Ostslawen

Ostslawen
Ostslawen
Slawen

Die Ostslawen sind ein Zweig der Slawen, dessen Sprachen den ostslawischen Sprachen zuzuordnen sind. Der Siedlungsgebiet der Ostslawen erstreckte sich im Frühmittelalter von Ostpolen bis zum Schwarzen Meer im Süden und dem Ilmensee im Norden. Im Verlauf der fortschreitenden slawischen Ostsiedlung wurden im zentralrussischen Raum baltische und finno-ugrische Stämme assimiliert. Zu den ostslawischen Stämme zählten im 7. und 8. Jahrhundert:

Gebiete der Ostslawen (dunkelgrün) im 7. und 8. Jahrhundert

Die Ostslawen sprachen die altostslawische Sprache. Sie lebten von Landwirtschaft und Jagd, wobei sie bereits früh anfingen, Städte und Burgen zu gründen. Deshalb hieß ihr Gebiet, durch das wichtige Handelsrouten entlang des verzweigten Flusssystems gingen, im altnordischen Sprachgebrauch Gardarike, ‚Reich der Städte‘. Der erste Staat, in dem die Ostslawen politisch vereint waren, war ab dem 9. Jahrhundert die Kiewer Rus. Während dieser Periode übernahmen die Ostslawen das orthodoxe Christentum aus Byzanz sowie die kyrillische Schrift.

Ethnografische Karte der Slawen von Lubor Niederle, Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Ostslawen sind grün als Russen („Rusove“) dargestellt.

Nach dem Zerfall der Kiewer Rus in Folge der Mongoleninvasion gerieten ihre Westgebiete unter litauische und polnische Herrschaft, während die östliche Rus im Einflussbereich der Goldenen Horde blieb. Aufgrund der unterschiedlichen Schicksale der Ostslawen begann sich ab dem 14. Jahrhundert eine kulturelle Spaltung abzuzeichnen. Im Großfürstentum Litauen wurde die ruthenische Sprache gesprochen, die zur Vorläufen des Ukrainischen und Weißrussischen wurde. Im Osten entwickelte sich die russische Sprache.

Nach der Befreiung des östlichen Teils der Rus von der Tatarenherrschaft entwickelte sich zwischen den Großfürstentümern Moskau und Litauen eine Rivalität, um die Ostslawen unter ihrer Herrschaft erneut zu vereinen. Im Rahmen dieser Rivalität kam es zu mehreren russisch-litauischen und russisch-polnischen Kriegen. Dem Russischen Reich gelang es, beinah alle ostslawische Gebiete bis auf Galizien zu erobern. Im Rahmen der vor der Oktoberrevolution weltweit gängigen Konzeption wurden alle Ostslawen als Russen bezeichnet und in Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen unterteilt. Während der Sowjetzeit wurden Großrussen zu Russen und Kleinrussen zu Ukrainern. Manche Ethnologen betrachten die Russinen als ein viertes ostslawisches Volk.

Heute bilden die Ostslawen mit knapp 200 Millionen Menschen der größte Gruppe der Slawen.

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