Ortsneckname

Ortsneckname
An den aus dem Kriegsjahr 1917 stammenden Necknamen Moosrebber der Oberfeller erinnert ein Denkmal in dem Moselort

Ortsneckname (auch Ortsneckerei, Utznamen oder niederdeutsch Terneidsnamen) ist die scherzhafte Bezeichnung der Ortseinwohner durch die Bevölkerung benachbarter Orte. In der Regel erzählt man sich eine schwankhafte Geschichte (nicht selten aber auch mehrere, voneinander abweichende), die den Ortsnecknamen erklärt (vergleichbar einer ätiologischen Sage). Häufig ist der Ursprung des Necknamens aber nicht mehr bekannt.

Vielfach haben die Bewohner eines Ortes mehrere Necknamen. Beispielsweise heißen die Bürger von Winterbach Kloi'-Algier, Säubohne und Salathengst.

In der Ethnologie werden solche (oft gegenseitige) spöttische Beziehungen von Volksgruppen joking relationships genannt.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Bremen

  • Bremen: Die Bewohner Buntentors werden Geelbeen (niederdeutsch für Gelbbein) genannt, da in der schweren Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg ein lebhafter Schmuggel aus dem Bremer Hafen- und Freihafen-Bereich entstand, unter anderem auch von Tabak, der unter der Kleidung versteckt war und die Haut gelb färbte.
  • Bremerhaven: Bremerhaven wird von Stadtbremern aber auch von Umlandansässigen liebevoll Fishtown genannt, was auf die lange Fischereitradition dieser Stadt anspielt. Vermutlich ist dieser Neckname durch dort stationierte amerikanische Soldaten in der Nachkriegszeit entstanden.

Württemberg

  • Die Benninger (Kreis Ludwigsburg) werden Hommel (schwäbisch für Stier) genannt, nach einem Stier, der sich angeblich für seine ganze Herde geopfert haben soll.
  • Die Bewohner der Ortschaft Betzenweiler im Landkreis Biberach werden als Schtoischweizer bezeichnet. Während der Pest sind fast alle Einwohner des Dorfes umgekommen. Die Neuansiedelung erfolgte durch Schweizer. Schtoi kommt von Stein am Rhein.
  • Nördlich von Bühlertann verläuft die Sprachgrenze des schwäbischen zum fränkischen Dialektraum und zugleich die ehedem nicht konfliktfreie Konfessionsgrenze zwischen Katholischen diesseits und Evangelischen jenseits. Wegen der für die fränkisch redenden Nachbarn auffälligen Aussprache des Ausdrucks „etwas (von einem Wagen) abladen”, worin die Bühlertanner das Verb sehr expressiv und nasalisiert ungefähr als [ˈãˌlãdə] aussprechen, während es sich jenseits der Dialektgrenze viel nonchalanter intoniert nach [ˈɔˌlɔdə] anhört, werden die Bühlertanner von den Lutherischen gerne als die aus Alatanien, seltener auch kurz als Alatanier bezeichnet.
  • Die Einwohner von Ehingen (Donau) werden als Muckaspritzer bezeichnet, weil sie 1859 einen vermeintlichen Kirchturmbrand löschten, dessen Rauchwolke sich als gigantischer Fliegenschwarm (die schwäbische Bezeichnung für Fliege ist Muck, im Plural Mucka) herausstellte.
  • Die Einwohner von Eislingen/Fils sind als Brandstifter bekannt, nachdem es im 19. Jahrhundert des Öfteren im Ort gebrannt hatte.
  • Die Einwohner von Esslingen am Neckar werden als Zwieblinger bezeichnet. Der Sage nach besuchte der Teufel im Mittelalter den Esslinger Markt. Er verlangte einen Apfel, die Marktfrau erkannte ihn aber trotz seiner Verkleidung am Pferdefuß und am Schwefelgeruch. Listig gab sie ihm eine Zwiebelknolle anstatt des gewünschten Apfels. Der Teufel biss herzhaft zu und schrie: "Das sollen eure Äpfel sein! Spott über euch Esslinger. Zwiebel sind es, scharfe Zwiebel. Deshalb sollt ihr künftig nicht mehr Esslinger heißen, sondern Zwieblinger!" In der Sage heißt es, "der Teufel verließ Esslingen auf der Stelle und kehrte nie mehr dorthin zurück." Tour de Zwiebel ist der Name der städtischen Rundradtour um Esslingen. Die Fasnetsgesellschaft Esslingens heißt Die Zwieblinger, alljährlich wird das Zwiebelfest gefeiert und es werden Bonbons und eine Likörsorte mit dem Namen Esslinger Zwiebel vertrieben.
  • Die Einwohner von Oeffingen bei Fellbach nennt man, ebenso wie die Bewohner Weil der Stadt, Kreuzköpf, weil sie sich als Katholiken in einem ganz protestantischen Umland häufig bekreuzigen. (Der Spottname wurde häufig für Katholiken gebraucht, während die Protestanten als Lutherböcke beschimpft wurden).
  • Die Einwohner von Kuchen werden als G'sälzhäfa (Marmeladengläser) und der Ort selbst als G'sälzhafhausen bezeichnet. Dies geht wohl zurück auf das ursprüngliche Handwerk der Häfner, die in Kuchen und Umgebung aus Ton Geschirrwaren und Töpfe herstellten, die unter anderem zur Aufbewahrung von G'sälz (Marmelade) verwendet wurden.
  • Die Bewohner von Leonberg tragen de Spitznamen Schnocka (Schnecken). Dies rührt von der früheren Privilegierung der Bürger Leonbergs her, die Graf Ulrich aussprach. Privilegierte Bürger wurden früher Schnocka genannt.
  • Sowohl die Bewohner der Gemeinde Löchgau (Landkreis Ludwigsburg) als auch von Ilsfeld (Landkreis Heilbronn) werden als Hoasarupfer (Hasenrupfer) bezeichnet. Beide Gemeinden führen diesen Umstand auf ein Ereignis zurück, bei dem ein(e) BewohnerIn der Ortschaft versuchte, einen Hasen einem Huhn gleich zu rupfen.
  • Die Bewohner von Notzingen werden als Sandsäckla bezeichnet. Die Einwohner von Wellingen werden als Saukübel bezeichnet.
  • Die von Rommelshausen heißen Hose'flicker, angeblich weil eine Frau aus dem Ort, die eine alte Hose ihres Buben reparieren wollte, eine neue Hose gekauft hatte, um mit einem Flecken von dieser das Loch in der alten zu flicken.
  • Schwäbisch Haller werden häufig abwertend als Haller Doofele bezeichnet. Der Vorname David bzw. dessen Deminutiv Davidle, im lokalen Dialekt als [ˈdɔːˌfɪd] bzw. [ˈdɔːfɪdˌle] ausgesprochen, war bei den Reichsstädtern früher beliebt, womit der Assoziation doof bei jedem Spottwilligen der Grund bereitet ist.[1]
  • Die Einwohner von Schwaikheim (zwischen Waiblingen und Winnenden) wurden als Rotznahenger (Rotz-herab-hänger - Menschen mit laufender Nase) bezeichnet, weil sie angeblich keine Taschentücher benutzten. Ein weiterer Spitzname lautet Schlappohra (Schlappohren), ausgehend von folgender Geschichte: Der Herzog von Württemberg war auf Inspektion, und die Schwaikheimer Bürger warteten auf der Straße. Aufgrund eines Wolkenbruches hatten sie die Spitzen ihrer Dreispitze heruntergeklappt, um ihre Ohren vor dem Wind zu schützen, als eben der Herzog um die Ecke bog.
  • Die Einwohner von Stetten (Mühlheim an der Donau) werden als Bollen bezeichnet, weil das Dorf lange Zeit sehr landwirtschaftlich geprägt war.
  • Die Stuttgarter kennt man als Stäffelesrutscher, weil die hügelige Lage vieler Stadtteile viele Treppen (Staffeln, in mundartlicher Diminutiv-Form Stäffele) erfordert.
Zwiebelbrunnen in der historischen Altstadt von Esslingen am Neckar
  • Die Einwohner von Tübingen werden als Goga (auch Goaga) bezeichnet.
  • Die Untereisesheimer (bei Heilbronn) heißen Schlappascheißer, weil ein Untereisesheimer einem Obereisesheimer (Zwetschgemörtl, Mörtl = böser Mann, Dieb) in seine Schuhe defäkiert haben soll, die jener zwecks besserer Kletterfähigkeit unter dem Zwetschgenbaum des Untereisesheimers hatte stehen lassen.
  • Die Bewohner von Wangen (Stadt Stuttgart) werden als Zigeuner (gesprochen Zigeinr) bezeichnet. Die Herkunft ist nicht gesichert. Eine mögliche Herkunft ist der Ausruf ziag oenr!, also die Aufforderung, es möge jemand (oenr) ziehen (ziaga). Weitere mögliche Herkünfte sind überliefert. Die Bezeichnung Zigeuner lebt im jährlich in der Kelter stattfindenden Zigeunerfest fort.
  • Die Bewohner der Gemeinde Weil im Schönbuch wurden von den umliegenden Gemeinden als Weilemer Messerstecher bezeichnet. Das lässt dich darauf zurückführen, dass die Bewohner in früherer Zeit als besonders grob und aggressiv galten und bis in das 20. Jahrhundert hinein eine Gruppe von Sinti und Roma in dem Ort sesshaft war.
  • Die Wildberger werden Kröpf genannt, was mit dem kalkhaltigen Wasser und den entsprechend vielen Kröpfen zu tun hat.

Baden

  • Die Karlsruher werden Brigande genannt. In Karlsruhe haben teilweise die einzelnen Stadtteile eigene Necknamen, manchmal sogar mehrere pro Stadtteil. Dies ist aus der Stadthistorie zu erklären, da sich das heutige (relativ junge) Karlsruhe über das Gebiet mehrerer wesentlich älterer Siedlungen mit eigenen Necknamen erstreckt.
  • Die Freiburger heißen in der badischen Mundart Bobbele bzw. Bobbili.
  • Die Mosbacher werden Kiwwelschisser genannt. Der Spitzname kommt daher, dass die Mosbacher lange keine Toiletten kannten bzw. hatten. Sie trugen ihre körperlichen Ausscheidungen in Kübeln (Kiwwel) auf die Felder der Umgebung. Die anderen Dörfer in der Umgebung hatten zu der Zeit bereits Donnerbalken oder ähnliches. Zur Erinnerung an diesen Spitznamen wurde auch ein Brunnen aufgestellt, der zeigt, wie ein Bürger seinen Kiwwel leert.
  • Direkt neben Mosbach liegt Neckarelz (mittlerweile eingemeindet), die Neckarelzer werden Steckzwiebbele (Steckzwiebeln) genannt. Die Neckarburkener (Gemeinde Elztal) heißen Semmede (Semmede sind ein einfaches Mehlgericht, das vor allem im 19. Jahrhundert in Tauberfranken, dem Odenwald und dem Bauland als Arme-Leute-Gericht verbreitet war); die Obrigheimer sind Kräpfer.
  • Die Pforzheimer werden Seggel genannt, was in Pforzheim kein Schimpfwort ist. "Halbseggel" dagegen ist eine Beleidigung für einen Pforzheimer.
  • Die Einwohner des nördlich von Pforzheim gelegenen Örtchens Kieselbronn werden Gaißeschenner (Gaiß = Ziege, Schenner = Schinder; Ziegenschinder) genannt. Laut Überlieferung wurde die Ortskirche von den Einwohnern herausgeputzt und da auf dem Dach der Kirche Gras wuchs, beschloss man, eine Ziege mittels Strick auf das Dach zu ziehen. Sogleich wurde der Strick um den Hals des Tieres gelegt und kräftig gezogen. Als die Ziege die Hälfte der Strecke geschafft hatte, streckte sie die Zunge heraus, voller Freude auf das frische Gras. Zumindest nahmen dies die Kieselbronner an. Auf dem Dach angekommen, war das Tier jedoch leider verstorben.
  • In der Kurpfalz werden z. B. die Wieslocher Stehkrägen genannt, weil sie als Bewohner einer größeren Stadt der Landbevölkerung gegenüber sehr arrogant und überheblich auftraten, die Nußlocher nennt man Mondspritzer, weil sie angeblich versuchten, mit Löschspritzen der Feuerwehr den Vollmond, den sie für einen Wald- oder Hausbrand hielten, zu löschen.
  • Die Einwohner von Lauda im Main-Tauber-Kreis haben den Utznamen Strumpfkappen. Der Grund liegt angeblich darin, dass man in Lauda länger als in anderen Gemeinden der Gegend nachts Schlafmützen, in der Region Strumpfkappen genannt, getragen hat. Der Utzname Strumpfkappe wird auch im Fastnachtsruf Strumpfkapp' ahoi verwendet.

Franken

  • Die Einwohner der Ortschaft Neunkirchen am Brand in der Nähe von Erlangen werden als Kaffeebeidel (Kaffeebeutel) oder Pflasterscheißer bezeichnet. Bamberger werden auch Zwiebeltreter, Hetzleser Hunnen genannt. Die Zeller heißen Wolkenstierer, weil sie angeblich in einer Trockenzeit mit Stöcken die Wolken zum Abregnen bringen wollten.
  • Die Einwohner Sonnebergs im Thüringer Wald sind in Oberfranken und Südthüringen seit mehreren Generationen als Sumbarcher Säu bekannt. Ein echter Sumbarcher hat nichts gegen diesen Namen einzuwenden. In einem Schiedsspruch anlässlich eines Nachbarschaftsstreits in den 1960er Jahren wurde das Wort Sau im Unterschied zum herabsetzenden Schimpfwort Schwein als nicht beleidigend, sondern als ortsübliche Anrede unter Sonnebergern beurteilt.
  • Die Bewohner Uettingens im Landkreis Würzburg werden Schneesenger genannt. Böse Zungen behaupten, die Uettinger würden heimlich ihren Schnee verbrennen bzw. versengen. Als Beweis dafür gilt die Tatsache, dass in Uettingen der Schnee tatsächlich früher geschmolzen ist als in den Nachbargemeinden.
  • Die Bewohner Bad Staffelsteins werden Pass auf'n genannt: Der Bürgermeister von Staffelstein hatte einen wunderschönen Kanarienvogel und das ganze Städtlein war stolz auf diese Seltenheit. Aber eines Tages, als man die Türe des Käfigs öffnete, flog der Vogel davon. Die ganze Bevölkerung wurde aufgeboten und alles suchte eifrig. Damit er nicht der Stadt entweichen könnte, wurden alle Stadttore geschlossen. Wer etwas Verdächtiges merken sollte, musste laut „Pass auf!“ rufen. So schrie alles vom Morgen bis zum Abend: „Pass auf!“ Doch den Vogel erwischten sie nicht, und als gar die Nacht einbrach, da stellten sie müde das Suchen ein. Sollte der Vogel trotz der geschlossenen Tore doch einen Ausweg aus der Stadt gefunden haben?
  • Kirchenlamitz: Krebsbacker (Krebsebäcker). Es soll ein Kirchenlamitzer Bäcker, der gerne Krebse aß, die damals noch reichlich in der Lamitz zu fangen waren, die selbst gefangenen Krebse in einem Korb in seiner Backstube liegen lassen haben, neben dem frisch angesetzten Brotteig. Die Krebse brachen aus, fielen in die Wanne mit dem Brotteig, konnten sich wieder befreien und krabbelten teigumhüllt auf die Straße. Dort sah sie am frühen Morgen ein vorbeikommender Bauer, der gerade von einem Wirtshausbesuch kam, und schloss messerscharf, daß die Kirchenlamitzer Krebse backen.[2]
  • Marktleuthen: Egerscheisser. Früher wurden, wie damals üblich, die Fäkalien des Ortes in die Eger geleitet. Der Gemeindediener soll vor Brautagen der Kommunbrauerei durch den Ort gelaufen sein und mit der Glocke ausgeschellt haben: "Heute wird bekannt gemacht, daß niemand in die Eger macht, denn morgen wird gebraut!"[3]
  • Weißenstadt: Bummlhenka (Stierhenker). Auf Veranlassung des Weißenstädter Magistrats soll ein Stier zum Reinigen des vom Gras bewachsenen Kirchendaches an einem Seil um den Hals zum Kirchendach hochgezogen worden sein. Als der Stier, oben angekommen, im Todeskampf die Zunge herausstreckte, sollen die Zuschauer gerufen haben: "Schaut, er frißt scho!" (Seht hin, er frißt schon!). Andere Quellen meinen, daß man das auf der Stadtmauer wachsende Gras verwerten wollte und deshalb der bedauernswerte Stier auf die Stadtmauer hochgezogen wurde.[4]
  • Wunsiedel: "Buttenscheißer". Im Jahre 1326 wurde Wunsiedel gleich als "Stadt" gegründet. Da gab es auch eine Verordnung das innerhalb der Stadtmauer keine Misthaufen etc. sein durften, auch nicht das "Häusl hinter'm Haus" (Plumpsklo). Man ging also, wenn man musste, auf einen Eimer im Keller oder Nebengebäude und dieser wurde wöchentlich in eine Bütte geleert und aus der Stadt hinaus getragen. Außerhalb der Stadtmauer waren auch die Misthaufen der Bauern. Das brachte den Wunsiedlern ihren Spitznamen "Buttenscheißer" ein.

Rheinland-Pfalz

  • Alf (Mosel): Bachspautzer Die Baachbreck, also die Brücke über den Alfbach im Bereich des heutigen Verkehrskreisels, ist seit Generationen Treffpunkt der Alfer Männer. Hier trifft man sich für ein Schwätzchen, tauscht Neuigkeiten aus, vertreibt sich die Zeit. Der eine oder andere spuckt dabei schon mal über das Geländer in den Bach.
  • Andernach: Siwweschlööwe (Siebenschläfer); siehe Bäckerjungensage.
  • Die Becherbacher werden von den Einwohnern der umliegenden Dörfer als Becherbacher Raben bezeichnet. Die benachbarten Nußbacher sagen (heute nur noch als Witz), die Becherbacher würden zur Erntezeit Kartoffeln von Nußbacher Feldern stehlen. Eine andere Begründung für den Spitznamen ist, dass es in Becherbach viele Krähen, im Volksmund Raben, gibt.
  • Bendorf: Knochelecker
  • Bad Ems: Tellerlecker
  • Brey: Vögel
  • Cochem: Schmandelecker
  • Ensch: Tubes
  • Fachbach: Schnippelbunne
  • Hartenfels: Bunnepäns
  • Herrstein: Hankel
  • Kaiserslautern: Atscher
  • Kaltenengers: früher Kallengijer Fösch (Fische), später Kallengijer Ochse (Ochsen), wegen der liebevoll gastfreundlichen Wesensart der Einwohner.
  • Klüsserath: Hohnen (Hähne)
Schängelbrunnen in Koblenz
  • Koblenz: Schängel In französischer Besatzungszeit (1794-1814) entstandener Begriff vom französischen Namen Jean (in Koblenzer Mundart damals Schang ausgesprochen) abgeleitet. Gemeint waren damit ursprünglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Über die Zeit entwickelte sich hieraus schließlich Schängel.
  • Koblenz-Kesselheim: Wierschtjer (Würstchen)
  • Konz-Könen: Windbeutel (Wandbeidel)
  • Kottenheim: Kröppelsche, wegen der Dorfspezialität Reibekuchen (im Dialekt: Kröppelsche)
  • Lahnstein : Barreschesser (hochdeutsch = "Bahren scheißer") um das Wasser der Lahn nicht zu verschmutzen haben die Lahnsteiner in Bahren geschissen und diese außerhalb des Ortes geleert.
  • Leiwen: Stallessen (Stallknechte, Stallbewohner?)
  • Mainz: Büttel (Dialekt: Biddel)
  • Marienhausen: Baachwatscher
  • Marienrachdorf: Zigeuner
  • Morlautern: Hewwelritscher (Hügelrutscher), wegen der Lage Morlauterns auf einem Hügel
  • Neuwied: Schärjer, örtliche Bezeichnung für ungelernte Hafenarbeiter, die mit ihren Handkarren Schiffe, vorwiegend mit Bimsstein, beluden.
  • Nieder-Olm: Windbeutel (Dialekt: Windbeidel)
  • Die Oberfeller Moosrebber waren im Kriegsjahr 1917 beim Laubsammeln besonders fleißig.
  • Ochtendung: Bimsköpp, wegen der in den frühen 1960er Jahre ansässigen Bimsbetriebe und der bis heute bestehenden Bimsabbaugebiete
  • Otterstadt: Stickelspitzer
  • Die Pirmasenser heißen Schlabbeflicker. Pirmasens war seit dem 19. Jahrhundert das Zentrum der deutschen Schuhindustrie. Die fehlende Konkurrenzfähigkeit speziell gegenüber Ware aus dem Ausland erschwerte den Unternehmen jedoch ab etwa 1970 in zunehmendem Maße die Massenproduktion.
  • Plaidt: Lämmesje
  • Polch: Bauere
  • Rhens: Ochsen
  • Die Rosenheimer (Landkreis Altenkirchen) heißen Kotzerter, weil Rosenheim früher Kotzenroth hieß.
  • Rumbach: Salztrippler oder Salzdippler, weil die Bewohner angeblich mit den Holzschuhen so gedippelt sind, als sie zum Salz kaufen gingen. Wahrscheinlicher weil sie so sparsam waren, dass sie die Salzkörner einzeln gezählt haben.
  • Sankt Sebastian (am Rhein): Basjaneser Debbekooche, wegen der rheinischen Spezialität
  • Sayn: Barwes Lääwer
  • Schenkelberg: Räffjer
  • Schleich: Kuckucke
  • Sessenhausen: Kitzjesträger
  • Spay: Boxelöfter (Oberspay)
  • Thür: Sompörsch („Sumpf-Ärsche“), wohl wegen der Lage an einem Sumpfgebiet
  • Trier: Pfeifen, Hornis
  • Vallendar: Plattpopos
  • Waldesch: Heckeböck

Saarland

    HerrensohrJägersfreudeNiedergailbachOberwürzbachQuierschiedThailen

  • Herrensohr (Stadtteil von Saarbrücken) wird auch als Kaltnaggisch bezeichnet. Der Name entspringt der Tatsache, dass zum Aufbau der Bergbaukolonie um 1850, der Wald abgeholzt werden musste und somit alles kahl (später abgewandelt kalt) und nackt (naggisch) wurde.
  • Jägersfreude (Stadtteil von Saarbrücken) hat den Beinamen Blechhammer bzw. Bleschhamma, da um 1750 ein Platinenhammerwerk im Ort ansässig war. Streng genommen war Blechhammer sogar der erste Name, Jägersfreude kam erst um 1766 auf.
  • Die Einwohner des Ortes Niedergailbach werden als Muuskepp (Musköpfe bzw. Kohlköpfe) bezeichnet.
  • Die Bewohner von Oberwürzbach sind stolz auf ihren Utznamen, sie werden als Maulesele bezeichnet.
  • In Quierschied wurde schon immer gern und reichlich gegessen. Deshalb sind die Quierschder als die Wambe bekannt - und das Wambefescht ist im Saarland ein Begriff.
  • Die Bewohner des saarländischen Weiskirchen-Thailen werden von den Bewohnern umliegender Gemeinden gelegentlich als Hondsfresser (Hundeesser) oder Miasserstiacher (Messerstecher) bezeichnet.

Rheinland

  • Bonn: Pefferlecker
  • Bonn-Beuel: Wäschplagge
  • Bonn-Endenich: Kappesbuure - hier wird Weiß- und Rotkohl in großen Mengen angebaut
  • Königswinter: Äselsdriewer - rheinische Bezeichnung für Eselstreiber (zum Drachenfels)
  • Much: Heufresser - spielt auf eine Anekdote aus dem 18. Jahrhundert an.
  • Niederdollendorf: Wigge - mundartliche Anspielung auf die Weidenbäume am Rheinufer
  • Nettetal- Lobberich: Wenkbüll - Windbeutel - Anspielung auf städtisches Gehabe der durch Textilindustrie zu Wohlstand gekommenen Gemeinde
  • Oberdollendorf: Küze - mundartlich für Kiepen (Transportkörbe für Weintrauben)
  • Spich: Bleimöps
  • Troisdorf: Windbüggele

Hessen

Figurengruppe Mückenstürmer auf dem Linggplatz in Bad Hersfeld
  • Anraff: Die Anraffer werden auch als Reelinge bezeichnet.
  • Bad Hersfeld: Der Ortsneckname geht auf eine historische Begebenheit zurück. An einem Tag im Sommer 1674 sahen die Bürger von Hersfeld am Kirchturm der Stadtkirche eine Rauchwolke. Man stürmte daher mit Wassereimern auf den Turm um das vermeintliche Feuer zu löschen. Oben angekommen, bemerkte man, dass es sich lediglich um einen großen Mückenschwarm handelte, der um den Turm kreiste. Seit dieser Zeit etablierte sich für die Hersfelder der Ortsneckname Die Mückenstürmer.
  • Birkenbringhausen (Ortsteil von Burgwald): Ratzverbrenner – Der Name geht auf eine historische Begebenheit zurück. Bei der Verfolgung eines Iltisses (landschaftlich Ratz) wurde erst ein Reisighaufen angesteckt, in dem das Tier Zuflucht gesucht hatte, und anschließend das halbe Dorf.
  • Bottendorf (Ortsteil von Burgwald): Worschtemäuler (Wurstmäuler) – Die Bottendörfer hatten einen sprichwörtlichen Heißhunger nach Wurst.
  • Ernsthausen (Ortsteil von Burgwald): Brüchhinkel – Die Einwohner nutzten die sumpfigen Wiesen (Bruch=Sumpf) im Wetschaftstal als Weide für ihr Federvieh.
  • Eschwege: Die Einwohner der Stadt werden Dietemänner genannt.
  • Gießen: Schlammbeiser – Der Begriff geht zurück auf das „Schlamp-Eisen“, ein Werkzeug eines Kanalreinigers (Schlamp -Eissers), der - bevor es geschlossene Kanalisationen gab - den Müll und Schmutz der Häuser (Schlammp) mit einer langen Eisenstange (Eisen) holte und mit Holzkarren außerhalb des Ortes entsorgte. Zwischen den Häusern gab es oft kleine Gassen, in denen Kübel standen. In dem Freiraum über diesen Gassen hingen die Aborte der Häuser. Die Schlammbeiser zogen mit ihren langen Stangen die Kübel aus den kleinen Gassen heraus und leerten sie aus.
  • Langenbach im Taunus: Gedoffelstumscher oder Kohroawe(muster) – Die Uznamen Kartoffelstampfer und Kohlraben für die Einwohner Langenbachs beziehen sich auf die Landwirtschaft, die in dem ehemaligen Bauerndorf vorherrschend war und auf den ehemals dort weitverbreiteten Anbau von Knollengewächsen.
  • Die Einwohner des Babenhäuser-Stadtteils Langstadt werden als Doudeplätscher bezeichnet. Hier ging es um die direkte Heimzahlung des Bestattungsaufwandes an einem Leichnam.
  • Lauter (Laubach) hatte früher den Spitznamen das Sieben-Mühlen-Dorf, da sich viele Einwohner des Dorfes den Wassereichtum des Ortes mit Hilfe von Wassermühlen zu Nutze machten.
  • Limburg an der Lahn: Säcker ist der Uzname für die Limburger. Im frühen Mittelalter, als die Brücke über die Lahn noch nicht existierte, mussten alle Waren in Säcken durch die niedrige Furt der Lahn getragen werden.
  • Laubach: Obermauernschesser ist der Uzname der Laubacher.
  • Londorf (Ortsteil der Rabenau_(Hessen): Ohmbachschesser
  • Melsungen: Der Ortsneckname für die Einwohner von Melsungen ist Bartenwetzer.
  • Nieder-Ohmen (Gemeinde Mücke): Fettlappe – ist der Uzname des Ortsteils Nieder-Ohmen.
  • Wetzlar und Spangenberg: Plasterschisser – ist der Uzname für die Einwohner in Wetzlar (Neustadt) und in Spangenberg.

Umwertung

Ursprünglich meist höchst abfällig gemeint, wurden die Ortsnecknamen im 20. Jahrhundert häufig von den so Verspotteten selbst aufgegriffen und mit Stolz als Teil ihrer Identität betrachtet, was man als Strategie des Stigma-Managements bezeichnen könnte.

Als Beispiel für das Wechselspiel von positivem Selbstbild und Negativ-Stereotyp nennen sich die „eingefleischten“ Fellbacher stolz Moiekäfer (Maikäfer), während sie Neubürger abfällig als "Engerlinge" bezeichnen.

Gelegentlich sind den Ortsnecknamen moderne Denkmal-Skulpturen gewidmet (etwa den Moosrebbern von Oberfell an der Mosel, siehe dort Näheres).

Denkmal für die Thürer Somporsch

Forschungsgeschichte

Die maßgebliche volkskundliche Monographie hat Hugo Moser vorgelegt. In den letzten Jahren erscheinen vor allem in Süddeutschland populär ausgerichtete Bücher mit Necknamen-Sammlungen (z. B. Depenau 2001-2004).

Einzelnachweise

  1. „Seit David die Edomiter im Salztal schlug, d.h. die Reichstadt Hall die aufständischen Bauern im Felde besiegte, kam dort der Name David auf, … bis die Haller Salzsieder den Spottnamen Doovelich (= Davidlein) erhielten (es muß vermerkt werden, dass das niederdeutsche doof für taub und stumm in Süddeutschland unbekannt war).“ Gerd Wunder, „Wandel der Vornamen“ in: „Bauer, Bürger, Edelmann“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, 1991.
  2. Mündliche Überlieferung an den Autor. Zusätzlich Webreferenzen, ua.:
  3. Mündliche Überlieferung an den Autor. Zusätzlich Webreferenz:
  4. Mündliche Überlieferung an den Autor. Zusätzlich Webreferenzen, ua.:

Literatur

  • David Depenau, "Von Dohlenatze und Schwarzbückel" Verlag David Depenau, Frühjahr 2001 ISBN 3-8311-0721-1
  • David Depenau, "Von Dohlenaze, Holzlumpe und Milchsäule. Die Ortsnecknamen in Stadt- und Landkreis Karlsruhe" verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher, September 2001 ISBN 3-89735-176-5
  • David Depenau, "Von Bloomäuler, Lellebollem und Neckarschleimer. Die Ortsnecknamen in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckarkreis." verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher, September 2002 ISBN 3-89735-205-2
  • David Depenau, "Die Ortsnecknamen im Landkreis Calw" Im Jahrbuch des Landkreis Calw, September 2003 ISBN 3-937267-01-8
  • David Depenau, "Die Ortsnecknamen in Stadt und Landkreis Rastatt und dem Stadtkreis Baden-Baden. Von Gälfießler, Käschdeigel un Schdaffelschnatzer" verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher, September 2003 ISBN 3-89735-247-8
  • Hugo Moser, Schwäbischer Volkshumor. Die Necknamen der Städte und Dörfer in Württemberg und Hohenzollern, im bayrischen Schwaben und in Teilen Badens sowie bei Schwaben in der Fremde mit einer Auswahl von Ortsneckreimen. Auf Grund der Sammlung von Michael Greiner u.a.. Stuttgart, Kohlhammer 1950
  • Hans Anthon Wagner und Wolfgang Wulz, Schwäbische Ortsnecknamen. 5 Bände, 1989-1997
  • Ortsneckerei, in: Enzyklopädie des Märchens 10, Seite 376-382

Weblinks


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