Paracoelops

Paracoelops
Rundblattnasen
Hipposideros cervinus, Zeichnung aus John Gould, F.R.S., Mammals of Australia, Vol. III Plate 34, London, 1863.

Hipposideros cervinus, Zeichnung aus John Gould, F.R.S., Mammals of Australia, Vol. III Plate 34, London, 1863.

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hufeisennasenartige (Rhinolophoidea)
Familie: Rundblattnasen
Wissenschaftlicher Name
Hipposideridae
Lydekker 1891

Die Rundblattnasen (Hipposideridae) sind eine Fledermausfamilie. Sie sind eng mit den Hufeisennasen (Rhinolophidae) verwandt und werden manchmal als deren Unterfamilie (Hipposiderinae) klassifiziert. Die Familie umfasst rund 70 Arten in neun Gattungen.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Rundblattnasen sind in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Asiens und Australiens sowie in Neuguinea und auf den Salomonen verbreitet.

Beschreibung

Diese Fledermäuse sind vor allem durch die Form ihrer Schnauze charakterisiert. Das Nasenblatt besteht aus einer hufeisenförmigen Wölbung vorne und einer dahintergelegenen aufgerichteten Blatt, das bei vielen Arten dreigeteilt ist und an einen Dreizack erinnert. Diese Struktur dient, wie bei den meisten Fledermäusen, zur Aussendung oder Verstärkung von Ultraschalllauten, die sie zur Echolokation benötigen. Bei vielen Arten haben die Männchen eine sackförmige Drüse hinter dem Nasenblatt, die ein wachsartiges Sekret absondert. Die Ohren haben keinen Tragus. Die Färbung des Fells variiert von rötlich-orange über braun bis zu grauschwarz, in manchen Arten unterscheiden sich die Geschlechter hinsichtlich der Fellfärbung oder der Form des Nasenblattes. Rundblattnasen erreichen eine Kopfrumpflänge von 28 bis 110 Millimetern und ein Gewicht von drei bis 110 Gramm.

Lebensweise

Als Schlafplatz dienen ihnen Höhlen, Felsspalten, Gebäude, Baumhöhlen oder Baue anderer Tiere, zum Beispiel von Stachelschweinen. Von einigen Arten ist bekannt, dass sie Winterschlaf halten; viele Arten in großen Gruppen, andere in kleinen Familiengruppen oder allein. Wie die meisten Fledermäuse sind sie nachtaktiv, am Abend verlassen sie ihre Schlafplätze, um allein oder in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche zu gehen. Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Insekten, die sie im Flug erbeuten. Sie fliegen oft in Bodennähe und verzehren bodenbewohnende Tiere wie Käfer, Termiten oder Schaben.

Über die Fortpflanzung vieler Arten ist kaum etwas bekannt. Ein- oder zweimal im Jahr kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. Bei vielen Arten lässt sich ein verzögertes Wachstum des Embryos beobachten: die reine Tragzeit beläuft sich auf 70 bis 100 Tage, der Abstand zwischen der Paarung und der Geburt ist aber oft doppelt so lang. Jungtiere werden rund 40 bis 80 Tage gesäugt.

Bedrohung

Der Verlust des Lebensraumes durch Umwandlung ihrer Wohngebiete in landwirtschaftlich genutzte Gebiete oder Siedlungen stellt für viele Arten eine Bedrohung dar. Drei Arten werden von der IUCN als stark bedroht gelistet: Hipposideros lamottei aus Westafrika, Hipposideros nequam aus Malaysia und Paracoelops megalotis, von der nur ein einziges Exemplar gefunden wurde. Einige weitere Arten sind bedroht oder gefährdet, für viele Arten liegten jedoch keine genauen Daten vor.

Die Gattungen

  • Die einzige Art der Gattung Anthops, die Blumennasen-Fledermaus (A. ornatus), ist nur von den Salomonen bekannt. Auffällig ist ihr von vielen Falten unterteiltes Nasenblatt, das an eine Blume erinnern soll.
  • Die Gattung der Dreizack-Blattnasen (Asellia) umfasst zwei Arten, die im nördlichen Afrika und auf der Arabischen Halbinsel verbreitet sind. Sie zählen zu den an trockene Wüstenregionen am besten angepassten Fledermäusen. Der hintere Teil ihres Nasenblatts weist eine ausgeprägte Dreizackform auf.
  • Cloeotis percivali ist im südlichen Afrika (von der Demokratischen Republik Kongo bis Südafrika) verbreitet. Für diese Art sind die drei Zacken des hinteren Teiles des Nasenblattes sowie die kurze Ohren, die kaum aus Fell herausragen, charakteristisch.
  • Die Gattung Coelops umfasst zwei Arten, deren Heimat Südostasien (vom östlichen Indien und Südchina bis zu den Philippinen und Bali) ist. Es sind schwanzlose Tiere mit einem braunen bis schwärzlichen Fell und kurzen, runden Ohren.
  • Mit rund 60 Arten sind die Eigentlichen Rundblattnasen (Hipposideros) die artenreichste Gattung. Diese Tiere leben in Afrika, den südliche Teile Asiens, auf Neuguinea, den Salomonen und Australien. Ihr Fell ist meist rötlich oder bräunlich gefärbt. Zu den Arten dieser Gattung zählen unter anderem:
    • H. ater aus Australien und Südostasien
    • die Gewöhnliche Rundblattnase (H. caffer), die in Afrika südlich der Sahara verbreitet ist,
    • H. cineraceus aus Süd- und Südostasien
    • die Commerson-Rundblattnase (H. commersoni), die ebenfalls in Afrika lebt und die mit einer Kopfrumpflänge von 11 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 180 Gramm zu den größten Fledermäusen überhaupt zählt,
    • die Diadem-Rundblattnase (H. diadema) aus Südostasien und Nordaustralien,
    • die Cantor-Rundblattnase (H. galeritus), die in Süd- und Südostasien lebt und zu den kleinsten Vertretern der Gattung zählt,
    • die Schneider-Rundblattnase (H. speoris), die in Indien und Sri Lanka verbreitet ist.
  • Die Art Paracoelops megalotis ist nur von einem 1947 in Vietnam gefundenen Exemplar bekannt. Ihr Kopf ist goldgelb, der restliche Körper braun gefärbt. Sie gilt als stark bedroht, da seit mehr als 50 Jahren keine Exemplare gefunden wurden, ist ihr Schicksal unklar.
  • Die Goldene Rundblattnase (Rhinonicteris aurantia) ist in der Nordhälfte Australiens verbreitet. Sie bewohnt vorwiegend heiße, baumbestandene Gebiete und ist durch ein goldfarbenes oder oranges Fell gekennzeichnet.
  • Die Gattung Triaenops umfasst drei Arten, die im Iran, auf der Arabischen Halbinsel, im östlichen Afrika sowie auf Madagaskar leben. Sie weist verschiedene Fellfärbungen (grau, orange oder rötlich) auf und lebt in großen Gruppen in Höhlen.

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