Othmar Schoeck

Othmar Schoeck
Othmar Schoeck

Othmar Schoeck (* 1. September 1886 in Brunnen (Kanton Schwyz); † 8. März 1957 in Zürich) war ein Schweizer Komponist und Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schoeck wurde 1886 in Brunnen (Zentralschweiz) geboren, verbrachte aber sein ganzes Leben in Zürich.

Seine musikalische Bildung erwarb er zunächst am Konservatorium Zürich bei Friedrich Hegar und Lothar Kempter. 1907/08 besuchte er die Meisterklasse für Komposition bei Max Reger in Leipzig. Seit 1908 betreute er mehrere Chöre in Zürich und leitete von 1917–1944 die Symphoniekonzerte in St. Gallen.

Nach seiner Rückkehr aus Leipzig schuf er sich in der Schweiz mit seinen Liedern und Chorwerken – worunter Trommelschläge, op. 26 (1915) – rasch einen Namen als Komponist. Seine acht Bühnenwerke sowie seine bedeutenden Liederzyklen (u.a. Elegie, op. 36, Lebendig begraben, op. 40, ein Werk, das James Joyce 1935 bei einer Wiedergabe durch das Tonhalle-Orchester Zürich so sehr beeindruckte, dass er eines der Gedichte sogleich ins Englische übersetzte, welches wiederum von Samuel Barber vertont und in Three Songs (1972) aufgenommen wurde, sowie das in letzter Zeit immer häufiger gespielte und aufgenommene Notturno, op. 47) haben ihn von den 1920er Jahren an im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt gemacht.

Während Schoeck mit seinem Einakter Penthesilea op. 39 (nach Heinrich von Kleist), 1927 an der Semperoper in Dresden uraufgeführt und in letzter Zeit wiederentdeckt, noch in engem Austausch mit der damaligen Avantgarde stand, orientierte er sich in den 1930er Jahren wieder mehr an klassizistischen Tendenzen, um nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem Spätwerk zu einer Verinnerlichung und Verdichtung der musikalischen Sprache zu gelangen.

Schoeck ist einer der bedeutendsten Schweizer Liedkomponisten des 20. Jahrhunderts. Der deutsche Bariton Dietrich Fischer-Dieskau gehört zu jenen Künstlern, die sich ein Leben lang für Schoeck einsetzten. So nahm er seit den 1950er Jahren die wichtigsten Werke des Schweizer Komponisten auf.

Bekannt sind außerdem Schoecks Violinkonzert, quasi una fantasia, op. 21, das er für die Geigerin Stefi Geyer schrieb, sein Konzert für Violoncello und Streichorchester op. 61, sein Hornkonzert, op. 65 sowie die häufig gespielte Sommernacht, op. 58, ein Stück für reines Streichorchester. Schoeck war befreundet mit Hermann Hesse und dem Maler Franz Wiegele vom „Nötscher Kreis“.

Othmar Schoecks Grab befindet sich auf dem Friedhof Manegg in Zürich.

Werke

Bühnenwerke

  • Erwin und Elmire op. 25 (1911-1916). Gesänge zu dem Singspiel von Goethe mit einem Vorspiel und Zwischenspiel. UA 1916 Zürich
  • Don Ranudo de Colibrados op. 27 (1917/18; Neufassung 1930). Komische Oper in 4 Aufzügen. Libretto: Armin Rüeger (nach einer Komödie von Ludvig Holberg). UA 16. April 1919 Zürich. – Ort und Zeit: Ein spanisches Kleinstädtchen um 1750
  • Das Wandbild op. 28 (1918). Eine Szene und eine Pantomime. Libretto: Ferruccio Busoni. UA 1921 Halle. – Ort des Schauspiels: Ein Antiquitätenladen an der Rue St. Honoré; Ort und Zeit der Pantomime: Die Geisterwelt der Chinesen
  • Venus op. 32 (1919-1921; Neufassung 1933). Oper in 3 Akten. Libretto: Armin Rüeger (nach einer Novelle von Prosper Mérimée). UA 10. Mai 1922 Zürich (Stadttheater). – Ort und Zeit: Auf einem Landschloss im südlichen Frankreich um 1800
  • Penthesilea op. 39 (1923–1925). Oper in einem Aufzug. Libretto: Othmar Schoeck (nach dem Trauerspiel von Heinrich von Kleist). UA 8. Januar 1927 Dresden (Staatsoper). – Szene: Schlachtfeld bei Troja
  • Vom Fischer und syner Fru op. 43 (1928-1930). Dramatische Kantate in 7 Bildern für 3 Solostimmen und Orchester. Libretto: Philipp Otto Runge (nach einem Märchen der Brüder Grimm). UA 3. Oktober 1930 Dresden (Staatsoper)
  • Massimilla Doni op. 50 (1934/35). Oper in 4 Akten (6 Bildern). Libretto: Armin Rüeger (nach der gleichnamigen Novelle von Honoré de Balzac). UA 2. März 1937 Dresden (Staatsoper). – Ort und Zeit: Venedig um 1830
  • Das Schloss Dürande op. 53 (1937-1941). Oper in 4 Akten. Libretto: Hermann Burte (nach der gleichnamigen Novelle von Joseph von Eichendorff. UA 1. April 1943 Berlin (Staatsoper). – Ort und Zeit: Französische Revolution 1789

Vor kurzem wurden Fragmente eines Jugendwerks (Der Schatz im Silbersee, eine Oper frei nach Karl May) entdeckt. Der Schweizer Komponist Dieter Stalder erarbeitete 2003 aus der unvollständigen Partitur eine konzertante Fassung mit szenischen Elementen. Diese Fassung wurde eingespielt und dem Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2005 auf CD beigefügt.

Lieder

  • Das holde Bescheiden. Lieder und Gesänge nach Gedichten von Eduard Mörike. op. 62
    Heft I: Widmung. Natur - An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang, Gesang zu zweien in der Nacht, Am Walde. An Philomene, Auf der Teck, Das Mädchen an den Mai, Im Park, Mein Fluß. Liebe - Lose Ware, Ritterliche Werbung, Die Schwestern, Schön-Rohtraut, Peregrina, Zu viel, Nachts am Schreibepult, Aus der Ferne, Nur zu!
    Heft II: Betrachtung - Auf eine Lampe, Nachts, Antike Poesie, Erinna an Sappho, Johann Kepler, Fünf Sprüche (Keine Rettung, Nach dem Kriege, In ein Autographenalbum, Impromptu, Die Enthusiasten), Trost, Auf ein Ei geschrieben, Auf einen Klavierspieler, Restauration. Glaube - Gebet, Der Hirtenknabe, Auf ein Kind, Zu einer Konfirmation, In der Krankheit (Muse und Dichter, Auf dem Krankenbette), Der Geprüfte. Rückblick - Besuch in Urach, Claves Records 1991

Literatur

  • Werner Vogel: Othmar Schoeck in Selbstzeugnissen und Zeitgenossenberichten, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich/Freiburg i.B. 1976, ISBN 3-7611-0491-X
  • Chris Walton: Othmar Schoeck - eine Biographie, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich und München 1994, ISBN 3-254-00168-0
  • Chris Walton: Othmar Schoeck: life and works, Rochester, NY: University of Rochester Press, 2009, ISBN 978-1-58046-300-3
  • Matthias Bette: Vorläufige Nachrichten von einer KARL-MAY-Oper (über Othmar Schoecks Opernfragment Am Silbersee). In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft, 20. Jahrgang, Nummer 77, August 1988, S. 48 f.

Weblinks


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