Otto Robert Frisch

Otto Robert Frisch
Ausweisfoto von Otto Frisch, Los Alamos National Laboratory.

Otto Robert Frisch (* 1. Oktober 1904 in Wien; † 22. September 1979 in Cambridge) war ein österreichisch-britischer Physiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde 1904 in Wien als Sohn des jüdischen Juristen und Malers Justinian Frisch und der Pianistin Auguste Frisch geb. Meitner geboren. 1922 begann er sein Physikstudium an der Universität Wien und promovierte 1926 mit einer Arbeit über den Effekt der neu entdeckten Elektronen auf Salze. Nach mehrjährigem Aufenthalt an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin erhielt er bei Otto Stern am Institut für Physikalische Chemie in Hamburg eine Anstellung. Nach der Machtübernahme 1933 durch Hitler emigriert er im Sommer 1933 nach London an das Birkbeck College wo er mit dem Physiker Patrick Maynard Stuart Blackett über die Nebelkammer Technologie und künstliche Radioaktivität arbeitete. Ab 1934 arbeite er 5 Jahre in Kopenhagen mit Niels Bohr an Problemen der Kernphysik insbesondere an der Physik der Neutronen.

Während der Weihnachtsferien 1938 bei seiner Tante Lise Meitner in Kungälv erreichte sie die Nachricht, dass Otto Hahn und Fritz Strassmann in Berlin bei der Kollision von Neutronen mit Uran-Atomkernen das Element Barium entstanden sei. Hahn konnte das Ergebnis, dessen Beobachtung er bereits am 6. Januar 1939 in der Zeitschrift Die Naturwissenschaften publizierte, zunächst nicht interpretieren. Bei einem berühmt gewordenen Spaziergang im Schnee finden Meitner und Frisch eine Deutung für das, was ihnen mitgeteilt wurde. Sie stellten als erste die Hypothese auf, dass hier eine Spaltung des Uranatoms in zwei Teile, eine „Kernspaltung“ erfolgt sein müsse. Wie Meitner und Frisch damals richtig abschätzten, musste bei diesem Vorgang mehr Energie freigesetzt als irgendein anderer Prozess zu liefern vermag, nämlich 200 MeV -- 200 Millionen Elektronenvolt. Frisch beobachtete als erster die energiereichen Bruchstücke durch ein physikalisches Experiment am 13. Januar 1939 in Kopenhagen und bestätigt so die Kernspaltung auf ganz andere Weise. Der physikalischen Beschreibung der beobachteten Phänome von Hahn und Strassmann folgte am 16. Januar 1939 eine getrennte Publikation von Meitner und Frisch in „Nature“, die die Physik der Kernspaltung hinter diesen Beobachtungen erklärte. Otto Hahn erhielt später den Nobelpreis für die Entdeckung der Kernspaltung.

Nach einer Reise im Sommer 1939 von Dänemark nach England konnte er infolge des Ausbruchs des 2. Weltkriegs nicht mehr zurückkehren. Mit den aufkommenden Gefahren der Nazi-Diktatur entwarf Frisch zusammen mit dem Physiker Rudolf Peierls das Frisch-Peierls-Memorandum, das als das erste theoretisch-technische Dokument angesehen wird, wie eine Atombombe mittels 235U konstruiert werden könnte. Dieses Memorandum stellte sowohl die Grundlage der britischen Arbeit zum Bau einer Atombombe (the Tube Alloys project) als auch des Manhattan-Projekt in den USA dar, an dem Frisch 1943 als Mitglied der britischen Delegation nach Erhalt der britischen Staatsbürgerschaft mitarbeitete.

1946 kehrte er nach England zur Übernahme der Leitung der Kernphysikalischen Abteilung der Atomic Energy Research Establishment in Harwell zurück. Zugleich verbrachte er die folgenden 30 Jahre, bis 1972, in Cambridge als „Jacksonian Professor of Natural Philosophy und fellow“ des Trinity College. Er starb 1979.

Bedeutung

  • Er entdeckte 1933 zusammen mit Otto Stern das anomale magnetische Moment des Protons. Damit war ein erster Hinweis darauf gefunden, dass es sich bei diesem Teilchen nicht um ein Elementarteilchen handelt.
  • Mit seiner Tante Lise Meitner schrieb er 1939 die erste theoretische Deutung der Kernspaltung.
  • Er erstellte das erste theoretisch-technische Dokument zum Bau einer Atombombe mittels Uran-235 .

Schriften (Auswahl)

  • Products of Fission of the Uranium Nucleus. in: Nature. 143, 1939, S. 471f. (mit Lise Meitner)
  • Meet the Atom.
  • Progress in Nuclear Physics. 4 Bände. 1950-1955. 1947
  • Atomic Physics Today. 1961
  • Die Elementarteilchen der Physik. Westdeutscher Verlag, Köln/Opladen 1963
  • Working with Atoms. 1965
  • Profession in Nuclear Physics. 1950-65 (Hg.)
  • What Little I Remember. 1979
    • dt. Ausgabe: Woran ich mich erinnere. Physik und Physiker meiner Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1981, ISBN 3-8047-0614-2

Quellen

Mark Walker OTTO HAHN - Verantwortung und Verdrängung Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“

Weblinks


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