Ostseestraße

Ostseestraße
Ostseestraße
Coat of arms of Berlin.svg
Straße in Berlin
Ostseestraße
Wohnhäuser im charakteristischen Stil des sozialistischen Realismus (erbaut 1950–1955) an der Nordseite der Ostseestraße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Berlin-Prenzlauer Berg
Angelegt 23. Januar 1913
Neugestaltet 2007
Anschlussstraßen Wisbyer Straße, Michelangelostraße
Querstraßen Prenzlauer Allee/Prenzlauer Promenade, Sültstraße, Goethestraße, Gubitzstraße, Hosemannstraße, Mandelstraße, Greifswalder Straße
Plätze Ostseeplatz
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge 1100 Meter

Die Ostseestraße ist eine rund 1,1 Kilometer lange Straße im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg des Bezirks Pankow. Sie ist eine Hauptstraße im Verlauf des nördlichen Teils der C-Ringtraße in Verlängerung des Berliner Stadtringes und der Seestraße. Dieser Straßenring liegt etwas außerhalb des S-Bahn-Ringes.

Entsprechend der städtbaulichen Struktur werden zur Ostseestraße auch die Gebiete zwischen dem S-Bahn-Ring und der Grenze zum Ortsteil Weißensee betrachtet. Dieser Artikel zur Ostseestraße beschreibt den Pankower Planungsraum 12-PB Nord (Lebensweltlich orientierter Raum LOR 28 – Erich-Weinert-Straße).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anlage und Einweihung im 19. Jahrhundert

Ostseestraße

Ihren Ursprung hat die Ostseestraße in den Erweiterungsplänen James Hobrechts. Im nach ihm benannten Plan wurde sie als Straße 31a, Abt. XII bezeichnet. Hier ist sie als Straße auf Berliner Territorium, allerdings noch fernab der Zentrumsbebauung, bereits Teil einer Ringstraße um die preußische Hauptstadt. Die Planungen wurden wegen der Anlage eines Berliner Kanalisationssystems ab 1862 gefertigt. Den heutigen Namen erhielt sie am 23. Januar 1913. Die Namensgebung nach der Ostsee folgte dem westlich der Prenzlauer Allee bereits errichteten Nordischen Viertel mit Straßennamen skandinavischer Städte. Auf den Stadtplänen von 1893 und 1897 sind die Straßenzüge Grellstraße und die heutige Erich-Weinert-Straße eingetragen, die Gemeinde Neu-Weißensee ist bis zur Stadtgrenze besiedelt, der heutige Straßenzug erscheint erst auf dem Stadtplan von 1906.[2] Der Straßenzug war seit 1905 bei der Revision des ursprünglichen Planes (von 1862) mit Mittelpromenade vorgesehen.[3]

Die Verlängerte Ostseestraße wurde zu Ehren des 400. Todestages des großen italienischen Bildhauers, Malers und Architekten Michelangelo am 18. Februar 1964 in Michelangelostraße umbenannt.[4] Die Michelangelostraße hatte bis in die 1980er Jahre nur die nördliche Fahrbahn mit der Komplikation des Fahrbahnwechsels an der Kreuzung Greifswalder Straße.

Ostseeplatz

Bei der Einweihung des Straßenzuges wurde der im Südosten auf einer Weitung der beidseitigen Straßenverläufe angelegte Platz zeitgleich benannt und erhielt seine Bepflanzung, die größtenteils aus Kastanien bestand. Er ist rund 10.000 Quadratmeter groß und besitzt eine rechteckige Form.

Erster Weltkrieg und Notzeit

Die Baugesellschaft Bellevue plante 1913 die Bebauung fortschreitend nach Osten. Doch zwischen 1914 und 1925 stockten die weitere Arbeiten wegen des Ersten Weltkrieges und der Inflation von 1920/1923. 1920 mit der Bildung von Groß-Berlin war die Ostseestraße zum Innenstadtbereich geworden. Im Norden wurde die Gemeinde Weißensee eingegliedert, die bereits mit ihrem Gründerviertel bis an Berlin herangewachsen war. Von Berliner Seite war der Stadtrandcharakter Berlins mit Feldern und Gärten noch erhalten. Westlich war das Nordische Viertel seit 1900 entlang des Ringes (Bornholmer Straße) schon entstanden, ebenfalls außerhalb des Bahnringes. Bauinvestitionen in der noch leeren Ostseestraße und ihrer Umgebung kamen mit dem Boom der sogenannten „Goldenen Zwanziger Jahre“.

Bauboom der „Goldenen Zwanziger Jahre“

Die Ostseestraße nimmt chronologisch ihren Beginn an der Kreuzung mit der Prenzlauer Allee

Insbesondere durch die Inflation war der Wohnungsbau fast zum Stillstand gekommen. Es wurden sozial verträglichere Wohnbauten als im inneren Prenzlauer Berg nötig. Die Flächen entlang der Ostseestraße waren noch unbebaut und daher für eine Neubebauung bestens geeignet.

Von 1926 bis 1930 entstand auf dem Areal südlich der Ostseestraße bis zur Ringbahn die von Bruno Taut geplante Wohnstadt Carl Legien. Sie wurde 1933 (nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten) in Flamensiedlung umbenannt, da das neue Regime die Ideen und Konzepte des Bauhauses in dieser Architektur als entartet diffamierte. Großzügige Innenhöfe vermitteln den Bewohnern einen Eindruck von Naturnähe. Die Weiträumigkeit der Wohnungsschnitte und der Einrichtung unterscheidet sie von den Mietskasernen der Gründerzeit im Bezirk. Im Juli 2008 wurde dieses Wohnquartier des Architekten Bruno Taut von der UNESCO gemeinsam mit fünf weiteren Siedlungen in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.

Zur Bauzeit war die Carmen-Sylva-Straße als zentrale Boulevard-Straße des Viertels vorgesehen, benannt nach der Königin Rumäniens, heute Erich-Weinert-Straße. Nördlich der Ostseestraße bestanden Kleingärten und Ackerflächen bis zum Gründerviertel in Weißensee, das 1920 soeben erst zu Groß-Berlin eingemeindet war.

Die Mittelpromenade der Ostseestraße

Von 1929 bis 1931 wurde von der Mandelstraße bis in die Greifswalder Straße hin ein Wohnkarree mit Innenhofnutzung errichtet. Diese weiteren Wohnbauten wurden ohne Quergebäude und Seitenflügel von einem gewerkschaftsnahen Bauverein errichtet. Mit der Anlage geräumiger begrünter Hofflächen wurden Bauideen umgesetzt, die die eng bebauten Hinterhofviertel der Vorkriegszeit überwanden. Für die Neuzugezogenen wurde eine Schule in das Karree eingefügt, die heute vom Oberstufenzentrum Bürotechnik genutzt wird.

Die Plastik Lesender Knabe von Goettsche zwischen Sonnenhungrigen im Erich-Weinert-Park

Zwischen 1934 und 1937 errichtete man nach Planungen von Wilhem Lindow das Wohnensemble an der Südseite des Ostseeplatzes zwischen Mandelstraße und Hosemannstraße. In Ziegelbauweise errichtet, besitzt es eine zum Ostseeplatz abnehmende Geschosshöhe. Südlich an die Erich-Weinert-Straße grenzend, die Bruno Taut als die Magistrale vorgesehen hatte, steigt die Geschosszahl zum Ostseeplatz auf sechs an. Mit der eingefügten grünen Innenfläche und zu den Kleingärten über den Ostseeplatz hinweg entstand eine angenehme Wohnanlage am Rande des Innenstadtbezirkes.

Nachkriegszeit und Sozialistischer Klassizismus

Der Charakter der Straße wurde in den Nachkriegsjahren durch die Zugehörigkeit zum Stadtbezirk Prenzlauer Berg und damit zum sowjetischen Sektor von Berlin beeinflusst. Die Auswirkungen durch den Baustil dieser Epoche zeigen die historische Abfolge der Baustile.

Gedenkplatte zum 40. Jahrestag des Kriegsendes mit lokalem Bezug zum Ostseeplatz

Nachkriegszeit

Einige Wohnhäuser aus der Vorkriegszeit in der Goethestraße waren durch zufällige Bombentreffer und einen Panzerkeil der Roten Armee im Mai 1945 zerstört. Dieser stieß entlang der Roelckestraße nach Süden vor und traf auf den Widerstand des Volkssturms, insbesondere auf Abwehrfeuer aus dem Luftschutzbunker an der Ecke Ostseeplatz. Wegen der massiven Gebäudezerstörungen in den Innenbereichen Berlins wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Baugrundstücke dringend gebraucht. Die Stadtplaner legten dafür die Kleingärten nördlich der Ostseestraße als auch das Gelände zwischen Mandelstraße und Goethestraße nördlich bis an das Weißenseer Gewerbegebiet in der Lehderstraße als Baufläche fest. Die Ruinen in der Goethestraße wurden enttrümmert.

Wohnungsbau

Auf dem Areal entstanden zwischen 1950 und 1955 drei- bis fünfgeschossige Wohnhäuser mit Ein- bis Vier-Raum-Wohnungen, die vom Architekten noch individuell entworfen waren. Es waren Bauten in herkömmlicher Ziegelbauweise – in der „Ein-Kalk–ein-Stein“-Methode. Mit den Bauten in der Paul-Grasse-Straße reicht dieses Quartier im Norden bis an die Ortsteilsgrenze zu Weißensee. Anfang der 1950er Jahre kamen als Baumaterial abgeputzte Ziegel der Ruinen der Innenstadt zum Einsatz, ebenfalls geeignetes Material für Installationen der Wasser-/ Abwasserversorgung aus dem Trümmerschutt. Der Bau an der Ostseestraße begann noch vor der bekannteren Stalinallee (heutige Karl-Marx-Allee). Diese Neubaublocks nördlich der Ostseestraße waren 1955 vollendet.[5][6][7]

Der Aufbau erfolgte unter Leitung von Hermann Henselmann im Baustil des Sozialistischer Klassizismus (sogenannter Zuckerbäckerstil), einer gewollten, da politisch motivierten Monumentalarchitektur.[8] Der Wohnkomfort der neuen Zeit, bezogen auf die Situation der 1920er Jahre, war bedeutsam. Breite Treppenhäuser, Bäder mit isoliertem Fußboden und Gimmicks wie Wäscherolle, Müllschlucker, Waschräume im Keller brachten Verbesserungen der Wohnqualität, eine klare Linienführung in der Architektur entsprach der Verfügbarkeit an Material und dem Zeitgeist.

Einerseits wurden Ideen von Bruno Taut aufgegriffen, andererseits begann die ideologisierte Ausrichtung im Bauwesen. In Abgrenzung zu „kapitalistischen Bauthesen“ in der noch nicht völlig geteilten Stadt war das Ziel „Komfort-Wohnungen für Arbeiter, wie sie vorher nur dem Bürgertum zugänglich waren“.[9] Dringender Wohnungsbedarf bestand in allen Bezirken Berlins. Da nach 1953 in Ost-Berlin die staatlichen Organe der DDR gefestigt werden mussten, erfolgte der Zuzug von ‚zuverlässigen‘ Staatsbürgern. Der neugebaute Block direkt am Ostseeplatz wurde deshalb von der Wohnungsverwaltung des MfS beansprucht und so bis 1990 genutzt.

Reparationsleistung und Ansiedlung von Industrie

An der Straße waren bis 1945 keine Industrie- oder Gewerbebetriebe vorhanden. Eine 110-kV-Freileitung der Golpa zum E-Werk Moabit (in West-Berlin) wurde Ende der 1950er Jahre[10] zerlegt und abtransportiert, dadurch entstand weitere Baufreiheit.

1959 wurde in der Ostseestraße zur Prenzlauer Promenade ein Betonwerk errichtet. Es war das erste seiner Art in Ost-Berlin und lieferte Betonplatten für den industriellen Typenbau. Zuvor war mit Ziegelgroßblöcken gearbeitet worden, die zentral aus normalen, meist enttrümmerten Ziegeln vorgemauert und auf der Baustelle mit dem Kran eingesetzt wurden. Dies erhöhte das Bautempo, um den Kriegsverlust im Wohnungsbestand zu ersetzen. Nachdem von diesem Betonwerk keine nahe gelegenen Baustellen mehr zu versorgen waren, wurde es abgetragen und auf dieser Fläche ein Handels- und Versorgungsbetrieb für Rohrleitungen und andere Baudienstleistungen eingerichtet.

In den 1960er Jahren wurden mit den Betonblöcken aus dem Betonwerk Ostseestraße die ersten Typenbauten errichtet. Wohnhäuser vom Typ IW57 entstanden bis zur Grenze zum damaligen Stadtbezirk Weißensee. Nördlich der Ostseestraße liegen diese Bauten an der Cohnstraße, die allerdings eine Stichstraße westlich der Greifswalder Straße blieb. Vom gleichen Typ sind die Häuser südlich der Erich-Weinert-Straße gegenüber der Ballettschule.

Wohnungsbauprogramm der 1970er

Der Lückenschluss nördlich der Ballettschule zwischen Hosemann- und Gubitzstraße, vormals KGA Ostsee, erfolgte mit fünfgeschossigen Wohnungsbauten des Typs Q3A. Dieser Typ war eine Weiterentwicklung des Plattenbautyps P2. Damit begann die industrielle Bauweise für Wohnbauten in dieser Straße. Westlich des Ostseeplatzes stehen diese Gebäude nun als Zeitzeugen des Großplattenbaus.

Der Wohnungsbau mit den neu entwickelten Typenbauten war preiswerter als die vorhergehende Großblockbauweise. Allerdings hatte der Q3A-Typ im Gegensatz zur vorhergehenden Generation im Mittel schon eine kleinere Wohnfläche, innen liegende Bäder mit WC als Nasszelle, eine Kochküche. Der Bedarf an Wohnraum zwang die sozialistische Volkswirtschaft zu einem sparsameren Umgang mit vorhandenen Ressourcen.

Das Betonwerk Ostseestraße belieferte auch Typenbauten auf der Nordseite der Michelangelostraße in Verlängerung der Ostseestraße. Hier wurden Wohnbauten des neu entwickleten Typs QP64 errichtet. Südlich der Ostseestraße bis an die Einsteinstraße blieben die Kleingärten zunächst erhalten. Gleiche Wohnbauten entstanden entlang der Prenzlauer Allee stadteinwärts westlich der Taut-Siedlung. Ein erhaltener Vertreter der beabsichtigten Ensemblebildung ist die Poliklinik in der Prenzlauer Allee (heute Ärztehaus). Für diese medizinische Einrichtung wurden bis dahin noch unbebaute Flächen am Rand der Wohnstadt Carl Legien genutzt. Die vorhandene Infrastruktur in Prenzlauer Berg-Nord verhinderte die Tristesse einer „Schlafstadt“, auch als mit dem Wohnungsbau-Programm die nächste Bauphase folgte. Weitere Bauten des gleichen Typs befinden sich in der Nähe, etwa in der Wisbyer Straße. Alle diese Bauten lagen am Rande von Prenzlauer Berg, da im Inneren des Bezirkes nur Lückenbauten möglich waren.

Ein weiteres Ärztehaus entstand nordöstlich der Kreuzung hinter den Wohnbauten. Der noch 1970 bestehende Wohnungsmangel führte zu weiteren Bauaktivitäten an der östlichen Seite der Greifswalder Straße, hier errichtete man zwei Wohngebäude des Typs QBP55 mit jeweils vier Eingängen zu zehn Etagen. Dahinter wurde eine weitere Poliklinik zur medizinischen Versorgung des Gebietes erbaut, ähnlich der 1,5 Kilometer entfernten an der Prenzlauer Allee.

Private Diskothek in den 1980ern

In der Roelckestraße nahe der Ostseestraße, in den Gewerbebauten südlich des Weißenseer Gründerviertels existierte zu DDR-Zeiten die einzige privat betriebene Diskothek. Untergebracht war diese „privatwirschaftliche Einrichtung im real existierenden deutschen Sozialismus“ in einem leerstehenden Gewerbeflachbau. In das Betriebsgelände dieses Unternehmens war die Streustraße einbezogen. Bedarf für solche Kultureinrichtung bestand und sie wurde gut angenommen. Durch Besuch von Funktionären und Diplomatennachwuchs war sie eine nachrichtendienstliche Spielwiese für Anbahnungen von Kontakten durch das MfS. Die städtische Randlage und eine andere Ökonomie brachten der Harmonie-Bar zwar einen Umsatzeinbruch, aber nicht das Aus.

Nachwendezeit

Veränderung der Verkehrsströme zur Ost-West-Tangente und die Folgen

Bis 1990 führte die Ostseestraße als Hauptverkehrsstraße den Verkehr zwischen Pankow und den Nordost-Stadtbezirken. Mitte der 1970er Jahre wurde die Prenzlauer Allee über den Nordzubringer an den Berliner Autobahnring angeschlossen. Diese brachte nur eine geringe Erhöhung der Verkehrsdichte durch den Querverkehr nach Lichtenberg. Mit dem Fall der Mauer wurde die Ostseestraße wieder Teil des Straßenringes. In der Nacht des Mauerfalls am 9. November 1989 und geraume Zeit danach reichten die Autoschlangen der drängenden Ost-Berliner im Rückstau vom Grenzübergang Bornholmer Straße über das vier Kilometer entfernte Ende der Ostseestraße hinaus.

Der Ost-West-Verkehr, der nun stark zugenommen hat, führt zu starkem Straßenlärm. Im Lärmkataster ist die Straße als „laut“ eingetragen und im Mietspiegel herabgestuft. Die begrünten Innenräume der östlich der Greifswalder Straße gelegenen WP70-Blöcke bieten eine ruhigere Stadtlage. Die Michelangelostraße führt den gesamten Ringverkehr nach Osten über die Storkower Straße ab. Durch die Straßenlage ist es hier laut Lärmkataster ruhiger. Wegen der 1987 gescheiterten Schließung des Ringes nördlich der Oderbruchkippe weicht der Querverkehr auf dieser Trasse dem ortsverlassenden Verkehr durch das Ortsteilzentrum von Weißensee aus.

Die Ostseestraße, zuletzt 1980 mit einer neuen Asphaltdecke auf dem östlichen Abschnitt bis zur Roelckestraße versehen, wurde zugleich in der eckigen Straßenführung im Bereich des Ostseeplatzes entschärft und die Rasenränder am Platz selbst verändert. Das seit 1990 stark erhöhte Verkehrsaufkommen machte eine dringende Komplettsanierung dieser Ringstraße notwendig. Die Kreuzung Ostseestraße/ Greifswalder Straße hatte 1976 durch Neubauten eine verbesserte Straßenführung durch eine zweite Fahrbahn bis zur Kniprodestraße erfahren. Um 2000 erhilet diese Kreuzung im Zusammenhang mit der Erneuerung der Straßenbahntrasse bis Weißensee eine neu Asphaltdecke. 2008 wurde die Kreuzung Ostseestraße/ Prenzlauer Allee neu gestaltet, um den zunehmenden Verkehr von und zur Autobahn zu erleichtern. Weitere in Angriff genommene Sanierungsvorhaben müssen in den 2010er Jahren durch fehlende Finanzmittel ausgesetzt werden. Lediglich die westlich anschließende Wisbyer Straße, die teilweise noch Pflaster als Straßenbelag hatte, wurde in den Jahren 2007 bis 2009 einschließlich des Unterbaus saniert.

2009 befand sich der weiter östliche Ringausbau der Bundesautobahn 100 zwischen Neukölln und der Lichtenberger Frankfurter Allee in der vorbereitenden Bauphase. Die Umgestaltung der Trasse zwischen Seestraße, über Ostseestraße, vorbei am Volkspark bis zur Frankfurter Allee zu einer definierten Autobahn verbleibt in der Diskussion. Die Mittelpromenaden beidseits von jeweils zwei- bis dreistreifigen Fahrbahnen eingefasst bieten eine Straßenbreite von 50 Metern.

Die von Hobrecht vor über 100 Jahren geplante Mittelpromenade sollte den Parkcharakter eines Boulevards begünstigen. Straßenlärm und Platz für ruhenden Verkehr formten Parkflächen mit Bepflanzungen durch Sträucher und Hecken und befestigte Ablageflächen für Baumaterial. Zwischen Ostseeplatz und Greifswalder Straße stehen noch zwei Reihen Platanen und der Ostseeplatz hat einen mittlerweile 50-jährigen Kastanienbestand. Erholungs- oder gar Promenadenwege sind es nicht.

Nachwendebauten ergänzen die denkmalsgeschützten Fassaden der Ostseestraße

Schließung der restlichen Baulücken

In den 1990er Jahren wurden verbliebene Bebauungsflächen für den Nachwende-Bauboom genutzt. Wohnhäuser, Ecke Sültstraße, vollendeten die südliche Bebauung zur Prenzlauer Allee und bieten die Ergänzung für die Änderungen im Wohnungsbaustil des 20. Jahrhunderts. Angrenzend zur Prenzlauer Allee verblieb eine Naherholungs- und Grünfläche, Erich-Weinert-Park benannt.

Geschäftsbau aus dem Jahre 2002

Von 2000 bis 2002 wurde auf der nördlichen Straßenseite zwischen Mandelstraße und Greifswalder Straße ein Geschäftsbau mit Supermarkt, Baumarkt und Büroräumen errichtet. Der in den 1980er Jahren aufgebaute Industriebetrieb zur Produktion von Vergasern für den gesamten RGW wurde nach der Wende von einem Filter- und Motorenkomponentenhersteller aus dem westfälischen Münster übernommen und wird bis heute als Zweigstelle weiterbetrieben. Die vorhandenen Gebäude wurden im Jahre 2000 größtenteils abgebaut. Es verblieb nach dem Flächennutzungsplan 2004 eine gemischte Baufläche M2. Beim Neubau des Geschäftsbaus wurde auch ein Bunker aus der Kriegszeit abgebrochen, der 1982 beim vorhergehenden Industriebauvorhaben noch überbaut worden war.

Andere Areale entlang der Straße sind durch den Flächennutzungsplan Wohnbauflächen als W2, mit einer Geschossflächenzahl GFZ bis 1,5 markiert. Insofern eine Änderung die Bebauung eingeschränkt oder je nach Sichtweise ist der Bestand – auch durch den Denkmalsstatus – geschützt.

Im Jahr 2000 wurde die Gewerbefläche von 320 Hektar am westlichen Ende der Straße zwischen Prenzlauer Promenade bis zur Goethestraße einschließlich der Kleingartenanlage vom Bezirksamt Prenzlauer Berg für die Wohnbebauung vorgesehen. Bis dahin befand sich hier das zuletzt stillgelegte Betriebsgelände der PGH Leitungsbau. Änderungen in den Förderrichtlinien im Jahre 2000 verringerten die „Nutzungswilligkeit“ von Investoren für diese Fläche. Diese letzte Baureservefläche ist nach 100 Jahren Straßengeschichte seit 1913 zwar durch Bauten von Handelsunternehmen belegt, Nutzungswechsel sind damit möglich geblieben.

Wegweiser und Straßennamensgebung

Zur Orientierung des vorgenannten sind die kreuzenden und abzweigenden Straßen im Laufe der Ostseestraße von West nach Ost aufgeführt.

  • Auf der Bornholmer Straße verläuft der Ring von der Seestraße kommend.
  • Wisbyer Straße folgt ab der Straßenkreuzung Schönhauser Allee
  • Mit der Prenzlauer Allee(S)/Prenzlauer Promenade(N) beginnend heißt der Straßenzug des Ringes
  • Ostseestraße. Diese wird gekreuzt von
    • Sültstraße (nach Süd),
    • Goethestraße (nach Nord),
    • Gubitzstraße,
    • Hosemannstraße,
    • Mandelstraße
  • Greifswalder Straße im Zuge der B 2 kreuzt und der Ring setzt sich mit der
  • Michelangelostraße fort. Der Ring endet derzeit mit der querenden
  • Kniprodestraße, eine Weiterführung des Ringes wäre südlich vom Jüdischen Friedhof durch die Kleingartenanlage und nördlich vom Volkspark Prenzlauer Berg möglich.

Die Sültstraße führt in die Wohnstadt Carl Legien und ist nach dem Gewerkschaftsführer Wilhelm Sült benannt. Gubitz, Hosemann und Mandel waren Künstler die in Berlin tätig waren. Die Bekanntheit von Michelangelo und Goethe kann als weltweit gelten, Kniprode dagegen war als Gartenarchitekt eher von regionaler Bedeutung. Die beiden begrenzenden Ausfallstraßen von Berlin ins Umland nach Norden haben die Zielpunkte Prenzlau und Greifswald. Die westlich anschließenden beiden Straßenzüge gehören zum Nordischen Viertel mit Straßennamen skandinavischer Städte.

Denkmalstatus

  • In der Ostseestraße stehen Bauwerke nebeneinander, welche das gesamte 20. Jahrhundert repräsentieren. Für das Gebiet der Ostseestraße, einschließlich des südlich angrenzenden Gebietes bis zum S-Bahn-Ring (Grellstraße), wurde von der BVV Pankow am 17. September 2003 gemäß gemäß § 172 Abs. 1, Satz 1 Nr. 1 des BauGB eine Erhaltungsverordnung[11] beschlossen: Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebiets Ostseestraße/Grellstraße.[12]
  • Die Wohnanlage im nördlichen Straßenzug aus den 1950er Jahren steht in der Berliner Denkmalliste als Baudenkmal.[13] Hierzu gehören auch die Häuser der Paul-Grasse-Straße bis an die Grenze zum Ortsteil Weißensee. Es ist der der Gesamteindruck der Außenansicht geschützt. Diese Bauten entstanden unter der Leitung des Stadtarchitekten Hermann Henselmann, der auch die Bauleitung der Stalinallee hatte.[14] Die um 2000 ausgeführte grüne Außenfassade der Häuser in der Ostseestraße 20 bis 59 waren ein Verstoß gegen diesen Denkmalsstatus. Bei der Sanierung in der Paul-Grasse-Straße wurden daraufhin beige Fassadentöne gewählt. Für die Häuser direkt am Ostseeplatz verzögert sich die Sanierung durch die GEWOBAG, da seit 2005 Rückforderungsansprüche durch Alteigentümer auf Grund und Boden erhoben werden.
Skulptur Verwicklung von Gabor Török, hinter dem Haus 112
  • Ein weiterer Eintrag in dieser Liste gilt der Wohnanlage mit Schule (seit 2002 Oberstufenzentrum im Innenhof) an der südlichen Ecke zur Greifswalder Straße hin. Errichtet wurde diese von Fedler & Kraffert in den Jahren 1929–1931.[15]

Kunst im Straßenraum

Plastik Stehendes Paar von Sabina Gzimek
Die Plastik Nackte am Ostseeplatz stellt die Verbindung zum Beginn der Straßen 1913 her
  • Südlich des Ostseeplatzes in der Grünanlage liegt inmitten der Bauten aus den 1930er Jahren ein Gedenkstein. Der Findling wurde 1935 beim Ausschachten der Baugruben für die Wohnhäuser gefunden. 1985 erfolgte zum 40. Jahrestag der Befreiung durch Aufbringen eines Bronzereliefs eine Umwidmung zur Erinnerung an den Vormarsch der Roten Armee. Der Einzug in Berlin erfolgte Ende April 1945 von Nordosten über Heinersdorf kommend. Dabei wurde auch eine Flakstellung an der Westseite des Ostseeplatzes genommen.[16] Auf der Bronzeplatte von Günter Schütz[17] ist neben dem Relief eines Rotarmisten, eine Blumenranke und die Inschriften „1941“ und „1945“ aufgebracht, gestiftet wurde sie vom Kreiskomitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer.
  • Unter den alten Kastanien von 1913 und einigen neu gepflanzten Platanen inmitten des Ostseeplatzes steht seit 1990 die Frauenfigur Knieende Dame mit Schale (auch Nackte vom Ostseeplatz genannt) von Anna Franziska Schwarzbach.[18] Die etwa 1,5 Meter hohe Bronzestatue nimmt das Idealbild eines weiblichen Aktes vom Beginn des 20. Jahrhunderts auf und schafft eine Verbindung zur Entstehungszeit des Ostseeplatzes vor dem Ersten Weltkrieg. Ein stufenförmiger Sockel bildet einen Kunstraum, der die Wirkung im vorbeiflutenden Verkehr inmitten einer grünen Oase unterstreicht.[19]
  • Im Erich-Weinert-Park, Ecke Prenzlauer Allee, befindet sich eine weitere Skulptur von A. F. Schwarzbach. Die Porträt-Büste Erich Weinerts wurde Anfang der 1980er Jahre aufgestellt, Mitte der 1990er Jahre ausgebessert und ergänzt. Die Schulterskulptur des Schriftstellers steht auf einem 1,5 Meter hohen Sockel und bietet Sprayern und Werbeschild-Klebern Gelegenheit zur „kreativen“ Umgestaltung.
  • Auf der Rasenfläche des Erich-Weinert-Parkes liegt die lebensgroße Bronze-Skulptur Lesender Knabe[20] von Hans-Peter Goettsche aus dem Jahre 1968. Der Jüngling hat ein Buch in der Hand und fühlt sich zu allen Jahreszeiten wohl, während sich Parkbesucher nur in der warmen Jahreszeit auf der Wiese zu ihm gesellen.
Eine der beiden Kleinplastiken am Gebäude-
ensemble von 1935
  • An den Eckhäusern südlich des Ostseeplatzes (1935 erbaut) in Obergeschosshöhe sind zwei Skulpturen bemerkenswert. Zur Hosemannstraße hin ein junger Mann mit kantigem Gesicht und einem Ball in der linken Hand, stützt er sich auf ein angedeutetes Geländer. Zur Mandelstraße hin steht ein Mädchen mit einem Buch in der rechten Hand. Sie sind um 1935 in der Ausführung der typischen Klinkerkeramik jener Zeit entstanden.
  • Auf der vorgelagerten Rasenfläche Ostsee- Ecke Gubitzstraße – versteckt innerhalb einer Strauchgruppe – gibt es die Bronzestatue Stehendes Paar von Sabina Grzimek.[21][22]. Die Skulpturengruppe aus einem 1,2 Meter großen Mann neben einer etwas kleineren Frau auf einem 40 cm hohen Sockel wurde 1967/1968 aufgestellt. Das Paar mag einen Bezug zur Staatlichen Ballettschule in der Erich-Weinert-Straße haben, die der Gubitzstraße anliegt.
  • Hinter dem Haus 112 findet man die Skulptur Verwicklungen in poliertem Metall von Gabor Török aus dem Jahre 1999.

Literatur

  • Malwine Hörisch, Wolfgang Krause: Prenzlauer Berg. Kunstspaziergänge. Nicolai'sche Verlagsbuchhandlung. Berlin 2004. ISBN 3894791829

Weblinks

 Commons: Ostseestraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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