Ostara (Fest)

Ostara (Fest)
Das Pentagramm, ein Symbol, das auch von der Wicca-Religion verwendet wird

Wicca [ˈwɪkə] ist eine neureligiöse Bewegung[1] und enthält synkretisch-moderne Mysterienelemente. Wicca versteht sich als die „Religion der Hexen“, und die meisten Anhänger bezeichnen sich auch selbst als Hexen. Manche anderen Glaubensgemeinschaften, insbesondere orthodoxe Christen, sehen im Wicca hingegen eher einen Hexenkult, wobei dieser Begriff, vor allem in der Anfangsphase der Entwicklung von Wicca, auch von Anhängern (z. B. Gerald Gardner oder Starhawk) verwendet wurde und teilweise immer noch verwendet wird. Es bestehen zahlreiche Parallelen zum feministischen Kult der Großen Göttin; im Wicca sind aber, entgegen der reinen Göttinnenspiritualität, eine weibliche Göttin und ein männlicher Gott gleichberechtigte Partner und Repräsentanten einer polaren Natur.[2] Die meisten Wicca (Anhänger dieser Religion) verstehen Wicca als eine Form von wiederbelebter Naturreligion[3] und als eine Glaubensrichtung des Neuheidentums; die meisten der unterschiedlichen Wicca-Richtungen sind aber im Gegensatz zu rekonstruktiven neopaganen Bewegungen explizit synkretistisch und eklektisch sowie anti-patriarchalisch – eine Ausnahme macht nur der „animistische Pfad“. Trotz schamanistischer Einflüsse durch manche Autoren ist die Zuordnung von Wicca zum Bereich des Neoschamanismus sehr umstritten[4] und wird von den meisten Anhängern weitgehend abgelehnt, obwohl einige Ethnologen hier deutliche Zusammenhänge sehen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Begriff Wicca wurde aus dem Angelsächsischen übernommen, wo das Wort wicca (ausgesprochen [ˈwitʧa]) „Hexer, Zauberer“ bedeutet; die weibliche Form war wicce ([ˈwitʧe]). Auch das heutige englische Wort witch für „Hexe“ geht sprachgeschichtlich auf wicce bzw. wicca zurück.[1] Der moderne Begriff erscheint zunächst in der Form Wica in Gardners Witchcraft Today (1954) als Bezeichnung für die Vertreter der von ihm beschriebenen „Alten Religion“ (und nicht für die Religion selbst). Die Schreibweise Wicca ist von ihm erstmals 1969 belegt.[5]

Völlig unabhängig von Gardner verwendete J.R.R. Tolkien den Begriff wicca für die beiden Zauberer Gandalf und Saruman bereits 1942 in seinem ersten Manuskript zum Band Die zwei Türme des Werkes Herr der Ringe. Dies ist durch eine Fußnote im Kapitel 20, The Riders of Rohan, im siebten Band der zwölfbändigen Dokumentation seines Schaffens durch seinen Sohn Christopher belegt.[6] In der 1969 gedruckten Ausgabe des Herr der Ringe ersetzte Tolkien jedoch den Begriff wicca durch wizard.

Zur Wortherkunft des altenglischen wicca, wicce gibt es verschiedene Ansichten. Das palatalisierte /ʧ/ spricht für die Ableitung des maskulinen aus dem femininen Substantiv oder aber Ableitung von beiden aus dem zugehörigen Verb wiccian, „behexen“. Möglicherweise verwandt ist wigle, „Wahrsagerei“, das seinerseits auf dem rekonstruierten indoeuropäischen Wortstamm *weg beruht, welcher vermutlich Wachsamkeit und Lebhaftigkeit bezeichnete. Grimm verbindet das Wort dagegen mit Gotisch weihs, „heilig“.

Gerald Gardner und andere Wicca-Autoren haben stattdessen eine Herkunft von dem altenglischen Wort wita für „weiser Mensch“ oder witan für „wissen“ vorgeschlagen, was darauf Bezug nimmt, dass Hexen früher als Weise gegolten haben sollen. Aufgrund dieser Ableitung wird Wicca heute manchmal auch als „Craft of the Wise“ bezeichnet. Diese Etymologie wurde bereits im 19. Jhdt. von Walter William Skeat vorgeschlagen und würde wicca als eine Abwandlung des früheren witga deuten. Da keine altenglische Schreibung mit t bekannt ist, gilt diese Etymologie aber als unwahrscheinlich. Graves (1948) schlägt zudem eine Verbindung zur Wortwurzel *wei vor, die „biegen“ bedeutet, und sieht daher Wortverwandtschaften mit „willow“ („Weide“) und „wicker“ (geflochtene Korbwaren). Der Bezug zur Hexerei sei demnach die Verwendung von Magie zum „biegen“ bzw. „beugen“ der Kräfte der Natur oder auch in abstrakterer Form als Bezug zur Vorstellung der „Schicksalsweber“ (siehe auch Nornen). Auch Graves Vermutung gilt jedoch als unwahrscheinlich.

In Deutschland war „Wicca“ kurzzeitig ein geschützter Begriff, die Eintragung wurde jedoch nach einigen Monaten wieder gelöscht.[7] Ebenfalls üblich sind die Bezeichnungen „Alte Religion“ (vermutlich basierend auf Charles Lelands Buch Aradia – Die Lehre der Hexen von 1899, in dem er den Hexenkult als „la Vecchia Religione“, also als „die Alte Religion“ bezeichnet,[1] wobei schon Friedrich Schlegel 1789 die Verehrung der Natur durch das Weibliche als „die Alte Religion“ definierte) und „Alter Pfad“, die ausdrücken, dass Wicca sich in der Tradition ursprünglicher Kulte sieht, die Magie und Religion nicht trennen.

Verbreitung

Wicca gehört zu den mitgliederreichsten Gruppierungen im Spektrum des Neopaganismus und ist insbesondere im angloamerikanischen Raum besonders stark verbreitet.[1] In den Vereinigten Staaten, dem einzigen Land, das eine gesetzliche Anerkennung des Religionsstatus von Glaubensgemeinschaften vorsieht, ist Wicca seit 1994 als Religion staatlich anerkannt.[2] Heute gibt es in den USA ca. zwei Millionen Menschen, welche unter dem Begriff „Wicca“ neuheidnische Religion praktizieren.[2]

Geschichte und Struktur

Geschichte der Wicca-Bewegung

Obwohl Angehörige der Wicca-Bewegung meist als Hexen bezeichnet werden, ist nicht jede Hexe zugleich ein Wicca – und umgekehrt. Es gibt verschiedene Strömungen mit unterschiedlichen Glaubens- und Lebensvorstellungen. Im Europäischen Raum „arbeiten“ viele Hexen allein und sehen sich nicht als Wicca, sondern fühlen sich einer anderen Religion (z. B. Christentum) zugehörig. Viele Etymologen definieren den Begriff „Hexe“ als einen Sachbegriff („jemand, der sich mit Naturmagie befasst“), ebenso wie der Begriff „Schamane“. Beide Begriffe sind nicht an eine spezifische Religion gebunden. „Wicca“ ist jedoch ein religiöser Begriff – unabhängig davon, ob diese Religion als Neukonstruktion oder als Fortführung einer älteren Religion von den Ausführenden angesehen wird.[8]

Die Wicca-Religion wurde begründet durch Gerald Brousseau Gardner[9] (1884–1964), der 1954 (allerdings in der Schreibweise wica) den Begriff „Wicca“ einführte. Er gab an, er sei in einen bestehenden Hexencoven, den New Forest Coven, initiiert worden.[1] In späteren Jahren waren neben Gardner Vivianne Crowley und Doreen Valiente weitere führende Personen, die zur Entwicklung dieser Glaubensrichtung beitrugen. Valiente verfasste sehr viele der heute als „traditionell“ bekannten Texte (z. B. The Charge of the Goddess und The Wiccan Creed), ebenso überarbeitete sie verschiedene Passagen des Buches der Schatten, welche von Gerald Gardner aus den Werken von Aleister Crowley übernommen wurden. Gardner und Valiente trennten sich wegen Unstimmigkeiten, und Patricia Crowther trat ihre Nachfolge an.

Die Alexandrische Linie wurde von Alex Sanders gegründet, wobei nicht zweifelsfrei geklärt ist, von wem Sanders initiiert wurde. Die Gründung der Alexandrischen Linie galt zunächst als Schisma, gehört aber mittlerweile zum Wicca im engeren Sinne.

Nach Amerika wurde Wicca durch Raymond und Rosemary Buckland – Initianten der Gardnerischen Linie – gebracht, wo Buckland in späteren Jahren auch eine eigene Linie, das Seax Wica, gründete. In Amerika wurde Wicca unter anderem durch Zsuzsanna Budapest und Miriam Simos (besser bekannt als Starhawk) mit Elementen feministischer Göttinnen-Spiritualität angereichert (Dianic Wicca, Reclaiming-Tradition), während durch Selena Fox schamanistische Einflüsse ihren Einzug fanden, so z. B. afrikanische und indianische Traditionen wie Trommeln, ekstatische Tänze und Visionsarbeit.

Janet und Stewart Farrar veröffentlichten in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche bis dahin nicht allgemein bekannte Rituale in ihren Büchern, insbesondere die meisten der heutigen acht Sabbat-Rituale. Dem Vorwurf, sie hätten mit dieser Bekanntmachung geheimer Rituale gegen das Schweigegebot der Wicca-Coven verstoßen, entgegnete Janet Farrar,[10] dass diese Rituale entweder schon zuvor durch Gerald Gardner selbst oder durch Doreen Valiente öffentlich gemacht worden waren oder sie erst durch die Farrars auf der Grundlage älterer Quellen neu geschaffen worden waren.

Sowohl Raymond Buckland als auch Janet Farrar und ihr neuer Ehemann Gavin Bone (sie heirateten circa ein Jahr nach Stuarts Tod) lehnen die Ausschließlichkeit der Initiation innerhalb der bestehenden Traditionslinien als Dogmatismus ab[10] und befürworten eine Selbstinitiation, die eigentlich eine Initiation durch Göttin und Gott sei, wie schon Doreen Valiente in ihrem Buch 1978 hervorgehoben wurde. Auch Vivianne Crowley lehnte Selbstinitiation nicht grundsätzlich ab, hielt sie aber nur für eine Notlösung.[11] Das moderne eklektische Neowicca der sogenannten „freifliegenden“ Hexen, die selbstinitiiert und nicht in Coven organisiert sind, führte u. a. durch die Bestseller von Scott Cunningham und Silver RavenWolf zu einer enormen Steigerung der Verbreitung von Wicca seit dem Ende der 1980er Jahre, aber auch zu gegenläufigen Bestrebungen, die gardnerianischen und alexandrischen Traditionen zu bewahren.

Coven

Die traditionellen Wicca-Anhänger schließen sich üblicherweise einem Konvent oder Coven (englisch für Hexenzirkel) an, einem Arbeits- und Anbetungskreis, einer Organisationsform, die auf den schottischen Hexenglauben zurückgehen soll[2], aber wahrscheinlich ältere Quellen hat.

Keine zwei Coven gleichen einander in ihren Glaubensansichten, und selbst die beschriebene Grundstruktur ist nicht notwendigerweise in allen Coven gleich.[12] Die Stilrichtungen reichen von ägyptisch über keltisch bis hin zu indianisch oder synkretistischen Mischungen – in der Ethnologie wird dergleichen als eklektische Vorgehensweise bezeichnet. Die meisten Coven legen Wert auf eine Verbindung zu vorchristlichen Religionen.

Ein Coven besteht nach traditioneller Ansicht idealerweise aus 13 Personen (eine Zahl, die bei Wicca eine besondere Bedeutung hat), welche möglichst in Arbeitspaare aus Frau und Mann gegliedert sind. Das Paar Hohepriesterin/Hohepriester wird als eine Einheit und quasi als eine Person gesehen. Größere Coven neigen in der Regel dazu, sich über kurz oder lang aufzuspalten und einen Tochter-Coven hervorzubringen. Ein Coven hat in der Wicca-Tradition eine Hohepriesterin und einen (mindestens zweitgradig initiierten) Hohepriester als Leiter sowie eine Maiden („das Mädchen“ oder „die Jungfrau“) als Stellvertreterin der Hohepriesterin. Allen dreien fallen in den meisten Ritualen bestimmte Aufgaben zu. Der Coven trifft sich insbesondere an den Feiertagen (Sabbat) und den Vollmondtagen (Esbat). Einige, aber nicht alle Coven praktizieren „im Himmelskleid“ (von engl. skyclad, d. h. rituelle Nacktheit), als ein Zeichen ihrer Verbundenheit zur Natur und der persönlichen Freiheit. Andere wiederum tragen besondere Gewänder oder wieder andere nur Alltagskleidung.

Falls die Mitgliederzahl eines Coven zu groß wird, gründet ein Arbeitspaar des Muttercovens mit beliebig vielen mitgenommenen Mitgliedern einen neuen Kreis, traditionell mindestens 3 Meilen (etwa 5 km) vom Muttercoven entfernt. Die Entfernung soll dem Entstehen einer organisierten Religion bzw. Kirche vorbeugen.

Initiation

Die Zeremonie zur Initiation, d. h. der offiziellen religiösen Einweihung in einen Hexen-Coven, wird von einem/einer gegengeschlechtlichen Hohepriester(in) abgehalten. Durch die Initiation erfolgt (unter anderem) die freiwillige Widmung des Initianten an ein bestimmtes göttliches Wesen und die an antike Mysterienkulte angelehnte Vermittlung von Wissen und tieferer Einsicht.[13] Im Wicca existieren insgesamt drei Grade: Der erste Grad ist der Grad der Göttin und des Wassers. Der zweite Grad ist der Grad des Gottes. Mit dem zweiten Grad wird der Wicca zum Hohepriester geweiht. Mit diesem Rang wäre es bereits möglich, einen eigenen Coven zu leiten. Die Verbindung mit der Universalenergie, die Vereinigung von Gott und Göttin – dem Animus und der Anima (nach Ansicht von Vivianne Crowley, 2004) – ist die Arbeit im dritten Grad, was jedoch von manchen Wicca auch anders gesehen wird.

Im Rahmen der Initiation erfolgt auch die Weitergabe eines handschriftlich angelegten „Buchs der Schatten“. Dieses innerhalb eines Covens weitergegebene Buch ist aber nicht statisch, sondern wird im Laufe der Zeit ergänzt oder erweitert. In einigen Traditionen wird zusätzlich die Urversion der jeweiligen Linie tradiert. Diese enthält vor allem Rituale, weniger Dogmen oder feste Richtlinien. Ferner haben viele Coven noch ein eigenes „Buch der Schatten“, in das geheimes Wissen, Rituale, Anrufungen und eigene Erfahrungen eingetragen werden können.

Kultausübung

Glaubensinhalte

Wicca glauben daran, dass alles im Grunde eine Einheit und miteinander verbunden ist (Holismus). Sie verehren die Natur als heilig, da sie eins ist mit dem göttlichen Urgrund und dem Menschen in körperlicher und geistiger Hinsicht Kraft spendet.[2] Wicca ist also keine dualistische Religion, die Gott und Schöpfung als voneinander getrennt betrachtet. Wicca ist somit eher panentheistisch statt theistisch zu verstehen.[2] Die beiden polaren Mächte, die im Mittelpunkt stehen, werden als dreifache Mond-Göttin (Jungfrau, Mutter, Weise)[2] oder auch Erdmutter (Gaia) sowie als dualer „Gehörnter Gott“ (Fruchtbarkeitsgott und Todesgott; häufig assoziierte Aspekte: geopferter Jahresgott, Grüner Mann, Himmelsvater, Sonnengott[2]) personifiziert. Basierend auf der Psychologie von Carl Gustav Jung werden diese Gottheiten jedoch von vielen Wicca nur als Archetypen des kollektiven Unbewussten angesehen, oder Göttin und Gott werden als Symbole für Anima und Animus im individuellen Unterbewusstsein angesehen. Oftmals werden die Göttin und der Gott auch als polare Aspekte eines allumfassenden, ungeschlechtlichen und monistischen Eins gesehen, das von Patricia Crowther als Dryghten bezeichnet wurde (ein altgermanisches Wort, welches sich als Dryghtyn als Bezeichnung für Gott in manchen alten englischen Bibeln findet, verwandt dem althochdeutschen trôthin und trëuga, basierend auf dem Proto-Indoeuropäischen *trw). Diese Vorstellung eines All-Einen, die aber nicht von allen Wicca geteilt wird, ähnelt dem hinduistischen Konzept des Brahman oder dem buddhistischen Shunyata sowie dem taoistischen Tao. Da Wicca, wie Anhänger vieler anderen Formen des Neuheidentums auch, im Sinne eines philosophischen Panpsychismus daran glauben, dass alles in der Welt lebendig und beseelt ist, gibt es auch deutliche Bezüge zum Animismus ursprünglicher Naturreligionen[14].

Wicca „arbeiten“ in ihren Ritualen häufig mit verschiedenen Gottheiten. Im Gegensatz zu echten Polytheisten sehen Wicca diese Gottheiten aber nur als verschiedene Erscheinungsformen oder Facetten ihrer zwei großen Hauptgottheiten, der Göttin und dem Gott. Es gilt bei Vielen der Grundsatz „Alle Göttinnen sind eine Göttin und alle Götter sind ein Gott“ (erstmals zu finden in Dion Fortunes Roman Die Seepriesterin 1938, aber in sehr ähnlicher Form auch schon bei Apuleius in der Antike). Typischerweise steht die Göttin für das passive und lunare weibliche Prinzip (Yin) und der Gehörnte Gott für das aktive und solare männliche Prinzip (Yang), wobei das Horn Zeugungskraft, Macht und Stärke symbolisiert. Diese beiden Prinzipien sind gleichberechtigt und beide notwendig, denn das allganze Göttliche wird als Vereinigung dieser Polaritäten verstanden. Wicca ist daher für einige Theologen nur vordergründig duo-theistisch, da zumindest gewissen Traditionen und Strömungen im Wicca auch monotheistische oder non-duale Aspekte aufweisen. Individuen wählen als Identifikationspunkt ihre persönliche Gottheit aus diversen Gottheiten verschiedener Pantheone, deren Geschichte sie als besonders inspirierend erachten und auf die sie sich zur persönlichen Verehrung am meisten beziehen wollen. Ähnlich werden Coven einige Gottheiten als Gruppenfokus wählen. Manchmal werden diese spezifischen Gottheiten auch geheimgehalten. Wicca legen Wert auf Freiheit und sehen sich als gleichberechtigte Partner der Gottheiten an, die Demutsgesten nicht als angemessenes Mittel der Verehrung betrachten.

Häufig verehrte Gottheiten sind:

Im britischen Wicca ist oft auch noch der Name Herne für den gehörnten Gott gebräuchlich.

Weniger gebräuchlich ist die Verehrung von:

Manche Wicca folgen einem stärker pantheistischen Ansatz und verzichten ganz auf die Verehrung personaler Gottheiten. Allen gemeinsam ist der Kern, dass eine ekstatische Vereinigung mit der Natur und die Kommunikation mit dem (personifizierten oder abstrakten) Göttlichen angestrebt wird. Hier scheinen wieder schamanische Grundsätze durch; siehe Mircea Eliade in seinem Buch Schamanische Ekstasetechniken.

Die Glaubensinhalte im Wicca haben teilweise erhebliche Ähnlichkeiten mit den Vorstellungen der Ewigen Philosophie (Philosophia perennis), wie sie im Neuplatonismus, der christlichen Mystik, der jüdischen Mystik (Kabbala) und der islamischen Mystik (Sufismus), im Hinduismus (Advaita Vedanta), Buddhismus (Tantra, Zen) und Taoismus sowie in der Theosophie und Anthroposophie zu finden sind. Aufgrund der starken Ähnlichkeiten mit dem Neoplatonismus wird gelegentlich ein Zusammenhang zwischen Wicca und der untergegangenen Religion der Sabier aus Harran hergestellt. Zu den geistigen „Ahnen“ von Wicca zählen nach Ansicht der Religionshistoriker (z. B. Hutton, 2001) zudem das Rosenkreuzertum und die Freimaurerei sowie die Hermetik, Alchemie, Zeremonialmagie und Ritualmagie (z. B. das mittelalterliche Grimoire Clavicula Salomonis, dem viele von Gardners Ritualen entlehnt sind). Dies stößt jedoch noch immer bei einigen Wicca auf Widerspruch, die Gardner eher für einen Autor halten, der nur „Offensichtliches“ einer weit älteren Religion wieder hervorgebracht habe – so dass nach ihrer Meinung der Einfluss genau umgekehrt war: Die „Alte Religion“ habe die Freimaurer und Rosenkreuzer beeinflusst, und die Entwicklung in unserer modernen Zeit sei nur ein Flashback. Für die Entwicklung von Wicca war insbesondere der Hermetic Order of the Golden Dawn von großer Bedeutung. In jüngerer Zeit sind auch schamanistische Einflüsse unverkennbar sowie eine stärkere Orientierung am keltischen und germanischen Heidentum.

Im Gegensatz zu manchen großen Weltreligionen (z. B. Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus), die das eigentliche Heil eher im Jenseits suchen und die materielle Welt als unrein oder leidvoll betrachten, ist Wicca eine freudvolle, lustbetonte und dieseitsbejahende Religion, die den Körper nicht als ein zu überwindendes Übel ansieht und Körperlichkeit und Natur auch nicht als sündhaft, sondern als im höchsten Maße heilig erachtet.

Da sie alles in der Welt als kreisläufige Prozesse von Werden und Vergehen verstehen, gehen Wicca-Anhänger auch von einer Wiedergeburt der Seele aus. Auf Grund der Regel der dreifachen Wiederkehr glauben sie auch an Karma, aber nicht daran, dass jedes persönliche Unglück durch schlechtes Karma selbstverschuldet sei. Sie glauben auch nicht an Determinismus und Prädestination, sondern vertreten im Gegenteil, dass die eigene Seele frei sei und man selbst die Verantwortung für sein Leben trage. Zwischen den Wiedergeburten soll sich die Seele für gewisse Zeit im „Sommerland“ genannten Jenseits ausruhen. Diese Jenseitsvorstellung beruht auf keltischen, hinduistischen (Devachan) und theosophischen Wurzeln, hat jedoch auch gewisse Anklänge an die christlichen und islamischen Paradiesvorstellungen. Im Gegensatz zu den fernöstlichen Wiedergeburtslehren betrachtet Wicca den Kreislauf der Reinkarnation (Samsara) nicht als etwas Negatives, dessen Folgen nur Leiden sind, die durch spirituelle Entwicklung (Moksha) überwunden werden sollten, sondern als natürlichen und ewigen Kreislauf, der heilig und auch erstrebenswert ist.

Aus den fernöstlichen Religionen und der Theosophie übernommen werden oftmals auch die Vorstellungen von der Existenz mehrerer Schichten von Energiekörpern (Ätherleib, Astralleib etc.), die durch die sieben Chakras sowie die sogenannte Silberschnur mit dem physischen Körper wechselwirken sollen. Energiearbeit ist somit ein zentraler Bestandteil der magischen Rituale. Astralreisen werden ebenfalls als Mittel der Magie gesehen, wobei die Flugsalben früherer Hexen solche Erfahrungen durch Drogen unterstützt haben sollen.

Ein wichtiges Glaubensprinzip ist auch die Regel „Wie oben, so unten“ („As above, so below“), die besagen soll, dass in allen Bereichen des Kosmos, im Großen wie im Kleinen, die gleichen polaren Ordnungsprinzipien am Werk seien und dass sich auch im Kleinsten stets das Ganze widerspiegele. Der Satz stammt ursprünglich aus der hermetischen Schrift Tabula Smaragdina[15]. Er repräsentiert inzwischen eine weit verbreitete Auffassung im Bereich der Esoterik und des New-Age-Denkens.

Ethik

Wicca versteht sich als eine tolerante Religion und erhebt keinen Anspruch auf Alleingültigkeit. Sie lehnt Dogmatismus, Fanatismus und Diskriminierungen anderer Religionen ab. Als eine egalitäre, freiheitliche, anarchische und ökologische Religion sieht sich Wicca als eine zeitgemäße Alternative für gelebte Spiritualität.

Entsprechend dem Verständnis von eigener Verantwortung dient Magie im Wicca-Kult nur dazu, natürliche Energien zu lenken und notwendige Veränderungen zum Positiven an zu stoßen. Gewaltfreiheit und Naturverbundenheit haben einen hohen Stellenwert.

Die ethischen Grundsätze im Wicca basieren auf der Weisung (Rede) „Solange es niemandem schadet, tu, was du willst“ (An ye harm none do as ye will) und der Regel der (dreifachen) Wiederkehr „Alles, was von dir ausgeht, fällt dreifach auf dich zurück“.[16]

„Auf das Hexenrecht wirst du bauen in wahrhaftiger Liebe und echtem Vertrauen. – Leb' und lass andere leben, sei mäßig beim Geben und mäßig beim Nehmen. – Zieh den Kreis dreimal aus und halte alles Böse raus. – Die Sprüche werden wirksam sein, wenn sie geschmiedet sind im Reim. – Die Augen sanft, die Berührung zart, zuhören vor reden sei deine Art. – Wächst der Mond, geh sonnenwendig, tanz und sing das Pentakel lebendig. – Doch heult der Wolf beim blauen Eisenkraut, dann geh der Sonne entgegen, denn der Mond wird abgebaut. – Wenn der Göttin Mond in neuem Stand, küss dann zweimal ihre Hand. – Acht den Vollmond, sei bereit, für Sehnsucht im Herzen ists die rechte Zeit. – Lässt der mächtige Nordwind sich spüren, dann streich die Segel und schließ alle Türen. – Der Wind aus Süden bringt Herzen zum glühen, auch du kannst mit ihm in Leben erblühen. – Neuigkeiten wird der Ostwind entschleiern, erwarte und bereite dich vor aufs feiern. – Hat der Wind aus Westen zu befehlen, unruhig sind dann die wandernden Seelen. – Neun Hölzer sind für den Kessel gut, brenn sie schnell mit sanfter Glut. – Der Baum der Göttin ist weise und alt, schade ihm, und ihr Fluch sei dein Gehalt. – Erreicht das Jahr Walburgisnacht, brenne ihr Feuer in voller Pracht. – Ist das Rad bei Jule arriviert, zünde die Fackeln, und Pan regiert. – Alle Pflanzen sollst du hegen, denn das bringt der Göttin Segen. – Die murmelnden Gewässer sind dein Gewissen, wirf einen Stein und du wirst es wissen. – In deiner Not wirst du dich bewehren und niemals den Besitz deiner Nächsten begehren. – Lass dich nicht mit den Toren ein, denn sie bringen dich in falschen Schein. – Empfangen und Abschied mit Wärme gemacht, dein Herz wird zum glücklichen Glühen gebracht. – Das Dreifachgesetz sei dein leitender Faden, dreimal bringt's Glück und dreimal den Schaden. – Wenn Mißgeschick regiert dunkle Tage, auf deiner Stirn einen Stern dann trage. – Die, die dich lieben, wirst du niemals betrügen, sonst werden sie auch dich belügen. – Zum Schluss noch acht Worte, und da gilts: „Und schadet es niemand, tue, was du willst!!!““

Übersetzung des englischen Originals der Wiccan-Rede von Lady Gwen Thompson, oftmals fälschlicherweise Doreen Valiente zugeschrieben.

Der Begriff Rede ist vom altenglischen Wort roedan abgeleitet, das führen oder anleiten bedeutet[17]. Der unmittelbare Ursprung der Wiccan-Rede ist Gerald Gardners Buch The Meaning of Witchcraft (1959), in dem er den Ausspruch des Königs Pausole „Do what you like so long as you harm no one“ erwähnt, der aus dem Roman The Adventures of King Pausole (1901) von Pierre Louÿs stammt. Es wird aber allgemein angenommen, dass die Rede auch durch Aleister Crowleys Gesetz von Thelema inspiriert wurde, das lautet: „Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz“. Crowley könnte dabei seinerseits durch die Augustinus Worte „Liebe und tue, was du willst“ beeinflusst gewesen sein, oder durch die Worte „Do as thou wilt …“ des Autors François Rabelais aus dem Roman Gargantua (1534). Ein bislang weitgehend übersehener, möglicher Ursprung des Wortlautes der Wiccan-Rede könnte die französische Verfassung von 1791 sein, in der definiert wird: „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet“. Die heutige acht-Worte-Fassung der Rede stammt von einer Ansprache Doreen Valientes am 3. Oktober 1964 und wurde noch im selben Jahr von Gerard Noel veröffentlicht.

Die „Rede“ wird oft auch von Wicca-Anhängern dahingehend interpretiert, dass sie alle Handlungen verbiete, die irgendwie Schaden irgendwelcher Art bewirken könnten. Es gibt aber auch die Ansicht, dass die Freiheit, zu tun, was man will, nur unter der Voraussetzung gilt, dass man dabei niemandem schadet. Handlungen, die schaden, sind also nicht in gleicher Weise frei, sondern müssen gegebenenfalls hinreichend gerechtfertigt und in ihrem Ausmaß angemessen sein. Andere Interpretationen sehen in der Rede eine Forderung, seinen wahren Willen zu erkunden und diesen auszuüben unter der Einschränkung, dabei keinem (anderen oder sich selbst) zu schaden.

Die Regel der dreifachen Wiederkehr stützt sich auf das Prinzip von Ursache und Wirkung und den Gedanken, dass alles, was man tut, auch Konsequenzen hat, wobei kleine Ursachen auch große Wirkungen haben können. Diese Regel ist aber nur entfernt verwandt mit dem östlichen Konzept des Karmas. Die Kombination von „Rede“ und der Regel der Wiederkehr erfüllen in der Wicca-Ethik weitgehend die Funktion der „Goldenen Regel“.

Die Aussage der „Rede“ ist einer der Faktoren, weshalb christliche und andere Gruppen kritisieren, dass Wicca eine hedonistische Religion für die Konsum- und Spaßgesellschaft sei. Ihre Anhänger hingegen sehen Wicca als eine Religion, deren Ethik sehr stark auf dem Gedanken der Eigenverantwortung basiert. Jeder Mensch muss selbst abwägen und überlegen, um wirklich moralisch handeln zu können, und muss für sein Handeln auch die Konsequenzen tragen (Regel der dreifachen Wiederkehr). Diese Betonung von eigener Verantwortung unterscheidet die Ethik neopaganer Religionen im allgemeinen grundsätzlich von der auf Gottesfurcht und Gehorsam basierenden Ethik der großen monotheistischen Religionen, aber hebt sich auch deutlich ab von denjenigen ethischen Maßstäben, die den Willen oder das Wohlergehen der Mehrheit in den Mittelpunkt stellen, wie z. B. Rechtspositivismus und Utilitarismus). Die Wiccan-Rede korrespondiert mit ihrer Betonung von Freiheit, Selbstverantwortung und Schädigungsverbot weitgehend mit der naturrechtlichen Ethik der menschlichen Freiheit und dem Grundprinzip des Aggressionsverzichts im Individualanarchismus und im modernen Libertarismus[18][19]. Im Gegensatz zu diesen individualistisch-anarchistischen Strömungen betont Wicca jedoch nicht nur die individuelle Freiheit, sondern auch die soziale Eingebundenheit jedes Einzelnen in die gesellschaftliche Gemeinschaft[20].

Feste und Feiertage

Hauptartikel: Wicca-Jahreskreis

Der Jahreskreis, auch Jahresrad genannt, bezeichnet das in der Wicca-Religion gebräuchliche System von acht jahreszeitlichen Festtagen, das den Zyklus von Werden und Vergehen in der Natur symbolisiert. Es hat große Ähnlichkeiten mit dem im keltischen Neuheidentum gebräuchlichen keltischen Jahreskreis. Beide Systeme sind nicht antiken Ursprungs, sondern eine moderne Verbindung der vier keltischen Hochfeste mit den germanischen Sonnenwendfesten und der Verehrung der Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen durch bronzezeitliche Kulturen. Auch die Namen für zwei der Festtage (Litha und Mabon), sowie viele der Rituale, sind moderne Neuschöpfungen.

Die acht Haupt-Feiertage, genannt Sabbats, richten sich nach dem Jahreslauf (die teils nach festen Daten, teils nach natürlichen oder astrologischen Ereignissen berechnet werden).

Licht- / Feuer-Feste, Mondfeste oder Große Sabbate:

Die vier Feuerfeste gelten als die „höheren“ Festtage und werden daher auch als Große Sabbate bezeichnet. Sie liegen jeweils genau in der Mitte zwischen zwei solaren Festen, und werden deshalb auch als Kreuz-Viertel-Tage bezeichnet. Für die Bestimmung der genauen Daten der Drei-Viertel-Tage gibt es je nach Tradition unterschiedliche Vorgehensweisen. Traditionellerweise werden die mit den Kalenden übereinstimmenden Daten verwendet, in anderen Traditionen werden diese auch kalendarisch genau zwischen den solaren Festen gefeiert.

Sonnenfeste oder Kleine Sabbate:

Die vier solaren Feste, die nach astronomischen Konstellationen des Sonnenstandes bestimmt werden, werden auch als Kleine Sabbate bezeichnet und sind.

Neben den acht Sabbat-Festen gibt es die 13 Esbats, die zu Ehren der Göttin bei Vollmond (manchmal auch Schwarzmond) veranstaltet werden. Bei ihnen handelt es sich um magische Arbeitstage.

Werkzeuge und Utensilien

Die traditionellen Ritual-Werkzeuge sind:

  • Das(Schwert oder) der/das Athame: Der zweischneidige, schwarze Zeremonialdolch (zur Lenkung von Energie, fast nie zum Schneiden benutzt).
  • Bolline: Das weiße Messer (für praktische Tätigkeiten wie Kräuter schneiden und Kerzen schnitzen).
  • Der Stab: ein Zauberstab, der zur Lenkung von Energien dienen soll.
  • Pentakel: Eine rituelle Scheibe (auch Schild), auf dem ein Pentagramm (fünfzackiger Stern mit nach oben gerichteter Spitze) in einem Kreis abgebildet ist.
  • Weihrauchfass: Zum rituellen Räuchern.
  • Peitsche: Als Zeichen von Macht und Dominanz.
  • Kordel: Findet beim Schwören verschiedener Eide Verwendung, wird auch als „das Maß“ bezeichnet, weil die Kordel der Körpergröße des Trägers/der Trägerin entsprechen soll.

In einigen Traditionen finden zum Teil folgende Utensilien Verwendung:

  • Der Besen (u. a. für rituelle Reinigung von negativen Energien).
  • Buch der Schatten (früher auch Grimoire genannt) Ein Buch mit magischen Ritualen, Zauberformeln, Rezepten u.ä., das dem Novizen bei der Initiation übergeben wird.
  • Kelch: Wird bei Gelöbnis- und Einweihungszeremonien benutzt.
  • Kessel: Dabei handelt es sich normalerweise um einen schmiedeeisernen Kochtopf, der sowohl für rituelle Mahlzeiten, wie auch zum Räuchern verwendet wird.
  • Kuchen und Wein: Werden für den 'gesellschaftlichen Teil' nach einem Ritual verwendet.
  • Salz und Weihwasser: Werden bei Weihe-Ritualen verwendet.
  • Pendel: Ein schwerer Gegenstand an einer Schnur, der durch Kontakt mit dem medialen Bewusstsein Weissagungen ermöglicht.
  • Weihwedel: Ein Kräuterbündel o. ä., mit dem man vor oder während eines Rituals Wasser versprengt.
  • Labrys: Eine Doppelaxt nach minoischem Vorbild, die links am Altar gelagert wird.

Athame und Zauberstab werden mit der rechten Hand (bei Linkshändern der linken Hand) gehalten. Diese Hand, die auch „Schutzhand“ genannt wird, steht symbolisch für den Punkt, an dem die persönliche Kraft aus dem Körper strömt. Die linke Hand (bei Linkshändern die rechte Hand) dagegen heißt „rezeptive Hand“, weil durch sie Energie in unseren Körper strömt. In manchen Ritualen symbolisiert der Kelch das weibliche Prinzip (den Schoß) und die Athame das männliche Prinzip (den Phallus), ganz im Sinne von Riane Eislers „Kelch und Schwert“, bei einigen Traditionen/Pfaden ist die Bedeutung von Athame und Stab (und die jeweilige Zuordnung zur Himmelsrichtung) vertauscht.

Häufige Rituale

Im traditionellen Wicca werden Rituale oftmals nackt (im „Himmelskleid“, engl. skyclad) ausgeführt, da Kleidung die magischen Energien und die Verbindung mit der Erde behindern soll. Häufige Rituale sind:

  • Eine große rituelle Bedeutung hat das Ziehen des magischen Kreises. Der Kreis ist definiert als die Stelle, an der eine durch Visualisierung und Magie geschaffene kugelförmige Sphäre in die Erde tritt. In der Regel werden im magischen Kreis die Kreisviertel angerufen, denen als Korrespondenzen insbesondere die vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten und vier Elemente zugeordnet sind. Bei Bewegungen im Kreis spielt die Richtung eine große Rolle. Deosil, die Bewegung im Uhrzeigersinn (die gleichzeitig dem Lauf der Sonne folgt) steht für das Gute und positive Energien. Widdershins, die Bewegung gegen den Uhrzeigersinn steht für negative Energien. Da sich in der südlichen Hemisphäre (z. B. in Australien) die Sonne gegen den Uhrzeigersinn bewegt, werden die Bewegungen von dortigen Wicca-Anhängern teilweise in umgekehrter Bedeutung verwendet.
  • Ein wichtiges und beliebtes Vollmond-Esbat-Ritual ist das „Herabziehen des Mondes“ („Drawing down the moon“), bei dem die Göttin herbeigerufen und von der Hohepriesterin verkörpert wird, indem diese deren Kraft in sich aufnimmt. Dies ist eine Form von gewollter ritueller Besessenheit deren Ursprünge bereits im alten Griechenland von thesalischen Hexen praktiziert wurden.
  • Der sogenannte „Große Ritus“ ist ein symbolischer oder (heute seltener) tatsächlicher Geschlechtsakt zwischen Hohepriesterin und Hohepriester, der jedoch in keinem Fall öffentlich vollzogen wird. Es handelt sich hierbei um eine rituelle Verbindung der traditionellen „Heiligen Hochzeit“ (Hieros gamos) mit Elementen der tantrischen Sexualmagie.
  • Zwei zentrale magische Praktiken sind das „Erden“ und das „Zentrieren“. „Erden“ bedeutet sich mit der Erde zu verbinden. „Zentrieren“ bedeutet sich in der Körpermitte sammeln. Eine weitere wichtige Technik ist das Fokussieren, also die Verwendung einer intensiven Vorstellungskraft, um magische Energien freizusetzen und zu kanalisieren.

Kräuteranwendung bei Ritualen

Beim Ernten von Blumen, Kräutern usw. wird zunächst durch die Kraft der Visualisierung eine Verbindung mit der Pflanze hergestellt. Erst dann wird das Benötigte mit der Bolline (einem weißen Messer) geschnitten. Zum Abschluss wird eine kleine Opfergabe vor die Pflanze gelegt (z. B. ein schöner Stein, ein Schuss Wein) und diese bedeckt.

Einsatzmöglichkeiten:

  • Dekoration für den magischen Kreis und Altar (je nach Zeitpunkt und Anlass, beim Vollmondritual: Nachtblumen, weiße Blumen, alle mit fünf Blütenblättern)
  • Opfergaben für die Göttin (wässrige und erdige Blumen und Samen) und den Gott (feurige und luftige Kräuter und Blumen)
  • Körper- und Haarschmuck bei Ritualen, z. B. Blumenkränze bei Frühlings- und Sommerritualen, Eichen- und Fichtenkränze bei Winterritualen, oder Kräuter- und Samenketten aus Anissamen, Eicheln, Fichtenzapfen, Muskatnüssen, Tonkabohnen o.ä.
  • Ritualfeuer (Apfelbaum, Eberesche, Eiche, Fichte, Hornstrauch, Mesquitebaum, Pappel, Wacholder, Zeder)
  • Weihung des Kelchs, Kessels und anderer magischer Werkzeuge, z. B. Einreiben der Klinge des magischen Messers (mit Basilikum, Rosmarin oder Eichenblättern), des Zauberstabs (mit Lavendel-, Eukalyptus- oder Pfefferminzblättern), des Besens (mit Kamillen-, Weiden- und Limonenbalsam), der Kristallkugel (mit Beifuß) u.v.a.

Zur Verwendung an Wicca-Festen haben sich besondere Sabbatkräuter eingebürgert:

  • Imbolc: Eberesche, Schneeglöckchen (und generell die ersten Blumen)
  • Ostara: Iris, Narzisse, Olive, Osterglocke, Pfingstrose, Stechginster, Veilchen, Waldmeister (und alle Frühlingsblumen)
  • Beltane: Geißblatt, Johanniskraut, Rotdorn, Waldmeister (und alle Blumen)
  • Litha: Beifuß, Efeu, Eiche, Eisenkraut, Farn, Gänseblümchen, Holunder, Kamille, Lavendel, Lilie, Nelke, Rose, Schafgarbe, wilder Thymian
  • Lughnasadh („Lammas“): Birne, Brombeere, Heidekraut, Holzapfel, Körner jeder Art, Schlehe, Trauben
  • Mabon: aufgelesen Ähren, Eichel, Eichenlaub, Espe, Fichtenzapfen, Haselnuss, Herbstlaub, Mais, Weizenhalme, Zypressenzapfen
  • Samhain: Apfel, Birne, Chrysantheme, Distel, Getreide, Granatapfel, Haselnuss, Kürbis, Mais, Nüsse, Wermut
  • Jul: Efeu, Fichte, Lorbeer, Mistel, Rosmarin, Stechpalme, Wacholder, Zeder – als Baumschmuck Äpfel, Orangen, Muskatnüsse, Zimtstangen und Zitronen.

Die Elemente und Elementarwesen

Siehe auch: Vier-Elemente-Lehre

Die klassische Elementelehre ist ein wesentlicher Bestandteil der Weltsicht von Wicca. Jede manifeste Form wird als Ausprägung der vier archetypischen Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer verstanden, die unterschiedlich interpretiert werden (manchmal materialistisch als Aggregatzustände, meist aber esoterisch als subtile Energien). In der Regel kommt noch als fünftes Element oder Quintessenz der Äther bzw. Akasha für den Geist hinzu. Die fünf Spitzen des Pentagramms symbolisieren im Wicca diese fünf Elemente[21]. Bei der Beschwörung des magischen Kreises werden an den Kardinalpunkten neben den vier Himmelsrichtungen und Kreisvierteln oft auch die vier Elemente angerufen, die in Form von vier Elementeherrschern (Elementekönige oder Wachtürme) personalisiert werden, die über die entsprechenden Elementargeister gebieten sollen. Beeinflusst durch seine Beziehungen zum Hermetic Order of the Golden Dawn, wurde das Konzept der Elementarmagie und der Wachtürme von Gerald Gardner aus dem System der henochischen Magie von John Dee und Edward Kelley entlehnt. Die Wicca-Vorstellungen über die Elementargeister basieren weitgehend auf den Werken von Paracelsus sowie der Theosophie bzw. der daraus hervorgegangenen Anthroposophie Rudolf Steiners.

Wicca-Traditionen

Hauptartikel: Wicca-Traditionen

Traditionelles Wicca

British Traditional Wicca oder Traditionelles Wicca:

Ein häufig in Amerika verwendeter Begriff zur Selbstbezeichnung derjenigen Wicca, die sich auf eine bis auf Gerald Gardner zurückgehende Initiationslinie berufen können und sich eng an dessen Lehren orientieren:

  • Gardnerian Wicca
  • Alexandrian Wicca
  • Mohsian
  • Central Valley Wicca

Wicca Traditionslinien:

Unter Traditionen oder Linien versteht man in Coven organisierte und darin initiierte Wicca, die sich noch relativ eng am British Traditional Wicca orientieren, wie beispielsweise:

  • Algard Wicca
  • Blue Star Wicca
  • Celtsun-Wicca
  • Corellian Wicca
  • Odyssean Wicca

Neo-Wicca, Eclectic Wicca, Solitary Wicca

Unter Eclectic Wicca versteht man Wicca-Anhänger, die keiner speziellen Tradition angehören, sich aber bei verschiedenen Traditionen und Kulturen bedienen. Eklektiker können sowohl in einem Coven initiiert werden als auch eine Selbstinitiation gegenüber dem Gott und der Göttin durchführen.

Solitary-Wicca („Freifliegende Hexen“) ist ein besonders „freier“ Wicca-Stil, der die persönliche Freiheit betont und eine hierarchische Struktur vermeidet. Es umfasst alle Wicca, die nicht in Coven organisiert sind und eigenständig lernen.

Neo-Wicca ist keine Tradition im eigentlichen Sinne, sondern der Sammelbegriff für moderne und offenere Interpretationen von Wicca – mit geringerer Betonung von Themen wie Sexualität und Tod, und meist auf der Grundlage von Selbstinitiation.

Typische Vertreter von Neo-Wicca sind:

  • Caledonii Wicca
  • Norse Wicca (Teutonic Wicca, Wiccatru)
  • Pecti-Witta
  • Seax Wica
  • Shakti Wicca

Fluffy Bunnies

Ernsthafte Vertreter der Wicca-Religion und anderer neopaganer Kulte verwenden im englischen Sprachraum gerne den Begriff Fluffy Bunnies[22] als zumeist abwertende Bezeichnung für Neulinge, meistens Mädchen im Teenager-Alter, die durch Fernseh-Serien wie Buffy oder Charmed zu Wicca gekommen sind und sich nur oberflächlich aus wenigen Büchern (z. B. von Silver RavenWolf) informiert haben. Kennzeichnend für Fluffy Bunnies ist u. a., dass sie eine relativ einfältige Auffassung von Magie und Wicca-Ethik haben, sowie immer wieder längst widerlegte Geschichtsmythen unkritisch zitieren (z. B. Wicca sei eine uralte Göttinnenreligion aus dem vorgeschichtlichen Matriarchat[23], oder angeblich seien 9 Millionen Hexen während der „Burning Times“ verbrannt worden, oder in Salem seien Hexen verbrannt worden, usw.).

Wissenschaftliche Untersuchungen zu Wicca

Literaturübersicht

Die ersten englischsprachigen, wissenschaftlichen Abhandlungen zur geschichtlichen Entwicklung und zum Glaubenssystem von Wicca waren die Bücher der amerikanischen Journalistin Margot Adler (1987) und der amerikanischen Anthropologin Tanya Luhrmann (1989)[24]. Erste englischsprachige Dissertationen zu Wicca stammen von Gini Graham Scott (1976)[25], Joan Ludecke (1989)[26] und der Sozialanthropologin Susan Greenwood (2000)[27].

Der Wicca-Autor Aidan Kelly vertrat 1991 in einem Buch[28] die These, dass Wicca eine Kreation von Gerald Gardner sei, und die von diesem behaupteten älteren Traditionen (z. B. hinsichtlich der Person von Dorothy Clutterbuck und des New Forest Coven) nicht authentisch seien. Diese Arbeit wurde jedoch auch aus wissenschaftlicher Sicht kritisiert.[29] Kelly (2008) bekräftigte seine Ansichten und belegte sie ausführlicher in einem neuen Buch.[30]

Der Historiker Ronald Hutton (1999) lieferte die erste unabhängige und ausführliche wissenschaftliche Abhandlung zur Entstehungsgeschichte der modernen Hexenreligion. Auch Hutton kam zu dem Ergebnis, dass Wicca weitgehend eine Neuschöpfung Gerald Gardners sei, aufbauend auf bestehenden magischen Traditionen und Organisationen (Isis Mysterienkult, Theosophische Gesellschaft, Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis AMORC, Rosicrucian Society, Rosicrucian Order Crotona Fellowship, Hermetic Order of the Golden Dawn, Ordo Templi Orientis OTO, Thelema, Ancient Druid Order, Orden der Barden, Ovaten und Druiden OBOD, etc.), Riten der Freimaurerei (insbesondere die, auch Frauen zulassende, Co-Masonry), der romantischen Woodcraft-Bewegung (insbesondere des Order of Woodcraft Chivalry) und sogar des Nudismus, sowie den Büchern von Michelet, Leland, Murray, Frazer und Graves.

Ein neueres Buch von Philip Heselton (2003)[31], zu dem Ronald Hutton das Vorwort verfasste, kommt auf Grund weiterer Nachforschungen hinsichtlich Dorothy Clutterbuck und einigen weiteren Punkten zu anderen Schlussfolgerungen. Eine persönliche „Innenansicht“ der Geschichte von Wicca wurde von Frederic Lamond (2005) in seinem Buch Fifty Years of Wicca veröffentlicht, kann aber nicht als wissenschaftlich neutrale Studie gelten und beansprucht dies auch nicht. Die Geschichte von Wicca in Amerika wurde auch von dem Autor Chas Clifton (2006)[32] beleuchtet. Im Jahre 2008 veröffentlichte die Ethnografin Sabina Magliocco ihre Studie über die neuheidnische "Hexen-Kultur" in Amerika [33].

Im deutschen Sprachraum gibt es bislang auch nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur Entwicklung und gesellschaftlichen Bedeutung von Wicca:

  • Jörg Wichmann publizierte, basierend auf seiner Magisterarbeit an der Universität Bonn, 1984 mit seinem Buch[34] die erste umfangreichere, religionswissenschaftliche Darstellung von Wicca als spirituelles System und zeigte, dass es sich bei dem Wicca-Kult um eine echte Religion handelt.
  • Gisela Graichen veröffentlicht 1999 ihr Buch Die neuen Hexen mit Interviews von Hexen und Neuheiden beiderlei Geschlechts.
  • Der Ethnologe und Religionswissenschaftler Oliver Ohanecian publizierte 2005 in Buchform seine bereits 2003 erstellte Magisterarbeit Das Fremde im Eigenen – Zur Konstruktion von Wirklichkeit im Wicca-Kult. Diese Arbeit basiert auf der Philosophie des radikalen Konstruktivismus und wurde in Wicca-Kreisen sehr kontrovers diskutiert.[35][36][37]
  • Britta Rensing befasste sich 2006 in ihrer religionswissenschaftlichen Dissertation ebenfalls mit dem Glaubenssystem von Wicca[38] und berücksichtigte im Gegensatz zu Wichman nicht nur Hexen-Coven, sondern auch sogenannte „freifliegende Hexen“.
  • Birgit Neger verfasste 2007 die unveröffentlichte Diplomarbeit "Die beiden Seiten des Zaunes. Zur Genese des Modernen Hexentums und Wicca unter besonderer Berücksichtigung Österreichs" am Historischen Seminar der Universität Wien.
  • Kathrin Fischer veröffentlichte 2007, die erste volkskundliche Studie zu Wicca in Deutschland und Österreich.[39] Sie unterschied innerhalb der Anhängerschaft der Wicca-Bewegung drei Typen.

Herkunft von Wicca

Die religionswissenschaftliche Forschung geht davon aus, dass Wicca durch eine Synthese und Neokombination zahlreicher Elemente zustande gekommen ist. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert bestanden günstige Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der alten Naturreligionen. Durch die Romantik am Beginn des 19. Jahrhunderts wurde ein großes Interesse an vorchristlichen Kulturen Europas geweckt. Auch später noch gab es einflussreiche kulturelle Strömungen, welche die Sehnsucht nach der Verbindung von Mensch, Kultur und Natur ausdrückten (z. B. Woodcraft-Bewegung). Für viele Intellektuelle, die den Glauben an das Christentum verloren hatten, stellte die Natur die Verbindung zwischen dem Menschen und alten heidnischen Religionen dar. Hinzu kommt, dass im Jahr 1951 in Großbritannien der Witchcraft Act, der Hexerei unter Strafe stellte, aufgehoben wurde.

Die Organisation in Coven, die drei Initiationsgrade und auch einige magische Symbole stammen aus der Welt der Freimaurerei. Mitglieder der Freimaurerlogen wurden zur uneingeschränkten Verschwiegenheit verpflichtet, wie heute noch einige Wicca im Bezug auf Einzelheiten ihrer Rituale. Aus dem Freimaurertum entwickelte sich schließlich die Gesellschaft der Rosenkreuzer und der Hermetic Order of the Golden Dawn, dessen Hauptzweck das Studium und die Arbeit mit Ritualmagie war. Namentlich Gardener hatte nach 1938 Kontakt mit Mitgliedern der Rosenkreuzer. Allerdings handelt es sich bei Anleihen aus der Freimaurerei um die Adaption einer äußeren Struktur, die mit anderen Inhalten gefüllt wurde.

Andere Elemente des Wicca stammen tatsächlich aus vorchristlicher Zeit, so die Verehrung von Göttinnen, teilweise auch die einer dreifachen Göttin und viele der Feste des Jahreskreises. So wurden Imbolc, Beltaine, Lugnasadh und Samhain bei keltischen Stämmen der britischen Inseln tatsächlich gefeiert. Sonnenwendfeiern sind bei den Germanen überliefert. Allerdings ist über Einzelheiten dieser Feste nur wenig bekannt. Die Vorstellung vom Sommerland und der Anderswelt stammen ebenfalls von den Kelten. Die Aussagen verschiedener Quellen zum Thema Wiedergeburtsglauben bei den Kelten sind widersprüchlich, aber die aktuelle wissenschaftliche Auffassung ist, dass es bei den Kelten zwar den Glauben an Gestaltwandler, Wiedergänger und Wiederbelebung von Toten gab, es aber keine gesicherten Belege für den Glauben an Reinkarnation oder Seelenwanderung gibt.[40]

Ein für Wicca einflussreiches Werk aus der klassischen Antike ist der Roman Der goldene Esel (ca. 150 n.Chr.) des römischen Schriftstellers Apuleius, welche die Einweihung in die Isis-Mysterien beschreibt. Die erste Erwähnung nachtfahrender Frauen findet sich im Canon episcopi im Jahr 906. Die Vermutung, dass es sich dabei um einen überlebenden heidnischen Kult oder eine Religion handelt ist strittig.

Auch einige moderne Werke übten starken Einfluss auf Wicca aus. Das erste Buch, in dem gesichert die Hexenreligion als überlebende alte heidnische Tradition dargestellt wurde, war offenbar La Sorcière (1862) von Jules Michelet. Im Jahre 1899 veröffentlichte Charles Godfrey Leland ein Buch, in dem er die magischen Traditionen italienischer Hexen niederschrieb.[1] 1921 veröffentlichte die britische Anthropologin Margaret A. Murray das Buch The Witch-cult in Western Europe über die angeblich lange Traditionslinie der 'weisen Frauen' in Europa und bezog sich dabei auf die Hexen als eigenen religiösen/magischen Kult, die in ständiger Konfrontation mit dem Christentum (als Antagonist) lebten und sich gegen den Niedergang ihrer Tradition behaupten mussten. Ein wichtiger Einfluss ging auch von James Frazers religionsgeschichtlichem Buch The Golden Bough („Der goldene Zweig“) (1890) aus, sowie von Robert Graves und seinem Buch The White Goddess („Die weisse Göttin“) (1948). Beide Autoren glaubten aus den überlieferten Mythen und Märchen eine vorgeschichtliche, heidnische Religion rekonstruieren zu können. Auch das Buch Der Heros in tausend Gestalten (1949) des Mythenforschers Joseph Campbell übte nicht unerheblichen Einfluss auf den Wicca-Kult aus, insbesondere auf die Vorstellung des geopferten Jahresgottes. Die in den erwähnten Werken von Michelet, Leland, Murray, Frazer und Graves vertretenen Thesen gelten aus heutiger ethnologischer Sicht jedoch teilweise als widerlegt oder als wenig plausibel. Dies gilt auch für die angebliche Wiederentdeckung alter walisischer Druidentraditionen durch den britischen Autor Edward Williams (1747-1826) (bekannt als Iolo Morganwg), aus dessen Barddas eine ganze Reihe von Ritualen, Mythen und Begriffen im heutigen Wicca entlehnt wurden.

Seit den 1970er Jahren ging ein wichtiger Einfluss auf Wicca auch von der feministisch geprägten Göttinnenspiritualität aus, insbesondere von dem Buch Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin (1983, engl. 1979) von Starhawk und Herrin der Dunkelheit, Königin des Lichts (1987, engl. 1975) von Zsuzsanna Budapest. Die moderne Verehrung der Großen Göttin stützt sich u. a. auch auf Werke der Archäologie und Matriarchatsforschung, wie Die Sprache der Göttin (1995, engl. 1989) und Die Zivilisation der Göttin (1996, engl. 1991) von Marija Gimbutas oder im deutschsprachigen Raum das Buch Die Göttin und ihr Heros (1980) von Heide Göttner-Abendroth. Schließlich beeinflussten auch einige Erzählungen und Romane, wie Puck of Pook's Hill (1906) von Rudyard Kipling, Die Seepriesterin (1938) von Dion Fortune oder die Die Nebel von Avalon (1982) von Marion Zimmer Bradley, die Entwicklung und Popularität des Neuen Heidentums, der Göttinnenspiritualität und von Wicca.[41][42]

Typologie der Wicca-Anhänger

Die Kulturwissenschaftlerin Katrin Fischer führte insgesamt zwölf Interviews mit Wicca-Anhängern aus dem deutschsprachigen Raum durch. Sie stellt dar, wie sich ihre Lebenswelt, der damit zusammenhängende Alltag, Fremd- und Eigenbilder zu einer gruppenspezifischen sozialen Wirklichkeit formen. Anhand dieser Kriterien fand Fischer drei Typen von Wicca, die sich in bestimmten Merkmalen unterscheiden.

Priester und Priesterin

Diese Personen gehören dem British traditional Wicca an. Der Weg zu Wicca führte sie über eine religiöse Suche, da ihnen das Christentum keine Antworten auf für sie wichtige Lebensfragen mehr geben konnte. Für sie steht ihr Priestertum im Mittelpunkt des Interesses. Wicca stellt ihre Religion dar, in der sie ihre Überzeugungen und ihren Glauben leben. Das bedeutet für sie, dass sie sich auf einem lebenslangen spirituellen Weg befinden, der sie zu ihrem Selbst führen soll. Wicca ist ihr Lebensinhalt. Personen dieses Typs sehen keinen Anlass, ihr Glaubenssystem öffentlich zu vertreten und ziehen sich meistens zurück. Sie sind in Coven integriert und legen großen Wert auf klare Strukturen, auch im Bezug auf Glaubensinhalte. Sie sind diejenige Gruppe, die am stärksten auf Geheimhaltung ihrer Kulthandlungen bestehen. Feminismus und die historische Hexenverfolgung haben ihrem Denken keinen besonderen Stellenwert. Magie soll Wicca dieses Typs nicht berechtigen, Macht auszuüben und sie wünschen dies auch nicht.

Feministische Wicca

Hierzu gehören Wicca, die sich besonders der Göttin zuwenden. Sie gehören meistens unkonventionellen Wicca-Traditionen wie dem Dianic Wicca an. Personen dieses Typs sind entweder durch die Frauenbewegung zu Wicca gekommen oder haben sich durch dieses politisiert. Die Verbindungen der Mitglieder im Coven sind sehr eng und persönlich. Im Unterschied zum ersten Typus hat für sie der Wiedergeburtsglaube einen hohen Stellenwert. Die historische Hexenverfolgung wird als ein Vernichtungsfeldzug gegen Frauen interpretiert, der sich gegenwärtig aber nicht wiederhole. Personen dieses Typs stehen häufig in der Öffentlichkeit, üben Wahlämter aus, oder sind in der Frauen-, Ökologie- und neuerdings der globalisierungskritischen Bewegung engagiert. Sie sehen keinen Grund, ihre Überzeugungen zu verschweigen, was allerdings häufiger zu Konflikten mit konservativen Teilen der Gesellschaft führt.

Freifliegende Hexen

Wichtig für diese Gruppe ist der Bezug zur Natur und der animistischen Welt. Sie zeichnen sich durch eine starke Verbindung zu den heimatlichen Wurzeln und durch Bezugnahme auf Flora und Fauna aus. Das Erbhexentum ist für die Angehörigen dieses Typus ausschlaggebend für das Gefühl, Hexe zu sein. Germanische oder keltische Wurzeln dienen als Verbindungselement zwischen der Religion und ihren Fähigkeiten als Hexe. Für sie ist die historische Hexenverfolgung ein Vernichtungsfeldzug gegen das alte Wissen der weisen Frauen. Dieser könne sich auch heute noch wiederholen. Sie fühlen sich davon persönlich betroffen. Eine interviewte Wicca legt z. B. regelmäßig Blumen auf das Denkmal für die letzte in ihrer Stadt verbrannte Hexe. Sie halten ihren Glauben teilweise geheim, teilweise provozieren sie ihre konservative Umwelt aber auch bewusst. Feminismus spielt für sie keine Rolle. Hexen dieses Typs glauben, durch die Magie über Macht zu verfügen. Diese setzen sie auch gegen Fremde als Verteidigung ein[43].

Wicca und Hexenglaube in den Unterhaltungsmedien

Durch zahlreiche Romane, Kinofilme und Fernsehserien hat sich das, ursprünglich sehr negative, Image von Hexen und Magie inzwischen in ein weitgehend positives Bild verändert. Während frühere Generationen bei dem Begriff Hexe an eine böse und hässliche alte Frau dachten, die kleine Kinder braten will, assoziieren die meisten heute mit diesem Begriff eher junge, hübsche und selbstbewusste Frauen, die Magie einsetzen, um anderen Menschen zu helfen und die Welt ein wenig besser zu machen. Die Handlung im Allgemeinen und die Darstellung der Kulte im Besonderen hat in der Regel jedoch nur sehr wenig mit der tatsächlichen Praxis in Wicca gemein. Deutliche Bezüge zu Wicca und neuheidnischen Themen gibt es allerdings bei Charmed, Die Nebel von Avalon, Sakrileg, Der Hexenclub und Zauberhafte Schwestern. Auch andere Medienbeiträge sind wegen ihres Einflusses auf die allgemeinen Vorstellungen über das Hexentum in der Gesellschaft relevant für Wicca als neu-religiöse Bewegung geworden, bzw. haben sie insbesondere bei jungen Mädchen und Frauen zu einer Popularisierung von Wicca beigetragen.

Comics: Oh My Gods! (2002)

Hörspiele: Bibi Blocksberg (1980–2007 ff.)

Fernsehserien: Verliebt in eine Hexe (1964–1972), Sabrina – total verhext! (1996–2003), Buffy – Im Bann der Dämonen (1997–2003), Charmed – Zauberhafte Hexen (1998–2006).

Verfilmte Bücher: Die Nebel von Avalon (2001), The Da Vinci Code – Sakrileg (2006).

Kinofilme: Die Hexen von Salem (1957), Die Hexen von Eastwick (1984), Der Hexenclub (The Craft) (1996), Zauberhafte Schwestern (1998), Blair Witch Projekt (1999), Verliebt in eine Hexe (2005)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Nils Grübel, Stefan Rademacher: Religion in Berlin. Ein Handbuch. Weissensee Verlag, Berlin 2003, S. 525
  2. a b c d e f g h Nils Grübel und Stefan Rademacher: Religion in Berlin. Ein Handbuch. Weissensee Verlag, Berlin 2003, S. 526.
  3. Naturreligion in der westlichen Gesellschaft
  4. Der Schamanismus
  5. June Johns: King of the Witches: The World of Alex Sanders. London 1969)
  6. Christopher Tolkien: The History of Middle-earth. Volume VII, The Treason of Isengard. 1989
  7. http://www.wurzelwerk.at/thema/noreiadieeule21.php Interview mit Magister Botanicus, der Wicca rechtlich schützen wollte
  8. About.com – what is wicca
  9. Susan M. Young: The Founding Fathers of Wicca. In: Axis Mundi. Online-Journal der Universität von Alberta. 2003/2004,(URL (zuletzt abgerufen am 12. September 2007): http://www.arts.ualberta.ca/axismundi/2003/The_Founding_Fathers.pdf)
  10. a b Janet Farrar, Gavin Bone: Progressive Witchcraft: Neue Ideen für den Hexenkult. Arun, 2005, ISBN 3-935581-86-6.
  11. Rezension von Wicca – Die Alte Religion im neuen Zeitalter (Vivienne Crowley)
  12. Nils Grübel, Stefan Rademacher: Religion in Berlin. Ein Handbuch. Weissensee Verlag, Berlin 2003, S. 527
  13. http://www.relinfo.ch/wicca/lehren.htm
  14. Was ist Wicca
  15. Origin of ‘As above, so below’ (engl.)
  16. Geschichte und Übersetzung der Wicca-Rede
  17. The Wiccan Rede
  18. Witchvox Essay
  19. What is a Libertarian?
  20. A Partial Analysis of the Wiccan Rede
  21. Doreen Valiente (1973) "An ABC of Witchcraft"
  22. Wicca: For the Rest of Us – Fluffy Bunnies
  23. http://www.dersteinkreis.de/41Goettinnen.pdf
  24. Tanya Luhrmann (1989): Persuasions of the Witch's Craft: Ritual Magic and Witchcraft in Present-day England, Blackwell, Oxford, ISBN 0-631-15197-4
  25. Scott, Gini Graham (1980): Cult and Countercult: A Study of a Spiritual Growth Group and a Witchcraft Order. Westport, Connecticut, Greenwood Press.
  26. Ludeke, Joan (1989): Wicca as a Revitalization Movement Among Post-Industrial, Urban, American Women. Ph.D. Dissertation an der Iliff School of Theology
  27. Susan Greenwood (2000): Magic, Witchcraft and the Otherworld: An Anthropology. Oxford, Berg.
  28. Aidan Kelly (1991): Crafting the Art of Magic, Book I: A History of Modern Witchcraft, 1939-1964 (Llewellyn's Modern Witchcraft Series), ISBN 0-87542-370-1.
  29. Frew, Donald H. (1998): "Methodological Flaws in Recent Studies of Historical and Modern Witchcraft", in Ethnologies 20-1. Canadian Folklore Association.
  30. Aidan Kelly (2008): Inventing Witchcraft: A Case Study in the Creation of a New Religion. Toth Publ., ISBN 1-870450-58-2.
  31. Philip Heselton (2003): Gerald Gardner and the Cauldron of Inspiration: An Investigation into the Sources of Gardnerian Witchcraft, Capall Bann Publishing, ISBN 1-86163-164-2.
  32. Chas F. Clifton (2006): Her Hidden Children: The Rise of Wicca and Paganism in America (Pagan Studies), Alta Mira Press, ISBN 0-75910-202-3
  33. Sabina Magliocco (2008): Witching Culture: Folklore and Neo-Paganism in America (Contemporary Ethnography), University of Pennsylvania Press, ISBN 0-81221-879-5
  34. Jörg Wichmann (1984): Wicca – Die magische Kunst der Hexen – Geschichten, Mythen, Rituale , Edition Magnus, Berlin
  35. http://uhanek.twoday.net/stories/4920174/.
  36. http://www.gardnerian.de/buecher/ohanhexe.htm.
  37. http://www.wurzelwerk.at/thema/buechertruhe25.php.
  38. Britta Rensing (2006): Der Glaube an die Göttin und den Gott: Theologische, rituelle und ethische Merkmale der Wicca-Religion, unter besonderer Berücksichtigung der Lyrik englischsprachiger Wicca-Anhänger, Dissertation an der Friedrich Schiller Universität Jena (veröffentlicht in Buchform von Rensing, 2007) Dissertation als Textdatei.
  39. Kathrin Fischer, Das Wiccatum.
  40. http://www.gruenverlag.de/keltmyth6.htm
  41. AutumnCrystal: The Development of a new old Religion im Internet
  42. Britta Rensing: Die Wicca-Religion, Marburg 2007
  43. vgl. Kathrin Fischer: Das Wiccatum, Würzburg 2007

Siehe auch

Literatur

  • Margot Adler: Drawing Down the Moon. Penguin, 1979, ISBN 0-14-303819-2.
  • Vivianne Crowley: Wicca – Die alte Religion im neuen Zeitalter. Edition Ananael, 2004 (2. Aufl.), ISBN 3-901134-04-2.
  • Scott Cunningham: Wicca. ISBN 3-548-74250-5.
  • Janet Farrar, Gavin Bone: Progressive Witchcraft: Neue Ideen für den Hexenkult. Arun, 2005, ISBN 3-935581-86-6.
  • Janet Farrar, Stewart Farrar: Acht Sabbate für Hexen, und Riten für Geburt, Heirat und Tod. ISBN 3-89094-274-1.
  • Kathrin Fischer: Das Wiccatum. Volkskundliche Nachforschungen zu heidnischen Hexen im deutschsprachigen Raum. Würzburg 2007, ISBN 978-3-89913-589-3.
  • Gerald B. Gardner: Ursprung und Wirklichkeit der Hexen. ISBN 3-937674-08-X. (Original: Witchcraft Today)
  • Robert von Ranke Graves: Die Weiße Göttin. Sprache des Mythos. ISBN 3-499-55416-X.
  • Joyce Higginbotham, River Higginbotham: Paganism: An Introduction to Earth-Centered Religions. ISBN 0-7387-0222-6.
  • Ronald Hutton: The Triumph of the Moon: A History of Modern Pagan Witchcraft. 2001, ISBN 0-19-285449-6.
  • Frederic Lamond: 50 Jahre Wicca. ISBN 3-937674-16-0.
  • Charles Godfrey Leland: Aradia – Die Lehre der Hexen. Trikont, München 1979 (Original: The Gospel of the Witches, 1899)
  • Jules Michelet: Die Hexe. ISBN 3-89996-323-7 (Original: La Sorcière, 1862)
  • Margaret Alice Murray: The Witchcult in Western-Europe. 1921
  • Silver RavenWolf: Das Zauberbuch der Freien Hexe. Geschichte & Werkzeug. ISBN 3-548-74139-8.
  • Oliver Ohanecian: Wer Hexe ist, bestimme ich – Zur Konstruktion von Wirklichkeit im Wicca-Kult. EBV, 2005, ISBN 978-3-936912-38-8.
  • Britta Rensing: Die Wicca-Religion: Theologie, Rituale, Ethik. Tectum, 2007, ISBN 978-3-8288-9486-0. (PDF der zugrundeliegenden Dissertation)
  • Starhawk: Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin. ISBN 3-442-12170-1.
  • Doreen Valiente: Witchcraft For Tomorrow. Phoenix 1978, ISBN 0-919345-83-2.

Zeitschriften

Weblinks


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