Ataraxie

Ataraxie

Die Ataraxie („Unerschütterlichkeit“, auch Ataraxis, altgriechisch ἀταραξία ataraxía, von a-tárachos „unerschütterlich“) ist die Bezeichnung der Epikureer und Pyrrhoneer für das Ideal der Seelenruhe. Sie bezeichnet als seelischen Zustand die Affektlosigkeit und die emotionale Gelassenheit gegenüber Schicksalsschlägen und ähnlichen Außeneinwirkungen, die das Glück des Weisen (Eudaimonie) gefährden.

Inhaltsverzeichnis

Die Ataraxie in der epikureischen Ethik

Das höchste Ziel (télos oder summum bonum) menschlichen Daseins besteht laut der Ethik Epikurs in der gelassenen Lust (hedoné oder voluptas). Diese besteht aber nicht, wie etwa in der tatsächlich „hedonistischen“ Ethik der Kyrenaiker, in körperlichen Genüssen, sondern gerade in der von Übermaßen der Lust wie des Leides freien Ataraxie des Weisen, da sowohl positive als auch negative Emotionen die Seele erschüttern, aus dem Gleichgewicht reißen und so Leid verursachen. So muss sich der Weise sowohl von äußeren als auch inneren Einflüssen, die seine Seelenruhe (Ataraxie oder tranquillitas animi) bedrohen, von Begierde, Lüsten, Trauer und Furcht befreien und so zur innerlichen Autarkie gelangen.

Die Ataraxie in der pyrrhonischen Skepsis

Für das Ziel der wegen der spärlichen Überlieferung nur schwer greifbaren Lehre des Pyrrhon von Elis ist neben dem stoischen Terminus Apatheia auch der Begriff der Ataraxie überliefert. In der neupyrrhonischen Skepsis, die uns vor allem in den Schriften des Sextus Empiricus entgegentritt, bezeichnet die Ataraxie zwar eigentlich das Ziel der Ethik, das jedoch nicht direkt erstrebt werden kann, da jedes Streben danach, ja schon jede dogmatische Lehre über das Wesen der Ataraxie eben eine Erschütterung und damit Zerstörung der Seelenruhe bedeuten würde. Daher sagen die Neupyrrhoneer, die Ataraxie folge der Urteilsenthaltung (epoché) „wie der Schatten“. Man gelange „zufällig“ zur Seelenruhe, indem man sich in allen Entscheidungen des Urteils enthalte und so dem Hin- und Hergerissensein entkomme.

Siehe auch

Literatur

  • Malte Hossenfelder: Stoa, Epikureismus und Skepsis. Geschichte der Philosophie, Bd. 3: Die Philosophie der Antike, Bd. 3; München: Beck, 1985 (19952); ISBN 3-406-30841-4.
  • Wolfgang Röd (Hrsg.): Geschichte der Philosophie. Band 3. C. H. Beck, München 1985. Mehrere Stellen, siehe Register.
  • Gisela Striker: Ataraxia: Happiness and Tranquility. In: The Monist Nr. 73. 1990, S. 97–110

Weitere Infos

  • Dieser Begriff wird von Slevin Kelevra (Josh Hartnett) im Film Lucky Number Slevin verwendet, als er Lindsey (Lucy Liu) erklärt, warum er keine Angst ob seiner gegenwärtigen Auswegslosigkeit habe.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • ataraxie — [ ataraksi ] n. f. • 1580; gr. ataraxia « absence de trouble » ♦ Didact. Tranquillité de l âme. Chez les stoïciens, État d une âme que rien ne trouble, idéal du sage. ⇒ apathie, 1. calme, détachement, impassibilité, quiétude, sérénité. Adj.… …   Encyclopédie Universelle

  • ataraxie — ATARAXÍE s.f. 1. (med.) Stare bolnăvicioasă de pasivitate a unui organ sau a unei funcţiuni. 2. Concepţie filozofică idealistă din antichitate care susţinea că omul trebuie să tindă spre o stare de perfectă linişte sufletească prin detaşarea de… …   Dicționar Român

  • ataraxie — ATARAXIE. subst. fém. Terme de Philosophie. Quiétude, calme, tranquillité de l âme. Les Stoïciens tendoient à l Ataraxie …   Dictionnaire de l'Académie Française 1798

  • Ataraxie — (v. gr.), Unerschütterlichkeit, Seelenruhe, Gleichmuth …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ataraxīe — (griech.), unerschütterliche Seelenruhe, bei den alten Skeptikern der Zweck ihres skeptischen Philosophierens, weil man beim Zweifeln durch keine einander widerstreitende Meinungen beunruhigt werde …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ataraxie — Ataraxie, Unerschütterlichkeit, Seelenruhe …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ataraxie — L’ataraxie (du grec ἀταραξία / ataraxía signifiant « absence de troubles ») apparaît d abord chez Démocrite et désigne la tranquillité de l’âme résultant de la modération et de l’harmonie de l’existence. L’ataraxie devient ensuite le… …   Wikipédia en Français

  • Ataraxie — Ata|ra|xie 〈f. 19; unz.〉 Seelenruhe, Gleichmut, Unerschütterlichkeit [<grch. a „nicht“ + tarassein „aufrühren, erregen“] * * * Ataraxie   [griechisch »Unerschütterlichkeit«] die, , das Nicht verwirrt Sein, Gemütsruhe, Gleichmut, Seelenruhe;… …   Universal-Lexikon

  • ataraxie — (a ta ra ksie) s. f. Terme de philosophie. Absence de trouble dans l âme. •   L ataraxie même du stoïcien n approche pas de son indifférence, J. J. ROUSS. Orig. 2. •   Et les pyrrhoniens ont leur ataraxie, PASC. Vrai bien, 2. ÉTYMOLOGIE    Terme… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • ATARAXIE — s. f. T. de Philosophie. Quiétude, calme, tranquillité de l âme. Les stoïciens tendaient à l ataraxie …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”