PHW-Gruppe

PHW-Gruppe
PHW-Gruppe
Logo von PHW
Rechtsform Aktiengesellschaft
Sitz Rechterfeld, Deutschland
Mitarbeiter 5180[1]
Umsatz 2,1 Mrd. EUR (2009/2010)
Branche Lebensmittelindustrie
Website www.phw-gruppe.de

Die PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG ist der größte deutsche Geflügelzüchter und -verarbeiter[2] sowie eines der größten Unternehmen der deutschen Lebensmittelindustrie (Rang 30 unter den größten Lieferanten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels; Stand 2005/06) und damit auch eines der bedeutendsten Unternehmen in Niedersachsen. Pro Woche schlachtet die PHW-Gruppe rund 4,5 Millionen Hähnchen, davon sind nach eigenen Angaben 10.000 Biohähnchen.[3] Daneben ist die PHW-Gruppe auch ein führender Anbieter von Tierfutter und Impfstoffen für Tiere.

Bekannteste Marken sind Wiesenhof (Marktführer bei Geflügelfleisch in Deutschland) und Bruzzzler (Geflügelbratwurst). Hauptsitz der Gruppe ist Rechterfeld bei Visbek.

Der konsolidierte und bereinigte Gruppenumsatz liegt bei etwa 2,1 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2009/2010), davon erzielt allein das Geschäftsfeld Wiesenhof 1,23 Milliarden Euro.[4] 3385 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.[5]

Wiesenhof stellt sich als Vorreiter in Sachen Umweltschutz dar: Die Fahrzeugflotte fährt mit selbstentwickeltem Bio-Kraftsstoff, Fabrikdächer werden mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Als nach eigenen Angaben erstes Unternehmen der Geflügelbranche hat die PHW-Gruppe für ihre Marke Wiesenhof die bei der Herstellung von Hähnchenfleisch anfallenden Treibhausgas-Emissionen ermittelt und zertifizieren lassen. Dieser produktbezogene CO2-Fußabdruck – auch als Product Carbon Footprint (PCF) bezeichnet – stellt die von einem Produkt direkt und indirekt verursachten Emissionen von Treibhausgasen dar. Das Ergebnis bei Wiesenhof: Die Herstellung von einem Kilogramm Hähnchenfleisch verursacht etwa 3,2 kg äquivalente Treibhausgas-Emissionen. Diese Emissionen fallen auf den Stufen Futtermittel, Elterntierhaltung, Brütereien, Aufzuchtfarmen und Verarbeitungsbetriebe inklusive der Logistik bis zum Handelskunden an.[6]

Das Unternehmen ist wiederholt in die Kritik geraten, da es in Subunternehmen zu Tierquälerei gekommen sein soll.[7] Außerdem wird dem Unternehmen vorgeworfen, osteuropäische Arbeiter zugunsten der Gewinnoptimierung auszunutzen.[7]

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Das Logo von Wiesenhof

Die PHW-Gruppe besteht derzeit (Stand Februar 2008) aus über 40 Einzelunternehmen in drei Geschäftsbereichen[8]:

Zur Unternehmensgruppe zählen (neben zahlreichen Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaften) unter anderem:

    • Erste Paul-Heinz Wesjohann GmbH & Co. KG (Rechterfeld)
    • Zweite Paul-Heinz Wesjohann GmbH & Co. KG (Rechterfeld)
  • Lohmann Animal Health (Standort Cuxhaven): Geflügelimpfstoffe, Futtermittelzusatzstoffe, Lohnfertigung von Tierarzneimitteln
    • Lohmann Animal Health International (Waterville, Maine, USA)
  • MEGA Tierernährung (Sitz Visbek, Produktionsstandorte Haldensleben, Rechterfeld, Cloppenburg, Straubing, Eberswalde): Tierfutter
  • Nutrilo (Standort Cuxhaven): Nahrungsergänzungsmittel (v. a. Vitaminpräparate), Lebensmittelzusatzstoffe (v. a. Antioxidantien)
  • Wiesenhof Geflügel-Kontor GmbH (Visbek): etwa 700 Aufzuchtbetriebe als Zulieferer, acht Schlachtereien, drei Logistikzentren (Rietberg, Hadamar, Mannheim)
    • Wiesenhof International Holding GmbH (Visbek-Rechterfeld)
    • Wiesenhof Geflügelspezialitäten Beteiligungs- GmbH (Holte bei Wietzen und Lohne)
    • Wiesenhof Geflügelwurst GmbH & Co. KG (Rietberg)
    • Wiesenhof Gastroservice GmbH & Co. KG (Lohne): Großverbraucherservice
    • allfein Feinkost GmbH & Co. KG (Lohne und Niederlassung in Zerbst)
    • Geestland Putenspezialitäten GmbH & Co. KG (Wildeshausen): Truthahnprodukte
    • Wiesenhof Geflügel Möckern GmbH (Möckern)
    • Märkische Geflügelhof-Spezialitäten GmbH (Niederlehme)
    • Wiesenhof Geflügelspezialitäten (Weilheim an der Teck)
    • Geflügelschlachterei (Bogen (Niederbayern))
    • Frischland Premium-Spezialitäten (Bogen (Niederbayern))
    • Kommanditgesellschaft Jungmastgeflügelerzeuger GmbH & Co. (Rechterfeld)
    • Wiesenhof Entenspezialitäten GmbH & Co. KG (Grimme, Bad Belzig und Neutrebbin)
    • Duck-Tec Brüterei GmbH (Grimme, Bad Belzig und Wriezen)
  • Vibalogics GmbH (Cuxhaven): Erforschung, Entwicklung und Produktionsverfahrensentwicklung von immunologischen und biologischen Wirkstoffen für die Veterinär- und Humanmedizin. Weltweite Kooperationen.
  • GePro Geflügel-Protein GmbH & Co. KG (Diepholz), seit Ende 2005 auch Verkaufsbüro in Bangkok: Entsorgung von Geflügel-Schlachtabfällen („Geflügelnebenprodukten“, Kategorie III-Materialien nach EU-Verordnung 1774/2002), bzw. Verarbeitung zu Eiweiß- und Fettprodukten, sowie Geschmacksverstärkern für die Bereiche Heimtier-, Fisch- und Pelztierfutter, Mischfutter, Düngemittel und anderes. Vertrieb weltweit. Marken: „Trigarol“, „AquaTrac“, Biokraftstoff „SP-Power“.
  • PetCom Tierernährung GmbH & Co. KG (Minden; Nachfolgeunternehmen des Produktionsstandortes Minden der Heibo GmbH), Tochter der GePro: Auftragsproduktion von Trockenmischungen für die Heimtierfutterbranche
  • Fünf Brütereien (erzeugen jährlich rund 230 Millionen Küken):
    • BWE Brüterei Weser-Ems (Rechterfeld)
    • Brüterei Süd (Regenstauf)
    • Geflügelhof Möckern (Möckern)
    • Märkischer Geflügelhof (Ketzin)
    • DUCK-TEC Brüterei GmbH (Brut und Aufzucht von Enten).
  • ausländische Beteiligungen:
    • Drobimex (Szczecin, Polen; einer der größten Geflügelzüchter- und verarbeiter, produziert 50.000 Tonnen jährlich)
    • Bomadek (Trzebiechów, Polen; Putenschlacht- und Verarbeitungsbetrieb, produziert 21.000 Tonnen jährlich)
  • Wimex Agrarprodukte Import und Export GmbH (Baasdorf und Regenstauf): einer der größten Produzenten und Exporteure für Bruteier und Eintagsmastküken in Europa, exportiert in über 40 Staaten, mehr als 70 eigene Farmen in Deutschland, produziert jährlich über 240 Millionen Bruteier, sowie auf 7.000 Hektar Futtergetreide und Gemüse. Tochterfirmen der Wimex-Untergruppe:
    • Wulfener Agrargesellschaft (Wulfen): Getreide- und Gemüseanbau
    • Bördegarten Gemüse GmbH & Co. KG. und (als gemeinsame Vertriebskooperation mit Pfalzmarkt) Bördegarten Gemüse Vertriebs GmbH (beide Arensdorf): Gemüseanbau und -vermarktung, eigene Kühl- und Kommissionierhalle
    • Fruchthof Wulfen Agrar- und Handelsgesellschaft mbH (Wulfen)
    • AGRO-SAT Consulting GmbH (Baasdorf): Management-Systemlösungen für die Landwirtschaft (Schlagvermessung, DGPS/GPS- und GIS-Systeme, Farm-Managementsysteme, Marktführer in Deutschland für flugzeuggestützte Fernerkundung), Tochtergesellschaften in Argentinien und Chile
    • COBB Germany Avimex GmbH (Regenstauf): Brüterei für Cobb-Elterntiere (jährlich 6,5 Mio. Küken)
  • GEKA frisch + frost Handels GmbH & Co. KG (Visbek-Rechterfeld): Handelsmarke „Bauernglück Deutsches Qualitätsgeflügel“ (Aldi-Nord)

Geschichte

Im Jahr 1932 gründeten unabhängig voneinander Paul Wesjohann (1905-1989) in Rechterfeld einen kleinen Landhandel mit Brüterei, Heinz Lohmann (1901-1975) in Cuxhaven die Deutsche Fischmehlfabrik. Nach dem Kriegsende mussten beide ihre Betriebe neu aufbauen, Paul Wesjohann konzentrierte sein Geschäft dabei zunehmend auch auf die Geflügelzucht.

Die Geschäftsidee für die Geflügelzucht und der Lizenzvertrag kamen aus den USA, auch die ersten Küken wurden per Luftfracht von dort eingeflogen, da die Branche dort wesentlich weiter entwickelt war als im Nachkriegsdeutschland. Eigene Elterntierherden wurden aufgebaut, als Voraussetzung für gleichmäßige Lieferfähigkeit und Qualität. 1956 konnte Lohmann auf dieser Grundlage mit „Goldhähnchen“ das erste deutsche Markenhähnchen in den Handel einführen. 1965 gründet er ein Geflügel-Kontor in Frankfurt am Main und baut die Marke „Wiesenhof“ auf.

1965 gründeten Lohmann und Wesjohann gemeinsam die Broilerbrüterei in Rechterfeld, die heutige Brüterei Weser-Ems GmbH & Co. KG (BWE). Schon im ersten Geschäftsjahr erreichte sie einen Umsatz von 20 Millionen Deutsche Mark. 1965 übernahmen die beiden Söhne von Paul Wesjohann, Paul-Heinz und Erich, dort Führungspositionen.

1966 gründete Lohmann seine zweite Brüterei im bayerischen Regenstauf. 1967 folgte die „Lohmann Tierernährung“, 1968 die „TAD Pharma“ (beide in Cuxhaven), die zum Lohmann-Konzern gehörten - mit der 1970 entstandenen Obergesellschaft "Lohmann & Co. AG". Im gleichen Jahr bildete sich in Rechterfeld die Paul Wesjohann & Co. GmbH. 1972 beteiligte sich Wesjohann an Schlachtereien in Holte und Lohne und gründete in Rechterfeld den Mischfutterbetrieb MEGA.

1978 investierten beide in US-amerikanische Agrarunternehmen.

1982 gründete Lohmann die „Allfein“ und entwickelte Convenience-Produkte, 1984 folgte die Nutrilo zur Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln für die menschliche Ernährung.

Im April 1987 erwarben die Söhne Paul-Heinz und Erich Wesjohann die Anteilsmehrheit an der „Lohmann & Co. AG“. Es entstand die international agierende „Lohmann-Wesjohann-Gruppe“ mit 3.400 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von etwa 1,5 Milliarden DM. Die weitere Entwicklung war geprägt durch ein USA-Engagement in der Impfstoffproduktion, die Übernahme mehrerer Betrieben in den neuen Bundesländern. 1995 führt PHW für die Marke Wiesenhof als erster Hähnchenerzeuger in Deutschland eine Herkunftsgarantie ein. 1996 fusionierten „Lohmann Tierernährung“ (LTE) und „TAD-Veterinär“ zur „Lohmann Animal Health“ (LAH). 1997 gingen die Anteile der Firmengruppe zu 100 % in den Besitz der Familie Wesjohann über. Eine „Heinz Lohmann Stiftung“ wird gegründet.

Ende 1998 wird die „Lohmann-Wesjohann-Gruppe“ auf die Familien der beiden Brüder Paul-Heinz Wesjohann und Erich Wesjohann aufgeteilt und die heutige PHW-Gruppe entstand (PHW = Initialen des nunmehrigen Firmeninhabers Paul-Heinz Wesjohann). Die aus der Trennung entstandene Erich Wesjohann Gruppe gehört nicht zur PHW-Gruppe, hat jedoch intensive geschäftliche Beziehungen mit ihr und nutzt ebenfalls (u. a. in deren Tochter „Wiesenhof-Pilzland“) die Marke „Wiesenhof“.

2001 erhielt die PHW-Gruppe den Goldenen Zuckerhut, den Branchen-Oscar der Lebensmittelindustrie. Im Oktober 2004 verlieh das Bayrische Verbraucherschutzministerium den Tierschutzpreis an die „Weidehähnchen“-Landwirte, die ausschließlich für „Wiesenhof“ arbeiten. „Weidehähnchen“ ist die Bio-Linie der PHW-Gruppe.

Das Unternehmen betrieb bis Ende des Jahres 2007 Sponsoring im Profi-Radsport (bis Ende 2006 „Team Wiesenhof-Akud“, dann „Team Wiesenhof-Felt“) und gehört zu den Mitgründern der Privaten Fachhochschule und Berufsakademie für Wirtschaft und Technik gGmbH (FHWT) in Vechta.

Kontroversen

Export von Schlachtabfällen

Im Februar 2007 warf die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch der PHW-Gruppe (sowie der Vion N.V. und weiteren Unternehmen) vor, illegal Tiermehl aus Schlachtabfällen der BSE-Risikokategorie III in Nicht-EU-Staaten wie Vietnam exportiert zu haben, obwohl (außer mit Thailand und Israel) mit diesen Ländern kein dazu ausdrücklich vorgeschriebenes bilaterales Abkommen über die Einhaltung der EU-Vorschriften zum Schutz vor dem Einbringen der Abfälle in die menschliche Nahrungskette besteht. In den Exportstaaten sei aber - angeblich mit Wissen der abwickelnden PHW-Tochterfirma GePro - genau dies passiert, nämlich die Abfälle nicht nur zu Tierfutter verarbeitet, sondern auch an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert worden. Im Jahr 2005 seien von GePro mindestens 3600 Tonnen Kategorie-III-Material in Nicht-EU-Staaten geliefert worden, auch nach Vietnam. Nach Angaben von Foodwatch habe GePro den Export von Kategorie-III-Tiermehl auf Nachfrage ausdrücklich bestätigt. Foodwatch hat daher Strafanzeige gegen den Geschäftsführer der GePro und die damalige Amtsleiterin beim Landkreis Diepholz erstattet.[9] Die aufgrund der Strafanzeige eingeleiteten Ermittlungsverfahren wurden im Dezember 2007 von der Staatsanwaltschaft Oldenburg mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.[10]

GePro verweist in einer Stellungnahme darauf, alle beanstandeten Exporte seien behördlich genehmigt gewesen und nur an geprüfte Tierfutterhersteller gegangen. Die Behörden hätten GePro erst am 20. Dezember 2006 über Ausfuhrverbote informiert, die Exporte in diese Länder seien daraufhin gestoppt worden. Auch seien die von der GePro exportierten Produkte nicht nur von der PHW-Gruppe, sondern von allen namhaften deutschen Geflügelfleischproduzenten gekommen.[11]

Arbeitsbedingungen und Gehälter

Im Juli 2007 berichtete das ZDF-Magazin Frontal21 über sehr schlechte Arbeitsbedingungen und Löhne bei Wiesenhof von polnischen Gastarbeitern, die nur 3,50 € pro Stunde verdienen sollen. Die PHW-Gruppe verwies in einer Stellungnahme darauf, dass alle Beschäftigungsverhältnisse ordnungsgemäß und regelmäßig von den verantwortlichen Behörden ohne Beanstandung geprüft werden und dass entgegen den Aussagen des Berichts die Bruttolöhne für die angesprochenen Arbeiter zwischen fünf und sechs Euro lägen; dazu käme noch freie Logis, was im Beitrag vorenthalten worden war. Diese Vorwürfe wurden ebenfalls in der im August 2011 ausgestrahlten ARD-exclusiv Reportage "Das System Wiesenhof" erhoben[12]. Hier wurde anhand eines Betriebes jedoch deutlich gezeigt, dass Kost und Logis nicht frei waren - für einen einfachen Schlafplatz in einem Vierbettzimmer einer alten Kaserne musste ein Arbeiter 4 Euro pro Tag bezahlen. Andere Mitarbeiter bestätigten dies und sprachen sogar von einer Monatsmiete von bis zu 150 Euro.

Tierschutzverletzungen

Im Januar 2010 wurden durch das ARD-Politmagazin Report Mainz schwere Tierschutzverletzungen (Haltungsbedingungen, Tötungsmethodik) in einem niedersächsischen Hühnerzuchtbetrieb aufgedeckt.[13] Wiesenhof entschuldigte sich für das Fehlverhalten der Mitarbeiter und der Fremdfirmen und trennte sich von den verantwortlichen Mitarbeitern und Fremdfirmen. Anschließende Sonderprüfungen der staatlichen Veterinärämter im betroffenen Betrieb und weiteren Einrichtungen ergaben keine Beanstandungen.[14] In einem Vergleich haben sich Wiesenhof und PETA geeinigt, dass PETA nicht mehr äußert: „Hinter der Wiesenhof-Kulisse herrschen extrem tierquälerische Zustände, die keine Ausnahme, sondern die Regel seien.“[15][16] Diese schockierenden Vorwürfe konnten durch die ARD-Reportage "Das System Wiesenhof - Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet" erneut bekräftigt werden. Dort konnten Aufnahmen, die Nachweisbar in einem PHW Betrieb von Tierschützern aufgenommen wurden, die Vorwürfe bekräftigen. PHW-Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann wies diese Fakten in einem Interview allerdings zurück und verwies auf die Subunternehmer, in deren Arbeitsabläufe PHW keinerlei "rechtliche" Eingriffmöglichkeiten habe. Zudem habe er keine Kenntnis von solchen Vorgängen und konnte auch auf Vorzeigen der Videoaufnahmen nicht bestätigen, ob es sich wirklich um einen PHW-Betrieb handele, obwohl dies eindeutig zu erkennen war.[17]

Verletzung von Hygienevorschriften

Auf einem Geflügelschlachthof der Wiesenhof-Gruppe bei Möckern wurden im April 2011 laut eines Berichtes des Nachrichtenmagazins stern angebliche hygienische Mängel aufgedeckt[18]. Auch gab es mehrfach Exportsperren für das Geflügel laut Stern.[19] An den Wänden und Decken wurde durchgängiger Schwarzschimmelbefall entdeckt. Die zuständige Veterinäraufsicht konnte eine einwandfreie und hygienische Schlachtung nicht garantieren, zudem war von einer Kontamination der Schlachtkörper mit Magen-Darm-Inhalt die Rede. Weiterhin gab es Verstöße bei der Kühlung der Schlachtkörper; auch eine Überschreitung der zulässigen Schlachtmenge wurde kritisiert. Das Unternehmen wies die Vorwürfe entschieden zurück.[20][21] Auch an dieser Stelle erhob die ARD-exclusiv Reportage "Das System Wiesenhof" vom 31. August 2011[22] schwere Vorwürfe, die allerdings nur indirekt bewiesen werden konnten. Jedoch konnten die dort gezeigten Fakten darauf schließen lassen, dass auch kranke oder verkümmerte Tiere in den Schlachtprozess gelangen, da die Kontrolleure (Fleischbeschauer) mit ca. 0,8 Sekunden pro Tier nicht genug Zeit hätten, um eine wirkliche Kontrollfunktion wahrnehmen zu können. Dies liegt an der zu hohen Bandgeschwindigkeit, mit der die Tiere weitertransportiert würden und an der Unterbesetzung mit Fleichbeschauern, die zudem im Dauereinsatz eines ganzen Tages ihre Konrtollfunktion mit höchster Konzentration nicht einhalten können. Ob dadurch wirklich kranke oder verkümmerte Tiere in den Schlachtprozess gelangen ist daher nicht nachgewiesen.

Klage gegen Neubau einer Wiesenhof-Hühnermastanlage

Vor den Toren von Pleiskirchen wurde der Bau einer Hühnermastanlage (Bauantragssteller Obermeier in Hütting) genehmigt. Abnehmer der Hähnchen sollte Wiesenhof sein. Die Kritik der Bürger von Pleiskirchen wurde im Genehmigungsverfahren nicht berücksichtigt und ihnen wurde von Seiten des Landratsamts Altötting auch von jeglichem Vorgehen gegen den Bau der Anlage abgeraten. Bedenken der Bürger von Pleiskirchen betrafen mögliche Auswirkungen auf Kinder, da der Bauplatz nur ein paar hundert Meter von Schule und Sportplatz entfernt liegen sollte.

Am 7. Juni 2011 kam es, trotz Widerstand von Wiesenhof und Landratsamt, zur Verhandlung in München. Das Gericht warf dem Landratsamt vor nicht ordnungsgemäß gearbeitet zu haben, denn Imissionsbelastungen in der Umgebung der geplanten Anlage und die Zusatzbelastungen durch die Hühnermast wurden nicht erfasst. Auch die durch eine einbezogene Biogasanlage erwarteten Emissionen wurden nicht berücksichtigt. Ebenso stellte das Gericht fest, dass der Bauantragssteller Obermeier seit Jahren eine illegale Biogasanlage betreibt und die Förderungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz dafür bezieht. Es konnte außerdem die Aussagen des Gutachtens nicht nachvollziehen, denen zufolge schwer umsetzbaren Maßnahmen zur Geruchsminderung in der Biogasanlage die hohe Emissionsbelastung durch den Hühnermastbetrieb ausgleichen sollten und auch die Gesamtbelastung in Hütting verbessern sollten.

Durch das Projekt, so wurde festgestellt, werden die gesetzlichen Mindestabstände, Lärm- und Geruchsgrenzwerte nicht eingehalten. Das Landratsamt musste nun den Genehmigungsbescheid in allen Punkten zurücknehmen und die Kosten des Verfahrens tragen.[23]

ARD-Fernsehreportage „System Wiesenhof“

Die Reportage erhebt schockierende Vorwürfe gegen die PHW. Die dort gezeigten Videoaufnahmen von Tierschützern zeigten Bilder, die über ein bisher bekanntes Maß an Tierquälerei hinausgingen. Zudem wurden schwere Vorwürfe in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Hygiene und Umwelt erhoben, die durch eine Konfrontation mit der PHW Gruppe im Film nicht entkräftet werden konnten. Die PHW reagierte im Gegenzug mit einer eigenen Medienkampagne und drehte einen eigenen PR-Film aus der Sicht der Firma, die sich als Opfer einer „Hexenjagd" sieht. Am 18. Juli 2011 hatte die PHW-Gruppe zu einer Pressekonferenz eingeladen und sich zu der ARD-Fernsehreportage System Wiesenhof, die am 31. August 2011 ausgestrahlt wurde, geäußert. Das Team der ARD war von der Pressekonferenz ausgeschlossen, selbst auf Nachfrage hin wurde ihnen der Eintritt verwehrt, da angeblich das nötige „Vertrauen" fehle.[24][25][26] Die Unternehmerin Sina Trinkwalder kritisierte Wiesenhof in einem offenen Brief und erhielt daraufhin von Paul-Heinz Wesjohann eine Einladung zu einem persönlichen Treffen, über das sie auch berichtete.[27]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jahrespresseinformation 2010, 10. Februar 2011
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. Interview in der Welt vom 22. März 2009
  4. Jahrespresseinformation 2010, 10. Februar 2011
  5. [1] www.phw-gruppe.de
  6. CO2-Fußabdruck bei Wiesenhof
  7. a b ARD - Exklusiv - Das System Wiesenhof, abgerufen am 1. September 2011.
  8. "Von den Anfängen bis zur Gegenwart". Unternehmensbroschüre Lohmann/Wesjohann/PHW-Gruppe. 2009
  9. Pressemitteilung von Foodwatch, 21. Februar 2007
  10. Presseinformation der Staatsanwaltschaft Oldenburg, 4. Dezember 2007
  11. Stellungnahme von GePro, 21. Februar 2007
  12. [2] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  13. Tierquälerei bei Wiesenhof? Wie Hühner leiden müssen, Bericht von Report Mainz, ARD YouTube Channel, 11. Januar 2010
  14. Pressemitteilung PHW, 19. Januar 2010
  15. Pressemitteilung PHW, 15. Februar 2010
  16. Animal Health Online
  17. [3] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  18. "Behörden rügen Zustände bei Wiesenhof", stern, 27. April 2011
  19. "Wegen Salmonellen: Exportsperren für Wiesenhof-Hähnchen ", stern.de, 31. Mai 2011
  20. "Entbehrung jeglicher Grundlage", Wiesenhof-Newsroom, 27. April 2011
  21. "Vorwürfe gegen Geflügelriesen", Spiegel Online, 27. April 2011
  22. [4] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  23. Albert Schweitzer Stiftung: Erfolgreiche Klage gegen den Neubau einer Wiesenhof-Hühnermastanlage, 11. August 2011
  24. „Wiesenhof wehrt sich gegen Negativschlagzeilen", NWZ, 18. Juli 2011.
  25. "Tierquälerei - Strafanzeige gegen Wiesenhof", Focus, 1. September 2011.
  26. ARD Mediathekeintrag „Das System Wiesenhof"
  27. manomama trifft Wiesenhof, 6. Oktober 2011

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