Ottonisch

Ottonisch

Als Ottonische Renaissance wird teilweise die Anknüpfung an die byzantinische und spätantiken Kunst während der politisch maßgeblich von den Ottonen beeinflussten 10. und 11. Jahrhunderten bezeichnet. Der Begriff ist nicht unproblematisch. Die Ottonische Renaissance spiegelt sich besonders in der Architektur und der Goldschmiedekunst durch Verwendung von Spolien und in der Buchmalerei wider. Besonders begünstigt wurde der Einfluss der byzantinischen Kultur durch die Heirat Ottos II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu.

Problematisch ist an der Ottonischen Renaissance sowohl die Verknüpfung mit den Ottonen als auch der Begriff der Renaissance. Die Ottonen hatten zwar als Auftraggeber bedeutender Kunstwerke Einfluss auf die Moden ihrer Zeit, waren aber nur ein Geschlecht unter vielen, das Bauwerke oder Kunstwerke in Auftrag gab. Meinwerk, der Auftraggeber der Bartholomäuskapelle in Paderborn, die als erste Hallenkirche Deutschlands häufig als Beispiel der Ottonischen Renaissance bezeichnet wird, war mit den Ottonen nur sehr entfernt verwandt. Das um 1017 entstandene Bauwerk, an dem nach einer Quelle „griechischen Baumeistern“ beteiligt waren, weist zudem keine feststellbaren byzantinischen Einflüsse auf.

Der Begriff der Renaissance ist, wie auch bei der Karolingischen Renaissance, umstritten, weil er das Gewicht zu stark auf das Wiederaufleben der Antike und die Säkularisierung des Denkens legt. Den Auftraggebern von Kunstwerken des 10. und 11. Jahrhunderts ging es beispielsweise bei der Verwendung von Spolien nicht darum, die Antike wieder aufleben zu lassen, sondern darum, durch die Spolie dem neuen Objekt in seiner Zeit eine höheren Bedeutungswert zu geben. Wichtig war lediglich das Alter, nicht eine Begeisterung für die Antike als Epoche oder den ursprünglichen Bedeutungsinhalt der Spolie. Beim Essener „Kreuz mit den großen Senkschmelzen“ dient eine Spolie, eine antike Gemme einer eine Medusa darstellenden Theatermaske, sogar als ikonographisches Symbol für das durch Christus überwundene Übel. Auch Hrotswit von Gandersheim schrieb ihre Dramen nicht, um die antike Dramentradition wieder aufleben zu lassen, sondern um die als anstößig empfundenen antiken Dramen als Lektüre durch zeitgemäße christlichen Inhalts zu ersetzen.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • ottonisch-salisches Reichskirchensystem — ottonisch salisches Reichskirchensystem,   in ottonisch salischer Zeit vollendete Einbeziehung der Gesamtheit der Reichskirchen in das Verfassungssystem des Heiligen Römischen Reichs. Die aus fränkischer Zeit stammenden Ansätze nutzten im 10. und …   Universal-Lexikon

  • Ottonisch-salisches Reichskirchensystem — Der in der historischen Forschung umstrittene Begriff des ottonisch salischen Reichskirchensystems bezeichnet eine Entwicklungsphase der Reichskirche zur Zeit der Ottonen und Salier, um die enge institutionelle und personelle Verbindung der… …   Deutsch Wikipedia

  • ottonisch — ot|to|nisch 〈Adj.〉 die (Zeit der) Ottonen betreffend, zu ihr gehörend …   Universal-Lexikon

  • ottonisch — ot|to|nisch …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Geschichte des Bistums Mainz — Bistumswappen seit 1250 …   Deutsch Wikipedia

  • Ottonisches Reichskirchensystem — Der in der historischen Forschung umstrittene Begriff des ottonisch salischen Reichskirchensystems bezeichnet eine Entwicklungsphase der Reichskirche zur Zeit der Ottonen und Salier, um die enge institutionelle und personelle Verbindung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichskirchensystem — Der in der historischen Forschung umstrittene Begriff des ottonisch salischen Reichskirchensystems bezeichnet eine Entwicklungsphase der Reichskirche zur Zeit der Ottonen und Salier, um die enge institutionelle und personelle Verbindung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich I. (Ostfrankenreich) — Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 Heinrich I. (* um 876; † 2. Juli 936 in der Pfalz Memleben bei Memleben an der Unstrut) aus dem Adelsgeschlecht der Liudolfinger war ab 912 Herzog von …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich II. (HRR) — Das Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar: Die heiliggesprochenen Bischöfe Ulrich von Augsburg und Emmeram von Regensburg haben Heinrich vor den Thron des Höchsten geleitet. Die hohe Gestalt des Herrschers reicht bis in die Mandorla… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich III. (HRR) — Am Jahrestag seines Herrschaftsantritts, dem 5. Juni 1040, geht König Heinrich anlässlich der Weihe der Klosterkirche in Stablo unter der Krone. Zwei Äbte geleiten ihn, indem sie seine Hände, die Adlerszepter und Reichsapfel halten, stützen.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”