Astrologin

Astrologin
Homo signorum aus den Très Riches Heures des Herzogs von Berry (1412-16; Chantilly, Musée Condé, Ms. 65, fol. 14v).

Die Astrologie (griechisch ἄστρον, astron, „Stern“, λόγος, logos, „Lehre“) umfasst viele voneinander abweichende Lehren, die meist auf Kombinationen von Überlieferungen und wissenschaftlich nicht begründeten Denkmodellen basieren. Diesen Lehren ist der Anspruch gemeinsam, aus den Positionen von Himmelskörpern Ereignisse auf der Erde deuten und vorhersagen bzw. Schicksal und Charakter von Menschen bestimmen zu können. Grundlagen für die Deutung sind in der westlichen Astrologie das Horoskop, die Tierkreiszeichen, Aspekte der Himmelskörper (Sonne, Mond und Planeten), Häuser oder Felder und in manchen Schulen auch einzelne Fixsterne.

Die Ursprünge der westlichen Astrologie liegen in Babylonien, Assyrien und Ägypten. Sie wurde in ihren noch heute gültigen Grundzügen im 2. nachchristlichen Jahrhundert von Claudius Ptolemäus formuliert. Davon zu unterscheiden sind die chinesische, die indische und die alt-amerikanische Astrologie.

Im gleichem Maße wie das Christentum sich in Europa ausbreitete und den Polytheismus der Antike zurückdrängte, verwaisten die astrologischen Lehren in der christlichen Hemisphäre. Erst während der Renaissance (14.-17. Jahrhundert) erlebte die Astrologie eine Wiedergeburt und wurde bis in das 17. Jahrhundert hinein als Wissenschaft anerkannt. Während des Zeitalters der Aufklärung verloren die Anschauungen der Astrologie zunehmend an Glaubwürdigkeit und wurden nun von der Wissenschaft als irrational und veraltet angesehen. Von offiziellen Vertretern aus Kirche und Politik war sie hingegen schon seit dem Altertum immer wieder abgelehnt und zeitweise mit schweren Strafen belegt worden.

Versuche, der Astrologie erneut als Wissenschaft Anerkennung zu verleihen, sind bisher aus Mangel an Beweisen durch Studien oder Experimente gescheitert. Es gibt weder Beweise noch Hinweise darauf, dass der genaue Geburtszeitpunkt oder andere Deutungselemente der Astrologie Erkenntnisse über Lebewesen oder Ereignisse liefern können, geschweige denn eine determinierende Wirkung auf Irdisches haben.[1][2][3] Aus wissenschaftlicher Sicht werden die Ansichten der Astrologen der Esoterik bzw. den Para- oder Pseudowissenschaften zugerechnet.

Astrologie und Astronomie waren im Mittelalter noch nicht getrennt, wie dieser Spruch von Hans Sachs aus dem Jahr 1568 zeigt

[4]

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Endung -logie (griech. λόγος, logos, „Lehre“) weist meist auf eine reine Wissenschaft hin, während die Endung -nomie (griech. νόμος, nomos „Gesetz“) meist anwendungsbezogene Bereiche bezeichnet. Ein historisches Gegenbeispiel dieser Regel ist die naturwissenschaftliche Astronomie, die sich tatsächlich und begrifflich von der nicht-wissenschaftlichen Astrologie abspaltete.

Systematik und Methodik

In der Astrologie werden aus den Positionen der Planeten zueinander (siehe Aspekte) zu einem bestimmten Zeitpunkt (siehe Horoskop) Deutungen nach bestimmten Regeln vorgenommen. Die Regeln dafür leiten sich aus den jeweiligen Schulrichtungen der Astrologie ab. Beispielsweise postulieren Astrologen, dass aus dem Horoskop des genauen Geburtszeitpunktes Aussagen über den Charakter und das Schicksal eines Menschen ableitbar sind oder dass bestimmte Zeiten, die aus den Aspekten und Positionen der Himmelskörper geschlußfolgert werden, für geplante Unternehmungen besonders günstig oder ungünstig sind.

Die Grundlage für das abendländische Horoskop bildet der Tierkreis, dessen Beginn sich aus dem Frühlingspunkt ergibt und 0° des Tierkeiszeichen Widders entspricht. Bei Claudius Ptolemäus läßt historisch erstmals eine Definition des tropischen Tierkreises nachweisen. Die Berechnung basiert auf den Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden. Der gesamte Tierkreis setzt sich aus zwölf Segmenten zu 30° zusammen, von denen jedes einem Tierkreiszeichen entspricht. Besonders die Verhaltenseigenschaften eines Menschen werden aus dem jeweiligen Sonnenstand in einem bestimmten Tierkeiszeichen gedeutet. Neben den Positionen der Himmelskörper zueinander und den Positionen in den Tierkreiszeichen werden auch die Stellungen in den Häusern zur Deutung herangezogen.

Das Horoskop, seine Elemente und seine Deutung

Das Horoskop ist die auf bestimmte Informationen reduzierte Darstellung der Gestirne und anderer für bedeutsam erachteter Phänomene am Himmel für einen bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort. Die graphische Darstellung des Horoskops kann je nach astrologischer Schule, kulturellem Kontext und Epoche unterschiedlich ausfallen. Die Berechnung eines Horoskops basiert im Wesentlichen auf den grundlegenden mathematischen Methoden der Himmelsmechanik.

Verschiedene Formen des Horoskops

Geozentrische Horoskopformen:

  • Das Geburtshoroskop: Es ist nach Auffassung moderner Astrologen ein Anzeichen für die spätere charakterliche Prägung des Neugeborenen, das sich den zu ihm passenden Geburtszeitpunkt instinktiv wähle. Nach herkömmlicher Astrologenmeinung bestimmt allerdings der Geburtszeitpunkt umgekehrt den Charakter. Im Vergleich zwischen Eltern und Kindern wurden signifikante Übereinstimmungen besetzter Punkte in den Horoskopen beobachtet, die nach Ansicht moderner Astrologie für das Zutreffen der ersten Meinung spricht.
  • Ein Elektionshoroskop soll dabei helfen, günstige Zeitpunkte für geplante Unternehmungen und Termine festzulegen.
  • Partnerschaftshoroskop (auch: Beziehungshoroskop, Synastrie): Diese Horoskopart soll ganz allgemein Aufschluss über die Beziehung zwischen Menschen geben, also auch die Beziehung zwischen Geschäftsfreunden, Arbeitskollegen, zwischen einem Elternteil und einem Kind oder zwischen Geschwistern. Beim Combin (einer Sonderform) wird aus den Mittelwerten der Geburtszeiten und Geburtsorte beider Partner ein neues Horoskop berechnet. Beim Composit (auch Composite oder Komposit) wird aus den Mittelwerten der Planeten und Achsen beider Partner ein neues Horoskop berechnet.
  • Zeitungshoroskopen gestehen Astrologen lediglich einen Unterhaltungswert zu, da sie – bestenfalls – die Gestirne in Bezug zum ungefähren Sonnenstand bei der der Geburt im jeweiligen Sternzeichen auswerten. Zeitungshoroskope sind eine Erfindung von R.H. Naylor (1899-1952). Er schrieb 1930 erstmals für den Londoner Sunday Express diese Art von Horoskop.

Daneben werden von manchen Astrologen auch heliozentrische Kosmogramme erstellt. In ihnen sind die Stellungen der Planeten einschließlich der Erde eingetragen, wie sie sich zum Geburtszeitpunkt von der Sonne aus gesehen errechnen. Darin sind naturgemäß die Sonne selbst, der Mond sowie die typisch geozentrischen Parameter (z. B. das Häusersystem) nicht berücksichtigt.[5]

Planeten (Gestirne)

Die klassische, im geozentrischen Weltbild entstandene Astrologie kennt sieben Gestirne: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn.

Für moderne Astrologen ist die Himmelsbeobachtung von einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit Grundlage der Deutung. Diese Deutung wurde von neuzeitlichen Astrologen nicht nur um die Planeten Uranus und Neptun und den Zwergplaneten Pluto erweitert, gelegentlich werden auch weitere Zwergplaneten und Asteroide, zum Beispiel Ceres und Vesta, herangezogen. Jeder Planet gilt als Regent eines oder mehrerer Tierkreiszeichen, deren Eigenschaften der Art seiner Aktionen analog gesehen werden. Die Symbole der Gestirne sind astronomisch und astrologisch mit antiken Göttern oder Heldengestalten verbunden, deren Namen sie tragen (zum Beispiel römisch Venus, griechisch Aphrodite oder mesopotamisch Ischtar). Schon vor der klassischen Antike wurden z. B. in Babylonien einzelnen Himmelskörpern bestimmte Eigenschaften zugerechnet, die dann jeweils als ein Gott in Allegorien und Erzählungen auftraten.

Tierkreiszeichen

Im Tierkreis sind die zwölf Tierkreiszeichen, umgangssprachlich auch Sternzeichen genannt, jeweils 30° groß. Die Ephemeriden enthalten für Gestirne die genauen Orte im Tierkreis sowie ihre Höhe zum (gedachten) Horizont.

Da sich aufgrund der Präzession der Erdachse die Tierkreiszeichen gegen die Sternbilder verschieben, sind beispielsweise die meisten im Sternzeichen Jungfrau Geborenen tatsächlich auf die Welt gekommen, als die Sonne im Sternbild Löwe stand. Astrologen in der griechischen (westlichen) Tradition arbeiten aber nicht mit den (siderischen) Sternbildern, sondern mit dem (tropischen) Tierkreis. Jedoch wird von einigen Astrologen in der Mondanastrologie die Position des Frühlingspunktes, bezogen auf die Sternbilder, in eine Deutung einbezogen; es werden daraus so genannte Äonen postuliert, etwa ein beginnendes Wassermannzeitalter. In der indischen Astrologie werden die Sternbilder gegenüber den Tierkreiszeichen bevorzugt.

Nach astrologischer Auffassung sind die Namen der Zeichen Symbol der in ihnen enthaltenen Eigenschaften. Die Elemente der mittelalterlichen Alchemie (Erde, Feuer, Wasser, Luft) sind mit der astrologischen Lehre verwandt. Diese vier Elemente spiegeln sich auch in der Temperamentslehre des Hippokrates wider. Sie ist Ausdruck einer grundlegenden Vierheit, und in der Verbindung mit der Dreiheit, der so genannten Motorik (das Verhalten ist aktiv, passiv oder reaktiv, also handelnd, erleidend oder zuwiderhandelnd) ergeben sich die zwölf Zeichen, in denen jeweils ein Element mit einer Motorik kombiniert ist (zum Beispiel bei Löwe: passiv mit Feuer, woraus sich dann etwa in der Deutung der zugehörigen Symbolik das Bild eines ruhenden Vulkans ergibt). Die zwölf Zeichen sind zudem noch in zwei Geschlechter eingeteilt, abwechselnd aufeinanderfolgend im Tierkreis.

Zodion Motorik Element Geschlecht
Widder aktiv (kardinal) kreativ (Feuerzeichen) männlich (instinktiv)
Stier passiv (fix) substantiell (Erdzeichen) weiblich (emotionell)
Zwillinge reaktiv (labil) intelligent (Luftzeichen) männlich (instinktiv)
Krebs aktiv (kardinal) fertil (Wasserzeichen) weiblich (intellektuell)
Löwe passiv (fix) kreativ (Feuerzeichen) männlich (emotionell)
Jungfrau reaktiv (auch variabel oder labil) substantiell (Erdzeichen) weiblich (intellektuell)
Waage aktiv (kardinal) intelligent (Luftzeichen) männlich (emotionell)
Skorpion passiv (fix) fertil (Wasserzeichen) weiblich (instinktiv)
Schütze reaktiv (labil) kreativ (Feuerzeichen) männlich (intellektuell)
Steinbock aktiv (kardinal) substantiell (Erdzeichen) weiblich (instinktiv)
Wassermann passiv (fix) intelligent (Luftzeichen) männlich (intellektuell)
Fische reaktiv (labil) fertil (Wasserzeichen) weiblich (emotionell)

Weitere, so genannte sekundäre Charakteristika, sollen sich aus der Kombination der primären Charakteristika ergeben.

Häuser oder Felder

Der genaue Zeitpunkt und der geographische Ort, für den ein geozentrisches Horoskop berechnet wird, bestimmen die Position der „Häuser“, auch Felder genannt. Derjenige Punkt auf dem Tierkreis, der gerade über den Horizont steigt, wird Aszendent (AC) genannt und markiert den Beginn des ersten Hauses. Es folgen drei Häuser bis zum Punkt der unteren Kulmination des Tierkreises, das heißt dem tiefsten Punkt unter dem Horizont, dann drei Häuser bis zum gerade untergehenden Punkt des Tierkreises (Deszendent, DC), drei Häuser zur oberen Kulmination, und schließlich drei Häuser zurück zum Aszendenten. Wegen des Winkels von rund 23°26' zwischen der Erdbahn-Ebene und dem Äquator sind die Häuser im Allgemeinen auf der Ekliptik unterschiedlich groß.

Bildlich kann man sich die Häuser wie eine in zwölf gleiche Stücke nach der üblichen Art aufgeschnittene Orangenschale vorstellen, wobei Stengelansatz und Blütenrest der Orange genau am Nord- und Südpunkt des Horizonts liegen, eine Schnittlinie von Norden nach Süden den Himmel entlang läuft und unter der Erde wieder zurück nach Norden, eine am Horizont entlang, und auf jeder Seite noch je zwei Schnitte dazwischen liegen. Allerdings wird der Abstand der Planeten zur Ekliptik meist bei der Häuserzuordnung nicht berücksichtigt.

Je nach astrologischer Schule werden die Häuser nach Systemen berechnet, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Das obengenannte ist das System des Campanus. Andere Systeme sind die von Regiomontanus, Placidus oder Koch. Beim oft eingesetzten äqualen System werden die Häuser vom Aszendenten aus gleich groß in 30°-Abschnitten dargestellt. Bei den anderen Systemen sind die Häuser je nach der verwendeten Projektionsebene (der Schnittebene im Orangenbild) unterschiedlich groß. Die Deutung der Häuser führt daher je nach System oft zu Aussagen, die nicht miteinander übereinstimmen.

Die Hamburger Schule betrachtet, astronomisch begründet, MC (= Medium coeli oder Himmelsmitte, Schnittpunkt des oberen Meridianbogens mit der Ekliptik, i.e. der obere Kulminationspunkt der Ekliptik) und Aszendent (Schnittpunkt des Osthorizontes mit der Ekliptik) getrennt, wodurch sich zwei Systeme ergeben, die MC-Häuser und Aszendenten-Häuser. Die Grundbedeutung der 12 Häuser gleicht denen in anderen Systemen. Der Unterschied liegt in der Deutungsrichtung. Die MC-Häuser beziehen sich auf das Ich, die Aszendenten-Häuser beziehen sich auf das Du, die Umwelt, den Ort. [6]

So, wie den Tierkreiszeichen in der Deutung verschiedene Charaktereigenschaften und den Himmelslichtern (Planeten, Sonne, Mond) verschiedenen Aktionen zugesprochen werden, so stellen die Häuser unterschiedliche Lebensbereiche dar (ich bin, ich habe, ich denke, ich fühle u.ä.), in denen sich die dort präsenten Tierkreiszeichen und Planeten entsprechend bemerkbar machen sollen. Diese Lebensbereiche werden der Reihe nach in symbolischer Analogie zu den Eigenschaften der Tierkreiszeichen, beginnend mit Widder, den Häusern zugeordnet.

Aspekte

Der Abstand zwischen zwei Horoskopfaktoren, wie z.B. den Planeten, wird durch Winkel ausgedrückt. Einigen Winkel wird eine besondere Bedeutung zugemessen, darunter vorrangig solche, die durch die Teilung der 360 Grad des Kreises durch ganze Zahlen entstehen. Diese Winkel werden als Aspekte bezeichnet und in Horoskopen häufig als Verbindungslinien eingezeichnet.

Haben zum Beispiel zwei Planeten einen Winkelabstand von 90 Grad, spricht man von einem Quadrat. Dadurch ergibt sich theoretisch eine unendliche Anzahl von Aspekten, praktisch werden jedoch kaum andere als 0, 30, 45, 60, 90, 120, 135, 150, und 180 Grad benutzt. Unbestritten in allen astrologischen Systemen ist die Bedeutung der Konjunktion (0°), Sextil (60°), Quadrat (90°), Trigon (120°) und die Opposition (180°).

Die Aspekte bestimmen laut der astrologischen Lehre die Beziehung der Planeten zueinander, zum Beispiel gelten Sextil und Trigon als harmonisch, Quadrat und Opposition aber als spannungsgeladen.

Nach astrologischer Auffassung beschränkt sich die Wirksamkeit der Aspekte nicht auf die exakten Winkelabstände, die praktisch nie gegeben sind. Vielmehr wird um diese herum ein Streubereich, der sogenannte Orbis zugelassen, der je nach astrologischer Schule unterschiedlich groß sein kann. Neuere Auffassungen gehen von einer kontinuierlichen Abnahme der Wirksamkeit mit dem Abstand von exakten Wert aus.

Geschichte und Urformen der Astrologie

„Astronomie und Astrologie waren im Altertum aufs Engste miteinander verknüpft. Eine Unterscheidung der zwei Fachgebiete kannte man damals noch nicht. Die Astronomie besorgte die rechnerischen Unterlagen und die Astrologie die Sinndeutung des rhythmischen Geschehens am Himmel. Die beiden gekoppelten Wissensgebiete waren der Priesterkaste vorbehalten.“[7]

Ursprünglich herrschte die Vorstellung, die Gestirne repräsentierten himmlisch eine oder mehrere irdische Herrschergestalten. In Babylonien wurde zunächst ausschließlich Staatsastrologie betrieben, also das Schicksal des Gemeinwesens mit den Sternen verknüpft. Erst in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. gewann der Glaube Gestalt, das Schicksal des Einzelnen sei mit Hilfe des Horoskops ablesbar. Dies ging mit der Mantik und der allgemeinen Individualisierung im hellenistischen Bereich einher.

Astronomie und Astrologie früher Kulturen

Als ältester Beleg der Himmelsvorstellungen gilt der „Kamm des Königs Wadj” aus der 1. Dynastie im Alten Ägypten.[8] Genauer fassbar wird die Kosmologie in den Pyramidentexten, die den Aufstieg des toten Königs zum Himmel schwerpunktmäßig zum Inhalt haben. Der Himmel galt als Ort der wichtigsten Gottheiten, die in ihrer Anfangsphase ikonografisch nur in Tiererscheinungen auftraten. Die Sargtexte des Mittleren Reichs nahmen im Verlauf die Beschreibungen der himmlischen Sphäre aus den Pyramidentexten dekorativ auf. Unter Sesostris III. widmete man sich der Neustrukturierung des sogenannten Nutbuches, das die Ägypter „Grundriss des Laufes der Sterne” nannten und dessen Anfänge bis mindestens in die Thinitenzeit datiert (Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr.) wird.[9]

Die Einführung des ägyptischen Verwaltungskalenders beruht auf der früheren Form des Sothis-Kalenders und reicht bis mindestens in das fünfte Jahrtausend v. Chr. zurück.[10] Im heliakischen Aufgang des Sirius, der die Göttin Sopdet verkörperte, erkannte man den Zusammenhang mit der bevorstehenden Nilschwemme. Viele Prognosen für die Politik suchte man aus der Stellung dieses Sternes abzuleiten. Die auf den vier Himmelsrichtungen basierenden Pyramiden sollten als Rampe für die Seele des Pharao beim himmlischen Aufstieg dienen, dessen Ba nach seinem irdischen Tod in der neuen Erscheinungsform der Baktiu als heller Stern bis zur Reteh-qabet (Grenzen des Himmels) aufstieg.[11]

Beginnend mit astronomischen Beobachtungen im dritten Jahrtausend v. Chr. schufen die Sumerer im zweiten Jahrtausend v. Chr. mit den Zikkurat Stufentempel in Ur oder Uruk, deren Stockwerke die „sieben Gestirne“ Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter und Saturn symbolisierten und den Priestern die Verbindung zu den Göttern ermöglichen sollten. Sternbilder wurden benannt, der Himmel wurde in drei Bereiche unterteilt, ein siderischer Mond-Tierkreis war bekannt. Sie glaubten, die Bewegung der Gestirne vollziehe sich durch göttlichen Einfluss. Die Bezeichnung Chaldäer für Babylonier wurde zum Synonym für Astrologe.

In der Spätzeit Ägyptens tauchte eine neue Form der astrologischen Terminologie in der demotischen Sprache auf, die auf altägyptischen Aufzeichnungen als Grundlage aufbaute und mit vereinzelten omenartigen Wertungen aus der Frühzeit verbunden waren; beispielsweise wurden Sonnen- und Mondfinsternisse als „Verschlucken des Himmels” beschrieben. Traditionell wurde bisher die Entstehung von astrologischen Konzepten mit Mesopotamien und Griechenland verbunden, jedoch Ägypten marginalisiert. Das analysierte ägyptische Textmaterial weist in eine andere Richtung. Die mesopotamischen Schriften gelangten zunächst nach Ägypten und vermischten sich mit religiös-astronomischen Vorlagen aus Alexandria. Ein klares Beispiel sind die auch heute noch im Gebrauch befindlichen Symbole der Zodiakzeichen, die in demotischen Quellen gut, in griechischen zunächst nur sporadisch bezeugt sind. Ein weiterer eindeutiger Fall liegt bei den Dekanen vor.

Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein zwölfteiliges System, das wie die Dekanlehre mit der aus Mesopotamien übernommenen Zodiak-Astrologie verschmolz. In dieser Enstehungsphase waren noch zwei konkurrierende Benennungssysteme in Gebrauch: „Awi N” als „Haus des N” und „Niet N” als „Anteil des N”.[12] Herodots Aussagen zum altägyptischen Tagewählkalender bestätigen ergänzend die frühen astrologischen Konzepte:

„Ferner ist von den Ägyptern auch zuerst festgestellt worden, welcher Monat und Tag den einzelnen Göttern heilig ist und welche Schicksale, welches Ende und welchen Charakter die an diesem oder jenem Tage Geborenen haben werden. Griechische Dichter haben diese Dinge ebenfalls übernommen. Und Vorzeichen haben die Ägypter weit mehr herausgefunden als alle anderen Völker.Wenn etwas Auffälliges geschieht, achten sie auf dessen Folgen und schreiben sie auf. Bei einem ähnlichen Vorfall in der Zukunft glauben sie dann, es müssten wieder die gleichen Folgen eintreten.“

Herodot[13]

Die ägyptisch-astrologische Terminologie ist gut in demotischer, griechischer und lateinischer Sprache sowie im Sanskrit bezeugt. Im mesopotamischen Raum sind dagegen diese Formen unbekannt. Als „Erfinder” der speziellen Textstruktur kommen daher nur die Ägypter in Frage.[12] Formulierungen und Satzbau verweisen zudem auf die typischen Muster in den Pyramidentexten. Hinzu kommt der Umstand, dass auch die antiken astrologischen Traktate die Lehren stets auf ägyptische Autoren zurückführen.[12]

Entwicklung der Astrologie in Europa

Entscheidenden Einfluss übte Dorotheos von Sidon im ersten Jahrhundert n. Chr. aus. Im Hellenismus werden zunächst astrologia (der verbreitetere und ältere Begriff) und astronomia nicht klar voneinander geschieden. Die erste begriffliche Trennung erfolgte durch Simplikios. Die Griechen übernahmen die babylonischen Planetennamen.

Über Griechenland fand die Astrologie den Weg nach Rom, wo sie sich als eine von vielen Wahrsageformen großer Beliebtheit erfreute. Gerade die römischen Kaiser griffen gerne auf sie zurück. Wenn sie nicht selbst in der Sterndeutung bewandert waren wie Tiberius, Septimius Severus und Hadrian, hatten sie häufig einen Hofastrologen. Kaiser Augustus ließ sogar sein Sternzeichen, den Capricorn (Steinbock), auf Münzen abbilden. Gleichzeitig versuchten die römischen Kaiser aber auch immer wieder, die private Nutzung der Astrologie einzuschränken. In der Antike fand die Astrologie Einfluss und Aufnahme in Alchemie, Gnosis, Manichäismus und Christentum (etwa im christianisierten Tierkreis der Valentinianer, Zeno von Verona, Priscillianisten oder christliche Horoskope und Monatsprognosen in der Orthodoxie).[14]

Das frühe Christentum bleibt gegenüber der Astrologie in einem widersprüchlichen Verhältnis, da nach Auffassung vieler Kirchenlehrer die Vorherbestimmung des Schicksals dem freien Willen als unbedingter Voraussetzung (conditio sine qua non) des christlichen Glaubens widerspricht, andererseits die Geburt Christi astrologisch angekündigt wurde. Wird die Tätigkeit der „Weisen aus dem Morgenland“ (Matthäus 2) ursprünglich als Kunst angesehen, so sind sie nach Hieronymus docti a daemonibus (von Dämonen belehrt). Erst Beda Venerabilis beschreibt sie als angesehene „Heilige drei Könige“. Tertullian warnt vor der Astrologie. Konstantin der Große bekennt sich dazu. Die Kirche des Mittelalters sieht zu einigen Zeiten in den astralen Mächten sogar den Todfeind des Glaubens.

Renaissance und Humanismus brachten unter Rückbezug auf die hellenistische Form die Astrologie zu ihrer vollsten Blüte; andererseits häufte sich auch die rationalistische Kritik gegen sie. Friedrich II., die Päpste Julius II., Paul III. und Leo X. wie viele reformatorisch geprägte Personen (Albrecht Dürer) vertrauten der Astrologie. Martin Luther dagegen hielt nicht viel von den Astrologen: „Es ist ein Dreck um ihre Kunst.“

Bis zur Renaissance waren Astronomen häufig zugleich gläubige Astrologen (Tycho Brahe, Johannes Kepler). Es wird immer wieder die Meinung geäußert, Kepler beispielsweise hätte Horoskope aus rein wirtschaftlichen Gründen erstellt. Es stimmt zwar einerseits, dass er prognostische Horoskope ablehnte (In seinen Worten über die Supernova 1604: Jn Politischen sachen vnd menschlichen Hendeln acht ich / dieser stern hab trefflich viel zubedeuten / zwar nit seiner Natur nach / sondern per accidens / wegen der Menschen gemüther), glaubte andererseits jedoch, dass die gantze Natur / vnd alle deren crefften "(animales facultates)" eine verborgene art haben / die "aspectus" der himlischen liechtstralen zumerckhen vnd sich nach denselben zureguliren. Die astrologischen Diskussionen der Zeit jedenfalls tat er in seinen wissenschaftlichen Werken als ohne vernünftige Basis seiend ab. Seit Isaac Newton die Planetenbewegungen durch die Gravitation erklärte, ging den gebildeten Schichten der Glaube an die Astrologie nach und nach verloren, aber bis in die Romantik bewahrte die Astrologie ihren Einfluss in höchste Gesellschaftskreise (Johann Wolfgang von Goethes Horoskop, Schlegel und andere).

Nach einer Periode, die vor allem von naturwissenschaftlichem Fortschritt geprägt war, während der sich nicht nur die allgemeine Auffassung änderte, sondern auch die Astrologie fast in Vergessenheit geriet, war es besonders Evangeline Adams (1865-1932) die die Astrologie wieder in der westlichen Welt populärer machte. Sie siedelte sich 1900 in New York an und beriet als Astrologin viele Personen, darunter auch Millionäre wie J. P. Morgan, den Sänger Enrico Caruso oder den englischen König Edward VII. 1914 wurde sie wegen Wahrsagerei angeklagt, jedoch frei gesprochen.

Astrologische Schulen

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: In diesem Artikel wird vor allem die westliche Astrologie beschrieben; andere Systeme unterscheiden sich davon.

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Zur heutigen Astrologie gehören verschiedene Schulen mit ihren Methoden und Denkmodellen. Die Berechnung der Positionen von Medium coeli, Aszendent, Sonne, Mond, Mondknoten und Planeten für das Horoskop ist bei allen Methoden gleich. Alle errechneten Faktoren beruhen auf der Basis astronomischer Daten. Die Darstellung der Horoskopgrafik (Radix) variiert je nach Sichtweise (Schwerpunkte z. B. Häusereinteilung, Häusersysteme, Aspekte, Planetenbilder, Orbis/Abweichung).

Hamburger Schule

Die Hamburger Schule ist eine von Alfred Witte (1878-1941) begründete methodenkritische Auswertungsmethode (1913-1925). Darunter versteht man

  • die astrologischen Symbole für Sonne, Mond und Planeten mit ihren astronomischen Positionen am Rand einer drehbaren 360-Gradscheibe auf einem darunter liegenden Blatt Papier einzutragen (anstatt in ein Horoskopformular). Die Gradscheibe zeigt an ihrem äußeren Rand eine konventionelle Skala, deren Vollkreis in 360 Grad (°), 1 Grad besteht aus 60 Bogenminuten, gegen den Uhrzeigersinn eingeteilt ist. Mittig wird eine Verschraubung gesteckt. Sie macht die Gradscheibe drehbar und gleichzeitig hält sie das darunter liegende Papier mit der Gradscheibe zusammen. [15][16]
  • Mit der Gradscheibe wird erfasst, ob die astronomischen Positionen, verteilt um die Gradscheibe, untereinander geometrische Figuren bilden, z. B. Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, Trapeze (Orbis, Abweichung +/- 1°).
  • Wenn an jeder Ecke einer solchen geometrischen Figur ein Planet eingezeichnet ist, spricht man von einem Planetenbild.
    Ein Planetenbild in Form eines Trapezes

Die Abbildung zeigt das Horoskop von Bertolt Brecht. Darin eingezeichnet ein Trapez mit seiner Spiegelachse. Um sie herum bilden Mond und Neptun einerseits, Sonne und Merkur andererseits eine Halbsumme. Damit formen sie ein Planetenbild. Das bedeutet: Ich bin ein Dichter und Schriftsteller mit Feingefühl. [17]

  • In der Mitte der geometrischen Figur liegt die Symmetrie- oder Spiegelachse. Zwei Symbole, die um eine Symmetrieachse den gleichen Abstand haben, bilden eine sog. Halbsumme.[18] Zwei Halbsummen formen ein Planetenbild.[19]

Zentrale Bedeutung für die Auslegung eines Horoskopes werden "Persönlichen Punkten" zugemessen. Darunter wird verstanden, auf den Zeitpunkt der Geburt bezogen:

  1. MC, Medium coeli, der Schnittpunkt des an den Himmel projizierten Längengrades mit der Ekliptik (Bahn der Erde um die Sonne)
  2. Aszendent, der im Osten liegende Schnittpunkt der Horizontlinie mit der Ekliptik
  3. Sonne, Zentralgestirn unseres Sonnensystem
  4. Mond, Erdtrabant
  5. Mondknoten, der Schnittpunkt der Ekliptik mit der Mondbahn
  6. Widderpunkt, der Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik

Diese sechs sog. Persönlichen Punkte bilden jeweils ein Auslegungsprinzip (Häuser) und den Ausgangspunkt für eine systematische Betrachtungsweise des Horoskops.

Kosmische Psychologie

In hohem Maße haben auch die ursprünglich von C.G. Jung für seine analytische Psychologie angestellten Überlegungen über die Archetypen, das kollektive Unbewusste und die Synchronizität neue Anstöße für eine durch die Tiefenpsychologie begründete Modernisierung astrologischer Theorien erbracht.

Revidierte Astrologie

Das Konzept einer revidierten Astrologie besteht seit etwa den 1950er Jahren. Geprägt wurde der Begriff vom Philosophen und Astrologen Thomas Ring, im Rahmen seiner mehrbändigen Astrologischen Menschenkunde, die vielen heute als Standardwerk der Astrologie gilt. Ring überführte die alte Lehre in eine zeitgemäße Form psychologischer Symbolik, indem er sie vom fatalistischen, „okkulten“ Ballast früherer Jahrhunderte befreite. Rings poetischer Stil gilt vielen als besondere schriftstellerische Leistung. Von anderen wird sein Werk jedoch als „zu umständlich“ für ein Lehrbuch kritisiert.

Münchner Rhythmenlehre

Die Münchner Rhythmenlehre wurde von Wolfgang Döbereiner in den 50er Jahren entwickelt, die ein besonderes Deutungssystem darstellt, das davon ausgeht, dass sich Zeiten und ihre Ereignisse in ganz bestimmten Rhythmen vergrößern, wiederholen und auflösen. So ist das Solar des ersten Lebensjahres gleichzeitig zuständig für die ersten sieben Lebensjahre. Das zweite Solar ist für die zweiten 7 Jahre (vom 7-14. Lebensjahr) zuständig. Das System und die Prognosemethode haben nur noch wenig mit der Klassischen Astrologie gemeinsam. Nur der alte Schlüssel (1 Tierkreisgrad = 1 Lebensjahr) wird bei der Direktion von Medium coeli, Ascendent und Sonne verwendet. Ein anderer wesentlicher Unterschied zu anderen Schulen ist die Verwendung von Gruppenschicksalspunkten (ausgewählte Tierkreisgrade), die eine besondere Eigenschaft haben sollen. So ist zum Beispiel 22,5° Zwilling Sonne-Uranus haltig. Viele Elemente der Rhythmenlehre wurden W. Döbereiner empirisch entwickelt (z.B. die Astrokartographie), die weder astronomisch noch aus den überlieferten Lehren der Klassik ableitbar sind.

Uranus, Neptun und Pluto

Einige moderne Astrologen beziehen auch die im Altertum nicht bekannten Planeten Uranus, Neptun und Pluto in ihre Interpretationen und Vorhersagen mit ein. Begründet wird dies damit, dass die Astrologie auf Analogien und Symbolen gründe und sich am Erleben der Wirklichkeit auf der Erde orientiere, das (phänomenologisch) systematisiert werde. Die Entdeckung der neuen astronomischen Objekte erfolgt nach deren Auffassung dann, wenn das Bewusstsein im Menschen eine Entwicklung erreicht habe, welche die astrologischen Qualitäten beispielsweise eines Planeten repräsentiere. So wurde in den Jahrzehnten um die Entdeckung des Uranus die Dampfmaschine erfunden, die Industrialisierung begann und die französische Revolution leitete das Ende der Monarchien ein. Uranus soll also für Befreiung von Abhängigkeiten, plötzliche Umbrüche, neue Technik, Kapitalismus und so weiter stehen. Entsprechendes gelte für Neptun und Pluto. Umstritten ist, ob und inwiefern die Götternamen, welche die Astronomen den neu entdeckten Planeten gegeben haben, in Beziehung zu ihrem Symbolwert stehen. Unklar ist auch, ob und wie Astrologen auf die Neudefinition des Begriffs „Planet“ durch die Internationale Astronomische Union vom August 2006 reagieren werden.

Astrologie in anderen Kulturkreisen

Amerika

In Amerika schufen Azteken und Mayas einen 260-Mondkalender zur Berechnung religiöser Feste. Der Himmel untergliederte sich in 13, die Unterwelt in 9 Regionen, entsprechend 13 Tages- und 9 Nachtstunden. Die Bauweise der Stadt Cuzco symbolisierte den zwölfgeteilten Tierkreis. Aus astral abgeleiteten Notwendigkeiten wurde die Praxis von Menschenopfern abgeleitet.

China

In China, dem astronomischen „Reich der Mitte“, in dem die Sterne nie untergehen, wurde der Kaiser als Sohn des Himmels verehrt. Mindestens seit dem vierten Jahrh. v. Chr. beschäftigten sich chinesische Kosmographen mit der Katalogisierung von Sternbildern und der Aufzeichnung der Gestirnsbewegungen. An den fürstlichen Höfen der Kriegsherren hielten Astrologen ständig Ausschau nach zukünftigen Ereignissen, die sich am Himmel abzeichneten. Während der 2. Han-Dynastie (25-225 n. Chr.) entstanden unterschiedliche Schulen, nach welchen das Weltbild zu erklären versucht wurde. Eine der ältesten Auslegungen bezeichnete den Himmel als einen beweglichen Baldachin (t'ien kai) unter welchem die Erde in Gestalt einer viereckigen, geköpften Pyramide bewegungslos ruht[20]. Die chinesische Astrologie schuf einen 28-teiligen, den kaiserlichen Palästen zugeordneten Mondkalender wie auch einen zwölfgeteilten Tierkreis. In der Chinesischen Astrologie nimmt eher der Jupiter als die Sonne eine zentrale Rolle ein, wodurch mittels Abstraktion auch die bekannten und in ganz Ostasien volkstümlichen „Jahr der Ratte“, „Jahr des Hasen“ etc. zustande kommen. Schon vor Christi Geburt beobachteten chinesische Astrologen den Halleyschen Kometen, ab 28 v. Chr. Sonnenflecken.

Indien

In Indien setzen die Veden im 2. Jahrtausend v. Chr. astronomische Beobachtungen in Bezug zur Religion. Astrologie zählte zur höchsten Gelehrsamkeit. Der Gedanke der menschlichen Reinkarnation in den Tierkreissymbolen fand hier seine Ausprägung. Die indische Astrologie bezieht auch viele Fixsterne in ihre Deutungen ein und bevorzugt die realen Sternbilder gegenüber den rechnerischen westlichen Tierkreiszeichen.

Rezeption

Von Vertretern verschiedener Begriffe von Pseudowissenschaft wird die Astrologie zumeist als eine solche aufgefasst.[21]

Naturwissenschaftlich

Inzwischen wird es als erwiesen angesehen, dass die Himmelskörper keinen direkten Einfluss auf die Menschen ausüben. Aussagen und Vorhersagen der Astrologie wurden durch wissenschaftliche Studien nicht bestätigt.[1][2] Die Naturwissenschaften beschäftigen sich heute daher nicht mit der Überprüfung astrologischer Erklärungen. Seit den Arbeiten von Isaac Newton ist bekannt, dass die Bewegung der Himmelskörper dem universellen Gravitationsgesetz folgen. Diese Erkenntnis lässt sich nicht mit der Vorstellung in Einklang bringen, dass die Planetenbewegungen außerdem bestimmte irdische Zwecke verfolgen, wie dies im Altertum angenommen wurde. Die Gravitationswirkung oder Lichtwirkung, die Planeten auf den Menschen ausüben, ist so gering, dass man davon ausgeht, dass sie keine nachweisbare Auswirkung auf das menschliche Leben haben können. Die moderne Naturwissenschaft trennt ihre Arbeit streng von der Astrologie.

Aus Sicht der Skeptikerbewegung

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) hinterfragt seit vielen Jahren die Astrologie. Sie prüft beispielsweise die Prognosen des Vorjahres derjenigen Astrologen, die davon ausgehen, dass Astrologie Tatsachen beschreibt. Nach Ablauf des Jahres prüft sie, wie viele Prognosen tatsächlich eingetreten sind.

In wissenschaftlichen Studien werden die Aussagen und Vorhersagen der Astrologie nicht bestätigt. So wertete ein dänisch-deutsches Forscherteam um Peter Hartmann in einer großangelegten Studie die Daten von insgesamt mehr als 15.000 Personen statistisch aus: ein Zusammenhang zwischen Geburtsdatum – und damit auch dem so genannten „Sternzeichen“ (dem Tierkreiszeichen, in dem zum Zeitpunkt der Geburt die Sonne steht) – und individuellen Persönlichkeitsmerkmalen konnte nicht nachgewiesen werden.[1] „Damit könne zwar nicht die Astrologie als Ganzes widerlegt werden, doch ein direkter Zusammenhang zwischen der Geburt in einem bestimmten Tierkreiszeichen und der Persönlichkeit existiere höchstwahrscheinlich nicht, schließen die Forscher.“[22]

Der Skeptiker Richard Dawkins sieht in der Astrologie einen „Feind der Wahrheit“.[23]

Psychologie

1979 stellte Kelly[24] in einer kritischen Untersuchung fest, dass (1) die große Mehrheit der empirischen Studien, die zu dem Zweck durchgeführt wurden, die astrologische Lehre zu überprüfen, deren Behauptungen nicht bestätigen konnte und (2) „die wenigen stützenden Studien weiterer Klärung bedürfen“ („the few studies that are positive need additional clarification“).[25]

Darüber hinaus betonen verschiedene Autoren entscheidende methodische Schwächen scheinbar stützender Studien wie z. B. selektive Auswahl der Testpersonen, Ungenauigkeiten bei der Geburtszeit oder zu geringe Probandenzahlen. Für die positiven Befunde solcher Studien fanden die Forscher alternative Erklärungen, z. B. tendieren Personen mit astrologischen Kenntnissen dazu, sich gemäß den Vorgaben ihres jeweiligen Sternzeichens zu verhalten.[26][27]

Astrologische Zwillinge, das sind Personen, die zum selben Zeitpunkt geboren sind, sollten nach Auffassung vieler Astrologen und Kritiker der Astrologie der beste Test für die Leistungsfähigkeit der Astrologie sein.[2] In einer umfangreichen, wissenschaftlich durchgeführten Studie konnten keine Korrelationen zwischen Geburtsdatum und signifikant höheren Ähnlichkeiten bei astrologischen Zwillingen – im Vergleich zu anderen Personen – festgestellt werden.[2]

Metaphysisch

Innerhalb der jeweiligen astrologischen Schule wird nach festen Regeln verfahren. Die meisten Astrologen sehen ihre Tätigkeit trotzdem als nicht naturwissenschaftlich begründbar. Eine solche Begründbarkeit sei aber kein Qualitätskriterium, da nach den Philosophien des Strukturalismus und des Dekonstruktivismus eine exakte Naturwissenschaft alleine nicht in der Lage sei, alle Aspekte der Welt zu erklären.

Psychologisch

Wo Prophezeiungen gemacht werden, besteht das Problem der selbsterfüllenden Prophezeiungen. Die Kenntnis und innere Aneignung der beschriebenen Motivationen führt zur tatsächlichen Umsetzung. Dies reicht bis ins Unterbewusstsein und daraus folgender Bevorzugung nach Art eines Temperaments. So lassen sich anschließend Korrelationen zwischen astrologisch vorhergesagten und tatsächlichen beobachteten Verhaltensweisen finden[28]. Aus Sicht der Naturwissenschaften lassen sich solche faktischen Beobachtungen nicht als Begründung für die Stichhaltigkeit der Astrologie heranziehen. Schon durch die Selbsterfüllung kann im psychologischen Sinne die Beschäftigung mit Astrologie ein Mittel zur Selbstinspektion und Selbstreflexion darstellen, ebenso wie andere religiöse beziehungsweise esoterische Glaubensübungen dazu geeignet sind (Tarot).

Neben der Selbstprojektion finden sich in der Psychologie weitere Zumutungen, etwa die Fremdprojektion (ähnlich dem Erlernen der Geschlechterrolle), sowie dem Bejahungsfaktor bei schwammigen Aussagen (sogenannter Barnum-Effekt), die die Selbstbestätigung über das Horoskop in Frage stellen. Für diese Effekte gibt es jeweils fundierte Studien, die deren teils starke Wirkung beschreiben. Ähnlich wie mit der physikalischen Kritik bleibt für den astrologischen Anteil hier nur ein kaum messbarer Hauch eines äußeren Einflusses übrig. Mögliche Beobachtungen sind vielmehr der Ausdruck des Erlernten als direkte Folge der Prägung der Psyche durch das astrologische Modell. In diesem Zusammenhang hat eine Untersuchung, die im Jahr 1978 von den Psychologen Mayo, White und Eysenck [29] durchgeführt wurde, gezeigt, dass abhängig vom jeweiligen Wissen um Gestirnstände Personen, die dieses Gedankengebäude kennen und für sich auch als wichtig betrachten, auch Stellungen der Planeten widerspiegeln. Diese Auffälligkeiten verschwanden jedoch genau dann, wenn Personen getestet wurden, die keine astrologischen Behauptungen kannten.

Astrologie als Angelegenheit des Glaubens

Astrologie erfüllt bei vielen Menschen ein Bedürfnis nach übernatürlichen, transzendenten oder metaphysischen Erklärungen für ihre aktuelle oder zukünftige Befindlichkeit. Die Erwartung metaphysischer Aussagen lässt per Definition jede naturwissenschaftliche Kritik belanglos sein. Dies trifft übrigens nicht nur für Astrologie, sondern für jedes Wert- oder Anschauungssystem (zum Beispiel Religionen) zu, das jenseits der bekannten physikalischen Welt weitere Determinationen oder Existenzen unterstellt.

Astrologie im gesetzlichen Rahmen

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Das Recht, den Beruf des Astrologen auszuüben, ist in Deutschland durch das Grundrecht der Berufsfreiheit geschützt. Im Jahre 1965 hob das Bundesverwaltungsgericht mit seinem Urteil [30] unter Verweis auf Art. 12 GG Verbote auf, die bis dahin in einigen Bundesländern in Kraft waren, beispielsweise die Bremer Wahrsageverordnung vom 6. Oktober 1934. Da aber das Berufsbild „Astrologe“ gesetzlich nicht näher definiert ist und keiner staatlichen Aufsicht unterliegt, bestehen hinsichtlich des Zugangs und der Ausübung des Astrologenberufs keinerlei Einschränkungen. Lediglich die normale Anmeldepflicht gemäß § 14 der Gewerbeordnung ist zu beachten.

Literatur

  • Nicholas Campion: The Dawn of Astrology: The Cultural History of Western Astrology, Continuum, 2008
  • Andreas Hergovich: Die Psychologie der Astrologie, Huber, Bern 2005
  • Ivan W. Kelly: Why Astrology Doesn't Work, Psychological Reports 82 (1998), S. 527-546
  • Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie, Klostermann, 1967, 3. Aufl. 1998
  • Wilhelm Knappich, Walter Koch: Horoskop und Himmelshäuser – Grundlagen und Altertum, 1959
  • Otto Lankes: Das Weltbild der Astrologie, Verlag Jos. C. Huber, Diessen 1956
  • Kocku von Stuckrad: Das Ringen um die Astrologie, De Gruyter, 2000
  • Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie, München: Beck, 2003, ISBN 3-406-50905-3, Paperback-Ausgabe 2007
  • Jim Tester: A History of Western Astrology, Boydell Press, 1990

Quellen

  1. a b c Peter Hartmann (Universität von Aarhus) et al.: The relationship between date of birth and individual differences in personality and general intelligence: A large-scale study. In: Personality and Individual Differences, Mai 2006, Bd. 40, S. 1349-1362.
  2. a b c d G. Dean, I. W. Kelly: Astrology Relevant to Consciousness and Psi? In: Journal of Consciousness Studies, 10/2003, S. 175–98.
  3. Abdel-Khalek A, Lester D: Astrological signs and personality in Kuwaitis and Americans. In: Psychological reports. 98, Nr. 2, April 2006, S. 602–7. PMID 16796119; Austin PC, Mamdani MM, Juurlink DN, Hux JE: Testing multiple statistical hypotheses resulted in spurious associations: a study of astrological signs and health. In: Journal of clinical epidemiology. 59, Nr. 9, September 2006, S. 964–9. doi:10.1016/j.jclinepi.2006.01.012. PMID 16895820; Wyman AJ, Vyse S: Science versus the stars: a double-blind test of the validity of the NEO Five-Factor Inventory and computer-generated astrological natal charts. In: The Journal of general psychology. 135, Nr. 3, July 2008, S. 287–300. PMID 18649494; Lower SK: Treating astrology's claims with all due gravity. In: Nature. 447, Nr. 7144, May 2007, S. 528. doi:10.1038/447528a. PMID 17538598; Carlson Shawn: A double-blind test of astrology. In: Nature. 318, December 1985, S. 419-425. doi:10.1038/318419a0
  4. WordNet 2.1. Princeton. Abgerufen am 5. Juli 2006.
    Activities With Astrology. Astronomical society of the Pacific.
    Objections to Astrology: A Statement by 186 Leading Scientists. The Humanist, September/October 1975.
    Dawkins, Richard. Unweaving the Rainbow, S. 115; Richard Dawkins. The Real Romance in the Stars. The Independent, December 1995.
    British Physicist Debunks Astrology in Indian Lecture. Associated Press.
    Astronomical Pseudo-Science: A Skeptic's Resource List. Astronomical Society of the Pacific.
    Maddox J: Defending science against anti-science. In: Nature. 368, 1994, S. 185. doi:10.1038/368185a0
  5. Siegfried Schiemenz: Planetenstellungen und der Geist des Menschen, München 2002,ISBN 3-8330-0432-0
  6. Alfred Witte: Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. (Sammlung seiner 47 Aufsätze von 1913-1925.) Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag) Hamburg, 1975, ISBN 3-920807-11-1, S. 13
  7. G. Hürlimann: Astrologie - Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch, Oesch Verlag Zürich 2002 (10. Aufl.), S. 13, ISBN 3-0350-1501-5
  8. Vgl. Alexandra von Lieven: Der Himmel über Esna – Eine Fallstudie zur religiösen Astronomie in Ägypten am Beispiel der kosmologischen Decken- und Architravinschriften im Tempel von Esna. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, S. 10-12.
  9. Vgl. Christian Leitz: Studien zur ägyptischen Astronomie, Harrassowitz, Wiesbaden 1991, S. 49.
  10. Vgl. Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens, Gerstenberg, Hildesheim 1985, S. 61.
  11. Vgl. Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5, S. 141.
  12. a b c Vgl. Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, S. 146-147.
  13. Vgl. Herodot-Historien, II, 82.
  14. Vgl. dazu Wolfgang Hübner: Zodiacus Christianus: Jüdisch-christliche Adaptionen des Tierkreises von der Antike bis zur Gegenwart. Hain, Königstein/Ts. 1983 (Beiträge zur klassischen Philologie 144)
  15. Alfred Witte. Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. (enthält alle 47 Aufsätze von Alfred Witte, 1913-1925), Ludwig Rudolph (Witte-Verlag), Hamburg, 1975, ISBN 3-920807-11-1
  16. Alfred Witte, Hermann Lefeldt: Regelwerk für Planetenbilder. Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), Hamburg 1959, Seite 17-64
  17. Alfred Witte, Hermann Lefeldt: Regelwerk für Planetenbilder. Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), 375 Seiten, Hamburg 1959, Seite 149, 193
  18. Der Begriff "Halbsumme" in der Astrologie wird erstmals von Alfred Witte gewählt in seinem Aufsatz „Der erste Transneptunplanet Cupido." (Astrologische Blätter, Berlin, V. Jahrgang, Monat Juli 1923, Heft 4, Seite 52)
  19. Der Begriff "Planetenbild" in der Astrologie wird erstmals von Alfred Witte gewählt in seinem Aufsatz „Die Auswertung des Erd-Horoskops und die Auslösung seiner sensitiven Punkte." (Astrologische Rundschau, Leipzig, XI. Jahrgang, August-September 1921, Heft 11/12, Seite 172).
  20. Marcel Granet: Das chinesische Denken., München 1980, ISBN 3-423-04362-8 (S. 263 ff.)
  21. http://www.science.uva.nl/~seop/entries/pseudo-science/#SciPse
  22. Wissenschaft.de: Tiefschlag für Horoskope
  23. Richard Dawkins. The Real Romance in the Stars. The Independent, December 1995.
  24. I.W.Kelly:Astrology and Science: A critical examination. In: Psychological Reports, 1979, Bd. 44, S. 1231-1240.
  25. I.W.Kelly:Why astrology doesn’t work.In: Psychological Reports,1998 , Bd. 82, 527 - 546.
  26. K.Pawlik und L.Buse: Selbst-Attribuierung als differentiell-psychologische Moderatorvariable: Nachprüfung und Erklärung von Eysencks Astrologie-Persönlichkeit-Korrelationen. (Self-attribution as a differential moderator variable in Psychology: A test and an explanation of Eysenck’s astrology - personality correlations). In: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 1979, Bd. 10, S. 54-69.
  27. J.J.F.van Rooij:Introversion-extraversion: Astrology versus psychology. In: Personality and Individual Differences, 1994, Bd. 16, S. 985-988.
  28. Richard Dawkins: Unweaving the Rainbow: Science, Delusion and the Appetite for Wonder. Mariner Books, 2000, ISBN 0-618-05673-4
  29. J.Mayo, O.White und H.J.Eysenck: An empirical study of the relation between astrological factors and personality. In: Journal of Social Psychology, 1987, Bd. 105, S. 229-236.
  30. BVerwG I C 6.63 vom 04. November 1965, in MDR 3/1966, Seite 260-263

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