Oswald Schäfer

Oswald Schäfer

Oswald Theodor August Wilhelm Schäfer (* 14. Juni 1908 in Braunschweig; † 9. November 1991 in Hamburg) war ein deutscher Jurist und SS-Führer. Schäfer war Leiter der Staatspolizeistellen Wesermünde-Bremerhaven, Reichenberg und München sowie Führer des Einsatzkommandos 9 der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Studium

Schäfer studierte Rechtswissenschaften in Berlin und promovierte zum Dr. jur. Bereits am 1. April 1933 trat er in die NSDAP und SA ein. Mitglied der SA blieb er bis zu seinem Eintritt in die SS am 1. Januar 1936.

Bei der Gestapo

Nach Beendigung seines Studiums fand er 1935 einen Arbeitsplatz bei der Gestapo in Berlin. Bis August 1937 war er im Gestapo tätig und Referent von Werner Best im SS-Hauptamt Sicherheitspolizei, bevor er ab dem 1. September 1937 zum Leiter der Staatspolizeistelle Wesermünde (Stapo Wesermünde)–Bremerhaven bestellt wurde. Im Frühjahr 1938 übernahm er nach dem Anschluss des Sudetenlandes die Stapostelle Reichenberg.

Bei den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in der UdSSR

Im Oktober 1941 löste Schäfer, inzwischen im Rang eines SS-Sturmbannführers, SS-Obersturmbannführer Albert Filbert von der Führung des Einsatzkommandos 9 (EK 9) der Einsatzgruppe B ab. Diese Einheit der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD war im September 1941 überwiegend mit der Bekämpfung von Partisanen im Raum Wizebsk beschäftigt gewesen, als ab dem 8. Oktober 1941 mit der „Liquidierung der im Getto [sic] befindlichen Juden“ von Wizebsk begonnen wurde. Nach den Ereignismeldungen (EM) 90 vom 21. September 1941, EM 92 vom 23. September 1941, EM 124 vom 25. Oktober 1941 und EM 148 vom 19. Dezember 1941 wurden „insgesamt 4090 Juden beiderlei Geschlechts erschossen“. Am 21. Oktober 1941 verlegte das EK 9 seinen Standort nach Wjasma, wo dieser bis Mitte Dezember 1941 verblieb. Ende Februar 1942 übergab Schäfer die Führung des EK 9 an SS-Obersturmbannführer Wilhelm Wiebens.

Leiter der Stapoleitstelle München

Von den dienstlichen Fähigkeiten Oswald Schäfers angetan, betraute ihn das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im März 1942 mit dem verantwortungsvollen Posten des Leiters der Stapoleitstelle München.[1] In der SS stieg er 1942 bis zum Rang eines SS-Sturmbannführers auf. Zudem war er Kriminal- und Oberregierungsrat.[2]

Nach dem Krieg

Nach Kriegsende lebte Oswald Schäfer in Limburg an der Lahn und Hamburg. Gegen ihn sowie Richard Lebküchner, dem ehemaligen Leiter des Referats II E (Allgemeiner Arbeitseinsatz) der Stapoleitstelle München, wurde in den 1950er Jahren ein Ermittlungs- und Strafrechtsverfahren wegen Beihilfe zum Totschlag vor dem Landgericht München I eingeleitet. Verfahrensgegenstand war ein Antrag an das RSHA, mindestens 20 von der Gestapo München wegen verschiedener Straftaten festgenommener Ostarbeitersonderzubehandeln“ sowie die Veranlassung der Exekution nach der Entscheidung des RSHA und die Misshandlung von mindestens 60 bis 70 Ostarbeitern durch die Anordnung der „Kurzbehandlung“, wobei Prügelstrafen bis zu 75 Stockhieben verhängt wurden. Beiden Angeklagten konnten die Vorwürfe jedoch nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden, so dass es zum Freispruch kam. Der Revisionsantrag der Staatsanwaltschaft wurde vom Bundesgerichtshof zurückgewiesen.

Am 9. November 1991 ist Oswald Schäfer in Hamburg verstorben.

2001 geriet die Schwester des Verstorbenen, Lisette Schäfer, in die Schlagzeilen der „Bild“-Zeitung, als sie von ihrer Putzfrau ermordet wurde und Aktien einer Firma in Guatemala in ihrer Wohnung aufgefunden wurden, so dass von einem geheimnisvollen „Gestapo-Schatz“ fabuliert wurde, den angeblich der Bruder der Toten von Juden und Zwangsarbeitern erpresst haben sollte.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Heusler: „Ausbeutung und Disziplinierung. Zur Rolle des Münchner Sondergerichts und der Stapoleitstelle München im Kontext der nationalsozialistischen Fremdarbeiterpolitik“, in forum historiae iuris, 15. Januar 1998.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 524.

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