Paolo Renier

Paolo Renier
Alessandro Longhi: Paolo Renier, c. 1779

Paolo Renier (* 21. November 1710; † 13. Februar 1789) war der 119. und vorletzte Doge von Venedig. Er regierte von 1779 bis 1789.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Die Renier gehörten zu den Familien, die erst während des Chioggia-Krieges zum Großen Rat zugelassen worden waren, nach der in der Familie überlieferten Tradition, waren sie jedoch schon seit 970 in Venedig ansässig. Im 18. Jahrhundert gehörte die Familie zu den ärmeren Patriziern, erst Paolo Renier war es gelungen, durch Getreidehandel mit dem Orient ein beachtliches Vermögen zu erwirtschaften.

Leben

Renier wurde als Sohn von Andrea Renier und Elisabetta Morosini geboren. Die Morosini hatten sich in der Geschichte Venedigs in wichtigen Ämtern ausgezeichnet, drei Dogen trugen den Namen Morosini.

Renier war ein sehr gebildeter Mann, der Literatur und Wissenschaft dem Leben eines Kaufmanns oder Militärs vorzog. Er hatte eine guten Ausbildung in Geschichte und den alten Sprachen bekommen und er befasste sich intensiv mit der Philosophie. Von ihm stammt eine venezianische Ausgabe von Werken Platos, die er selbst übersetzt hatte. Er galt als hervorragender Redner und geschickter Taktiker. Als Politiker hielt man ihn für einen „schlauen Fuchs“

Er war in erster Ehe mit Giustina Donà aus dem Zweig der dalle Rose verheiratet, mit der er fünf Kinder hatte. Während seiner Zeit in Konstantinopel hatte er die Bekanntschaft einer jungen Tänzerin, Giovanna Margherita Dalmet, gemacht, die er heimlich heiratete. Da Margherita bürgerlicher Herkunft war, wurde sie nicht in das Goldene Buch aufgenommen. Als Doge ließ er sich bei offiziellen Veranstaltungen von der Tochter seines ältesten Sohnes begleiten.

Zu Beginn seiner politischen Karriere schloss er sich den Reformern um Angelo Querini an, die die Notwendigkeit von grundsätzlichen Veränderungen erkannt hatten, um ein Überleben der Republik bei dem katastrophalen Zustand der Staatsfinanzen und unter den Vorzeichen sozialer und politischer Veränderungen in Europa zu sichern. Nach seiner Amtszeit als Botschafter am Wiener Hof und als Bailo in Konstantinopel kehrte er nach Venedig zurück, distanzierte sich von den Reformern und betrieb jetzt als „Konservativer“ seine Wahl ins Dogenamt. Er war nacheinander Consigliere des Dogen und mehrmals Staatsinquisitor.

Das Dogenamt

Vor der Dogenwahl machten seine Gegner Stimmung gegen Renier, und es gab Gerüchte über einen geplanten Mordanschlag. Um Unruhen in der Stadt zu verhindern, verteilte er großzügig Spenden an das Volk und Stiftungen an die Kirche und die Bruderschaften. Renier wurde gegen den Wunsch der meisten Venezianer am 14. Januar 1779 zum Dogen gewählt. Sein Amt soll er nur unter massivem Einsatz von Korruption der Wahlmänner, was offensichtlich durch die Inquisitori di Stato geduldet wurde, bekommen haben. Wie schon vor seiner Wahl kursierten in der Stadt weiterhin die bissigen Pasquinate über die Korruptheit Reniers.

Seine Wahl wurde von Beobachtern als symptomatisch für den trostlosen Zustand und die Dekadenz der ehemals so stolzen und mächtigen Serenissima angesehen. Renier trat das Amt an, als die Republik wieder einmal hoch verschuldet war. Trotzdem begann während seiner Regierung der Bau der Deiche, der Murazzi, die Venedig besser gegen Hochwasser schützen sollten.

Die üblichen Feste und Empfänge hochrangiger Besucher wurden mit gewohntem Pomp gefeiert. Während seiner Amtszeit besuchten der Papst Pius VI., der Großfürst von Russland, Pawel Petrowitsch, und König Gustav III. von Schweden die Stadt.

Goethe, der Venedig im Jahre 1786 besuchte, beschreibt am 6. Oktober seine Eindrücke von Paolo Renier wie folgt:

„Der Doge ist ein gar schön gewachsener und schön gebildeter Mann, der krank sein mag, sich aber nur noch so, um der Würde willen, unter dem schweren Rock gerade hält. Sonst sieht er aus wie der Großpapa des ganzen Geschlechts, und ist gar hold und leutselig; die Kleidung steht sehr gut, das Käppchen unter der Mütze beleidigt nicht, indem es, ganz fein und durchsichtig, auf dem weißesten klarsten Haar von der Welt ruht.“[1]

Paolo Renier starb am 13. Februar 1789. Da in Venedig gerade der Karneval gefeiert wurde, verschwieg man der Bevölkerung seinen Tod bis zum 2. März, dem Beginn der Fastenzeit. Begraben wurde er in der Kirche San Nicola da Tolentino. Sein Grab ist ein einfaches Bodengrabmal, das mit einer Marmorplatte bedeckt ist.

Literatur

  • Antonio Pilot (Hrsg.): Versi satirici per l'elezione e la morte del doge Paolo Renier. Rom 1911.
  • Andrea da Mosto: I Dogi di Venezia. Giunti, Mailand 2003, ISBN 88-09-02881-3.
  • Claudio Rendina: I Dogi. Storia e segreti. Newton & Compton Books, Rom 2003, ISBN 88-8289-656-0.

Einzelnachweise

  1. Goethes poetische Werke. Vollst. Ausg. Bd 9. Autobiographischen Schriften. Tl. 2. Stuttgart 1960. S. 277.


Vorgänger Amt Nachfolger
Alvise Mocenigo IV. Doge von Venedig
1779–1789
Ludovico Manin

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paolo Renier — est le 119e doge de Venise élu en 1779. Pendant son dogat, l avant dernier de l histoire de Venise, il ne se produit aucun fait important même si à l extérieur les bases de la Révolution française se dessinent, qui peu d années après la mort de… …   Wikipédia en Français

  • Rénier — Renier ist ein vorwiegend im französischen Sprachraum verwendeter männlicher Vorname. der Familienname von Jérémie Renier (* 1981), belgischer Schauspieler Léon Renier (1809–1885), französischer Autor und Mitbegründer der l Encyclopédie moderne… …   Deutsch Wikipedia

  • Renier — oder Rénier ist ein vorwiegend im französischen Sprachraum verwendeter männlicher Vorname Rénier de Trith († nach 1206), französischer Kreuzfahrer des vierten Kreuzzuges Renier Zen († 1268), Doge von Venedig Renier Roidkin (auch René Roidkin;… …   Deutsch Wikipedia

  • Paolo — ist ein italienischer männlicher Vorname, abgeleitet vom lateinischen Namen Paulus mit der Bedeutung „klein“.[1] Eine weitere, u.a. die deutsche Form des Namens ist Paul; zu Herkunft und Bedeutung des Namens siehe auch dort. Die weibliche Form… …   Deutsch Wikipedia

  • Paolo Lucio Anafesto — ou Paoluccio Anafesto (en latin : Anafestus Paulucius) serait, selon la tradition, le premier doge de Venise, élu en 697. Avec l affaiblissement du pouvoir byzantin, entre le VIIe siècle et le VIIIe siècle, l autorité principale de …   Wikipédia en Français

  • Renier (famille) — Pour les articles homonymes, voir Renier. Sommaire 1 Famille patricienne de Venise 1.1 Membres illustres 1.2 …   Wikipédia en Français

  • Giustina Renier Michiel — (Venecia 1755 Venecia 1832) fue una literata italiana, nieta del dux Paolo Renier. Se le debe la obra Le feste veneziane, que aporta muchas noticias útiles para el conocimiento de la historia de Italia. Tradujo, además, al italiano las obras de… …   Wikipedia Español

  • Yannick Renier — Pour les articles homonymes, voir Renier. Yannick Renier est un acteur belge né le 29 mars 1975 à Bruxelles. Il est le demi frère ainé de Jérémie Renier. Acteur de théâtre, il se fait connaître par le grand public grâce au rôle d Hugo dans la… …   Wikipédia en Français

  • Ludovico Manin — Pour les articles homonymes, voir Manin (homonymie). Ludovico Manin Ludovico Manin …   Wikipédia en Français

  • Doge Venedigs — Giovanni Bellini: Portrait des Dogen Leonardo Loredan (1501) Der Doge (von lateinisch Dux „Führer, Anführer, Fürst“) war das Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Abgeleitet ist die Bezeichnung aus einem Begriff der römischen Verwaltung: Ab dem 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”