sich verpflichten, Verräter zu melden, keinerlei Freundschaften außerhalb der Opritschnina zu pflegen und dem Treueverhältnis zum Zaren oberste Priorität einzuräumen, noch vor der Bindung zu Familie und Land. Als Dank ließ Iwan sie auf geraubten Bojarengütern ansiedeln.

Bei der Bevölkerung lösten die Opritschniki große Furcht aus, wozu auch bereits ihr Äußeres geeignet war. Sie waren in schwarze Umhänge, ähnlich den Mönchskutten, gekleidet und trugen einen Besen und einen Hundekopf als Insignien. Der Besen symbolisierte den „Reinigungsauftrag“, der Hundekopf galt als Symbol der Wachsamkeit und Unterwürfigkeit, des blinden Gehorsams Zar Iwan IV. gegenüber.

Im Auftrag der Opritschnina wurden Mitte des 16. Jahrhunderts viele Adlige, Metropoliten und Bürger getötet, sowie Kirchen, Klöster und Besitztümer geplündert. So sollen bei einem mehrwöchigen Gemetzel in Nowgorod an die 30.000 Menschen umgekommen sein. Viele moderne Forscher schätzen die Anzahl der Opfer auf 2000–3000 (nach der Missernte und der Pestepidemie in den 1560-er Jahren belief sich die Bevölkerung Nowgorods nur noch auf rund 10.000-20.000 Menschen).[2]

In den 1570er Jahren wurden von Iwan IV. Männer in die Opritschnina aufgenommen, die vorher selbst gerade dem Tod entronnen waren. Dadurch wurde die Leibgarde verunsichert, und die neuen Opritschniki töteten Mitglieder der ehemaligen Opritschnina.

Auswirkungen

Die Opritschnina war direkt verantwortlich für die Untergrabung der Grundlagen der staatlichen Ordnung des Moskauer Reiches. Historiker sind der Meinung, dass sie dadurch die Erschütterungen Russlands während der Wirrniszeit, der sogenannten Smuta von 1598–1612, vorbereitete.

Literatur

  • Peter Alberts: Von Westfalen nach Moskau. Mein Dienst in der Schreckenstruppe des Zaren Iwan. Heinrich von Staden. Hamburg 1998, ISBN 3-932208-05-6
  • Ruslan Grigorjewitsch Skrynnikow: Iwan der Schreckliche und seine Zeit. Verlag C. H. Beck, München 1992; ISBN 3-406-36492-6
  • Martin Grüning: Die Opričninapolitik Ivans IV. und ihre Ziele, Magisterarbeit, Universität Kiel 1999, S. 85.
  • Julia Fatianova: Opritschnina. Orden des Schreckens oder eine Vorstufe des russischen Polizeiwesens? In: Jonas Grutzpalk u.a.: Beiträge zu einer vergleichenden Soziologie der Polizei. Universitätsverlag, Potsdam 2009. S. 70-89 [1]

Einzelnachweise

  1. Ruslan G. Skrynnikow, Iwan Grosny, M., AST, 2001
  2. Ruslan G. Skrynnikow untersuchte den Bericht des Kommandeurs der Opritschniki Maljuta Skuratow und Gedächtnisfeier-Listen (Sinodiki) und schätzte die Zahl der Opfer auf 2000–3000 (Skrynnikow, R. G.: Iwan Grosny, M., AST, 2001).

Weblinks


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