Othmarsingen

Othmarsingen
Othmarsingen
Wappen von Othmarsingen
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Lenzburgw
Gemeindenummer: 4205i1f3f4
Postleitzahl: 5504
Koordinaten: (658730 / 250508)47.402778.21667397Koordinaten: 47° 24′ 10″ N, 8° 13′ 0″ O; CH1903: (658730 / 250508)
Höhe: 397 m ü. M.
Fläche: 4.71 km²
Einwohner: 2391 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.othmarsingen.ch
Ansicht von Othmarsingen

Ansicht von Othmarsingen

Karte
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Othmarsingen (schweizerdeutsch: ˈɔt.mər.sɪŋə) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im unteren Bünztal, knapp drei Kilometer östlich des Bezirkshauptorts.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf befindet sich in einer Talmulde beidseits der begradigten Bünz und ist auf drei Seiten von Wald umgeben. Es gibt zwei Siedlungsschwerpunkte, das Dorfzentrum am Westufer sowie das Gebiet um den Bahnhof. An der südöstlichen Gemeindegrenze liegt der Weiler Steinhof. Im Osten erhebt sich der «Berg», ein Ausläufer des Wagenrains, der die natürliche Grenze zum Reusstal bildet. Nordwestlich des Dorfzentrums fliesst die Bünz durch einen Einschnitt einer flachen Endmoräne, die gegen Ende der Würmeiszeit beim Rückzug des Reussgletschers entstanden ist.[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 471 Hektaren, davon sind 192 Hektaren bewaldet und 115 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 542 Metern auf dem «Berg», der tiefste auf 385 Metern an der Bünz.

Nachbargemeinden sind Brunegg im Norden, Mägenwil im Nordosten, Hägglingen im Osten, Dottikon im Südosten, Hendschiken im Süden, Lenzburg im Südwesten und Möriken-Wildegg im Westen.

Geschichte

Einzelne Funde weisen auf eine Besiedlung während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit hin. Während der Römerzeit befand sich knapp jenseits der westlichen Gemeindegrenze eine grössere Siedlung (vicus) mit einem grossen Theater. Im 5. und 6. Jahrhundert liessen sich hier die Alamannen nieder. Die erste urkundliche Erwähnung von Otewizzingin erfolgte im Jahr 1184. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Otwizingun und bedeutet «bei den Leuten des Otwiz».[3] Spätestens 1306 lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Habsburger. Die niedere Gerichtsbarkeit war zuerst im Besitz der Herren von Rupperswil und gelangte nach deren Aussterben an die Hallwyler. Nach der Errichtung einer Kapelle im Jahr 1371 war das Dorf in kirchlichen Belangen fast fünfhundert Jahre lang zweigeteilt, zwischen den Pfarreien Staufberg (später Lenzburg) und Ammerswil.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Othmarsingen gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Das Dorf lag an der Grenze zu den Freien Ämtern und der Grafschaft Baden. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm die Stadt Bern 1484 die niederen Herrschaftsrechte und Othmarsingen wurde Hauptort eines Gerichtsbezirks im Amt Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Während des Bauernkriegs (1653) und des Zweiten Villmergerkriegs (1712) wurde Othmarsingen von durchziehenden Truppen verwüstet. Ab 1767 verkehrten Postkutschen auf der ausgebauten Heerstrasse Bern–Zürich. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Othmarsingen gehört seither zum Kanton Aargau.

Am 6. September 1877 wurde die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen der Nationalbahn mit einem Bahnhof in Othmarsingen eröffnet. Der Konkurs dieser Gesellschaft im darauf folgenden Jahr traf die Gemeinde hart, da sie sich finanziell stark engagiert hatte. Jahrzehntelang mussten die Schulden abbezahlt werden. Am 1. Juni 1882 eröffnete die Aargauische Südbahn die Strecke Hendschiken–Othmarsingen–Brugg. War die wirtschaftliche Geschehen zunächst von der Landwirtschaft geprägt, siedelten sich nach der Jahrhundertwende mehrere Industriebetriebe an. 1968 nahm der Armeemotorfahrzeugpark der Schweizer Armee den Betrieb auf.

Sehenswürdigkeiten

Die Othmarsinger Kirche entstand 1675 unter Aufsicht des Berner Baumeisters Abraham Dünz. Das Gebäude besitzt die Form eines länglichen Zwölfecks; 1895 wurde an der Nordseite ein Kirchturm angefügt. Sehenswert sind das geschnitzte Chorgestühl, die barocke Kanzel und die Glasmalereien an den Fenstern. Am rechten Ufer der Bünz steht die um 1550 errichtete alte Mühle, ein spätgotischer Giebelbau. Am linken Bünzufer steht das Urechhaus, ein dreistöckiges klassizistisches Wohnhaus, erbaut von Carl Ahasver von Sinner.[4]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau schwarz gefugte weisse Brücke mit rot bedachter weisser Kirche.» Das Wappen, das erstmals 1811 auf dem Gemeindesiegel erschien, nimmt Bezug auf eine von 1675 bis 1895 bestehende Kapelle, die Teil einer Brücke über die Bünz war. Ab 1915 wurden die Kirche und der Brückenbogen auf dem Wappen perspektivistisch gezeichnet, was jedoch den heraldischen Regeln widerspricht. 2002 erfolgte die Rückkehr zur älteren, korrekten Version.[5]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[6]

Jahr 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 531 1134 903 1079 1173 1362 1787 1707 1844 2117

Am 31. Dezember 2010 lebten 2391 Menschen in Othmarsingen, der Ausländeranteil betrug 22,8 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 45,7 % reformiert. 30,8 % römisch-katholisch, 6,4 % moslemisch und 2,9 % christlich-orthodox; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 84,4 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, je 2,1 % Italienisch und Türkisch, 1, 8 % Albanisch, 1,6 % Serbokroatisch, je 0,7 % Englisch, Französisch und Portugiesisch.[7]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Ammerswil, Brunegg, Dintikon, Holderbank und Möriken-Wildegg verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Othmarsingen gibt es rund 800 Arbeitsplätze, davon 4 % in der Landwirtschaft, 33 % in der Industrie und 63 % im Dienstleistungsbereich.[8] Bekannt ist der Armeemotorfahrzeugpark Othmarsingen, der zu einem Logistikzentrum der Schweizer Armee ausgebaut wurde. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber ist das Süsswaren- und Pharmaunternehmen Disch AG. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den grösseren Gemeinden der Umgebung oder in der Agglomeration Zürich.

Verkehr

Othmarsingen aus dem fahrenden Zug

Othmarsingen besitzt ausgezeichnete Verkehrsverbindungen. Nordöstlich des Dorfzentrums kreuzen sich die Hauptstrassen WohlenBrugg und LenzburgBaden. Neben dieser Kreuzung befindet sich der Anschluss Mägenwil der Autobahn A1, der Anschluss Lenzburg liegt westlich des Dorfes. Der Anschluss Brugg der A3 ist sechs Kilometer entfernt. Beim SBB-Bahnhof Othmarsingen kreuzen sich zwei bedeutende Eisenbahnstrecken, die Ost-West-Hauptlinie BernZürich und die Strecke Basel–Brugg–Arth-Goldau, die vor allem für den Güterverkehr von Bedeutung ist. Hier halten die Linie S3 der S-Bahn Zürich (Aarau–Zürich–Wetzikon) sowie Regionalzüge nach Brugg–Baden und Wohlen–Muri. Eine Buslinie der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg führt zum Bahnhof Lenzburg.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über drei Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Lenzburg besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasium) befindet sich in Aarau und Wohlen.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Othmarsingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  3. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 339–341.
  4. Michael Stettler, Emil Maurer; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Birkhäuser Verlag, Basel 1953.
  5. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 246.
  6. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Lenzburg, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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