Ostelbien (historisches Gebiet)

Ostelbien (historisches Gebiet)

Als Ostelbien wurden in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg die Gebiete von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz sowie von Preußen bezeichnet, die östlich der Elbe lagen. Der Begriff hatte jedoch keine streng geografisch bestimmte Bedeutung, sondern war mehr zur Kennzeichnung der politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten einer größeren Region gemeint. Ostelbien umfasste die Länder Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, die Mark Brandenburg, Teile der Provinz Sachsen (Altmark, Jerichower Land), Pommern, Posen, Westpreußen bzw. die Grenzmark Posen-Westpreußen, Schlesien und Ostpreußen. Gemeinsam war diesen Landstrichen die Prägung durch Landwirtschaft, Großgrundbesitz, die ganz überwiegend protestantische Konfession und der politische Konservativismus in der Bevölkerung. Berlin wurde wegen seiner Urbanität nicht zum „eigentlichen“ Ostelbien gezählt.

Die Großgrundbesitzer dieser Gegend trugen die umgangssprachliche Bezeichnung Ostelbier oder Junker und spielten im alltäglichen Leben eine bestimmende Rolle. Oft beherrschten sie das Gebiet auch politisch und bestimmten als ehemalige Herrschaftselite Preußens weite Teile der gesamtdeutschen Politik mit. So gab es in den mehr als 10.000 Gutsbezirken, die einen bedeutenden Teil der Fläche Ostelbiens ausmachten und bis Ende der 1920er Jahre bestanden, keine kommunalen Interessenvertretungen wie in den übrigen Gemeinden. Der Begriff „ostelbische Junker“ bezeichnete eine bestimmte Gesellschaftsschicht der adligen Grundbesitzer und wurde oft im Sinne von „reaktionär“ verwendet.

Heute befinden sich vom ehemaligen Ostelbien noch das Land Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, der östlich der Elbe gelegene Teil Sachsen-Anhalts und der mittlerweile zum Freistaat Sachsen gehörende frühere Niederschlesische Oberlausitzkreis auf deutschem Gebiet.

Literatur

  • Patrick Wagner, Bauern, Junker und Beamte. Der Wandel lokaler Herrschaft und Partizipation im Ostelbien des 19. Jahrhunderts, Göttingen: Wallstein, 2005
  • Heinz Reif, Ostelbische Agrargesellschaft im Kaiserreich und in der Weimarer Republik: Agrarkrise - junkerliche Interessenpolitik - Modernisierungsstrategien, Berlin 1994, ISBN 3-05-002431-3.
  • Scott M. Eddie, Landownership in Eastern Germany before the Great War : a quantitative analysis, Oxford Univ. Press, Oxford ; New York, NY 2008.

Weblinks


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